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Während der Elternzeit kann sich rund um deinen aktuellen Arbeitsplatz einiges verändern. Grund genug für dich, mit einem Zwischenzeugnis in den Mutterschutz zu gehen. Damit bist du gegen alle Eventualitäten abgesichert, die in deiner Abwesenheit eintreten können. Was es dabei zu beachten gilt und wie du am besten vorgehst, verraten wir dir in diesem Artikel.
Das Wichtigste in Kürze
- Als werdende Mutter hast du ein Recht auf ein Zwischenzeugnis
- Das Zwischenzeugnis dokumentiert deinen aktuellen Stellenwert im Job
- Du sicherst dich damit gegen mögliche Nachteile nach dem Mutterschutz ab
- Beantrage das interne Zeugnis nach Bekanntgabe deiner Schwangerschaft
- Für ein Zwischenzeugnis gelten gewisse Richtlinien zu Form und Inhalt
Was ist ein Zwischenzeugnis?
Über ein Zwischenzeugnis stellt dir dein aktueller Arbeitgeber eine aktuelle Beurteilung aus. Grundsätzlich gelten die gleichen Kriterien wie beim Arbeitszeugnis. Das Arbeitszeugnis steht dir immer zu, wenn du eine Firma verlässt. Für ein Zwischenzeugnis muss in der Regel ein berechtigtes Interesse vorliegen. Dies ist der Fall, wenn du gerade schwanger bist.
Mit dem Zwischenzeugnis in der Schwangerschaft wird gewissermaßen der „Stand der Dinge“ deiner Beschäftigung dokumentiert. Ein Dritter (z.B. ein künftiger Arbeitgeber) kann daraus einen realistischen Eindruck über deine derzeitige Arbeitsleistung ableiten. Das Zwischenzeugnis enthält deine aktuelle Stellen- und Aufgabenbeschreibung. Beurteilt werden etwa Verhalten, Zuverlässigkeit oder Einsatzbereitschaft. Die Formulierungen müssen wohlwollend sein und dürfen dich nicht in ein schlechtes Licht rücken. Das gilt auch dann, wenn zwischen dir und deinem/deiner Vorgesetzten gerade nicht das beste Klima herrscht.
Wozu ein Zwischenzeugnis?
Die Schwangerschaft verändert nicht nur deinen Alltag, sondern dein ganzes Leben. Womöglich kommt dir während dieser Auszeit der Gedanke, deine persönliche Zukunft anders zu gestalten. Vielleicht treten deine Karriereziele hinter den Wunsch, künftig mehr Zeit mit deiner (neuen) Familie zu verbringen. Planst du, nur noch halbtags zu arbeiten oder gleich ganz deinen Job zu wechseln, kann das weitreichende Folgen haben.
In diesen Fällen bist du mit einem Zwischenzeugnis abgesichert:
- Während deiner Auszeit möchtest du dich eventuell nach Jobs umsehen und bewerben.
- Du erfährst beim Wiedereinstieg, dass du in einer anderen Abteilung arbeiten musst.
- Dir wird direkt nach dem Mutterschutz die Kündigung übergeben.
- Dein Kollegium hat sich verändert: Es gibt keinen Vorgesetzten mehr, der dich beurteilen kann.
- Dein Betrieb geht während der Elternzeit insolvent, Fördermittel für deine Stelle oder Abteilung werden gestrichen.
Mit dem Zwischenzeugnis sicherst du dich ab und beugst möglichen Streitigkeiten vor. Du hast einen wasserdichten Beleg, der Auskunft über deine bisherige Tätigkeit gibt. Damit kannst du im Falle von Unklarheiten bei deinem Comeback im alten Unternehmen punkten. Zudem hast du gegenüber Dritten etwas zu deiner Jobsituation in der Hand, falls du dich beruflich umorientieren möchtest.
Vätern steht dasselbe zu
Übrigens hat ein (werdender) Vater vor seiner Elternzeit ebenfalls das Recht auf ein Zwischenzeugnis vom Arbeitgeber. Als triftige Gründe gelten beispielsweise auch die Versetzung in eine andere Abteilung, wenn der Vorgesetzte wechselt oder du ein Sabbatical anstrebst.
So kommst du an das Zwischenzeugnis
Warte mit deinem Antrag nicht bis zum letzten Moment. Denk daran, dass du vielleicht schon früher in die berufliche Auszeit gehen musst, etwa weil deine Ärztin dich als berufsunfähig einstuft. Auch wenn du gesund bleibst, musst du damit rechnen, häufiger krank zu werden. Es ist besser, schon vorher deine Leistungsbeurteilung zu erhalten, da das – auch wenn es dir natürlich nicht angelastet werden darf – bei vielen nicht gut ankommt. Frag nach dem Dokument frühestens nach Bekanntgabe deiner Schwangerschaft und spätestens 2 Monate bevor du in den Mutterschutz gehst. Es ist dein gutes Recht, also ist Scheu hier nicht angebracht.
Je nach Unternehmensgröße stellst du den Antrag bei deinem direkten Vorgesetzten oder in der Personalabteilung. Bei kleinen oder mittleren Firmen kannst du anbieten, einen Text selbst zu entwerfen, der nur noch angepasst werden muss. Damit nimmst du der jeweiligen Stelle etwas Arbeit ab und kannst den Inhalt etwas beeinflussen. Schließlich weiß niemand so exakt über deine Tätigkeiten Bescheid wie du selbst. Mustervorlagen für ein Zwischenzeugnis findest du beispielsweise hier.
