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Kann man ein Baby verwöhnen?

Kann man ein Baby verwöhnen?

Sobald dein Baby geboren ist, möchtest du es die ganze Zeit ansehen und berühren. Am liebsten würdest du mit ihm den ganzen Tag kuschelnd verbringen. Doch im Hinterkopf meldet sich eine Stimme von Freunden und Verwandten, die davor warnt, dass du dein Baby nicht verwöhnen sollst. Aber geht das überhaupt?

Die Angst vor dem Verwöhnen – was steckt dahinter?

Um verstehen zu können, warum so viele Eltern Angst davor haben, ihr Baby zu verwöhnen, drängt  sich zunächst die Frage auf, was das häufig genannte Verwöhnen in den Augen vieler Menschen eigentlich ist. Wenn dir Oma oder auch Opa den gut gemeinten Rat geben, das Kind nicht immer auf dem Arm zu tragen und es auch schreien zu lassen, steckt dahinter der Gedanke, dass Kinder berechnend sind. Natürlich ist dieser Rat gut gemeint. Du sollst davor gewarnt werden, dass sich dein Baby an die Nähe gewöhnt und alles von dir bekommt. In vielen Köpfen herrscht nach wie vor der Gedanke, dass so kleine Tyrannen groß gezogen werden, die ihren Eltern auf der Nase herumtanzen und nur fordern.

Doch woher kommen diese Gedanken? Interessant zu wissen ist, dass nicht nur vorherige Generationen so denken. Auch wenn sich in der heutigen Zeit in diesem Bereich bereits viel getan hat, gibt es noch immer junge Eltern, die ebenfalls davon ausgehen, dass Babys verwöhnt werden können. Tatsächlich stammt diese Idee schon aus dem Dritten Reich und hat sich über Jahrzehnte hinweg hartnäckig gehalten. Vielleicht ist dir die Autorin „Johanna Haarer“ bekannt. Sie hat im Dritten Reich einen Ratgeber für die Erziehung geschrieben. Das Buch „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“, basiert auf der Idee, dass Kinder schon als Tyrannen geboren werden und es an den Eltern liegt, sie in die richtige Richtung zu lenken.

Die Ansätze für diese Lenkung sind unter anderem, dass ein Baby nur versorgt werden soll. Es bekommt Nahrung und frische Kleidung sowie eine frische Windel. Das ist jedoch auch alles. Der erste Tag nach der Geburt ist, laut dem Ratgeber, besonders prägend. Hier wird durch die Autorin empfohlen, gar keine Nähe zuzulassen, sondern das Kind allein abzulegen. Schreiende Kinder werden schreien gelassen. So lernen sie direkt, dass niemand kommt und hören mit dem Schreien auf.

Deinen Großeltern und auch deinen Eltern wurden diese Ratschläge noch mit auf den Weg gegeben. Sie wussten es nicht besser. Nach wie vor ist die abgeschwächte Form des „nicht Verwöhnens“ weit verbreitet. Sicher wirst du noch Ratschläge hören, dass Schreien die Lungen stärkt und du schon von Beginn an durchgreifen musst, damit dein Kind selbstständig wird. Das ist jedoch nicht korrekt.

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Der Blick auf die Evolution – warum Babys Nähe brauchen

Wer sich ein wenig mit der Evolution und den Urinstinkten von Babys beschäftigt, dem wird schnell klar, dass es sich hier um hilfebedürftige kleine Menschen handelt, die nur ihren Instinkten folgen. Ein Baby hat keine andere Möglichkeit, als sich durch Schreien zu äußern. Wenn es weint, dann hat es auch Probleme. Diese können ganz unterschiedlicher Natur sein. Vielleicht hat dein Baby Hunger, es ist müde, es hat die Windel voll oder es braucht ganz einfach deine Nähe. Vielleicht ist es überfordert mit der Welt, überreizt oder ängstlich. Du kannst jedoch sicher sein, dass dein Baby dich niemals manipulieren wird.

