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Durchfall bei Kleinkindern: Das ist jetzt wichtig

Durchfall bei Kleinkindern

Durchfall kann bei jungen Kindern schnell zur Austrocknung führen und so durchaus gefährlich werden. Leider sind gerade Babys und Kleinkinder besonders anfällig für akute Durchfallerkrankungen. Was du tun kannst, wenn es dein Kind erwischt hat und bei welchen Anzeichen du umgehend mit ihm zum Arzt gehen solltet.

Das Wichtigste in Kürze

  • Hat ein Kleinkind mehr als 3 dünne Stühle pro Tag, spricht man von Durchfall.
  • Auslöser von Durchfallerkrankungen sind meistens Viren oder Bakterien.
  • Junge Kinder können durch Durchfall schnell austrocknen.
  • Am wichtigsten ist jetzt: Viel trinken und den Mineralstoffhaushalt auffüllen.
  • Elektrolyt-Glukose-Mischungen aus der Apotheke helfen schnell und sicher.
  • Bei starkem Durchfall und weiteren Symptomen: Bitte zum Arzt!

Wann spricht man von „Durchfall“ bei Kleinkindern?

Typisch für Durchfall (Diarrhöe) ist übel riechender, breiiger bis wässriger Stuhl, der deutlich häufiger als normal entleert wird. Konkret spricht man beim Kleinkind von „Durchfall“, wenn es mehr als 3 dünne Stühle über einen Zeitraum von 24 Stunden hat. Der Durchfall kann sehr plötzlich auftreten bei bisher gesunden Kindern. Je nach Ursache kann er begleitet werden von weiteren Symptomen wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Fieber

Das sensible Verdauungssystem junger Kinder reagiert empfindlich auf Störungen. Dazu kommt, dass ihr Immunsystem noch unreif und anfällig für Infektionen ist. Beides führt dazu, dass Durchfall eines der häufigsten Krankheitsbilder im Kindesalter ist. Innerhalb der ersten 3 Lebensjahre machen Kinder im Schnitt 1 bis 2 Durchfallerkrankungen pro Jahr durch (Quelle).

Mögliche Ursachen und Vorbeugung

Was verursacht Durchfall bei Kleinkindern? Etwa 70 Prozent der Durchfallerkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren gehen auf Viren zurück, vor allem auf Rotaviren und Noroviren. Beide Erreger sind hochansteckend und werden über Schmierinfektionen verbreitet. In 20 Prozent der Fälle sind Bakterien die Übeltäter, wie zum Beispiel Salmonellen oder E.Coli. Neben Durchfall treten bei viralen oder bakteriellen Darminfektionen noch weitere Symptome auf, wie starkes Erbrechen, Kopf- und Muskelschmerzen oder Fieber. Vor einer Ansteckung schützen kann man sich in beiden Fällen durch richtiges Händewaschen sowie eine gute Küchen- und Lebensmittelhygiene.

Seltener sind Parasiten wie Kryptosporidien oder Lamblien die Ursache für Durchfall bei Kindern. Diese ungebetenen Gäste können sie sich zum Beispiel beim Baden in verunreinigten Gewässern aufsammeln. Kinder sollten deshalb vor und nach dem Baden im Pool duschen und beim Planschen möglichst wenig Wasser schlucken.

Durchfall kann auch als Begleitsymptom für andere Erkrankungen auftreten. So schlagen Erkältungen oder andere fiebrige Infekte bei jungen Kindern manchmal auf die Verdauung. Schließlich kann auch eine ungünstige Ernährungsweise für Durchfall sorgen, zum Beispiel beim Verzehr von verdorbenen Lebensmitteln (Lebensmittelvergiftung, häufig mit Übelkeit und Erbrechen), zu viel Obst oder fettigen und scharfen Speisen. In der Regel dauert der Durchfall in diesem Fall aber nur ein, zwei Tage an. Danach sollte sich die Verdauung schnell wieder normalisieren. 

Anhaltender oder wiederkehrender Durchfall dagegen ist ein typisches Symptom für Lebensmittelallergien, Zöliakie, Laktose- oder Fruktoseunverträglichkeit. Er tritt auch bei ernsteren Erkrankungen des Darms (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) und anderer Organe auf.

Gefährlich für Kleinkinder: Durchfall trocknet den Körper aus

Eigentlich ist Durchfall eine sinnvolle Reaktion des Körpers auf Krankheitserreger: Er versucht, sie auf diesem Wege schnellstmöglich loszuwerden. Allerdings scheidet er so auch innerhalb kürzester Zeit viel Flüssigkeit und Elektrolyte aus. Elektrolyte sind wichtige Mineralstoffe wie Natrium und Kalium, die unser Körper braucht, um richtig zu funktionieren. Das größte Risiko für Kleinkinder besteht darin, dass der übermäßige Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten zu einer Dehydrierung, also Austrocknung des Körpers führt. Vor allem, wenn zum Durchfall noch Erbrechen dazu kommt, kann das bei Kindern innerhalb eines Tages schon gefährlich werden. Anzeichen für eine beginnende Austrocknung sind:

  • trockener Mund
  • Durst
  • Müdigkeit
  • vertiefte Atmung
  • erhöhter Herzschlag
  • eingesunkene Augen
  • Hautfalten verstreichen langsam
  • verminderte Urinproduktion
  • Weinen ohne Tränen
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Was tun bei Durchfall?

Die wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme bei Durchfall lautet: Viel trinken! Der Flüssigkeitshaushalt muss schnellstens wieder aufgefüllt werden. Dafür eignet sich am besten verdünnter, lauwarmer Fenchel- oder Kamillentee. Nach heftigem Durchfall sollte dein Kind mindestens 4 Stunden lang ausschließlich Flüssigkeit zu sich nehmen. So kann sich das Verdauungssystem etwas erholen. Um den Körper auch mit den nötigen Mineralstoffen zu versorgen, kannst du auf 100 Milliliter Tee eine Prise Salz und 1 bis 2 Teelöffel Traubenzucker hinzugeben. 

