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Schnuller: Ja oder nein?

Schnuller: Ja oder Nein?

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Die Meinungen über Schnuller gehen auseinander. Wann ein Schnuller sinnvoll ist und wann nicht, erfährst du hier. Ebenso, was du beachten solltest, damit das Schnullern später keine oder nur wenige Probleme mit sich bringt. Dazu gibt es Tipps für die Entwöhnung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Schnuller bzw. Nuckelobjekte gibt es schon sehr lange.
  • Sie befriedigen das Saugbedürfnis, wenn die Brust nicht zur Verfügung steht.
  • Ältere Kinder haben kein richtiges Saugbedürfnis mehr, sondern schnullern eher aus Gewohnheit.
  • Im ersten Lebensjahr sollen Schnuller bei ungestillten Kindern nachts vor dem plötzlichen Kindstod schützen.
  • Wenn das Kind den Schnuller zu oft und zu lange benutzt, kann es später einige Probleme geben (Zungenfehlfunktionen, Haltungsprobleme, schlechtere Artikulation, Zahnfehlstellungen).
  • Es gibt keine Schnuller, die perfekt davor schützen. Aber einige Modelle sind zumindest besser als andere.
  • Dosierter Einsatz und frühe Entwöhnung sind wichtig.
  • Daumenlutschen kann die bessere Alternative sein.

Schnuller, Nuckel, Nuni oder auf Englisch „Pacifier“ – das Objekt kindlicher Begierde hat viele Namen. Abenteuerliche Objekte, an denen Babys herumnuckeln können, gibt es schon seit Jahrtausenden. Von süß gefüllten Tongefäßen, über alkoholgetränkte Nuckelsäckchen bis hin zum bleihaltigen Wonnesauger, hat die Welt schon viel gesehen. Dem Wohl der Babys dienten alle Erfindungen nicht wirklich.

Ein Schnuller stillt das Saugbedürfnis des Kindes. Dieses Bedürfnis ist wichtig und angeboren. Denn nur wenn ein Kind saugt, kann es Nahrung über die Brust aufnehmen und überlebt. Das Saugen macht aber nicht nur satt, es beruhigt auch. Die Natur hat eigentlich die mütterliche Brust dazu vorgesehen, beide Bedürfnisse (Sättigung und Beruhigung) zu befriedigen. Dazu müsste die Mutter ihr Baby jedoch immer bei sich tragen und jahrelang nach Bedarf stillen. Beides können oder wollen, zumindest in der westlichen Welt, die wenigsten tun. Als vorübergehenden Brustersatz gibt es den Schnuller. In seiner heutigen Form seit genau 70 Jahren.

Wann ein Schnuller sinnvoll ist

Das Schnuller von Zahnärzten nicht gern gesehen werden, ist wohl jedem bekannt. Es gibt jedoch Fälle, in denen sein Einsatz durchaus okay ist. Nämlich dann, wenn

  • … Frühgeborene durch den Schnuller ihr Saugbedürfnis auch dann stillen können, wenn ihre Eltern im Krankenhaus nicht immer bei ihnen sein können. Zusätzlich wird der Saugreflex gestärkt, der bei extremen Frühchen mitunter noch nicht sehr stark ausgeprägt ist. Sie können dann mit Milch statt durch eine Magensonde ernährt werden.
  • … die Mutter nicht stillen kann oder will. Denn dann ist der Schnuller (neben Fäustchen und Daumen) oft die einzige Möglichkeit, das Saugbedürfnis zu befriedigen.
  • … der Vater das Kind betreut. Denn dieser möchte seine Brustwarzen wahrscheinlich nicht zur Verfügung stellen.
  • … die Mutter nicht so viel (oder nicht so lange) die Brust anbieten kann, wie das Kind sie benötigen würde. Denn manche Kinder wollen so oft an die Brust, dass es die Mutter nicht mehr aushält (Bei anfänglichen Stillproblemen kannst du dich immer an eine Stillberaterin oder deine Hebamme wenden!).
  • … das Kind sehr unruhig ist. Es gibt Babys, die zum Beispiel aufgrund einer verzögerten Reifung des zentralen Nervensystems mehr Hilfe bei der Selbstregulation brauchen als andere (Stichwort: High Need Baby oder hochsensible Kinder). Wenn das die Eltern an ihre Grenzen bringt, ist ein Schnuller manchmal die letzte Rettung.
  • … eine Ausnahmesituation dem Kind Angst macht und es überfordert (z.B. beim Arzt) oder viel Geduld abverlangt (z.B. Autofahren).

