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Lakritz in der Schwangerschaft: Das musst du wissen!

Lakritz in der Schwangerschaft

Lakritz ist gefährlich für das ungeborene Kind: Fakt oder Mythos? Im Internet tummeln sich hierzu unterschiedliche Angaben – und jede Menge Halbwahrheiten. Wir verraten dir, was wirklich stimmt! Das solltest du über Lakritz wissen!

Das Wichtigste in Kürze

  • Lakritz enthält Glycyrrhizinsäure.
  • Zu hohe Mengen an Glycyrrhizinsäure bringen ernstzunehmende Nebenwirkungen mit sich.
  • Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) rät Schwangeren dazu, keine lakritzhaltigen Produkte zu konsumieren.
  • Schwangere, die nicht auf Lakritz verzichten möchten, sollten ihren Lakritzkonsum streng regulieren.

Lakritz: Gesund oder gefährlich?

Schwangere Frauen haben die seltsamsten Gelüste. Saure Gurken werden plötzlich zum Hochgenuss. Gern in Kombination mit Marmelade. Leider sind in der Schwangerschaft aber nicht alle Speisen erlaubt. Dass Schwangere auf rohe Wurst, Fisch und Eier oder auf Geräuchertes verzichten sollten, ist bekannt. Aber wie sieht es mit Lakritz aus?

Inhaltsstoffe und medizinische Wirkung:

Lakritz enthält Glycyrrhizinsäure. Glycyrrhizin ist ein natürlicher Süßstoff, der aus der Süßholzwurzel gewonnen wird. Er gibt der herben Nascherei ihren speziellen Geschmack. Die Süßholzwurzel ist ein traditionelles Heilmittel. Verschiedene Kulturen schwören auf ihre medizinische Wirkung. In der Chinesischen Medizin ist die Süßholzwurzel eine der meistverwendeten Heilpflanzen.

Dem Süßholzsaft wird eine entzündungshemmende, krampf- und schleimlösende Wirkung nachgesagt. Er kommt zum Einsatz gegen Bakterien, Pilze und verschiedene Viren. Die umfangreichen Wirkungsweisen der Inhaltsstoffe des Süßholzsaftes wurden in verschiedenen Studien belegt. Lakritz ist also gesund – sollte man meinen.

Mögliche Nebenwirkungen:

Die wohltuende Wirkung von Lakritz hängt stark von der Dosierung ab. Zwar ist Lakritz medizinisch wirksam, zu hohe Mengen bringen aber ernstzunehmende Nebenwirkungen mit sich. Bei übermäßigem Verzehr führt Glycyrrhizin zu hormonellen Veränderungen des Mineralstoffhaushalts. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kann es zu folgenden Symptomen kommen:

  • Erhöhung des Blutdrucks
  • Wassereinlagerungen (Ödeme) an Fußgelenken und im Gesicht
  • Muskelschwäche.

Menschen, die an Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes mellitus leiden, sollten daher auf den Verzehr von Lakritz verzichten. Der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) rät auch Schwangeren, keine lakritzhaltigen Produkte zu konsumieren.

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Schadet Lakritz in der Schwangerschaft der Entwicklung des Kindes?

Die Antwort lautet: Ja, wenn du zu viel davon isst. Lakritz schadet bei übermäßigem Verzehr nicht nur dir als werdende Mama. Auch dein ungeborenes Kind kann Schaden nehmen.

Die Auswirkungen von übermäßigem Lakritzkonsum auf die Plazenta:

Wenn du in der Schwangerschaft regelmäßig Lakritz isst, kann sich das auf die Plazenta auswirken. Das in Lakritz enthaltene Glycyrrhizin beeinträchtigt ihre Barrierefunktion. Dadurch kann das Stresshormon Cortisol in erhöhten Mengen zu deinem Kind vordringen. Cortisol wirkt sich auf unterschiedliche Art und Weise auf den Organismus aus. Beispielsweise besteht ein Zusammenhang zwischen Cortisol und der Bewältigung von Stress. Auch Diabetes und Übergewicht stehen mit Cortisol in Verbindung. Auf die Gehirnentwicklung kann sich Cortisol ebenfalls auswirken.

