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Papa Superheld: Warum die Elternzeit für Väter so wichtig ist

Vater und Baby in der Elternzeit

2018 bezogen Väter im Schnitt 3,7 Monate Elterngeld. Bei Müttern waren es 10 Monate mehr. Fehlende Motivation ist es meist nicht, die die Väter abhält, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen. Der aktuelle Väterreport zeigt: 55 Prozent der Väter wünschen sich, mindestens die Hälfte der Kinderbetreuung zu übernehmen.

Die Realität ist jedoch eine andere. Während Männer einer bezahlten Arbeit nachgehen, betreuen die Mütter überwiegend die Kinder. Finanziell ist das für manche Familien sinnvoll. Viele können und wollen nicht auf den Mann als Hauptverdiener verzichten. Bei der Planung der Elternzeit sollten Eltern allerdings mehr als die Finanzen im Blick behalten.

Eltern müssen den Umgang mit dem Baby erlernen

Die ersten Tage zu Hause mit dem Neugeborenen ist eine Zeit der Wunder und der Fragen. Erstaunt, entzückt und unsicher rätseln die Eltern, wie wohl die Windeln am besten anzuziehen sind, welche Anziehsachen sich für die Temperaturen eignen und wo das Baby am besten schläft. All diese kleinen Fragen sind nur der Anfang eines langen Lernprozesses. Da viele Väter nach wenigen Wochen wieder arbeiten gehen, haben sie da natürlich einen gewissen Nachteil. Der wird umso größer, wenn sie das Gefühl bekommen, die Mutter könne es sowieso besser und das Baby lässt sich nur noch von ihr beruhigen.

Babys gewöhnen sich an ihre Bezugspersonen

Schon zum Zeitpunkt der Geburt fühlen Babys sich verbunden mit ihren Eltern. Ihre Stimmen haben sie von dem Moment an begleitet, in dem sie zum ersten Mal überhaupt Töne wahrnehmen konnten. Diese Verbundenheit wächst in jedem Moment, indem die Eltern liebevoll auf die Bedürfnisse ihres Babys eingehen. Jedes Mal, wenn dein Baby merkt, du nimmst es in den Arm, wenn es weint, du fütterst es, wenn es hungrig ist, du trägst es, wenn es Nähe braucht, verstärkt sich seine Bindung zu dir.

In der Gunst des Babys steht die Mama meist ganz weit oben auf der Liste. Sie gab ihm schon im Bauch ein schützendes Zuhause und jetzt hat sie die fantastische Fähigkeit, dieses fiese Hungergefühl mit warmer, leckerer Milch wegzuzaubern. Aber auch Papa hat starke Arme zum Trösten und Kuscheln, kann lustige Grimassen schneiden, das Bäuchlein massieren, Tränen trocknen und so viel mehr. All diese Dinge brauchen Zeit mit deinem Baby. Und manchmal hilft es auch, wenn Mama nicht immer sofort zur Stelle ist und Papa einfach mal machen lässt.

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Auch Väter brauchen Exklusivzeit mit dem Baby

Dass Väter häufig gleichzeitig mit der Mutter in Elternzeit sind, hilft ihnen leider nicht dabei, ihre ganz persönlichen Erfahrungen im Umgang mit ihren Babys zu machen. Viele nutzen die Zeit, um gemeinsam zu reisen und sich als Familie neu zu finden. Dabei vergessen sie, welchen unschätzbaren Wert es für die Vater-Kind-Bindung hat, wenn Papa und Kind auch mal unter sich sind.

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Papazeit: So stärkst du die Bindung zu deinem Baby

  • Plane einen Teil deiner Elternzeit so, dass du dein Baby allein zu Hause betreust.
  • Verschaffe deiner Partnerin Auszeiten, während derer du zu Hause allein Haushalt mit Kind schmeißt.
  • Übernimm bestimmte Aufgaben im Alltag mit eurem Baby routinemäßig, zum Beispiel das morgendliche Anziehen, Füttern mit dem Fläschchen, das Baden oder Vorlesen.
  • Plane eine feste Papazeit ein, die nur dir und deinem Baby gehört, zum Beispiel nach der Arbeit oder an den Wochenenden.
  • Beteilige dich an den organisatorischen Aufgaben: Arztbesuche, Kleidung kaufen, Kitaplatz suchen, Essen zubereiten.
  • Sprich dich mit deiner Partnerin ab, welche Aufgaben bei der Babypflege (und im Haushalt) du übernehmen möchtest oder wann du „dran bist“, wenn das Baby schreit.

Wie Kinder von ihren Vätern profitieren

Schon sehr junge Babys sind sicherer und neugieriger, wenn der Vater eine aktive Rolle in ihrem Leben einnimmt. Sie entdecken ihre Umwelt mit Freude und sind mit zunehmendem Alter in der Lage, stabile soziale Bindungen mit anderen einzugehen. Studien zeigen auch, dass Kinder und Jugendliche mit aktiven Vätern seltener Schwierigkeiten im häuslichen und nachbarschaftlichen Gefüge und in der Schule haben.