Bleib am Ball
Erwarte nicht, dass du am Tag nach deiner Anfrage direkt ein Zwischenzeugnis erhältst. Die Ausstellung kann mitunter Wochen dauern. Behalte deinen Wunsch im Hinterkopf und erkundige dich in der zweiten Woche noch mal höflich nach dem Dokument. Lass dich nicht unnötig hinhalten, sondern bitte den Personaler dann um einen festen Tag, an dem du es bekommst.
Das muss im Zwischenzeugnis stehen
Formell bestehen nur wenige Vorgaben, wie ein Zwischenzeugnis aussehen muss. Eine davon ist, dass es auf einem Geschäftsbogen im DIN-A4-Format erstellt wird. Eine spezielle Form, etwa was Formulierungen oder Wortwahl angehen, muss dein Chef oder deine Chefin nicht einhalten. Aus der Beurteilung hat eindeutig hervorzugehen, wie deine Arbeitsleistungen eingeschätzt werden. Ein Leser (z. B. ein künftiger Arbeitgeber) muss sich ein Bild machen können, was du derzeit in deinem Job leistest. Werden deine Aufgaben in Stichworten aufgezählt, ist das erlaubt.
Fehlen wichtige Komponenten wie etwa Belastbarkeit, Leistungsbereitschaft oder Zuverlässigkeit, ist das von Nachteil. Das Verschweigen kann aus Versehen passiert sein oder einen Zeugnis-Code darstellen. In Arbeitszeugnissen wird Kritik am Einsatz von Mitarbeitern stets durch Weglassen oder blumige Umschreibungen verpackt. Die Floskel „Sie war stets bemüht“ wird in dem Zusammenhang gerne als Beispiel für ein vergiftetes Kompliment zitiert.
Diese Bausteine sollten erwähnt sein
Verlass dich besser nicht darauf, dass jeder Arbeitgeber genau Bescheid weiß, was eine ordentliche Zwischenbeurteilung ausmacht. Prüfe, ob dein Zwischenzeugnis diese wichtigen Bestandteile enthält:
- Angaben zu deiner Person (Name, Geburtsdatum, Anschrift etc.)
- Aktuelles Datum sowie Dauer deiner Beschäftigung
- Klare Beschreibung deines Tätigkeitsfeldes
- Einschätzung deiner Leistungen und Fachkenntnisse
- Deine Funktion und Verantwortung im Unternehmen
- Beurteilung zum Verhalten gegenüber Kollegen und Vorgesetzten
- Ausstellungsgrund und Dankesformel
- Der Text muss in der Gegenwartsform (Präsens) formuliert sein
- Unterschrift deines Chefs/deiner Chefin oder (bevollmächtigten) Vorgesetzten
Ein Zwischenzeugnis hat keinen Anspruch auf vollständige Objektivität. Bitte deinen Vorgesetzten um Klärung und Korrektur, sobald du dich ungerecht beurteilt fühlst oder manche Aussagen aufgrund ihrer Doppeldeutigkeit als zu negativ empfindest. Im Extremfall kannst du deinen Arbeitgeber sogar auf eine Zeugnisberichtigung verklagen. Dein berufliches Weiterkommen darf durch ein Zwischen- oder Arbeitszeugnis keinesfalls behindert werden. Um Missverständnissen vorzubeugen, verwenden manche Betriebe sogar ein Benotungssystem wie in der Schule.
Messlatte fürs Arbeitszeugnis
Dein Arbeitszeugnis darf nicht bedeutend schlechter als das Zwischenzeugnis ausfallen. Die sogenannte Bindungswirkung vermeidet, dass dir (aus welchen Gründen auch immer) eine schlechte Abschlussreferenz ausgestellt wird. Natürlich darf ein endgültiges Arbeitszeugnis negativ vom Zwischenzeugnis abweichen, wenn sich deine Leistungen nachweislich verschlechtern.
Unser Buchtipp zum Schluss
Sandra Runge ist zweifache Mama und Juristin. Nach ihrer Rückkehr aus dem Mutterschutz erhielt sie postwendend die Kündigung. Ihre Erfahrungen und vor allem eine Menge an „Mama-Rechten“ hat sie zu einem Buch verarbeitet. Unterhaltsam, hilfreich und für jeden verständlich findest du als (werdende) Mutter wertvolle Tipps zum Thema Zwischenzeugnis und weit darüber hinaus. Ihr Buch „Don´t worry, be Mami. Juristisches Know-how rund um die Schwangerschaft, Geburt und Elternsein“* lässt keine Fragen offen, wenn es um den Behörden-Dschungel oder juristische Themen im Familienalltag geht.
Quellen
- Sandra Runge: Don't worry, be Mami: Juristisches Know-how rund um die Schwangerschaft, Geburt und Elternsein, Blanvalet Verlag, 1. Auflage (27. Februar.2017)
- Kündigungsschutzgesetz:
https://www.gesetze-im-internet.de/kschg/BJNR004990951.html (abgerufen am 15.9.2017) - Mutterschutzgesetz:
https://www.gesetze-im-internet.de/muschg_2018/__9.html (abgerufen am 15.9.2017)