Der Stuhlgang von Babys ist für Eltern ein hervorragender Anhaltspunkt um zu erkennen, ob die Verdauung gut funktioniert und es dem Baby gut geht. Gerade im ersten Lebensjahr sind in den einzelnen Phasen der Entwicklung teilweise starke Veränderungen beim Stuhlgang erkennbar. Wir erklären dir, was normal ist und wann du genauer hinschauen solltest.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Stuhlgang bei Babys verändert sich im Laufe der Zeit mehrmals in Konsistenz und Farbe.
- Der Zeitpunkt (nach der Geburt oder später) und die Ernährungsweise (Muttermilch oder Flaschennahrung) spielt bei der Beschaffenheit des Stuhls eine Rolle.
- Nach Einführung der Beikost wird der Stuhl fester und dunkler.
- Verändern sich Farbe, Konsistenz und Geruch des Stuhls scheinbar grundlos, kann dies ein Anzeichen für eine Erkrankung sein.
Der Stuhlgang nach der Geburt – das Mekonium
Durch die Aufnahme von Fruchtwasser im Mutterleib soll die Darmfunktion des Babys schon vorgeburtlich angeregt werden. Ein Neugeborenes hat in den ersten Tagen nach der Geburt einen sehr dunklen Stuhl, der klebrig ist und verschiedene Schattierungen von Grün bis Schwarz aufweist. Das sogenannte Kindspech (Mekonium) wird von den meisten Neugeborenen innerhalb von 24 Stunden ausgeschieden und der Verdauungstrakt verarbeitet die erste Milch. Nach und nach färbt sich der Stuhlgang von Braun-grün bis hin zu Orange und Gelb.
Interessant zu wissen ist, dass nach dem Mekonium der Stuhlgang sehr flüssig und hellgrün ist. Dies hängt damit zusammen, dass Mütter erst einmal eine Übergangsmilch bilden, bevor die typische Muttermilch entsteht. Diese Übergangsmilch wird rund zwei Wochen produziert. Nach und nach wird sie durch reife Muttermilch ersetzt. Diese sorgt dafür, dass der Stuhl dann in die Farbe Gelb übergeht.
Die ersten 6 Lebensmonate – heller Stuhlgang bei reiner Milchernährung
In den ersten vier bis sechs Lebensmonaten ernährst du dein Baby ausschließlich mit Milch. Der Säugling benötigt keine anderen Nahrungsmittel, da die Milch alle wichtigen Vitamine und Nährstoffe erhält. Gerade für den Darm ist es wichtig, dem Baby die Zeit zu lassen. So kann der Verdauungstrakt in aller Ruhe reifen und sich auf die spätere Beikost einstellen. Unterschiede zeigt der Stuhlgang allein schon abhängig davon, ob dein Baby Muttermilch oder Flaschenmilch bekommt. Wie unterscheidet sich der Stuhlgang vom Baby bei Flaschennahrung vom Stuhlgang bei Muttermilch?
Der Stuhlgang bei Flaschenmilch
Wird das Baby mit Flaschenmilch gefüttert, ist der Stuhl, im Vergleich zu dem eines Stillbabys, deutlich fester. Dies hängt mit der Verdaulichkeit der Milch zusammen. Nicht alle Bestandteile der Flaschenmilch können komplett verdaut werden. Daher riecht der Stuhlgang relativ streng. Wie oft Stuhlgang beim Baby bei Flaschennahrung normal ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Das Baby hat in der Regel wenigstens eine volle Windel am Tag. Es ist wichtig, dass die Ansammlungen aus dem Darm abgeführt werden, damit es nicht zu Blähungen und Bauchschmerzen kommt. Je länger der Stuhlgang im Darm bleibt, desto fester wird er. Bleibt der Stuhlgang ein bis zwei Tage aus, ist das aber nicht direkt ein Grund zur Sorge, solange dein Schatz fit und beschwerdefrei ist. Es kommt jedoch vor, dass ein sehr fester Stuhlgang beim Baby durch Flaschennahrung entsteht, der Beschwerden verursacht. Mithilfe einer Bauchmassage oder eines warmen Bades (dazu gleich mehr) kann man beim Baby den Stuhlgang fördern. Flaschennahrung kann auch eine länger anhaltende Verstopfung auslösen. Dann sollte unbedingt der Kinderarzt aufgesucht werden.