Dabei zählt nicht allein die Zeit, die Väter mit ihren Kindern verbringen, sondern die Qualität. Die Art und Weise, wie Väter mit ihren Kindern interagieren, spielt eine wichtige Rolle in ihrer Entwicklung. So verbringen Väter ihre Zeit mit Kindern in mehr spielerischen und stimulierenden Aktivitäten als Mütter dies tun. Aus diesen Aktivitäten, also beispielsweise beim einfachen Herumtoben, lernen Kinder, ihre Gefühle und ihr Verhalten zu regulieren. Während Mütter in der Regel eher emotionale Sicherheit und Schutz bieten, fördern Väter oft Eigenständigkeit und Selbstkontrolle. Studien zeigen, dass Väter andere Gehirnregionen beim Kind ansprechen als Mütter. Die Kombination der mütterlichen und väterlichen Einflüsse macht aus Kindern sichere, sozial kompetente und neugierige Kinder, bereit in der Welt ihre eigenen Erfahrungen zu machen.

Väter sind die ersten männlichen Vorbilder für Jungen

Gerade Jungen, die im Vater ja auch ein männliches Rollenvorbild sehen, lernen durch ihre Väter, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Die Art und Weise, wie Väter sich in der Familie einbringen, gibt ihnen ein Verständnis davon, wie Männer sich verhalten. Der Vater ist quasi das erste männliche Idealbild eines Mannes für den Sohn. Nach ihm kommen weitere Vorbilder, etwa Freunde in der Jugend. Welchen Einfluss diese auf die Persönlichkeitsbildung der Jungen haben, kann auch davon abhängen, wie gefestigt ihr Bild durch den Vater bereits ist.

Töchter lernen durch ihre Väter die Welt aus Männersicht kennen

Töchtern vermittelt der Vater den männlichen Blick auf die Welt. Sie erlernen, welche Verhaltensweisen von Männern geschätzt oder missbilligt werden und welche Kommunikationsstrategien funktionieren oder nicht. Ganz wichtig ist auch, wie der Vater seine Partnerin behandelt. Sein Frauenbild prägt auch das Bild, das die Tochter von sich selbst haben wird und ihr Verständnis von Partnerschaft.

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Wie Väter von ihrer Elternzeit profitieren

Für die meisten Väter bietet die Elternzeit eine große persönliche Bereicherung. Erfahrungen, die in der frühen Kindheit gemacht werden, prägen das Urvertrauen und die Bindung. Väter, die schon früh einen engen Kontakt zu ihren Kindern aufbauen konnten, haben es leichter als solche, die erst spät damit anfangen.

Auch beruflich können Väter profitieren. „Viele Väter stehen nach einer kurzen Elternzeit beruflich besser da als zuvor. Sie haben dadurch bewiesen, dass sie sich um ihre Familie kümmern. Sie haben Sozialkompetenz gezeigt – und erfahren dafür nicht nur Anerkennung durch die Kollegen, sondern steigen auch im Ansehen ihrer Vorgesetzten.“ sagt Matthias Lindner vom Bundesforum Männer in einem Interview mit der Süddeutschen.

Leider trifft das für längere Auszeiten in den meisten Branchen noch nicht zu. Dort müssen Männer mit den gleichen beruflichen Nachteilen rechnen, die Mütter regelmäßig in Kauf nehmen. Gut, dass sich dies in einigen Branchen bereits ändert und die Elternzeit – auch für Väter – weiter gefördert wird. Dazu kannst auch du beitragen, wenn es finanziell für euch möglich ist.

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Mit Elternzeit für Väter berufliche Nachteile von Müttern ausgleichen

Männer, die mögliche berufliche Nachteile in Kauf nehmen, weil sie länger in Elternzeit gehen, gleichen dadurch möglicherweise berufliche Nachteile ihrer Partnerinnen aus. Weil Frauen durch niedrigere Löhne, Kurzarbeitszeiten und längere Kinderbetreuungszeiten im Schnitt deutlich weniger Gehalt und Rente beziehen, ist es für sie besonders wichtig, ihre berufliche Laufbahn in der Elternzeit im Blick zu behalten.

45dc01c888d74dae91b329e4848ce005 - Papa Superheld: Warum die Elternzeit für Väter so wichtig ist

Quellen

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Veröffentlicht von Sibylle Grenz

Als Mutter eines quirligen Kleinkindes schreibt Sibylle leidenschaftlich gern über Erziehungsthemen, aber auch Themen aus der Schwangerschaft. Gemeinsam mit unserem Hebammen- und Pädagoginnen-Team arbeitet sie Fragen der babelli-Community auf und beantwortet sie fundiert und praxisnah.

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