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Hilfe, mein Baby ist zu dick: Was Wachstumskurven wirklich aussagen

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Wann ist ein Baby zu dick? Wir erklären anhand von Wachstumskurven, wann du dir über das Gewicht deines Babys keine Gedanken machen musst. Und was du tun kannst, wenn dein Kleines wirklich zu viel wiegt.

Wann ist mein Baby zu dick?

Egal, ob Hering oder Wonneproppen bei der Geburt – früher oder später legen sich die meisten Babys eine kleine Speckschicht zu. Bei manchen bleibt es bei runden Bäckchen. Bei anderen reiht sich Speckröllchen an Speckröllchen. Im Jahr 2020 wurde in Cottbus ein 6,7 Kilo schwerer Junge geboren. Was früher als besonders gesund galt, weil propere Babys bessere Überlebenschancen hatten, stimmt jetzt nicht immer alle Ärzte froh. Babys brauchen durchaus einen Puffer für schlechte Zeiten, zum Beispiel, wenn sie krank sind oder aus anderen Gründen schlecht trinken/essen. Aber gibt es ein Zuviel?

Es kommt darauf an. Darauf, ob dein Kleines ab Geburt in etwa auf seiner „Kurve“ geblieben oder nach oben ausgerissen ist. Darauf, ob du ausschließlich stillst oder nicht. Und darauf, ob dein Baby nicht nur schwer, sondern auch groß ist.

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Aber eins nach dem anderen:

1. Was die Wachstumskurven bedeuten

Bist du schon über die Wachstumskurven im Untersuchungsheft gestolpert? Die fünf geschwungenen Linien sind Perzentilen. Dabei handelt es sich nicht um ideale Verläufe der Gewichtszunahme, sondern reine Prozentangaben. Die mittlere Kurve (50-Prozent-Perzentile) stellt die statistischen Normwerte dar, gewisse Abweichungen von dieser Linie sind normal. Die oberste Linie ist die 97er-Perzentile. Bedeutet so viel wie: 97 Prozent der Babys sind zu diesem Zeitpunkt leichter. Andersherum sind also 3 Prozent der Babys schwerer und meist trotzdem gesund.

Für die Ärztin bedeutet das lediglich: genauer hinschauen! Die äußeren Perzentilen grenzen also nicht gesunde von kranken Kindern ab, sondern geben lediglich einen Hinweis. Der Bereich für Übergewicht beginnt übrigens über der 85er-Perzentile, also der zweiten Linie von oben. Unterschieden wird zwischen Übergewicht und deutlichem Übergewicht.

Ob dein Kleines also tatsächlich als zu dick eingestuft wird, liegt im Ermessen des Mediziners.

2. Wichtig: Stillkinder nehmen zu Anfang oft mehr zu

Stillst du und hast Sorge, dass dein Kind zu viel zugenommen hat? Dann schau doch noch mal in dein Untersuchungsheft. Welche Quelle steht bei dir unter den Wachstumskurven? Lauter deutsche Namen oder die WHO (Weltgesundheitsorganisation)? Sind es die deutschen, handelt es sich um Daten aus dem Jahr 2001. Hier wurden vorwiegend Babys erfasst, die mit der Flasche aufgezogen wurden. Warum? Weil es vor rund 20 Jahren meist so war. Die Trendwende kam erst später.

Im Jahr 2010 hat die WHO neue Daten von mindestens sechs Monate ausschließlich gestillten Kindern erhoben. Neuere Wachstumskurven basieren darauf. Dabei zeigte sich, dass Stillkinder vor allem im ersten Monat schneller zunehmen als Flaschenkinder. Danach verlangsamt sich die Gewichtszunahme stetig. Es ergibt sich also eine ganz andere Kurve. Bei manchen Ärzten alter Schule ist das noch nicht ganz angekommen.

3. Gewicht in Relation zur Größe sehen

Ist dein Baby eher groß? Dann darf es auch schwer sein. Denn Größe und Gewicht stehen ja durchaus im Verhältnis. Gut zu wissen: Babys wachsen selten kontinuierlich. Manchmal stagniert die Größe und sie nehmen zu. Gerade so als würden sie Kraft sammeln für den nächsten Wachstumsschub. Und am nächsten Morgen sind sie plötzlich in die Länge geschossen. Manche Babys überspringen auf diese Weise ganze Kleidergrößen.

Nun könnte man meinen, dass ein BMI-Rechner doch sinnvoll sei. Dem ist aber nicht so. Eben, weil Wachstum und Gewichtszunahme in Schüben verlaufen. Es gibt also einen Grund, warum Ärzteseiten BMI-Rechner frühestens ab einem Jahr anbieten. Und selbst dann solltest du die Ergebnisse mit Vorsicht genießen. Mach dich also nicht verrückt und beobachte das Ganze lieber über einen längeren Zeitraum, als dein Baby wöchentlich zu wiegen.