Mögliche Langzeitfolgen von übermäßigem Lakritzkonsum in der Schwangerschaft:

Wissenschaftler aus Finnland fanden im Rahmen einer Langzeitstudie heraus, dass Kinder von Frauen, die während der Schwangerschaft Lakritz konsumiert hatten, ein besonders hohes Cortisol-Level aufweisen. Es ist dreimal höher als das Cortisol-Level bei Kindern gleichen Alters, deren Mütter kein Lakritz gegessen hatten. Die Forscher ermittelten außerdem einen Zusammenhang zwischen übermäßigem Lakritzkonsum und körperlichen sowie kognitiven Entwicklungsstörungen der Kinder. Jugendliche, deren Mütter in der Schwangerschaft viel Lakritz zu sich nahmen, wiesen folgende Defizite auf:

  • schlechtes räumliches Vorstellungsvermögen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • begrenzter Wortschatz
  • erhöhtes Aggressionspotenzial.

Darüber hinaus hatten sie ein dreimal so hohes ADHS-Risiko und schnitten beim IQ- und beim Gedächtnis-Test schlechter ab. Die Mädchen waren im Durchschnitt 8 kg schwerer als ihre Altersgenossinnen und gelangten früher in die Pubertät.

Bereits in der Schwangerschaft kann ein übermäßiger Lakritzverzehr negative Folgen haben. Forscher vermuten einen Zusammenhang zwischen Lakritzkonsum der Mutter und Frühgeburtlichkeit sowie Lungenreifungsstörung der Kinder.

In Deutschland gibt es keine gesetzlichen Höchstgrenzen für Glycyrrhizin in Lebensmitteln. Lakritzprodukte, die mehr als 200 mg Glycyrrhizin pro 100 g Lakritze enthalten, müssen jedoch als Starklakritz gekennzeichnet sein.

Auf Starklakritz solltest du in der Schwangerschaft verzichten! Das Gleiche gilt für Lakritz, das als „Extra starkes Erwachsenenlakritz“ oder „Kein Kinderlakritz“ gekennzeichnet ist. Bei diesen Produkten (meist Lakritzimporte aus Ländern wie Holland oder Dänemark) ist der Anteil an Glycyrrhizinsäure höher. Darüber hinaus sind sie mit Salmiaksalz versetzt, das den Blutdruck zusätzlich in die Höhe treiben kann.

Sind kleine Mengen erlaubt?

Am besten verzichtest du in der Schwangerschaft komplett auf Lakritz. Das schaffst du nicht? Dann ist es wichtig, dass du deinen Lakritzkonsum streng regulierst. Die Dosis macht das Gift.

Wissenschaftler stufen Mengen von mehr als 250 g Lakritz beziehungsweise 500 mg Glycyrrhizin pro Woche als riskant ein. Kleinere Mengen bis zu 125 g beziehungsweise 249 mg Glycyrrhizin pro Woche sind aktuellen Forschungen zufolge hingegen ungefährlich für das Kind.

Als Faustregel kannst du dir folgendes merken:

Normale Lakritz darf in Deutschland maximal 200 mg Glycyrrhizin pro 100 g enthalten. Eine halbe Tüte Haribo-Lakritzschnecken (100 g) kannst du pro Woche also ohne Bedenken verspeisen.

Dabei solltest du es aber belassen. Größere Mengen sind riskant. Die Mütter, deren Kinder im Rahmen der finnischen Studie negative Langzeitfolgen aufwiesen, hatten über mehrere Monate jede Woche mehr als 500 mg Glycyrrhizin zu sich genommen. In Haribo-Tüten umgerechnet ist das jede Woche mehr als eine große Tüte.

Kleine Mengen sind also erlaubt. Es sei denn, du leidest unter Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder Diabetes mellitus. Dann solltest du in der Schwangerschaft (und auch ansonsten) am besten gar kein Lakritz konsumieren.

Auf Tees, Tropfen und andere Heilmittel mit Süßholz solltest du in der Schwangerschaft verzichten. Diese enthalten zum Teil noch mehr Glycyrrhizin als Lakritz.

Fazit

Gelüste hin oder her – zu viel Lakritz kann zu Komplikationen in der Schwangerschaft führen und deinem Kind nachhaltig schaden. Bestenfalls verzichtest du komplett auf Lakritz. Zumal noch nicht alle Zusammenhänge zwischen Lakritzkonsum der Mutter und Auffälligkeiten bei Kindern erforscht sind. Falls dein Heißhunger nach Lakritz einfach zu groß ist, solltest du zumindest nicht mehr als 100 g Lakritz pro Woche zu dir nehmen. Dann bist du laut derzeitigem Wissensstand der Forschung auf der sicheren Seite.

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Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 27.03.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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