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Unsere Kinder sind mit Mikroplastik und Weichmachern belastet. Daran hat sich nichts geändert und es wird nicht besser. Unsere Autorin versuchte schon vor fünf Jahren mit weniger Plastik auszukommen. Wie es bei ihnen zu Hause heute aussieht, verrät sie uns nun.
Im Artikel „Giftiges Plastik im Blut“ hatte ich vor fünf Jahren beschrieben, wie sehr schon unsere Jüngsten mit Rückständen aus Kunststoffen belastet sind und welche Auswirkungen das auf ihre Gesundheit haben kann. Seit 2023 weiß man sicher, dass und wie sich Mikroplastik aus der Atemluft im Körper anreichert. Allein auf diese Art kommt innerhalb einer Woche die Menge einer ganzen Kreditkarte zusammen. Auch wenn wir gegen das allgegenwärtige Plastik kaum ankommen, haben wir doch einen gewissen Einfluss auf unsere direkte Wohnumgebung. So werden aus der einen Kreditkarte zumindest nicht zwei.
Um es anderen Eltern leichter zu machen, hatte ich im Selbstversuch zu Hause Plastik reduziert und 23 Vorschläge für diejenigen zusammengestellt, die auch gern ein wenig plastikärmer leben möchten. Dazu gibt es nun aktuelle Updates aus unserem Familienalltag. Du findest sie unter jedem Punkt. Spoiler: Ich konnte nicht alles durchhalten, aber ein paar Dinge haben sich etabliert.
Plastik in der Ernährung
1) Aussortieren ist befreiend
Nach der Recherche für meinen Artikel war ich so aufgewühlt, dass ich als Erstes durch meine Küche getigert bin und eine Bestandsaufnahme gemacht habe. Dabei kam heraus: Wir haben viel zu viel und benutzen das Falsche. Deshalb habe ich ältere Küchenutensilien aus Edelstahl, Glas, Gusseisen, Keramik, Holz nach vorn geräumt und alles aus Plastik genauestens unter die Lupe genommen.
Was nicht erkennbar aus PP (Polypropylen, Code 05 im Dreieck) war, flog mit schlechtem Gewissen in den Wertstoffmüll. Auch bunte billige Silikonförmchen, die ich sowieso nicht benutze, aber auf denen meine Tochter gern herumgekaut hat, habe ich aussortiert. Ebenso die zerkratzten Pfannen und Töpfe mit Teflonbeschichtung. Kindergeschirr aus Plastik, Bambus und Melamin (Vorsicht: Formaldehyd bei Erwärmung) wanderte ganz nach oben und wird nur herausgekramt, wenn es wirklich nötig ist.
Das Ergebnis: Ich habe immer noch genug und die Küche ist jetzt viel aufgeräumter. Nur einen einzigen Edelstahltopf muss ich noch besorgen, damit die Familie satt wird. Das Kind bekommt Porzellan, Glas und Besteck wie wir und kommt prima damit klar.
Update: Daran hat sich nichts geändert. Die klassischen Materialien sind eben doch die besten.
2) Alternative zur Brotdose aus Kunststoff
Ich habe lange geschaut, welche Brotdose für die Kita infrage kommt. Laut Recherche wären Dosen aus PP okay. Zwei aus Plastik haben aber schon im Laufe der letzten beiden Jahre den Geist aufgegeben, weil der Verschluss abbrach und sie arg zerkratzt waren. Deshalb habe ich nach langem Überlegen eine aus Edelstahl* gekauft. Die ist zwar schwerer und auch deutlich teuer als Plastik, hält aber bei guter Pflege viele Jahrzehnte und kann später super recycelt werden. Die schöne Dose nebst Schälchen mit Silikondeckel ist nun schon ein Jahr alt und sieht aus wie am ersten Tag.
Update: Für die Kita war die Brotdose prima, für den Schulranzen jedoch zu schwer. Nun benutzen sie die Erwachsenen. Das Kind bekam zum Schulanfang eine Dose aus Polypropylen, in der sich das Essen voneinander trennen lässt. Die war deutlich leichter und praktischer.
