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Kinderfotos auf Social Media: Das müssen Eltern wissen

Kinderfotos auf Social Media
Kinderfotos auf Social Media

Ob zuckersüß, witzig, traumhaft schön oder verrückter Alltag – auf allen Social Media-Kanälen gibt es Millionen von Kinderfotos. Warum du mit dem Posten unbedingt vorsichtig sein solltest, erklären wir jetzt. Spoiler: unangenehmer Content.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eines von vier Kinderbildern auf kinderpornografischen Seiten stammt aus Facebook und Instagram.
  • Privatsphäre-Einstellungen sind nötig, aber keine Garantie.
  • Lieber dreimal überlegen, ob Posten eine gute Idee ist.
  • Es gibt Mittel und Wege, Kinderfotos sicher zu versenden oder für Kriminelle unattraktiv zu machen.

Kinderfotos im Netz: Was ist das Problem?

3000 Fotos, so viel machen Eltern im Schnitt von ihrem ersten Kind, bis es groß ist. Handy sei Dank. Manche sicher noch mehr. Und warum auch nicht?

Leider ist das nur eine Seite der Geschichte. Denn je schöner oder ulkiger das Kinderfoto, desto schneller wird es geteilt. Ein Fingerdruck und – zack – ist es auf Facebook, Instagram, bei WhatsApp oder sonst wo in den Social Media Kanälen gelandet. Schließlich sollen Freunde und Familie auch was vom süßen Fratz und der ganzen Liebe haben.

Verstehen wir vollkommen, geht uns schließlich auch so. Wie oft juckt es uns in den Fingern. Geben wir nach? Manchmal, zum Glück nicht oft. Denn Kinderbilder in Social Media sind eine heikle Sache:

Die Investigativ-Journalisten von Panorama (Tagesschau) fanden bei ihrer Recherche im April 2021 heraus, dass jedes vierte Bild auf Kinderpornografie-Plattformen ursprünglich aus privaten Facebook- und Instagram-Accounts stammt. Nicht immer zeigen sie nackte oder leicht bekleidete Kinder, auch Alltagsbilder sind dabei. Im Urlaub, im Garten, beim Kindergeburtstag, beim Sport – manche Seiten haben eigene Bereiche dafür. Die Kommentare darunter zeigen, dass allein das Kindergesicht ausreicht, um die Fantasie pädosexueller Menschen anzuregen.

Aber ich poste die Bilder doch nicht öffentlich?

Knallharte Privatsphäre-Einstellungen sind immer eine gute Idee. Leider finden Interessierte auch Wege, Bilder aus privaten Profilen zu ziehen. Manchmal werden diese dafür gehackt, manchmal geht es anders.

Aber meist ist selbst das nicht nötig. Denn viele Eltern, Tanten oder Großeltern liefern die Kinderfotos frei Haus. Kennst du jeden einzelnen deiner Facebook-Freunde oder Insta-Follower und seine/ihre Vorlieben wirklich? Weißt du, welcher deiner Verflossenen deinen WhatsApp-Status anschaut? Wir nicht.

Ein Prozent der Männer gilt als pädophil. Das sind allein in Deutschland etwa 250.000. Dunkelziffer? Keine Ahnung.

Vorsicht: Facebook, Instagram und WhatsApp gehören zusammen

Facebook hat 2012 WhatsApp und 2014 Instagram geschluckt. EIN Unternehmen bedeutet auch gemeinsame Server – als Anfang Oktober 2021 alle drei Dienste gleichzeitig ausfielen, war das klar zu sehen. Die Server stehen irgendwo im Nirgendwo. Meist dort, wo das deutsche Rechtssystem nicht greift.

Bilder, die du einmal in dieses Imperium geladen hast, sind nur schwer wieder herauszubekommen. Vom Account löschen allein reicht nicht aus, du musst die Löschung schon beantragen. Dazu kommt: Solange sie sichtbar sind, können andere Nutzer sich die Bilder einfach herunterladen und damit machen, was sie wollen. Selbst wenn Speichern nicht funktioniert, ein Screenshot geht immer. Gleiches gilt für Bilder, die du über WhatsApp verschickst oder in deinem Status zeigst.

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Das Internet ganz ohne Kinderbilder?

Nun gibt es nicht nur Menschen, die vor Kinderbildern auf Social Media warnen. Sondern auch solche, die die Diskussion für übertrieben halten. Schließlich landet nicht jedes Bild in den falschen Händen.

Und wäre das Internet so ganz ohne Kinderbilder nicht eine traurige Parallelwelt? Eine, die nichts mit unserem wahren Leben zu tun hat, wenn unsere Kleinsten darin nicht vorkommen? Da ist sicherlich was dran.

Auch wenn es manchen Eltern guttun würde, die schönsten Momente mit ihren Kindern selbst statt der Welt zu teilen: Ganz ohne Kinderfotos geht es eben nicht. Deshalb kommen jetzt unsere Tipps.