Der Stuhlgang bei Muttermilch
Die Muttermilch bildet eine optimale Grundlage für die Ernährung des Babys und ist auf seine individuellen Bedürfnisse abgestimmt. Dadurch kann sie optimal verdaut werden. Der Stuhlgang hat eine sehr flüssige Konsistenz mit kleinen Stücken. Er riecht süßlich. Von der Farbe her weist er ein helles Gelb bis hin zu einem dunklen Gelbton auf. Sei unbesorgt, wenn der Stuhlgang beim Baby schleimig gelb ist. Auch das kann bei Stillbabys normal sein. Tritt der Schleim im Stuhl allerdings mehrere Tage auf, solltest du sicherheitshalber eure Kinderärztin aufsuchen. Dann könnte der Schleim ein Anzeichen für eine Infektion oder eine Allergie sein. Zu Beginn ist es meist so, dass dein Baby noch sehr häufig Stuhlgang hat. Viele Kinder erleichtern sich direkt beim oder nach dem Stillen. Mit der Zeit lässt die Häufigkeit nach. Bei Stillkindern ist es nicht problematisch, wenn sie bis zu zehn Tage keinen Stuhlgang haben, da sie die Milch komplett verdauen können.
Erhält dein Baby ausschließlich Milch, egal ob Muttermilch oder Flaschenmilch, braucht es keine zusätzliche Flüssigkeitszufuhr durch Wasser oder Tee. Die Milch versorgt dein Baby mit allem, was es braucht. Dazu gehört auch Flüssigkeit. Zusätzliches Wasser oder Tee füllen den kleinen Magen und sorgen dafür, dass dein Baby nicht mehr ausreichend Milch zu sich nimmt. Bei einer erhöhten Wasserzufuhr ist es sogar möglich, dass es zu einer Wasservergiftung kommt. Erst ab der Beikostgabe wird zusätzliches Wasser notwendig.
Der Stuhlgang ab der Gabe von Beikost
Wenn dein Baby die Beikostreifezeichen aufweist, kannst du mit Brei oder mit Fingerfood beginnen. Die Beikostreifezeichen sind:
- Dein Baby hält den Kopf bereits allein
- Es kann mit sehr wenig Unterstützung aufrecht sitzen
- Die Bewegungen mit der Hand hin zum Mund werden durch dein Baby koordiniert
- Dein Baby macht Kaubewegungen, wenn du etwas isst
- Es beginnt, sich für dein Essen zu interessieren
Die Beikost hat natürlich eine Auswirkung auf den Stuhlgang. Anfänglich, wenn die Mengen der festen Nahrung noch sehr gering sind, ist die Veränderung kaum spürbar. Sobald die Mahlzeiten größer werden, verändert der Stuhlgang seine Farbe, die Konsistenz und den Geruch. Er wird deutlich fester und dunkler und es entwickelt sich der typische Stuhlgang-Geruch. Die Umstellung des Darms von der Milchnahrung auf festes Essen ist eine große Herausforderung. Daher ist es wichtig, dass du dein Baby vorsichtig an das Essen heranführst und genau beobachtest, wie es auf verschiedene Lebensmittel reagiert. Wird der Stuhlgang zu fest, solltest du die Ernährung umstellen.
Tipp: Viele Eltern beginnen die Beikost mit Karottenbrei. Karotte hat jedoch stuhlfestigende Eigenschaften. Eine bessere Alternative stellen der Brei aus Pastinake oder Kürbis dar. Möchtest du keinen Brei geben, sondern direkt mit Fingerfood beginnen, kannst du auch Kürbis und Pastinake dünsten und deinem Baby anbieten.
Durchfall beim Baby erkennen und handeln
Gerade in den ersten Lebensmonaten, wenn der Stuhl des Babys generell sehr dünn ist, fällt es vielen Eltern schwer zu erkennen, wann ihr Baby Durchfall hat. Ein wichtiger Hinweis auf eine Durchfallerkrankung ist es, wenn die Häufigkeit der Ausscheidungen zunimmt.
Von einem Durchfall spricht man, wenn ein Baby mehr als fünf dünne Stühle pro Tag und ein Kleinkind mehr als drei dünne Stühle pro Tag hat.
Es ist wichtig, bei Durchfall schnell zu handeln, da es sonst zu einer Dehydration kommen kann. Hat dein Baby Fieber, wirkt unruhig oder apathisch oder ist es jünger als acht Wochen, such bitte sofort einen Arzt auf. Bei älteren Babys genügt es meist zu beobachten, ob sie weiter eine ausreichende Menge Milch aufnehmen und keine Verhaltensänderungen aufweisen.
