Die wenigsten Familien planen, ihr Baby im Familienbett schlafen zu lassen. Oft kommt es dann dennoch dazu. Warum Eltern sich dafür entscheiden, welche Vorteile das Familienbett hat und welche Risiken es gibt, erklärt dieser Artikel. Dazu gibt es Tipps, wie du es sicher gestaltest.
Wenn wir auf andere Kontinente wie Afrika, Asien oder Südamerika schauen, ist das Familienbett mit Baby dort ganz normal. Mütter aus diesen Kulturen reagieren mit Unverständnis, wenn Frauen aus Europa erzählen, dass ihre Babys getrennt von ihnen schlafen. Und irgendwie haben sie recht. Denn Mutter Natur hat das bestimmt nicht so vorgesehen.
Dennoch raten Kinderärzte vom Familienbett ab, seit es vor vielen Jahrzehnten das erste Mal Untersuchungen zum plötzlichen Kindstod gab. Denn diese ergaben ein leicht erhöhtes Risiko, wenn das Baby mit im Bett der Eltern schläft. Vor allem in den ersten drei Lebensmonaten. Auch neuere Studien bestätigten dies. Deshalb dürfen auch Hebammen offiziell nicht dazu raten, auch wenn sie wissen, wie praktisch es ist.
Für solche Studien werden Eltern befragt, oft rückwirkend. Die Ergebnisse hängen also davon ab, was die Eltern überhaupt erzählen. Risikofaktoren wie fehlende Sicherung, Rauchen oder Alkohol am Vorabend bleiben daher meist außen vor.
Das Familienbett mit Baby hat einige Vorteile
Manche Eltern wählen das Familienbett aus Überzeugung. Viele andere landen unfreiwillig bei dieser Variante. Denn für sie ist das Familienbett vielleicht nicht die beste, aber die einzige Lösung. Es gibt einfach Babys, die sich nicht im eigenen Bettchen ablegen lassen, schon gar nicht in einem anderen Zimmer. Solche Babys brauchen Nähe und davon sehr viel. Sie kommen nur zur Ruhe, wenn sie dicht bei Mama (oder Papa) liegen. Sobald sich diese entfernen, wachen sie auf und weinen, bis jemand sie in den Arm nimmt. Manchmal auch danach noch stundenlang.
Wer das kennt, weiß auch, dass an Schlaf dann nicht zu denken ist. Monatelang übermüdete Eltern sind ein größeres Risiko für ihr Kind als das Familienbett. Denn die meisten Unfälle passieren beim Nickerchen auf der Couch. Oder deshalb, weil die Eltern das Kind durch den permanenten Schlafentzug zu grob anfassen (Stichwort: Schütteltrauma).
Richtig gemacht bietet das Familienbett einige Vorteile:
- Dein Kind bekommt die Nähe, die es braucht. Gerade unruhige Kinder schlafen entspannter, länger und vor allem nach den nächtlichen Mahlzeiten schnell wieder ein.
- Wenn du stillst, ist das Familienbett ungemein praktisch. Denn so kannst du das Baby einfach zu dir heranziehen, sobald es unruhig wird und es ohne Aufwand stillen. Es muss gar nicht erst schreien, um auf sich aufmerksam zu machen. Sobald das Baby satt und zufrieden ist, wird es gleich wieder einschlafen. Die meisten Mütter wachen dabei gar nicht richtig auf, sondern absolvieren alles im Halbschlaf.
- Der Schlafrhythmus von Mutter und Kind synchronisiert sich. Das heißt, dein Baby wird dich normalerweise nicht aus dem Tiefschlaf reißen. Es wird sich melden, wenn du ohnehin in einer Leichtschlafphase steckst. Das macht den Schlaf trotz Unterbrechungen erholsamer.
- Ist das Kind krank, verschluckt oder erbricht sich im Schlaf oder hat es Atemaussetzer, kann die Mutter sofort reagieren. Wenn das Baby im eigenen Bett oder Kinderzimmer schläft, geht das nicht immer. Apropos Atemaussetzer: Babys, die nah bei den Eltern schlafen, werden durch die Atemgeräusche der anderen besser zum Weiteratmen animiert.
- Die ganze Familie bekommt wieder mehr Schlaf. Die Mutter kann im Halbschlaf stillen. Die anderen Familienmitglieder schlafen seelenruhig weiter. Sie wachen nicht durch lautes Schreien auf.
Risikofaktoren des Familienbetts für dein Baby: was dagegen spricht
Ganz ohne Risiko ist das Familienbett nicht. Unter bestimmten Voraussetzungen würden selbst wir davon abraten. Nämlich dann, wenn:
- Mutter und/oder Vater rauchen, trinken oder Drogen nehmen. Rauchen stört die Sauerstoffversorgung des Kindes. Auch dann, wenn die Eltern die Stoffwechselprodukte des Rauchs nachts ausdünsten. Alkohol, Drogen, Schlafmittel oder große Übermüdung stören den Ammenschlaf der Mutter. Es kommt häufiger zu Unfällen mit Todesfolge.
- Das Familienbett und das Schlafzimmer nicht den Anforderungen genügen und ihr es nicht verbessern könnt. Ein zu kleines Bett, ein fehlender Rausfallschutz, dicke Decken, große Kissen, eine zu weiche Matratze erhöhen das Risiko um einiges. Ebenso ist ein zu warmer, schlecht gelüfteter Raum ein zusätzlicher Risikofaktor.