3) Welche Trinkflasche denn nun?
Auch das Thema Trinkflasche hat mich lange beschäftigt. Gute Alternativen sind ziemlich teuer, da will die Anschaffung gut überlegt sein. Ganz koscher kamen mir die Trinkflaschen von Rossmann, DM und Co. nie vor. Das Wasser schmeckte einfach nicht so wie aus dem Glas und die Mundstücke waren sehr schlecht zu reinigen.
Einige meiner Freunde schwören auf die Edelstahlflaschen von SIGG*. Aber ich habe mich für eine Emil-Glasflasche* mit bruchsicherer Isolierung (aus PP) und Baumwollüberzug entschieden. Gibt es übrigens auch als Babyflasche mit Latexsauger. Meine Dreijährige kann super daraus trinken und auch den Verschluss bekommt sie selbst auf. Für Kleinere ist das wahrscheinlich noch nichts. Für sie eignet sich die Edelstahlflasche vermutlich besser.
Übrigens, bei guter Pflege halten sich sowohl Edelstahl- als auch Glasflasche viele Jahre. Das rechtfertigt auch den Preis. Schließlich müssen vergleichbare Plastikflaschen viel öfter ausgetauscht werden.
Update: Auch hier sind wir wieder bei Plastik aus Polypropylen gelandet. Die Glasflasche war für die Schule ebenfalls zu schwer und leider zu sperrig. Allerdings wird auch sie keine Dauerlösung sein, denn sie kann beim Herunterfallen sehr schnell brechen. Edelstahl wäre dann die beste Alternative.
4) Gemüsekisten sind so praktisch
Bei uns gibt es eine Markthalle in der Nähe. Leider ist auch dort vieles Plastik verpackt, schade eigentlich. Zum Glück gibt es um Berlin herum einige Anbieter von Gemüsekisten, wie zum Beispiel Landkorb. In anderen Regionen gibt es so etwas vielleicht auch, einfach mal danach suchen. Dort stelle ich mir wöchentlich meine Kiste zusammen und lasse sie mir zusammen mit Getränkekisten liefern.
Klappt prima und alles ist viel frischer, als würde ich es im Supermarkt kaufen. Noch ein Vorteil: Ich kann genau soviel bestellen, wie ich brauche, also eben 5 Möhren, 1 Zucchini, 300 g Champignons etc. So werfe ich weniger weg, habe so gut wie keinen Plastikabfall und zahle unterm Strich kaum mehr als bei unserem Edeka um die Ecke.
Update: Ich LIEBE unsere Gemüsekiste. Sie kostet etwa so viel wie ein vergleichbarer Einkauf bei Supermärkten wie Edeka oder Rewe. Solange wir sie uns leisten können, bleiben wir dabei.
5) Vorratsdosen aus Glas
Weil ich mir vor einiger Zeit durch die vielen halboffenen Plastikverpackungen Mehlmotten eingehandelt hatte, waren Vorratsdosen schon einmal Thema. Ich hatte daraufhin zum Glück jede Menge Glasgefäße (meist von Ikea) besorgt und fülle seitdem alles hinein, was man eben so auf Vorrat zuhause hat. Also Mehl, Zucker, Salz, Reis, Nudeln, Hirse, Tee usw. Die Motten sind weg und meine Lebensmittel kommen ohne Plastik aus.
Übrigens eignen sich die meisten Glasdosen auch zum Einfrieren. So spart man sich die Tiefkühlbeutel.
Update: Auch das haben wir größtenteils beibehalten.
