Beim Elterngeld gibt es verschiedene Bezugsformen. Das Elterngeld Plus ist eine davon. Warum diese so besonders ist, erfährst du nun.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Elterngeld Plus kannst du für bis zu 24 Lebensmonate bekommen
- Ohne anderes Einkommen in dieser Zeit ist es halb so hoch wie das mögliche Basiselterngeld (dafür ist die Bezugszeit doppelt so lang)
- Elterngeld Plus und Basiselterngeld sind kombinierbar
- Wenn du planst in deinem Elterngeldbezug in Teilzeit zu arbeiten, wird dir weniger vom Elterngeld gekürzt, bei geringem Verdienst sogar gar nichts
- Durch die längere Bezugsdauer kann es sich günstig auf deine Einkommensteuer auswirken
- Rechtsstand im Artikel: April 2024
Das Elterngeld ist eine staatliche Leistung, die du auf Antrag erhalten kannst. Hierfür müssen bestimmte Voraussetzungen vorliegen. Welche das sind, darauf gehen wir weiter unten ein.
Was ist das Elterngeld Plus?
Das Elterngeld Plus ist eine der Bezugsformen beim Elterngeld. Es gibt neben dem Elterngeld Plus noch das Basiselterngeld und den Partnerschaftsbonus.
Grundsätzlich besteht ein Anspruch auf Basiselterngeld für 12 Monate. Möchtest du das Elterngeld Plus erhalten, entspricht ein Monat mit Basiselterngeld zwei Monaten mit Elterngeld Plus. Du kannst es also für bis zu 24 Lebensmonate erhalten.
Wer kann das Elterngeld Plus bekommen?
Du hast Anspruch auf Elterngeld Plus, wenn du
- deinen Wohnsitz in Deutschland hast,
- mit deinem Kind in einem gemeinsamen Haushalt lebst,
- dein Kind selbst betreust und erziehst,
- gar nicht oder nicht mehr als 32 Std. pro Woche arbeitest.
Zusätzlich gibt es eine Einkommensobergrenze. Überschreitest du sie, gibt es KEIN Elterngeld für dich. Maßgeblich ist dein zu versteuerndes Einkommen im Kalenderjahr vor der Geburt. Du findest dieses Einkommen auf deinem Einkommensteuerbescheid. Für Geburten seit dem 1. April 2024 dürfen Elternpaare und auch Alleinerziehende die 200.000 Euro nicht überschreiten. Achtung: Für Geburten ab dem 1. April 2025 sinkt die Einkommensgrenze noch einmal auf 175.000 Euro.
Achtung: Andere Einkommensgrenze für Geburten bis 31. März 2024:
Für Geburten bis 31. März 2024 lag die Einkommensgrenze höher. Elternpaare durften ein zu versteuerndes Einkommen im Kalenderjahr vor der Geburt in Höhe von 300.000 Euro nicht überschreiten. Für Alleinerziehende galt eine Grenze von 250.000 Euro.
Elterngeld Plus oder Basiselterngeld
Wenn du länger Elterngeld beziehen möchtest, ist Elterngeld Plus eine gute Wahl. Du kannst es bis zu 24 Lebensmonate (kurz: LM) bekommen. Längstens jedoch bis zum 32. Lebensmonat, also bis dein Kind 2 Jahre und 8 Monate alt ist. Theoretisch! Dazu gleich mehr.
Im Vergleich dazu gibt es das Basiselterngeld nur bis einschließlich zum 14. Lebensmonat deines Kindes. Nur wenn dein Kind wesentlich zu früh auf die Welt kommt, gibt es länger (Basis-) Elterngeld dank der Frühchenregelung.
Natürlich lassen sich Basiselterngeld und Elterngeld Plus auch miteinander kombinieren. Beliebt ist die Variante 18 Monate Elterngeld zu bekommen, z.B. so:
- Lebensmonat 1 bis 6 Basiselterngeld
- Lebensmonat 7 bis 18 Elterngeld Plus
Monate mit Mutterschaftsgeld können nicht in Elterngeld Plus umgewandelt werden
Wenn du Anspruch auf das Mutterschaftsgeld der gesetzlichen Krankenversicherung hast, wertet es die Elterngeldstelle als Basiselterngeld. Es bleiben also weniger Monate mit Basiselterngeld übrig, die du in das Elterngeld Plus umwandeln kannst.