Übrigens: Es gibt mehrere Studien, die zu belegen scheinen, dass der Schnuller in der Nacht im ersten Lebensjahr vor dem gefürchteten plötzlichem Kindstod schützen kann. Nächtliches Stillen hat jedoch den gleichen Effekt.

5 Gründe gegen den Schnuller

Bei allen Vorteilen vor allem für die Eltern, gibt es auch mindestens genauso viele Nachteile, die die Gabe eines Schnullers mit sich bringt.

  1. Hebammen und Stillberaterinnen warnen vor einer möglichen Saugverwirrung, wenn der Schnuller zu früh gegeben wird. Denn wenn die Stillbeziehung noch nicht richtig funktioniert, kann es sein, dass das Kind die Brust plötzlich ablehnt oder es nicht schafft, richtig daran zu saugen. Deshalb sollte er in den ersten Wochen besser nicht gegeben werden. Wie lange das nötig ist, hängt vom Kind ab.
  2. Häufiger Schnullereinsatz kann dazu führen, dass die Milchbildung ungewollt zurückgeht. Denn das Kind würde durch das sogenannte Clusterfeeding die Brust zur Milchbildung anregen. Bekommt es stattdessen den Nuckel, fehlt dieser Reiz. Die Brust reduziert die Milch, weil sie scheinbar nicht benötigt wird.
  3. Babys, die einen Schnuller bekommen, sind oft infektanfälliger als andere. Sie neigen vor allem zu häufigen Mittelohrentzündungen oder Infekten der oberen Atemwege. Das liegt zum einen am Schnuller selbst, der eine wahre Keimschleuder sein kann. Zum anderen schlafen solche Kinder oft mit offenem Mund, wodurch die Schleimhäute austrocknen und Infektionen aufsteigen können.
  4. Häufiges Schnullern erhöht das Risiko für Zahnfehlstellungen und Kieferverformungen, weil der Schnuller anders gegen Zunge und Zähne drückt, als die Brustwarze das tut. Fehlentwicklungen im ersten Lebensjahr verwachsen sich meist noch. Ab dem zweiten Lebensjahr und auf jeden Fall nach dem dritten Lebensjahr drohen jedoch ein offener Biss, Kreuzbiss oder Überbiss, die kaum noch zu korrigieren sind. Daraus ergeben sich meist noch andere Probleme (siehe Punkt 5). Nicht alle Schnullerkinder sind davon betroffen, aber viele.
  5. Es kommt bei Schnullerkindern häufiger zu Zungenfehlfunktionen. Die Zunge liegt dann in der Ruheposition nicht wie nötig am vorderen, oberen Gaumen, sondern wird an oder zwischen die Schneidezähne geschoben. Auch wenn es seltsam klingt, eine falsche Zungenstellung zieht eine Reihe an anderen Problemen nach sich, wie z.B. spätere Haltungsprobleme, fehlender Lippenschluss, Probleme mit der Lautbildung, Schluckprobleme etc. Diese müssen frühzeitig angegangen werden und sind manchmal sehr schwer bis gar nicht mehr zu beheben.
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Ist der Schnuller besser als Daumenlutschen?

Jein.