6) Nudelteig von Hand kneten
Ich habe sie wieder herausgekramt: meine 7 Jahre alte Nudelmaschine, schön mit Handkurbel und aus Edelstahl. Nudeln selber machen? Das ist gar nicht so schwer. Teigvorschläge mit Ei und/oder Grieß gibt es bei Chefkoch. Kleine helfende Hände finden sich zuhause. Der Teig wird erst von Hand geknetet, dann erst platt gewalzt und danach durch die Schneidewalze geschickt. Meine Tochter war begeistert von der wunderschönen und vor allem leckeren Tagliatelle, die wir so in einer halben Stunde selbst produziert haben. Wer will, kann die Nudeln auch auf Vorrat (ohne Salz!) vorbereiten und anschließend 48 Stunden trocknen. Frischer Teig hält sich im Kühlschrank aber auch ein bis zwei Tage. Und fertig gekochte Pasta lässt sich einfrieren. Alles in allem eine tolle Aktion mit Kindern.
Update: Nein, Nudeln machen wir nicht mehr selbst. Das ist nur etwas für Menschen mit viel Zeit oder als besondere Aktion.
7) Schokokekse für alle
Mein Kind bekommt kaum verpackte Süßigkeiten. Weil sie aber eben auch ein Süßmäulchen ist, musste eine Alternative her. Die Lösung: selbstgemachte Schokokekse auf Vorrat. Ich habe ein Rezept für Mürbeteigplätzchen genommen, die Hälfte des Mehls durch Vollkornmehl ersetzt, den Zucker um die Hälfte reduziert und Backkakao dazu gegeben. Dann wurde in einer Sonntagsaktion zusammen ausgerollt und fleißig ausgestochen. Die leckeren Kekse schlummern jetzt in einer Keramikdose und kommen bei der ganzen Familie super an.
Update: Mit dem späten Kitaalter zogen auch bei uns immer mehr Süßigkeiten ein. Die alle selbst zu machen, würde uns komplett überfordern. Also nein, hier sind wir eingeknickt.
8) Müsliriegel selber machen
Ganz ähnlich sieht es mit selbstgemachten Leckereien wie Müsliriegeln aus. Dafür gibt es etliche Rezepte im Internet. Meist sind Haferflocken (gibt es in Bio-Läden in Papier), Nüsse (lose mit Schale kaufen) und Trockenfrüchte (auf Märkten) die Grundlage. Manchmal, aber nicht immer, wird mit Honig gesüßt. Wer das passende Rezept gefunden hat, kann ein ganzes Blech vorbereiten, schneiden und zum Beispiel in einer Dose im Kühlschrank aufbewahren. Dort halten sie sich eine ganze Weile und stillen so manchen Jieper auf Süßes zuhause, in der Schule oder im Büro.
Update: Ähem, auch nein
Plastik im Spielzeug
9) Älteres oder billiges Plastikspielzeug – lieber Finger weg
Ein Blick in die meisten Kinderzimmer offenbart es: Plastik so weit das Auge reicht. Auch bei uns tummeln sich zwischen Activity Würfel, Brio Holzbahn und Holzbausteinen natürlich allerlei Figuren, Kuscheltiere, Fahrzeuge, Tiere, Bausteine, Bälle aus Plastik und Gummi. Das meiste davon haben wir geschenkt bekommen. Buntes Spielzeug aus den Tagen, wo es noch keine Grenzwerte für gefährliche Weichmacher gab. Nur einmal habe ich einen Beutel mit alten Gummi-Tieren abgelehnt, weil die schon stanken. Jetzt weiß ich, dass das gut war. Was also tun mit dem ganzen Rest? Wegnehmen? Verschenken? Entsorgen? Gerade hat Töchterlein ein tolles Einhorn aus feinstem Polyester im Austausch für den Schnuller geschenkt bekommen. Und was ist mit dem Lego, was mit den Schleich-Pferden?
Billige No-Name Teile habe ich tatsächlich aussortiert und Markenprodukte schweren Herzens behalten. Schließlich nimmt sie diese Dinge nicht (mehr) in den Mund. Wenn sie das täte, sähe es anders aus. Dann hätte ich Alternativen aus unbehandeltem Holz oder unbedenklichem PP besorgt und den Rest so lange aus den Augen geräumt, bis sie es vergessen hat oder die orale Phase tatsächlich vorbei ist.