Das gilt ausnahmslos für Anspruchsberechtigte in der Mutterschutzfrist nach der Geburt. Mindestens sind das 8 Wochen (2 Lebensmonate). Kommt dein Kind vor dem errechneten Termin (ET), wird die fehlende Mutterschutzfrist hinten angehängt. Entsprechend länger beziehst du zwangsweise (!) das Basiselterngeld. Erst ab dem folgenden Lebensmonat, nach Ende der Mutterschutzfrist, kannst du in das Elterngeld Plus wechseln.
Bekommst du kein Mutterschaftsgeld, kannst du das Elterngeld Plus ab der Geburt wählen, dann für 24 Lebensmonate.
Bezugszeit ermitteln | Kind kommt VOR dem ET | Kind kommt am ET oder danach |
---|---|---|
Anspruch auf Elterngeld | 12 LM | 12 LM |
- Mutterschutzfrist = Basiselterngeld | 3 LM | 2 LM |
= Rest | 9 LM | 10 LM |
x 2 (weil doppelt so langer Bezug mit EG+) | 18 LM | 20 LM |
Bezugszeit insgesamt: | 21 LM (18 + 3) | 22 LM (20 + 2) |
LM = Lebensmonate
Beispiel 1: Kind kommt am ET oder danach
Eine angestellte Mutter bekommt ein Baby pünktlich zum errechneten Termin (ET). Die Mutterschutzfrist beträgt nach der Geburt 8 Wochen, also 2 Lebensmonate. Ab dem 3. Lebensmonat wäre die Wahl von Elterngeld Plus möglich.
12 Lebensmonate Anspruch auf Elterngeld
-2 Lebensmonate Mutterschutzfrist = Basiselterngeld
= 10 Lebensmonate Rest
x2, weil doppelt so langer Bezug
= 20 Lebensmonate mit Elterngeld Plus
Bezugszeit insgesamt: 22 Lebensmonate
Beispiel 2: Kind kommt VOR dem ET
Eine angestellte Mutter bekommt ein Baby pünktlich eine Woche vor dem errechneten Termin (ET). Die Mutterschutzfrist beträgt nach der Geburt 9 Wochen, also 3 Lebensmonate. Ab dem 4. Lebensmonat wäre die Wahl von Elterngeld Plus möglich.
12 Lebensmonate Anspruch auf Elterngeld
-3 Lebensmonate Mutterschutzfrist = Basiselterngeld
= 9 Lebensmonate Rest
x2, weil doppelt so langer Bezug
= 18 Lebensmonate mit Elterngeld Plus
Bezugszeit insgesamt: 21 Lebensmonate
Partnermonate mit Elterngeld Plus
Die Partnermonate kannst du:
- in Form von Basiselterngeld nehmen (ab 1. April 2024 nur 1 LM paralleler Basiselterngeldbezug in den ersten 12 LM möglich*)
- mit Elterngeld Plus nehmen
- oder beide Elterngeld-Arten kombinieren.
Beim Partnerschaftsbonus hingegen gibt es keine Auswahl – ihn gibt es nur als Elterngeld Plus.
*Ausnahmen: Mehrlings- und Frühgeburten und wenn das Neugeborene oder das Geschwisterkind, für welches es den Geschwisterbonus gibt, eine Behinderung haben.
Wie hoch ist das Elterngeld Plus?
Mindestens gibt es 150 Euro beim Elterngeld Plus, maximal 900 Euro. Damit ist das Elterngeld Plus halb so hoch wie das Basiselterngeld, dafür kannst du es doppelt so lange bekommen (siehe oben “Basiselterngeld oder Elterngeld Plus).