Übrigens kann Durchfall bei einem Baby, das Flaschenkind ist, auch auf eine Unverträglichkeit hinweisen.
Infektion erkennen – wann der Stuhlgang Krankheiten verrät
Nicht nur Durchfall ist eine Erkrankung, die sich am Stuhlgang beim Baby erkennen lässt. Wenn der Windelinhalt schaumig wirkt und eine grüne Farbe bekommt, dann solltest du den Stuhlgang beobachten. Riecht er sehr unangenehm und verändert er sich innerhalb von einem Tag nicht wieder, sollte das Baby dem Arzt vorgestellt werden. Grüner, schleimiger Stuhlgang beim Baby kann auf eine Infektion hindeuten, die behandelt werden muss. Stillst du dein Baby, solltest du das weiterhin tun. Einige Mütter steigen aus Unsicherheit auf Flaschenmilch um, da sie davon ausgehen, dass die Muttermilch den veränderten Stuhlgang ausgelöst hat. Das kann zwar passieren, etwa wenn die Mutter Spinat oder grünes Gemüse gegessen hat. Dann lässt die Verfärbung aber nach ein- bis zweimaligem Stuhlgang nach. Bleibt der Stuhlgang grün, deutet dies auf eine Infektion hin und hat mit der Muttermilch nichts zu tun.
Ein weiteres Warnsignal ist es, wenn sich der Stuhlgang deines Babys schwarz färbt. Normal ist eine solche Färbung nur ausgelöst durch Eisenpräparate. Hat dein Baby keine Präparate bekommen, deutet der dunkle Stuhlgang auf Blut aus dem Magen-Darm-Trakt hin. In diesem Fall solltest du direkt den Arzt aufsuchen.
Selten kommt es vor, dass der Stuhlgang weißlich aussieht. Es handelt sich um entfärbten Stuhl, der meist einen Hinweis darauf gibt, dass dein Baby Probleme mit der Galle hat. Auch hier gilt: Bleibt der Stuhlgang nach einem Tag so hell, ist ein Termin beim Kinderarzt unbedingt erforderlich.
Hinweis: Erkennst du im Stuhlgang deines Babys weiße Fäden oder Striche, können dies Würmer sein. Ein Wurmbefall ist für dein Kind besonders unangenehm. Der Kinderarzt verschreibt dagegen ein Mittel.
Baby-Stuhlfarbe und ihre Bedeutung: Eine grobe Übersicht
Stuhlarten und ihre Beschaffenheit
Stuhlart | Beschaffenheit |
---|---|
Mekonium (Babys Stuhlgang in den ersten 24 bis 48 Stunden) | klebrig, dunkelgrün bis schwarz |
Stuhl der Übergangsmilch (in den ersten zwei Wochen) | flüssig, hellgrün |
Muttermilchstuhl (Still-Stuhl) | weich, senfbraun bis hellgelb |
Stuhl bei Flaschennahrung | fester, gelblich bis bräunlich |
Nach der Einführung von Beikost | fest, meist braun |
Stuhlfarben und ihre Bedeutung
Stuhlfarbe | Bedeutung |
---|---|
Gelber Stuhl | Gelber Stuhl ist normal und kein Grund zur Beunruhigung. Die Farbintensität kann variieren. |
Grüner Stuhl | Kein Grund zur Sorge besteht normalerweise, wenn der Stuhlgang beim Baby grün bei einem Flaschenkind ist. Auch bei Stillkindern ist grüner Stuhl meist harmlos, solange es dem Baby gut geht. Er kann aber auch Zeichen eines möglichen Magen-Darm-Infektes sein. |
Dunkelroter Stuhl | Kann nach dem Genuss von Roter Bete o.Ä. auftreten. Die Farbe kann auch auf Blut hinweisen. Falls dein Kind nichts "Rotes" gegessen hat, solltest du es unbedingt von einem Arzt untersuchen lassen. |
Hellroter Stuhl | Deutet auf frisches Blut hin. Ab zum Kinderarzt. |
Schwarzer Stuhl | In den ersten Lebenstagen ist schwarzer Stuhl Mekonium und somit ungefährlich. Tritt der schwarze Stuhl nach Tagen oder später auf, könnte eine Blutung vorliegen. Suche euren Kinderarzt oder eure Kinderärztin auf. |
Weißer oder grauer Stuhl | Weißer oder grauer Stuhlgang beim Baby könnte ein Anzeichen einer Erkrankung von Galle oder Leber sein. Kontaktiere eure Ärztin. |