Update: Ich wünschte, wir wären hier konsequent geblieben. Aber nun geht es uns wie vielen Eltern: Schleich-Pferde, so weit das Auge blickt, und die sind eben auch aus Plastik, genauer aus PVC. Zumindest versuchen wir sie, so oft es geht, gebraucht zu kaufen.
10) Hübsche Plüschtiere gibt es auch aus Baumwolle und Wolle
Wir haben genug Kuscheltiere, wirklich. Wer aber für Weihnachten eines sucht, das eben nicht aus Plastik ist, kann bei Sigikid fündig werden. Diese Kuscheltiere kosten zwar einen Tick mehr, sind aber aus Bio-Baumwolle und mit Schurwollfüllung, also auch für Babys unbedenklich. Hübsch sind sie noch dazu.
Update: Was nützt das nachhaltigste Kuscheltier, wenn das Kind damit nicht spielen will? Was soll ich sagen, die Lieblinge meiner Tochter sind nicht aus Baumwolle…
11) Porzellanset für die Puppenküche
Ja, auch meine Kleine hat sie, die quietschbunten Puppenküchensets aus billigem Plastik ohne Recyclingcode, vermutlich in China hergestellt. Bei Spiele Max gab es damals keine Alternative. Seitdem war mir das Zeug ein Dorn im Auge, denn schließlich nuckelt sie gar nicht selten gedankenversunken am Besteck oder trinkt Wasser aus den Plastikbecherchen.
Einfach wegnehmen wollte ich es nicht. Ersatz musste her. Und siehe da, die nette ältere Nachbarin hatte noch ein Puppenservice aus ihren Kindertagen und hat es nun meiner Tochter vermacht. Schön aus Porzellan und hübsch bemalt. Beim Austauschen gab es keinerlei Protest, schließlich ist Porzellan so viel erwachsener als zerkratzte Plastikteller. Und gut auf ihre Sachen aufzupassen, lernt sie damit viel besser.
Alternativ hätte ich auf Flohmärkten nach kleinen Tellern und Tässchen geguckt oder kleines Geschirr aus Holz wie dieses besorgt.
Update: Das Porzellangeschirr gibt es immer noch, yay. Und auch wenn hier und da ein Henkel fehlt, es ist so viel hübscher als solches aus Plastik.
12) Knete ist nicht gleich Knete
Es lohnt sich, ein wenig zu beliebtem Kinderspielzeug wie Knete, Kreide oder Fingermalfarben zu recherchieren. Der beste Ansatzpunkt dafür ist Ökotest. Das Erschreckende: beliebte Produkte wie Play-Doh fallen komplett durch, weil sie Weichmacher und Mineralöl-Rückstände enthalten. Nur ganz wenige Produkte sind dagegen empfehlenswert, so wie die Produkte von ökoNORM, die wir nun auch zuhause haben:
Alle drei lassen sich auch selber machen. Am einfachsten sind die Fingermalfarben. Sie basieren lediglich auf Wasser, Maisstärke (oder Weizenmehl) und Bio-Lebensmittelfarben.
Für Kreide wird Modellbaugips aus dem Baumarkt mit Wasser und Bio-Lebensmittelfarben gemischt und dann zum Aushärten in Pappröllchen gegossen, die ihr aus Klorollen basteln könnt. Knete ist schon etwas komplizierter. Wer es dennoch probieren möchte, sollte ein Rezept ohne Alaun und möglichst mit Bio-Farben suchen.
Eine der beiden einzigen „gut“ bewerteten Kinderschminken gibt es auch bei Amazon: „Jofrika Nature for Fun 5 Schminkstifte“. Die andere – „Livos Naturschminke“ – findet sich nur noch vereinzelt in Ökoshops .
Update: Wie oben schon gesagt, ist Selbermachen sehr oft viel zu zeitintensiv. Aber wir sind bei Marken geblieben, die Ökotest mit „sehr gut“ bewertet hatte.