Nutze doch einfach diesen Elterngeldrechner für deine Berechnung.
Elterngeld Plus und Einkommen: Wird immer gekürzt? (Mit Beispielen)
Wenn du neben dem Elterngeld noch anderes Einkommen erzielst, beispielsweise aus einer Anstellung oder einer Selbstständigkeit, kann es auch mit Elterngeld Plus zu einer Kürzung deines Elterngeldes kommen. Hier kommt es darauf an, wie hoch dein weiteres Einkommen ist – immer im Vergleich zum Einkommen vor der Geburt.
Faustformel: „Verdienst du weniger als die Hälfte im Vergleich zu vor der Geburt, wird dein Elterngeld Plus voraussichtlich nicht gekürzt.“
Wir haben dir die beiden Möglichkeiten, also weniger und mehr als die Hälfte in zwei Beispielen aufbereitet. Um es einfacher darzustellen, rechnen wir hier mit dem Gehaltsnetto. Die Elterngeldstelle rechnet mit dem sogenannten Elterngeldnetto. Übrigens: Bekommst du nur das Mindestelterngeld, wird dieses nicht mehr gekürzt, auch wenn du etwas dazuverdienst.
Beispiel 1: Weniger als die Hälfte Brutto im Vergleich zu vor der Geburt
Im Bemessungszeitraum vor der Geburt verdiente eine Mutter durchschnittlich 2.000 Euro netto. In Teilzeit wird sie nach der Geburt 900 Euro bei 18 Stunden pro Woche verdienen.
a) Einkommensverlust nach der Geburt berechnen:
2.000 Euro Nettoeinkommen vor der Geburt
– 900 Euro Nettoeinkommen nach der Geburt
= 1.100 Euro weniger Einkommen nach der Geburt
Das Elterngeld soll fehlendes Einkommen ersetzen, daher ist dies zunächst die Basis für die weitere Berechnung.
Basiselterngeld: 715 Euro (1.100 Euro x 65 Prozent)
b) Basiselterngeld (ohne Hinzuverdienst) und Deckelungsbetrag ausrechnen:
Jetzt wird verglichen, wie hoch theoretisch das Basiselterngeld und auch das Elterngeld Plus wären – ohne einen Hinzuverdienst.
1.300 Euro Basiselterngeld (2.000 Euro x 65 Prozent)
650 Euro (1.300 Euro Basiselterngeld : 2) = Deckelungsbetrag
Elterngeld Plus: 650 Euro (entspricht Deckelungsbetrag)
Der Deckelungsbetrag ist wichtig an dieser Stelle. Ist er niedriger als das Basiselterngeld aus dem fehlenden Einkommen a), ist das Elterngeld Plus maximal so hoch, wie der Deckelungsbetrag = hier 650 Euro.
c) Fazit
Ab dem Elterngeldmonat, wo du mit einem Hinzuverdienst startest, ist das Elterngeld Plus hier günstiger. Es führt insgesamt zu mehr Elterngeld, da du es länger beziehen kannst
- 8.580 Euro Basiselterngeld gesamt: (12 x 715 Euro)
- 15.600 Euro Elterngeld Plus gesamt: (24 x 650 Euro)
Beispiel 2: Mehr als die Hälfte Brutto im Vergleich zu vor der Geburt
Im Bemessungszeitraum vor der Geburt verdiente eine Mutter durchschnittlich 2.000 Euro netto. In Teilzeit wird sie nach der Geburt 1500 Euro bei 30 Stunden pro Woche verdienen.
a) Einkommensverlust nach der Geburt berechnen:
2.000 Euro Nettoeinkommen vor der Geburt
– 1.500 Euro Nettoeinkommen nach der Geburt
= 500 Euro weniger Einkommen nach der Geburt
Das Elterngeld soll fehlendes Einkommen ersetzen, daher ist dies zunächst die Basis für die weitere Berechnung.