Wenn das Kind plötzlich beginnt, am Daumen zu lutschen, geben manche Eltern doch den Schnuller. Das ist verständlich. Immerhin übt der Daumen mehr Druck auf Gebiss und Zunge aus, als ein flexibler Schnuller. Trotzdem ist das Daumenlutschen eigentlich die bessere Alternative. Denn während manche Kinder den Schnuller den ganzen Tag im Mund behalten und trotzdem die Hände zum Spielen freihaben, wird der Daumen aus diesem Grund oft nur kurz benutzt.

Wenn dein Kind aber nach dem dritten Lebensjahr immer noch am Daumen lutscht oder es auch nachts sehr intensiv und lange tut, wird es für die Zähne schnell kritisch. Dann ist der Daumen aber sehr viel schwerer abzugewöhnen, als der Schnuller. Denn wegnehmen kann man ihn ja nicht.

Eine klare Empfehlung ob Schnuller oder Daumen gibt es von uns also leider nicht.

Wenn Nuckel, dann lieber so

Wenn dein Baby einen Schnuller bekommt, weil es ihn zu brauchen scheint, ist das eben so. Du kannst aber einiges tun, um die Risiken deswegen so gering wie möglich zu halten:

  • Gib ihm den Schnuller nur zum Einschlafen oder wenn es sich nicht anders beruhigen lässt und ziehe ihn sanft aus dem Mund, sobald es geht. Wenn dein Kind älter wird, lass es den Schnuller in einen Beutel oder eine Box am Bett tun, wenn es morgens aufsteht. So kommt er wirklich nur nachts zum Einsatz.
  • Versuche neben dem Nuckel noch eine andere Beruhigungsmethode zu etablieren, wenn die Brust keine Option ist. Manchen Kindern hilft zum Beispiel, wenn sie fest in den Arm genommen und sanft geschauckelt werden.
  • Stopfe ihn dem Baby nie zurück in den Mund, wenn er herausgefallen ist. Ein Nuckel ist kein Stöpsel. Und das Baby darf auch ruhig das Gefühl kennenlernen, mal nichts im Mund zu haben. Aus dem gleichen Grund sollte der Schnuller auch nicht immer verfügbar sein.
  • Kauf einen (oder besser mehrere) kiefergerechte Nuckel ohne Schadstoffe. Kiefergerecht heißt, dass das Saugteil besonders flexibel und dünn ist. Idealerweise hat es eine Stufe, damit sich der Sauger durch die Zähne hindurchschlängeln kann. (siehe Modelle unten). Darüber, ob das Saugteil oval oder abgeflacht sein sollte, gehen die Ärztemeinungen auseinander.
  • Bleib beim kleinsten Modell, wenn dein Baby älter wird. Dadurch hat dein Baby keine Nachteile. Im Gegenteil, die Zunge hat mehr Platz im Mund, als bei der größeren Variante. Dadurch kommt es seltener zu Problemen mit der Zungenstellung.
  • Achte darauf, dass das Schnullerschild luftdurchlässig ist. Es sollte zumindest Luftlöcher haben, damit es sich nicht an der Haut deines Babys festsaugt. Dabei muss es groß genug sein, um nicht ganz in den Mund hineinzupassen.
  • Um den Schnuller unterwegs vor unnötigen Keimen zu schützen, sollte er nicht einfach in den Weiten deiner Tasche verschwinden oder herunterfallen. Dabei helfen eine Schnullerbox und eine Schnullerkette. Letzte sollte das Baby aber nie ohne Aufsicht tragen. Es gibt Schnullerdesinfektiontücher* für unterwegs für den Notfall. Ablecken solltest du den Nuckel nie. Denn erst so gelangen Kariesbakterien oder Hefepilze in die Mundflora deines Babys.
  • Neue Schnuller sollten mehrere Minuten lang ausgekocht werden, um Rückstände von Schadstoffen zu entfernen.
  • Weil sich Keime rasant am und im Schnuller vermehren, sollte er täglich desinfiziert werden. Das geht in der Mikrowelle, in kochendem Wasser oder im Vaporisator*. Nach spätestens 6 Wochen muss er ausgetauscht werden, auch wenn das ganz schön ins Geld gehen kann.
  • Lass dein Kind nicht mit Schnuller im Mund sprechen und sag ihm, dass du es mit Nuckel nicht verstehen kannst. So gewöhnt es sich trotz Schnuller eine gute Aussprache an und die Zunge muss keine Verrenkungen machen.
  • Starte mit der Entwöhnung so früh wie möglich. Bestenfalls schon im zweiten Lebensjahr. Allerspätestens sollte der Nuckel mit 3 Jahren weggelassen werden.