13) Steckenpferd leicht selbst basteln
Meine Tochter liebt Pferde, wie so viele Mädchen. Am liebsten hätte sie eine ganze Koppel voller Pferdeplüschtiere. Geht aber nicht. Auf der Suche nach einem unbedenklichen Steckenpferd bin ich auf nete Ideen zum Selberbasteln gestoßen. Einfach mal online suchen. Alles, was du dafür brauchst, ist eine große Socke, Watte oder Zeitungspapier zum Stopfen, ein bisschen Filz, ein paar Stoffreste, Schnur und einen Besenstiel. Ein Super-Projekt auch für den nächsten Kindergeburtstag, oder?
Update: Das Steckenpferd gibt es noch und es wird nach wie vor heiß geliebt. Vielleicht gerade weil es so aussieht, wie ein Sockenpferd eben aussieht – nämlich ganz besonders.
14) Was tun bei ungewollten Geschenken?
Wenn das Kuscheltier oder das Plastikauto erstmal im Arm des beschenkten Kindes ruht, ist es eigentlich schon zu spät. Denn ein Geschenk wegzunehmen, ist schon ziemlich gemein. Hier hilft nur eine gute Vorbereitung mit klaren Worten (z.B. Geschenkeliste). Wenn das Geschenk irgendwann zu den hundert anderen, ähnlichen Spielzeugen gewandert ist, kannst du es irgendwann heimlich entfernen und dich unwissend stellen. Aber so richtig fair ist das natürlich nicht.
Update: Bei Geschenken gilt nach wie vor: Wenn Gespräche nichts fruchten, am besten nicht verrückt machen. Das schon elterliche Nerven.
Plastik in Kleidung und Pflegeprodukten
15) Naturmaterialien sind voll cool
Wolle, Wollwalk oder -fleece, Baumwolle und Seide – diese Materialien sind so viel besser als ihr Ruf. Ich hätte gern den ganzen Kleiderschrank voll davon. Geht aber nicht, weil es zu teuer ist, abgesehen von Baumwolle vielleicht. Also habe ich mich auf einige wenige Basic-Teile beschränkt. Unsere Ausstattung bisher: eine Wollwalkjacke, ein gekaufter Wollpullover von Disana*, der einfach nur top ist, zwei von den Omas gestrickte Pullover, eine Wollschlauchmütze und jede Menge Baumwolloberteile unbekannter Herkunft. Gerade die Wollpullis in Kombination mit der Jacke halten wunderbar warm ohne zu schwitzen. Keine andere unserer Synthetikjacken kann das.
Update: Ich liebe Baumwolle, Wolle und Wollwalk, meine eigenen Sachen pflege ich. Aber wenn Kinder extrem schnell wachsen, gehen solche Anschaffungen alle paar Monate zu sehr ins Geld. Nun gibt es einen Mix aus Selbstgestricktem der Omas, gebrauchten Sachen (ja auch Polyester) und Neuware aus dem ÖKO-TEX Segment. Worauf ich aber verzichte, ist Kleidung speziell aus Recyclingmaterialien. Denn die kann viele Schadstoffe enthalten.
16) Ganz ohne Regenkleidung geht es leider nicht (mehr)
So richtig unbedenkliche Regenkleidung gibt es nicht, zumindest nicht für Kinder. Denn mit Bienenwachs imprägnierte Jacken und Hosen werden für unsere Kleinsten schon aufgrund der Kosten gar nicht erst angeboten. Was also tun, wenn es draußen schüttet? Auf diese Frage habe ich bisher keine abschließende Antwort gefunden. Also ziehe ich die geerbten Regensachen weiter an, aber eben nicht bei jeder Gelegenheit. Zum Glück nimmt sie sie nicht in den Mund. Die Matschhose kommt dabei öfter zum Einsatz als die Jacke.
Wichtig ist, die Regenkleidung nicht zu oft zu waschen. Abwischen reicht. Denn die Beschichtung löst sich auf und gelangt so auf Umwegen wieder ins Trinkwasser. Wahrscheinlich ein Grund, warum so viele Kinder hohe PFOA-Werte im Urin haben.
