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Laktoseintoleranz beim Baby erkennen und behandeln

Bild: Laktoseintoleranz

Starke Bauchschmerzen, lautes und langanhaltendes Schreien ohne einen offensichtlichen Grund oder schwallartiges Spucken – es gibt viele Hinweise darauf, dass dein Baby möglicherweise an einer Laktoseintoleranz leiden könnte. Die Milchzuckerunverträglichkeit wird eher bei Erwachsenen vermutet. Aber auch bei einem Säugling kann sie, wenn auch selten, auftreten.

Laktoseintoleranz oder Kuhmilchunverträglichkeit – der Unterschied

Die Laktoseintoleranz wird häufig mit der Kuhmilchunverträglichkeit gleich gestellt, dabei gibt es hier teilweise deutliche Unterschiede. Leidet dein Baby an einer Laktoseintoleranz, löst der Milchzucker ein Durcheinander im Verdauungssystem aus. Die Laktose in der Säuglingsnahrung oder in der Muttermilch kann im Verdauungstrakt des Babys nicht abgebaut werden. Grund dafür ist ein fehlendes Enzym, die Laktase. Bei Milchzucker handelt es sich um einen Zweifachzucker. Mit Hilfe von Laktase wird er im Darm gespalten. Das Ergebnis ist die Entstehung von Glukose und Galaktose.

Liegt eine Kuhmilchunverträglichkeit vor, dann kann der Körper mit den Eiweißbestandteilen nicht umgehen, die in Kuhmilch zu finden sind. Es folgt eine fehlgeleitete Immunreaktion. In der Säuglingsnahrung werden auch die Kuhmilchproteine eingesetzt. Teilweise sind sie sogar in kleinen Mengen in der Muttermilch zu finden. Die Kuhmilchunverträglichkeit tritt, im Vergleich zur Laktoseintoleranz, im Säuglingsalter deutlich häufiger auf.

Interessant: Etwa 1-3 % der voll gestillten Kinder leiden unter einer Kuhmilchallergie. Bei Babys, die Flaschennahrung erhalten, liegt die Zahl höher.

Die unterschiedlichen Arten der Laktoseintoleranz

Unterschieden wird bei der Laktoseintoleranz zwischen zwei Arten. Es gibt die angeborene Erkrankung. In diesem Fall handelt es sich um eine kongenitale Laktoseintoleranz. Diese tritt nur sehr selten auf. Grund ist eine Mutation des Enzyms Laktase. Der Milchzucker kann gar nicht gespalten werden. Diese Form zeigt sich durch starken Durchfall und Störungen beim Wachstum. Durch die ausgeprägten Symptome wird sie bereits wenige Tage nach der Geburt festgestellt.

Die sekundäre Laktoseintoleranz ist erworben und kann verschiedene Auslöser haben. Häufiger betroffen sind Frühgeborene, die vor der 34. SSW zur Welt kommen. Weitere Auslöser sind Allergien oder Infektionen sowie mögliche Unverträglichkeitsreaktionen, die durch bestimmte Lebensmittel ausgelöst werden. Der Verlauf ist deutlich schwächer als bei der angeborenen Variante. Sie kann zwar auch zu Durchfall führen, eine schnelle Dehydrierung bleibt jedoch aus. Mehr dazu in diesem Merkblatt.

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Symptome bei einer Laktoseintoleranz oder Kuhmilchunverträglichkeit

Die Symptome der Laktoseintoleranz und der Kuhmilchunverträglichkeit sind ähnlich. Der Arzt wird feststellen, um welche Variante es sich handelt. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

  • Dein Baby hat eine stark erhöhte Stuhlfrequenz
  • Der Stuhlgang ist breiig bis hin zu wässrig
  • Dein Baby hat starke Blähungen
  • Teilweise können sich Verstopfungen zeigen
  • Erbrechen nach dem Stillen oder nach der Milchflasche ist ebenfalls ein Anzeichen
  • Starke Bauchgeräusche können auftreten
  • Ein Blähbauch und Bauchschmerzen können sich zeigen
  • Dein Baby hat vermehrtes Luftaufstoßen
  • Es zeigen sich krampfartige Bauchschmerzen
  • Dein Baby schreit ohne offensichtlichen Grund
  • Der Windelinhalt hat einen unangenehmen Geruch

Liegt eine Kuhmilchunverträglichkeit vor, kann es zu weiteren Anzeichen kommen. Normalerweise reagiert dein Baby direkt nach der Aufnahme von Kuheiweiß. Teilweise sind sogar starker Ausschlag oder ein anaphylaktischer Schock möglich.

Es ist möglich, dass sich eine Laktoseintoleranz im Rahmen der weiteren Darmreifung wieder zurückbildet oder ganz verschwindet. Lass dein Kind daher ruhig in regelmäßigen Abständen erneut testen.