Modelle, die wir (wenn überhaupt) empfehlen können

Das einzige Modell, dass wir empfehlen können, ist der Dentistar-Schnuller*. Denn dazu gibt es wenigstens eine (Hersteller gesponsorte) Langzeitstudie, die belegt, dass es kaum Fehlstellungen und Fehlfunktionen bei Kindern gibt, die den Dentistar benutzt haben.

Die Schnuller von Mam (Mam Perfect*) werden ebenfalls damit beworben, dass sie kiefergerecht seien. Belegt ist das aber nicht.

Von Dentistar gibt es auch einen Schnullerersatz*, wenn die Zeit für die Entwöhnung gekommen ist. Ob dieser funktioniert, haben wir jedoch nicht getestet.

🎧 Podcast: Was du über Schnuller wissen solltest

Der Beruhigungssauger, auch Schnuller, Nuckel oder Nulli genannt, ist ein oft eingesetzter Liebling vieler Eltern. In dieser Folge spricht Emmi mit Hebamme Emely Hoppe darüber, wann der Schnuller das erste Mal zum Einsatz kommen kann und welche Hygienemaßnahmen Eltern dabei beachten sollten. Da es bei Schnullern viele verschiedene Varianten gibt, werden auch diese noch mal unter die Lupe genommen.

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Wie gewöhne ich den Schnuller ab?

Es ist klar, die wenigsten Kinder geben ihren geliebten Schnuller freiwillig her. Mit einem schönen Ritual musst du zwar auch im Anschluss ein wenig Gezeter ertragen, die Entwöhnung fällt aber leichter und somit kürzer aus.

Am besten hat sich bei Kindern um die 2-3 Jahre das Märchen der Schnullerfee bewährt. Diese bringt ein kleines Geschenk im Austausch für den Nuckel. Am besten klappt das, wenn es etwas gibt, das sich das Kind schon länger wünscht und das es dann auch nicht mehr hergeben möchte. Zur Vorbereitung kannst du deinem Kind über Monate ein Buch über die Schnullerfee vorlesen. Unser Tipp ist „Meine erste Bilderbuch Geschichte: Die kleine Schnullerfee“ von Liane Hedlund*.

Andere Kinder akzeptieren es auch, wenn der letzte Schnuller an den Schnullerbaum gehängt oder vom Nikolaus oder Osterhasen mitgenommen wird.

Mehr zum Thema

Fazit: Schnuller ja oder nein?

Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis von Kindern, die nicht so oft oder nicht so lange gestillt werden können, wie sie es bräuchten. Außerdem hilft er in Situationen, wo es das Kind nicht schafft, sich selbst zu beruhigen.

Wenn dein Kind keinen Schnuller möchte, wäre es ziemlich unklug, ihn aufzudrängen. Wenn er ihm und damit dir aber hilft, dann kann das richtige Modell – dosiert eingesetzt und rechtzeitig abgewöhnt – mögliche Schäden deutlich reduzieren.

Ob ihr also zum Schnuller greift oder nicht, ist allein eure Sache. Wichtig ist nur, dass ihr wisst, was ihr tut und es nicht einfach laufen lasst. Alles Gute!

Sag uns, was du denkst

Hast du vor, deinem Baby einen Schnuller zu geben?

Hast du noch eine Frage oder eigene Erfahrungen zum Thema Schnuller? Dann schreib uns gern einen Kommentar!

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Quellen

Zum Fisher Price Gewinnspiel

✔ Inhaltlich geprüft am 01.04.2023
Dieser Artikel wurde von Christine Müller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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