Bei Gummistiefeln gibt es tatsächlich Alternativen. Wir haben Stiefel aus Naturkautschuk.
Update: Hier hat sich nichts geändert, außer, dass wir glücklicherweise kaum noch Gummistiefel brauchen.
17) Stoffwindeln statt Wegwerfwindeln? Funktioniert tatsächlich!
Als das Thema Windeln bei uns noch aktuell war, habe ich mir wenig Gedanken über die Inhaltsstoffe gemacht. Hätte ich gewusst, was ich jetzt weiß, hätte ich mich wahrscheinlich für Stoffwindeln entschieden. Einige Freunde von mir sind damit super klargekommen. Schade, dass die Vorurteile immer noch so groß sind. Wer mehr darüber wissen will, liest hier weiter.
Update: ich glaube nicht, dass sich die Absatzzahlen für Einwegwindeln im Vergleich zu Stoffwindeln verringert haben. Ob wir es damals wirklilch anders gehandhabt hätten? Ich weiß es nicht.
18) Kinder werden auch mit Wasser sauber
Wer seine Kinder auch weniger mit Plastikrückständen aus Kosmetik belasten will, hat es eigentlich ganz leicht. Denn die meisten Produkte für Babys und Kinder braucht niemand. Der Po wird mit Wasser und notfalls ein paar Tropfen Mandelöl genauso sauber wie mit Feuchttüchern. Ins Badewasser kannst du ebenfalls Öl oder ein Säckchen mit Haferflocken tun. Das pflegt die Haut. Eigentlich reicht aber auch hier pures Wasser. Selbst die Haare werden nach ein paar Monaten Umstellung der Kopfhaut mit Wasser sauber. Wenn das nicht reicht, gibt es Haarseife, die ganz ohne Plastik auskommt. Wenn du trotzdem lieber Pflegeprodukte magst, kann ich die von Weleda oder Hipp empfehlen.
Update: Shampoofrei und Haarseife waren leider nicht die Erlösung. Aber zum Glück gibt es mittlerweile viele Produkte, die immer wieder von ÖKO-TEST mit „sehr gut“ bewertet werden, so auch die Bio-Marken der großen Drogerien.
Plastik im Wohnbereich
19) Gebrauchte Möbel aus Holz
Ich liebe Holzmöbel, vor allem wenn sie unbehandelt sind. Jetzt, wo ich weiß, dass Leimholz und Kunststoff bedenkliche Substanzen ausdünsten, noch viel mehr. Das Dumme ist, dass gerade solche Möbel ziemlich teuer sind, zumindest wenn man sie neu kauft. Musst du aber gar nicht. Denn schließlich ist einer der vielen Vorteile von guten Holzmöbeln, dass sie lange halten und öfter auf und abgebaut werden können, als so mancher Ikea Schrank. Ich habe bei Ebay Kleinanzeigen und bei Verwandten gestöbert und schon so manches schöne Stück aus Holz ergattert. Was nicht gefällt, wird mit ungiftigen Farben generalüberholt.
Update: Wir setzen nach wie vor auf unbehandelte Holzmöbel und lieben alles daran.
20) Bei der nächsten Renovierung sind die Tapeten dran
Als wir in unserer Wohnung einzogen, war die schon fertig tapeziert. Das Kinderzimmer schmückte eine gestreifte Vinyltapete. Ganz nett fanden wir und ließen sie dran. Jetzt bereue ich das. Schließlich heften sich Weichmacher aus dem Vinyl an den Hausstaub und mein Kind atmet sie so ein. Und wer saugt schon die Wände ab.
Das nächste Projekt wird also Renovieren sein, zumindest im Kinderzimmer. Der Plan ist die alte Tapete zu entfernen, Löcher im Putz zu spachteln, mit Casein zu grundieren und dann mit Sumpfkalkfarbe zu streichen. Solche Materialien gibt es leider nur im Spezialhandel und das Streichen ist aufwendiger als mit normaler Farbe. Wem das zu viel ist, klebt einfache Papiertapeten und streicht mit Dispersionsfarbe, die den blauen Engel trägt. Wichtig ist, alles gut trocknen und auslüften zu lassen, bevor das Kind wieder ins Kinderzimmer einzieht.