Tipps für Kinderfotos auf Social Media

1. Vor dem Posten kurz nachdenken
Wenn du vor dem Teilen einen kleinen Sicherheitsschalter bei dir einbaust, ist schon viel gewonnen. Frag dich einfach selbst: Ist es wirklich nötig, dass die ganze Welt dieses Foto sieht? Kann ich es irgendwie gezielter den Menschen zeigen, die es sehen sollen? Sollte ich vielleicht ein anderes Foto nehmen oder ganz darauf verzichten?

2. Grundsätzlich keine Bilder von leicht bekleideten Kindern veröffentlichen
Nacktheit weckt Begehrlichkeiten. Das ist leider so. Was bei dir selbst vielleicht nicht tragisch oder sogar gewollt ist, willst du für dein Kind bestimmt nicht.

3. Besser nur Fotos, auf denen das Kind nicht erkennbar ist
Wenn du geschickt fotografierst, kannst du Situationen so einfangen, dass die Message nicht verloren geht und dein Kind trotzdem geschützt ist. Probier doch mal Aufnahmen von oben oder vom Rücken. Auch Händchen oder Füßchen geben einiges her.

4. Alternative: Gesicht unkenntlich machen!
Für Kinderfotos gibt es auf den meisten Handys Filter, die das Gesicht unkenntlich machen. Sonnenbrillen, Herzen, Smileys oder so was. Solche Fotos mögen Pädosexuelle nicht so. Dass dein Kind das Schönste der Welt ist, wissen deine engsten Vertrauten auch so.

5. Zeit für Privatsphäre-Einstellungen
Facebook hat mehr Einstellmöglichkeiten, als die meisten wissen. Du kannst etwa eine Gruppe mit Menschen einrichten, denen du wirklich vertraust. Wenn du dann ein Bild teilst, kannst du es nur für diese sichtbar machen. Geh einfach Punkt für Punkt durch die Einstellungen und sei lieber zu streng als zu lasch. Aber bedenke: Kinderbilder werden auch von ganz penibel eingestellten Accounts gestohlen.

6. Auf sicherere Messenger umsteigen
Für WhatsApp gibt es super Alternativen. Die beste und sicherste ist Threema. Leider kostet sie ein paar wenige Euro und nicht jeder nutzt sie. Tendenz aber steigend. Viele wechseln jetzt auch zu Signal. Der Messenger ist kostenlos, ebenfalls sicherer und vom Handling okay. Telegram bietet zwar ein paar Möglichkeiten für mehr Privatheit, aber die Firma arbeitet nicht mit der deutschen Strafverfolgung zusammen. Deshalb tummeln sich dort mehr Kriminelle als anderswo.

Dürfen Eltern überhaupt Fotos ihrer Kinder posten?

Ja und nein. Das „Recht am eigenen Bild“ üben Eltern so lange für ihr Kind aus, bis es eine gewisse Einsichtsfähigkeit erlangt hat. Es muss die Folgen selbst abschätzen können. Von 0 bis 7 Jahren entscheiden Eltern noch allein (unter Vorbehalt). Ab 8 sollten die Kinder ebenfalls gefragt werden, es gilt die doppelte Zuständigkeit. Ab etwa 14 – der Gesetzgeber bleibt hier etwas schwammig – haben Kinder dann das „Einsichtsalter“ erreicht und können allein über ihre Daten verfügen. Manchmal ist es dann schon zu spät.

So oder so: Das Recht, über ein Kinderbild zu entscheiden, bedeutet im Umkehrschluss auch die Pflicht, gewissenhaft mit der Privatsphäre des Kindes umzugehen. Schließlich geht es um seine Person. Unüberlegtes Posten der Eltern kann ihm später auf die Füße fallen. Selbst, wenn man das Thema Pädophilie völlig außen vor lässt – alte Fotos können für dein Kind extrem peinlich sein (psychische Folgen von Sharenting). Mobbingopfer wissen besonders gut, was damit gemeint ist.

Wichtig: Das Persönlichkeitsrecht deines Kindes gilt auch rückwirkend und ohne Altersbeschränkung. Das bedeutet, dass dich dein Kind wegen des Teilens von Fotos verklagen kann, wenn es 18 geworden ist.

Paragraf 201a StGB „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen“

Auch wichtig: Schnappschüsse vom Kindergeburtstag solltest du nie ohne Erlaubnis der anderen Eltern auf Social Media posten oder per Messenger verschicken, dann machst du dich strafbar. Und bitte nicht genervt sein, wenn jemand nicht zustimmt. Eine E-Mail mit anständiger Verschlüsselung (nur an einen Empfänger) oder die selbst geklebte Fotoerinnerung sind immer noch die besten Alternativen.

Quellen

39e981134c414ddd8c515cbfdda4f479 - Kinderfotos auf Social Media: Das müssen Eltern wissen
Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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