Für Eltern war es schon zu Urzeiten ganz normal, dass direkt auf das Schreien des Babys reagiert wird. So wurde verhindert, dass mögliche Feinde auf die Familie aufmerksam werden und die Bedürfnisse des Kindes direkt gestillt wurden. Nicht zu vergessen: Babys sind Traglinge. Wusstest du schon, dass es den Kinderwagen erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts gibt? Wird dein Baby abgelegt und weint, dann hat das einen ganz simplen Grund: Instinkt. Zu Urzeiten wäre das Ablegen eines Babys sein Todesurteil gewesen. Diese Instinkte haben sich bis heute gehalten. Dein Baby möchte dich also ganz sicher nicht ärgern, wenn es das Bedürfnis hat, immer bei dir zu sein.

Manipulation durch Babys – eine unsinnige Idee

Blicken wir noch einmal kurz auf das Argument, dass dein Baby dich manipulieren könnte. Du hast es gestillt oder gefüttert, gewickelt, es ist auf deinem Arm eingeschlafen und nun möchtest du es ablegen und es wacht direkt auf und weint? Immer wieder? Eben noch hat dein Baby friedlich neben dir auf der Decke gelegen und nun möchtest du nur kurz den Raum verlassen und es weint? Immer wieder? Hier könnte man davon ausgehen, dass dein Baby dich manipulieren möchte. Es versucht, dich zum Dableiben zu bewegen und wenn du das machst, bekommt es seinen Willen. Dieser Gedanke ist verständlich, aber falsch. Damit ein Mensch willentlich manipulieren kann, muss er sich darüber bewusst sein, dass sein Handeln eine Reaktion hervorruft. Er muss Empathie empfinden und die Gefühle der Eltern verstehen können. Das kann ein Baby jedoch nicht.

Erst ab einem Alter von drei Jahren beginnen Kinder damit, Empathie zu entwickeln und die Gefühle anderer Menschen zu verstehen. Damit kannst du also von dem Gedanken, dein Baby im ersten Lebensjahr zu verwöhnen, entspannt ablassen.

Bedürfnisorientierte Erziehung als Grundlage für die Bindung

Dein Baby verweist durch sein Schreien oder den Wunsch, von dir ständig getragen und umsorgt zu werden, nur auf seine Bedürfnisse hin. Die bedürfnisorientierte Erziehung basiert darauf, diese Bedürfnisse schon vor dem Schreien zu erkennen und zu bedienen. Dadurch unterstützt du die Entwicklung deines Babys, verhinderst die Entstehung von Stress und sorgst dafür, dass es sein Urvertrauen nicht verliert. Zudem erfolgt der Bindungsaufbau zwischen Eltern und Kind durch Körperkontakt und Interaktion. Reagiere also auf die Bedürfnisse deines Kindes, kuschle und trage es viel, so fördere damit eine enge Bindung.

Es ist nicht möglich, ein Baby zu verwöhnen. Lass dich nicht verunsichern und genieße die Zeit der Nähe und der starken Liebe zwischen Eltern und Kind. Und wenn dir wieder einmal jemand den Hinweis gibt, dass dein Kind dir später auf der Nase herumtanzt, dann antworte einfach:

„Hauptsache, es tanzt!“

Denn Kinder, die sich der Aufmerksamkeit und Liebe ihrer Eltern bewusst sind und diese immer erhalten haben, entwickeln meist einen besonders ausgeglichenen und fröhlichen Charakter.

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Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 04.07.2023
Dieser Artikel wurde von Nadine Beermann geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Sibylle Grenz

Als Mutter eines quirligen Kleinkindes schreibt Sibylle leidenschaftlich gern über Erziehungsthemen, aber auch Themen aus der Schwangerschaft. Gemeinsam mit unserem Hebammen- und Pädagoginnen-Team arbeitet sie Fragen der babelli-Community auf und beantwortet sie fundiert und praxisnah.

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