Anschließend sollte dein Kind wieder seine gewohnte Kost bekommen. Denn damit sich sein Darm regulieren kann, benötigt er Energie. Vor allem stärkehaltige Lebensmittel wie Nudeln, Kartoffeln, Brot, Haferbrei, Banane und Zwieback sind jetzt ideal. Auch Suppen eignen sich prima. Verzichten solltet ihr dagegen für einige Tage auf stark zuckerhaltige Getränke und Lebensmittel.

Hausmittel bei Durchfall

Bei leichtem Durchfall können bewährte Hausmittel dabei unterstützen, dass sich die Verdauung schnell wieder reguliert. Dazu gehören:

  • Lebensmittel mit einem hohen Pektin-Gehalt. Der Ballaststoff bindet Flüssigkeit im Darm und macht den Stuhl fester. Pektin enthalten zum Beispiel geriebene Äpfel mit Schale, zerdrückte Banane und Möhren, insbesondere als Möhrensuppe.

Rezept für Möhrensuppe nach Ernst Moro
(österreichischer Kinderarzt, 1874-1951)

500 Gramm Karotten in einem Liter Wasser für eine Stunde lang kochen. Anschließend durch ein Sieb drücken oder pürieren. Die Masse mit dem abgegossenem Wasser wieder auf einen Liter auffüllen und 3 Gramm Kochsalz hinzufügen.

  • Getrocknete Heidelbeeren. Sie sollen die Entzündung im Magen-Darm-Trakt hemmen. Dafür einen Tee aus getrockneten Heidelbeeren herstellen oder pur kauen. 
  • Haferbrei (mit Wasser statt Milch). Er führt dem Körper Energie und wichtige Mineralstoffe zu. Gleichzeitig ist er besonders leicht verdaulich. Gleiches gilt für Reisbrei.
  • Geeignete Probiotika. Sie können den Verlauf von Durchfallerkrankungen verkürzen oder abmildern. Später können sie den Wiederaufbau der Darmflora unterstützen. 

Und was ist mit Cola und Salzstangen?

Nein. Zwar hält sich der Tipp hartnäckig, Cola und Salzstangen würden bei Durchfall helfen, doch das ist ein Mythos. Cola hat (nicht nur) wegen des hohen Zuckergehalts nichts im Magen eines Kleinkindes verloren. Sie könnte den Durchfall dadurch sogar verschlimmern. Und Salzstangen können dem Körper zwar Natrium zuführen, jedoch keine anderen Salze, die genauso wichtig für den Mineralstoffhaushalt sind.

Medikamente gegen Durchfall …

… sind für kleine Kinder eher nicht zu empfehlen und verschreibungspflichtig. Sie kommen nur bei komplizierten Verläufen infrage.

Elektrolyt-Glukose-Mischungen aus der Apotheke

Bei starkem Durchfall und Erbrechen, spätestens aber bei den ersten Anzeichen einer Dehydrierung solltest du dein Kind mit speziellen Elektrolyt-Glukose-Mischungen füttern. Sie enthalten alles, um den Verlust an Mineralstoffen und Traubenzucker (Glukose) schnell auszugleichen. Die Mischungen bekommst du ganz unkompliziert und ohne Rezept in der Apotheke. Dort kannst du dich professionell beraten lassen zu geeigneten Mitteln für Kinder und der richtigen Anwendung. Es kann übrigens auch nicht schaden, immer einen kleinen Vorrat an Elektrolyt-Glukose-Mischungen in der Hausapotheke zu haben.

Wichtig ist, dass du die Mischungen genau nach Herstellerangabe zubereitest. Das richtige Mischungsverhältnis kann je nach Alter, Gewicht und Situation variieren. 

Was tun, wenn mein Kind sich erbricht?

Wenn dein Kind erbricht und keine Flüssigkeit drinnen behält, empfiehlt die Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e.V. (GPGE) dieses Vorgehen:

  1. Füttere deinem Kind die Elektrolytlösung mithilfe eines Teelöffels im 2-Minuten-Takt. Wenn dein Kind den Löffel ablehnt, kann eine Spritze dabei helfen, die Lösung in seinen Mund zu befördern.
  2. Erst, wenn dein Kind so 100 bis 200 Milliliter der Lösung zu sich genommen hat, kannst du ihm größere Mengen davon anbieten, zum Beispiel 30 bis 50 Milliliter alle 15 Minuten.

Bei diesen Symptomen bitte sofort zum Arzt

Je jünger dein Kind, desto größer ist die Gefahr für eine Dehydrierung. Suche bitte umgehend einen Arzt auf, wenn dein Kind:

  • mehr als 6 wässrige Durchfälle innerhalb von 24 Stunden hat.
  • innerhalb von 12 Stunden mehrfach große Mengen Durchfall hat.
  • blutige Durchfälle hat.
  • zusätzlich Fieber hat und erbricht.
  • zusätzlich hohes Fieber und/ oder kolikartige Bauchschmerzen hat.
  • erste Anzeichen einer Austrocknung zeigt (siehe oben)
  • eine stark angespannte Bauchdecke hat.
  • das Trinken verweigert.
  • schlapp, müde oder apathisch wirkt.
  • trotz Trinklösung keine Besserung seines Zustandes zeigt.

Quellen

4f17d85c6fea4e268e88a71714c9336a - Durchfall bei Kleinkindern: Das ist jetzt wichtig

✔ Inhaltlich geprüft am 02.09.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Susanne Schaller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist Mama einer Tochter im Kindergartenalter und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

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