Die WHO hat zusätzlich zu den Wachstums- und Gewichtskurven welche entwickelt, die beides in Zusammenhang bringen. Hier siehst du das Beispiel für Mädchen:

Gewichtstabelle Baby

Deutsche Babys sind schwerer als der weltweite Durchschnitt

Selbst wenn dein Kleines die WHO Kurven sprengt: behalte im Hinterkopf, dass deutsche Babys weltweit die zweitschwersten sind. Nur die Norweger liegen noch vor uns.

Warum das so ist? Wahrscheinlich spielen verschiedene Faktoren hinein. Zum einen sind wir Deutschen im Schnitt größer als der Durchschnitt. Das gilt für viele nordische Länder. Dann ist die Versorgungslage bei uns besonders gut. Einen Mangel an Nahrung gibt es selbst unter einkommensschwachen Menschen kaum. Das führt zu einer größeren Gewichtszunahme bei Schwangeren. Nicht immer ist die Ernährung so ausgewogen, wie sie sein sollte. Wenn werdende Mütter nicht an Fett und Zucker sparen, mästen sie Ihr Ungeborenes gleich mit.

Deutsche Frauen sind bei der Geburt ihres ersten Kindes im Schnitt 30 Jahre alt. Je älter die Mutter, desto höher wiederum das Risiko für Komplikationen wie Schwangerschaftsdiabetes:

Vorsicht bei Schwangerschaftsdiabetes

Etwa 10 Prozent der Schwangeren entwickeln einen Schwangerschaftsdiabetes. Meist in der Mitte der Schwangerschaft, manchmal auch erst gegen Ende. Leider wird er nicht immer erkannt. Das liegt vor allem daran, dass der große Zuckerbelastungstest nicht von den Kassen bezahlt wird. Der kleine Test, den fast alle Schwangeren absolvieren, ist mitunter nicht aussagekräftig genug.

Das Fatale: Schwangerschaftsdiabetes kann symptomlos verlaufen. Trotzdem können die Auswirkungen gravierend sein. Wenn das Ungeborene nur langsam zunimmt, werden Ärzte deshalb schnell hellhörig. Nicht so, wenn es gut zunimmt. Das passiert aber, wenn der kleine Körper die Unmengen an Zucker einzulagern beginnt, die seine Mama nicht abbauen kann. Wichtig zu wissen: Schwangerschaftsdiabetes trifft nicht nur übergewichtige Mütter. Das Risiko steigt auch mit dem Alter und mit zuckerreicher Ernährung.

Wenn dein kleiner Schatz bei der Geburt ein richtiger Wonneproppen war, kann das also an einem unentdeckten Schwangerschaftsdiabetes liegen. Bis zu 4,3 kg bei der Geburt gelten bei größeren Babys als normal. Das Problem dabei: die vielen Nährstoffe können die Körperzellen umprogrammiert haben. Die Folge ist ein deutlich höheres Risiko für kindliche Adipositas (starkes Übergewicht), ein angeschlagenes Herz-Kreislaufsystem und sogar Diabetes.

Solltest du den Verdacht haben, achte besonders gut darauf, dass du dein Baby nicht auf süß trimmst. Eine ausgewogene, gemüselastige Ernährung schützt vor Diabetes. Stillen übrigens auch. Auch ausreichend Bewegung hilft allen Kindern, später gesünder durchs Leben zu gehen.

Mein Baby wiegt wirklich zu viel – was tun?

Haben dich unsere Argumente nicht überzeugen können? Bringt dein Baby tatsächlich zu viele Kilos auf die Waage und sagt die Kinderarztpraxis dasselbe? Dann solltest du dein Kleines jetzt bitte nicht schlagartig auf Diät setzen. Am besten besprichst du mit der Ärztin oder deine Hebamme, ob und wie eine Gewichtsreduktion möglich ist.

Manchmal reicht es schon, mit dem Zufüttern aufzuhören, wenn du bisher dachtest, deine Milch würde nicht reichen. Manche Stillmamas müssen ihre eigene Ernährung überdenken, damit die Muttermilch nicht unnötig süß wird. Wenn du mit der Flasche fütterst, kannst du zurück zur Pre-Milch wechseln. Denn der reine Milchzucker wird anders verstoffwechselt als die Stärke in den Folgenahrungen.

Futtert dein Kleines schon munter am Tisch mit? Dann gestalte die Mahlzeiten im ersten Lebensjahr so zuckerarm wie möglich. Je länger, desto besser, denn zugesetzten Zucker brauchen unsere Kleinsten nicht. Schließlich sollen sie ja auch andere Geschmacksrichtungen kennenlernen und nicht auf süß gepolt werden. Viel wichtiger sind Vitamine, Mineralien und Nährstoffe, die länger sättigen. Also ein bunter Mix aus Gemüse, etwas Obst, Vollkorn und Milchprodukten, Fleisch, Fisch und Pflanzenölen. Und wenn es dann mal einen Keks gibt, ist das halb so wild.

Glaubst du auch, dein Baby sei zu dick? Dann schreib uns gern einen Kommentar!

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Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 20.08.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Susanne Schaller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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