Das Neugeborene ist da und das ältere Geschwisterkind entthront: Manche Kleinkinder verkraften das besser, andere weniger gut. Sie werden eifersüchtig. Verhindern lässt sich das nicht, aber abmildern. Wir geben Tipps, wie du das ältere Geschwisterkind liebevoll auffängst, wenn es das Baby als Rivalen sieht.
Unsere 4 Tipps
Reagiert dein Erstgeborenes eifersüchtig auf das Baby? Wir haben 4 Tipps zusammengestellt, wie du darauf angemessen reagieren kannst. Unsere Antworten zu häufigen Fragen anderer Eltern findest du weiter unten.
1. Gemeinsam mit dem Kleinkind für das Baby sorgen
„Hast du Lust mir zu helfen?“
Biete dem älteren Kind an, dich bei der Pflege des Babys zu unterstützen. Dies kann nicht nur die Eifersucht mindern, sondern stärkt zusätzlich auch den Stolz und die Selbstwirksamkeit des älteren Kindes (Largo, 2016, S. 114). Überlege, welche Tätigkeiten sich hierfür am besten anbieten, wie zum Beispiel das gemeinsame Füttern des Babys mit einer Flasche, das Baden oder das Wickeln.
2. Aktive Zeit für das ältere Kind einplanen
„Heute entscheidest du, was wir machen!“
Um dem älteren Kind zu zeigen, dass es nicht um die Liebe der Eltern mit dem Baby konkurrieren muss, sind regelmäßige Unternehmungen mit einem oder beiden Elternteilen alleine ratsam. In diesem Rahmen steht nur das ältere Geschwisterkind mitsamt seiner Bedürfnisse und Wünsche im Mittelpunkt und das familiäre Zusammengehörigkeitsgefühl wird gestärkt (Largo, 2016, S. 115). Zudem eignet sich eine solche Zeit hervorragend, damit ihr euch als Eltern gegenseitig entlasten und Qualitätszeit mit jeweils einem eurer Kinder verbringen könnt.
3. Den Gefühlen und Verhaltensweisen des Kindes Raum geben
„Seine Eltern zu teilen, ist blöd!“
Wütende oder schimpfende Worte deines Kindes sind valide und sollten Aufmerksamkeit bekommen. Sie verraten dir, was hinter dem Gefühl deines Kindes steckt (Perls, Hefferline, Goodman, 2015, S. 259). Gib deinem älteren Kind zu verstehen, dass es in Ordnung ist, wütend zu sein und dass man diese Wut auch mal hinausschreien darf, um sie loszulassen. Reagiert dein Kind jedoch aggressiv oder passiv euch oder dem Baby gegenüber, versuche mit deinem Kind in einer ruhigen Umgebung zu sprechen.
„Ich will auch wieder ein Baby sein!“ – Sollte dein Kind wieder in regressive Verhaltensweisen rutschen und selbst „Baby spielen“ wollen, begegne ihm mit Verständnis und tauche in das Spiel mit ein. Die Gewissheit, dass es auch von dir geschunkelt wird oder im Kinderwagen liegen darf – so wie der Säugling – hilft deinem Kind, in der neuen Situation sicherer zu werden.
4. Die übrige Umgebung des Kindes mit einbeziehen
„Heute kommen Oma und Opa, um Zeit mit DIR Zeit zu verbringen!“
Sensibilisiere weitere Familienmitglieder und Freunde dafür, bei Besuchen oder Treffen nicht nur Interesse für das Neugeborene zu bekunden. Das ältere Kind wird sich freuen, wenn ihm die übrigen Erwachsenen in seinem Leben gezielt Aufmerksamkeit schenken. So spürt es, dass der Hauptfokus nicht ausschließlich auf dem Baby liegt. Besucht dein älteres Kind eine Kindertageseinrichtung? Dann sprich gern auch hier mit den Fachkräften offen darüber, dass dein Kind verunsichert scheint. Bestenfalls haben alle beteiligten Erwachsenen einen einfühlsamen Blick auf dein Kind und können es bestmöglich unterstützen.
Häufige Fragen zur Eifersucht auf das neue Geschwisterchen
Ist Eifersucht dem Baby gegenüber normal?
Ja, durchaus. Selbst wenn sich das Kleinkind auf die Ankunft des Babys und seine neue Rolle als Geschwisterkind gefreut hat, kann es nach der Geburt zu jedem Zeitpunkt eine Eifersucht auf das Neugeborene entwickeln. Vor allem dann, wenn die gesamte Aufmerksamkeit der Eltern, Verwandten und Freunde auf dem Kleinen liegt. Sobald das ältere Kind das Gefühl bekommt, dass seinem Geschwisterchen mehr Liebe und Pflege zuteilwird, kann es trotzig und sogar aggressiv werden – Eltern und Säugling gegenüber. Dennoch: Geschwistereifersucht gehört zum normalen kindlichen Verhalten dazu (Largo, 2016, S.111).
Wie und wann zeigt sich diese Rivalität?
Als Elternteil kannst du jene Rivalität nicht gänzlich vermeiden, sosehr du dich auch bemühst. Die individuelle Persönlichkeit deines Kindes spielt in diesem Rahmen eine große Rolle, denn die Reaktion bei der Ankunft eines jüngeren Geschwisterkindes ist bei jedem Kind unterschiedlich ausgeprägt (Largo, 2016, S. 112). Entwicklungspsychologisch lässt sich feststellen, dass Kinder mit intensiven Beziehungen zu anderen Kindern weniger Eifersuchtsverhalten zu ihren jüngeren Geschwistern zeigen als andere (Largo, 2016, S. 112). Gut zu wissen: Geschwisterforscher halten die Koexistenz von negativen und positiven Gefühlen unter den Kindern sogar für das wesentliche Merkmal einer geschwisterlichen Bindung.
Fazit
Unterschiedliche Faktoren spielen eine Rolle, ob dein älteres Kind eine Eifersucht auf das Neugeborene entwickelt oder nicht. Es muss nicht zwangsläufig zu einer Geschwisterrivalität kommen, wenn sie jedoch eintritt, sei dir sicher, dass sie zum normalen kindlichen Verhalten dazugehört. Versuche, deinem erstgeborenen Kind mit Geduld, Zuwendung und Verständnis zu begegnen. Offene Gespräche mit allen Beteiligten sowie gemeinsame Unternehmungen und die Einbindung in die Fürsorge des Babys lassen euch als Familie zusammenwachsen.
Kannst du mit unseren Tipps zur Eifersucht auf das Geschwisterchen etwas anfangen? Hast du noch Fragen? Dann schreib uns gern einen Kommentar.
Quellen
- Largo, Remo H. (2016). Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (18. Auflage). München/Berlin: Piper Verlag GmbH.
- Perls, Frederick S., Hefferline, Ralph F., Goodman, Paul (2015). Gestalttherapie. Grundlagen der Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung (9. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.
- Juul, Jesper (2013). Wut ist gut! Vorabdruck des Buches: Aggression. Warum sie für uns und unsere Kinder notwendig ist. Frankfurt: S. Fischer Verlag. Erstellt am 12.05.2013. https://www.welt.de/print/wams/kultur/article116089816/Wut-ist-gut.html (abgerufen am 17.03.2022)
- Kasten, Hartmut (2012). Geschwisterrivalität. Erstellt am 3. September 2001, zuletzt geändert am 29. Februar 2012. https://www.familienhandbuch.de/familie-leben/familienformen/geschwister/geschwisterrivalitaet.php (abgerufen am 17.03.2022)
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