Update: Es hat ganz 4 Jahre gedauert, bis ich das Kinderzimmer tatsächlich renovieren konnte. Abert ich habe es durchgezogen: Mit Kalkputz gespachtelte Wände, darauf Sumpfkalkfarbe in einem wunderschönen Ton – das Zimmer ist ein Traum!
21) PVC Boden? Schnelle Abhilfe!
Wir haben professionell verlegten PVC-Boden im Kinderzimmer, auch ein Relikt unserer Vormieter. Was ich bis vor kurzem wirklich praktisch fand, bereitet mir jetzt ein ungutes Gefühl. Denn diese Art von Böden sind leider ebenso wenig gesund, wie die soeben beschriebenen Vinyltapeten. Gleiches gilt für normale Auslegeware. Neu verlegter Teppichboden steht im Verdacht Asthma auszulösen.
Alles rauszureißen ist ein riesiges und auch teures Projekt und erst in ein paar Jahren angedacht gewesen. Um das Problem trotzdem in den Griff zu bekommen, habe ich zwei Maßnahmen ergriffen. Zum einen sauge ich jetzt öfter durch, um den Staub möglichst gering zu halten. Zum anderen habe ich einen großen Wollteppich daraufgelegt. Sisal wäre auch eine Option gewesen.
Wenn die Böden dann dran sind, werden wir entweder Vollholzdielen oder einen Schurwollboden verlegen. Vielleicht auch unversiegelten Kork oder Sisal, mal sehen.
Update: Schurwollböden sind oft intensiv chemisch behandelt, um Motten vorzubeugen (auf Stichworte wie „Ausrüstung“ oder „Mottenschutz“ achten). Vollholzdielen sind toll, aber sehr teuer und erfordern einen hohen Bodenaufbau. Es wurde daher ein Korkboden mit vertretbaren Inhaltsstoffen.
22) Matratzen aus Naturmaterialien sind nicht unbedingt teurer
Wenn ihr schon mit Matratzen ausgestattet seid, werdet ihr diese jetzt wohl nicht entsorgen wollen. Das ist natürlich okay. Bei uns steht aber sowieso ein Kauf an. Deshalb habe ich mich nach Matratzen aus Naturmaterialien mit guten Bewertungen umgeschaut. Am besten gefallen mir die mit Kokoskern, Naturlatex und Schurwollummantelung wie diese hier. Wer eine Kindermatratze in 140 x 70 sucht, ist mit dieser gut beraten, denn sie war eine der Testsieger des 2019 Matratzentests von Ökotest (Ausgabe 09/2019).
Update: Auch diese Matratze gibt es noch. Wer den neuesten Matratzentest von ÖKO-TEST lesen möchte, findet ihn hier.
23) Heimtextilien gibt es auch aus Baumwolle, Leinen oder Wolle
Auch andere Textilien spielen für das Raumklima eine große Rolle. Gerade Vorhänge oder Decken und Bezüge sind so richtige Staubfänger und verunreinigen die Atemluft. Wer sowieso etwas neu anschaffen wollte, sollte sich bei Naturmaterialien umsehen und wird z.B. auf Waschbär oder Allnatura fündig.
Ich habe bisher nichts ausgetauscht, sondern lediglich ein paar Decken aus reinem Polyester weggesperrt. Aber sobald wir die nächsten Räume renovieren, werden wir uns auch darüber Gedanken machen.
Update: Wir haben nun weniger Vorhänge und vor allem solche aus Leinen oder Baumwolle, aber nicht ausschließlich. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die Raumluft mit einem Luftfilter von Partikeln aller Art reinigen. Für Leitungswasser gibt es Wasserfilter, die auch Mikroplastik herausfiltern. (Nicht vergessen, die Filter regelmäßig zu tauschen!)