Bei älteren Kindern eignet sich für die Untersuchung der Wasserstoff-Atemtest (H2-Test). Hierbei müssen die Kinder eine Laktoselösung trinken und mehrmals in Abständen von 20 bis 30 Minuten in ein Untersuchungsgerät pusten. Wird die Laktose nicht gespalten und gelangt in den Dickdarm, bildet sich gasförmiger Wasserstoff, der sich im Atem nachweisen lässt. Der H2-Test nimmt insgesamt zwei bis drei Stunden in Anspruch. Bei kleineren Kindern ist er somit kaum durchzuführen. Hier ist eine „Provokation“ möglich. Es wird allmählich und vorsichtig ausprobiert, wie viel Laktose das Kind verträgt.

Laktoseintoleranz bei einem Stillbaby behandeln

Auch wenn dein Baby eine Laktoseintoleranz hat, musst du nicht auf das Stillen verzichten. Teilweise wird dazu geraten, lieber auf Spezialnahrung umzusteigen. Das ist nicht notwendig. Du kannst die Muttermilch abpumpen und ihr das Enzym Laktase zusetzen. In 100 ml Muttermilch sind rund 7 g Laktose enthalten. In welchen Mengen das Enzym zugeführt werden sollte, besprichst du am besten mit dem Arzt oder einer Stillberaterin.

Eine Alternative ist die direkte Gabe von Laktasepräparaten an das Baby. Diese werden über den Löffel gegeben oder in den Mund getropft. Anschließend kannst du dein Baby direkt stillen.

Kuhmilchunverträglichkeit bei einem Stillbaby behandeln

Weist der Arzt bei deinem Säugling eine Kuhmilchunverträglichkeit nach, kannst du ebenfalls weiter stillen. Du solltest lediglich auf die Einnahme von Lebensmitteln verzichten, die mit Kuhmilch zubereitet werden. Neben Käse und Joghurt sowie Milch gehören dazu auch Schokolade und andere Milchprodukte. Du kannst die Lebensmittel durch Produkte ersetzen, die als laktosefrei gekennzeichnet sind. Wenn Milchprodukte bisher einen großen Teil deiner Nahrung ausgemacht haben, informiere dich, wie du die enthaltenen Nährstoffe durch alternative Lebensmittel aufnehmen kannst. So kannst du Kalzium beispielsweise über dunkles Gemüse, Samen und Nüsse oder auch Mineralwasser aufnehmen. Einen hohen Eiweißgehalt haben beispielsweise Fisch, Fleisch oder auch Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen und Bohnen.

Laktoseintoleranz oder Kuhmilchunverträglichkeit bei Flaschenmilch – die richtige Behandlung

Erhält dein Baby Muttermilchersatz und leidet unter einer Kuhmilchallergie oder einer Laktoseintoleranz, dann sollte die Umstellung der Nahrung erfolgen. Es gibt Spezialnahrung, die hier gereicht werden kann. Dann wir sogenannte hochhydrolysierte Nahrungen, in denen die Eiweiße stark aufgespalten enthalten sind, empfohlen.

Teilweise wird empfohlen, auf Produkte umzusteigen, die auf der Basis von Ziegenmilch gefertigt werden. Die Säuglingsnahrung, die mit Ziegenmilchproteinen angereichert ist, musste sich lange Zeit gegen verschiedene Kritiken wehren. So hieß es, dass Ziegenmilch kein adäquater Ersatz für Flaschenmilch mit Kuheiweiß sei. Seit dem Jahr 2013 wurde das Milchersatzprodukt jedoch in der EU offizielle zugelassen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (ESFA) hat die Richtlinien der Europäischen Kommission im August 2013 ergänzt und in diesem Rahmen die Säuglingsnahrung auf der Basis von Ziegenmilch zugelassen.

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Quellen

  • Herbert Renz-Polster, Dr. med. Nicole Menche & Dr. med. Arne Schäffler: Gesundheit für Kinder: Kinderkrankheiten verhüten, erkennen, behandeln
    Kösel-Verlag; 6. Auflage von 2013
  • Ertan Mayatepek: Pädiatrie
    Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, Ausgabe vom 9. August 2007
  • Laktoseintoleranz beim Baby? Stillen bleibt die beste Option
    https://www.still-lexikon.de/laktoseintoleranz-beim-baby-stillen-bleibt-die-beste-option/ (abgerufen am 21.09.2023)
  • Bernd Regler & Cornelia Regler: Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten bei Kindern
    Verlag: Trias, 1. Auflage vom 21. Oktober 2009

✔ Inhaltlich geprüft am 21.09.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Susanne Schaller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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