Basiselterngeld: 325 Euro (500 Euro x 65 Prozent)
b) Basiselterngeld (ohne Hinzuverdienst) und Deckelungsbetrag ausrechnen:
Jetzt wird verglichen, wie hoch theoretisch das Basiselterngeld und auch das Elterngeld Plus wären – ohne einen Hinzuverdienst.
1.300 Euro Basiselterngeld (2.000 Euro x 65 Prozent)
650 Euro (1.300 Euro Basiselterngeld : 2) = Deckelungsbetrag
Elterngeld Plus: 325 Euro (entspricht Basiselterngeld mit Einkommen)
Der Deckelungsbetrag ist wichtig an dieser Stelle. Ist er höher als das Basiselterngeld aus dem fehlenden Einkommen a), ist das Elterngeld Plus maximal so hoch, wie das Basiselterngeld auf den Einkommensunterschied = hier 325 Euro.
c) Fazit
Ab dem Elterngeldmonat, wo du mit einem Hinzuverdienst startest, ist das Elterngeld Plus hier günstiger. Es führt insgesamt zu mehr Elterngeld, da du es länger beziehen kannst
- 3.900 Euro Basiselterngeld gesamt: (12 x 325 Euro)
- 7.800 Euro Elterngeld Plus gesamt: (24 x 325 Euro)
Wie bekomme ich das Elterngeld Plus?
Das Elterngeld musst du beantragen. Das Elterngeld Plus kannst du, wie auch das Basiselterngeld oder den Partnerschaftsbonus (nicht mit den Partnermonaten verwechseln!), im Elterngeldantrag für dein Bundesland ankreuzen.
Bis auf Baden-Württemberg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und NRW gilt das bundeseinheitliche Elterngeldformular. Zum Antrag für dein Bundesland.
Elterngeld Plus und Steuern
Elterngeld ist eigentlich steuerfrei. Allerdings unterliegt es dem “Progressionsvorbehalt”. Das bedeutet, dass einmal die Steuern auf dein Einkommen mit und einmal ohne Elterngeld berechnet werden. Das Finanzamt nimmt dann den höheren Steuersatz für dein tatsächliches Einkommen, also das ohne Elterngeld.
Klingt kompliziert? Heißt für dich einfach nur, dass es unter anderem durch das Elterngeld zu einer Nachzahlung bei der Einkommensteuer kommen kann. Wenn du es berechnen möchtest, kannst du einen Progressionsrechner nutzen.
Durch das Elterngeld Plus kannst du deine Steuerlast etwas mindern, da sich das Elterngeld auf mehrere Einkommensteuerzeiträume verteilt.
Fazit
Das Elterngeld Plus ist die komfortabelste Lösung, wenn du im Elterngeldbezug wieder arbeiten möchtest. Grundsätzlich kann auch das Elterngeld Plus gekürzt werden – die Kürzung fällt jedoch geringer aus, als im Basiselterngeld.
Es ist auch eine prima Möglichkeit, den Elterngeldbezug zu verlängern und gleichzeitig die Steuerbelastung zu verringern, weil du es auf mehrere Jahre verteilst.
🎧 Podcast: Elterngeld – so holst du alles raus
Elterngeldexpertin Yvonne Nagel von elterngeld.de zu Gast bei unserer Podcasterin Emmi. Zusammen besprechen sie die Möglichkeiten, die das Elterngeld bietet. Außerdem geht es um die Elterngeldreform und was sich damit geändert hat. Und es gibt ein paar Tipps, mit denen ihr mehr Geld bekommen könnt. Hört unbedingt rein!
Quellen
- Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG):
https://www.gesetze-im-internet.de/beeg/ (abgerufen am 12.3.2022) - Richtlinien zum Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz Stand September 2021: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/156526/315a038f694ba3d77c569a3ae2d80b66/richtlinien-zum-beeg-data.pdf (abgerufen am 12.3.2022)
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Broschüre „Elterngeld, Elterngeld Plus und Elternzeit“, 24. Auflage (September 2021)
- Bild: Cost of Pregnancy And Family Budgeting Concept. Young couple expecting baby, planning budget and counting spends at home. Prostock-studio / Shutterstock.com