Mein Fazit nach 5 Jahren
Es ist nach wie vor nicht leicht, gehen die Plastikflut anzukommen, im Gegenteil! Daran haben Umweltdemos und Unverpacktläden nichts ändern können. Die Corona-Zeit hat manches relativiert, was in der Fridays-for-Future-Euphorie angestoßen worden war. Das war bei uns zu Hause genauso.
Auch wenn ich manchmal resignieren möchte: Ich weiß, dass ich nicht ganz machtlos bin. Und so versuche ich, dort plastikfrei zu bleiben, wo es für uns funktioniert – ganz pragmatisch und ohne Dogma. Heißt: Ich schaue, was ich wo kaufe. Das große Ganze müssen Verbraucher und Politik zusammen angehen, anders wird es nicht funktionieren. Nur eines sollten wir nicht: Übertreiben. Denn das ist meiner Meinung nach genauso ungesund.
Sag uns, was du denkst
🎧 Unsere Podcast-Folge über plastikfreies Familienleben
Unser Gast Christine erzählt in dieser Podcast-Folge, wie sie es geschafft hat, den Plastikkonsum ihrer Familie drastisch zu reduzieren. Christine verrät ohne erhobenen Zeigefinger und sympathisch, welche guten Öko-Gewohnheiten sie bei sich zuhause einführen konnte. Sie erzählt außerdem, wie auch schon die Kleinsten Umweltbewusstsein lernen können. Als Mama weiß Christine, welche Herausforderungen es für Familien bei diesem Thema gibt. Daher sind ihre Tipps wirklich einfach umsetzbar und ganz weit weg von übertriebenem Perfektionismus. Hört gleich rein und lasst euch motivieren!
Quellen
- Greenpeace: Forever toxic: The Science on Health Threats from Plastic Recycling: https://www.greenpeace.org/usa/wp-content/uploads/2023/05/GreenpeaceUSA_ForeverToxic_ENG.pdf (abgerufen am 04.03.2024)
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Physics of fluids: How microplastics are transported and deposited in realistic upper airways? https://pubs.aip.org/aip/pof/article/35/6/063319/2895950/How-microplastics-are-transported-and-deposited-in (abgerufen am 04.03.2024)
-
Spiegel: Fast alle Kinder sind mit Weichmachern belastet: https://www.spiegel.de/gesundheit/schwangerschaft/weichmacher-und-pfoa-fast-alle-kinder-mit-gesundheitskritischen-chemikalien-belastet-a-1286708.html (abgerufen am 08.10.2019)
-
Umweltbundesamt: Häufige Fragen zu Phthalaten bzw. Weichmachern:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/chemische-stoffe/weichmacher/haeufige-fragen-zu-phthalaten-bzw-weichmachern#textpart-1 (abgerufen am 04.03.2024) - BUND: Plastikatlas 2019:
https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/plastikatlas-2019/ (abgerufen am 08.10.2019) - Verbraucherzentrale: Wie Sie Schadstoffe im Kinderzimmer vermeiden
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/spielzeug/spielzeug-ohne-schadstoffe-das-sollten-sie-beim-spielzeugkauf-beachten-6911
(abgerufen am 15.08.2024) - Bild: happy kid catching rain drops in spring park – Bilder Olesia Bilkei / Shutterstock.com
Liebe Anke,
Vielen Dank für deine Auflistung mit Lösungsvorschlägen.
Ich habe noch einen Tipp für das Waschen der nicht vermeidbaren Kleidung aus Polyester, damit das Plastik nicht in das Waschwasser kommt: der Guppyfriend Waschbeutel. Er hält das Plastik fest, bzw. Reduziert das Ablösen und nach dem Waschen können die festgehaltenen Fasern entfernt werden und im Plastikmüll entsorgt werden.
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Herzliche Grüße Carina
Vielen Dank Carina, von dem Beutel hatte ich schon gehört, ihn aber noch nicht ausprobiert. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert!
Beste Grüße, Anke