- Das Baby zwischen mehreren Personen liegt. Am besten schlafen nur Hauptbezugsperson und Baby zusammen. Denn meist hat nur die engste Bezugsperson den leichten Schlaf (Ammenschlaf). Sie wird wach, wenn etwas nicht stimmt. Sind alle anderen auch dabei, sollten sie räumlich so weit entfernt liegen, wie es geht. So landen keine losen Decken, Arme oder Füße auf dem Baby.
Das Familienbett sicher machen
Auch wenn es viele praktizieren, keine Ärztin darf guten Gewissens zum Familienbett raten, ohne den Zeigefinger zu erheben. Entscheidest du dich für das Familienbett, beachte bitte Folgendes:
- Das Baby schläft jede Nacht bei dir statt nur ab und zu, denn dann ist das Risiko geringer.
- Ihr als Eltern raucht nicht und seid absolut nüchtern.
- Das Bett ist groß. Manche Familien bauen sich für diesen Zweck ein riesengroßes Bett (siehe Video weiter unten).
- Die Matratze ist so fest, dass Babys Kopf nicht einsinken kann.
- Das Baby liegt außen neben dir (Rausfallschutz?) auf dem Rücken und mit dem Kopf etwa auf Höhe deiner Brust. Vater oder Geschwisterkinder schlafen woanders oder zumindest weit genug entfernt auf der anderen Seite des Bettes.
- Schwere Decken und große, weiche Kissen mottet ihr ein und ersetzt sie durch leichte Decken und feste Kissen. Wenn dir kalt ist, kannst du dich selbst wärmer anziehen. Ein Flanell-Schlafanzug zum Knöpfen ist am Anfang ideal, wenn du stillst.
- Das Baby trägt einen Schlafsack und ist nicht zu warm angezogen. Es liegt nicht auf einem Kopfkissen, so klein dies auch sein mag. Zusätzliche Decken sind tabu.
- Die Raumtemperatur liegt laut Empfehlung bei 16-18 Grad. Das Zimmer ist gut gelüftet.
- Idealerweise stillst du, denn Stillen schützt zusätzlich vor dem plötzlichen Kindstod.
Alternativen zum Familienbett mit Baby
Natürlich gibt es auch Alternativem zum Familienbett. Ob diese für euch in Frage kommen, müsst ihr leider selbst herausfinden. Denn jedes Baby ist anders.
Das eigene Bettchen im Elternschlafzimmer
Ärzte empfehlen zumindest in den ersten 3 Monaten das eigene Kinderbett im Elternschlafzimmer. Denn dann bist du nah genug, um reagieren zu können, wenn etwas ist. Das Baby hört deine Atemgeräusche. Gleichzeitig kann es nicht aus Versehen unter dir oder deiner Decke verschwinden.
Wichtig ist auch hier, dass du dein Baby immer auf dem Rücken schlafen legst. Im Babybett sollten sich keine Decken, Kissen, Nestchen oder Kuscheltiere finden. Wenn diese Lösung funktioniert, wunderbar! Wenn nicht, tut es vielleicht die folgende.
Das Beistellbett am Elternbett
Wenn das Kind im eigenen Bettchen nicht zur Ruhe kommt, klappt es vielleicht im Beistellbett oder Babybalkon. Denn dann ist Mama ganz nah, aber eben nicht so dicht, dass eine lose Decke auf dem Baby landen könnte.
Was ideal klingt, hat auch ein paar Nachteile. Denn zum einen neigen hungrige Babys dazu, sich irgendwie doch immer an die Mutter heranzurobben. Zum anderen werden solche Bettchen meist schnell zu eng. Besser wäre dann ein höhenverstellbares Kinderbett mit herausnehmbarem Seitenteil. Vorsicht: zwischen Bett und Kinderbett darf keine Lücke entstehen! Idealerweise sind beide Matratzen auf einer Höhe.
Allein im eigenen Zimmer
Das Kinderbett im Kinderzimmer nennen wir aus Gründen der Vollständigkeit. Und weil es auch hier Situationen gibt, wo diese Lösung die beste ist. Nämlich dann, wenn die Schlafgeräusche der Eltern das Baby ständig wecken. Oder, wenn die Eltern rauchen und das Kinderzimmer der einzige rauchfreie Ort in der Wohnung ist.
In allen anderen Situationen sei dir bewusst: das Risiko für den plötzlichen Kindstod ist doppelt so hoch, wenn du dein Baby ausquartierst.
Erfahrungsbericht und Anleitung zum Selberbauen
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Quellen
- AWMF Leitlinien: S1-Leitlinie Prävention des Plötzlichen Säuglingstods: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/063-002 (abgerufen am 11.12.2023)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Das Kind im Wochenbett: Schlafen
https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/nach-der-geburt/das-wochenbett-von-a-bis-z/das-kind-im-wochenbett/schlafen/ (abgerufen am 11.12.2023) - Silvia Höfer & Nora Szász: Hebammen-Gesundheitswissen:
Für Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach
GU Verlag, Auflage 1 (8. September 2012) - Regine Gresens: Intuitives Stillen: Einfach und entspannt – Dem eigenen Gefühl vertrauen – Die Beziehung zum Baby stärken, Kösel-Verlag; 3. Auflage (3. Oktober 2016)