Verstopfung beim Baby – so kannst du helfen
Seit mehreren Tagen hat dein Baby keinen Stuhlgang mehr, der Bauch ist hart und es scheint, als hätte dein Baby Schmerzen? Das Baby kann den Stuhlgang nicht rausdrücken? Macht deinem Baby ein fester Stuhl Probleme und/oder hält die Verstopfung mehrere Tage an, ist der Weg zum Arzt besonders wichtig. Vorher kannst du versuchen, die Verstopfung mit Hausmitteln zu lösen:
- Mach eine Bauchmassage
Manchmal braucht der Verdauungstrakt nur einen kleinen Anstoß. Mit einer Bauchmassage lässt sich der Darm anregen und der Stuhlgang wird nach außen geführt. Nimm Öl, erwärme es in deinen Händen und massiere es in kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn in das Bäuchlein ein. Viele Babys genießen die Massage. Manche mögen den zusätzlichen „Druck“ von außen aber nicht. Probiere aus, ob die Bauchmassage deinem Schatz guttut. - Beinübungen
Auch Aktivitäten der Beine können für den Darm den Anschub geben, wieder mehr zu arbeiten. Nimm dafür einfach die Beinchen des Babys und bewege sie vorsichtig zum Bauch und wieder zurück. - Fliegergriff
Auch der Fliegergriff mit Beinchen angewinkelt tut Babys meist gut, wenn sie Bauchschmerzen haben. - Warm baden
Eine weitere Möglichkeit ist es, dein Baby warm zu baden. Das warme Wasser lindert die Bauchschmerzen und regt den Darm an. Badet dein Baby nicht gerne, kannst du ein warmes Dinkelkissen auf das Bäuchlein legen oder einen feucht-warmen Wickel machen.
Tipp: Verstopfungen und ein fester Stuhlgang beim Baby entstehen häufig durch eine Nahrungsumstellung, wie die Einführung der Beikost, oder eine Unverträglichkeit. Erhält dein Baby Flaschenmilch, kann im Falle einer Verstopfung ein Wechsel hilfreich sein. Oder dein Baby leidet an einer Unverträglichkeit, die dein Arzt ermitteln kann. Im Ernstfall kann der Arzt ein stuhllösendes Medikament verschreiben. Eltern sollten jedoch auf keinen Fall selbst am Anus (z.B. mit einem Fieberthermometer) manipulieren, um den Stuhlgang herbeizuführen.
Mehr zum Thema Blähungen und Bauchschmerzen beim Baby erfährst du hier.
Quellen
- Herbert Renz-Polster, Dr. med. Nicole Menche & Dr. med. Arne Schäffler: Gesundheit für Kinder: Kinderkrankheiten verhüten, erkennen, behandeln
Kösel-Verlag; 6. Auflage von 2013 - Ertan Mayatepek: Pädiatrie
Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, Ausgabe vom 9. August 2007 - Baby poop: A visual guide
https://www.babycenter.com/baby-poop-photos (abgerufen am 10.10.2023) - Obstipation bei Kindern Anders als bei Erwachsenen!
https://www.allgemeinarzt-online.de/1588246/a/obstipation-bei-kindern-anders-als-bei-erwachsenen-1863202 (abgerufen am 10.10.2023) - Die Verdauung bei Säuglingen
https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/0-12-monate/verdauung/ (abgerufen am 10.10.2023) - Emilie Moretti, Thameur Rakza, Béatrice Mestdagh, Julien Labreuche, Dominique Turck: The bowel movement characteristics of exclusively breastfed and exclusively formula fed infants differ during the first three months of life. Acta Paediatrica 108(5), S. 877-881.
https://doi.org/10.1111/apa.14620 (abgerufen am 10.10.2023) - Still-Lexikon: Stuhlgang und Urin eines neugeborenen, gestillten Babys
https://www.still-lexikon.de/der-stuhlgang-eines-neugeborenen-gestillten-babys/ (abgerufen am 10.10.2023) - Barbara Wilson-Clay, Kay Hoover: The Breastfeeding Atlas. 6. Auflage von 2017, S. 28/29.