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Warum Mütter sich in der Partnerschaft finanziell absichern sollten

Mutter am Schreibtisch mit Unterlagen
Mütter sollten sich unbedingt mit dem Thema Finanzen beschäftigen / Bild © Israel Sebastian, Gettyimages

Endlich der wohlverdiente Mutterschutz. Bald wird dein Baby in die Familie einziehen und euer Leben ganz schön auf den Kopf stellen. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange und der Job rückt in der Prioritätenliste nach hinten. Jetzt ist erstmal Pause. Tschüss dann, liebe Kollegen, hallo Baby. Warum gerade Mütter, die länger zu Hause bleiben, sich in der Partnerschaft absichern sollten, erfährst du hier.

Wenn ihr eure Elternzeit so aufgeteilt habt, wie die meisten Paare, dann wirst du deutlich länger in Elternzeit gehen, als dein Partner. Lediglich vier von zehn Männern gehen in Elternzeit. Die meisten bleiben nur zwei Monate zu Hause. Der Grund: Die Familien sind angewiesen auf das oft höhere Gehalt der Väter. Doch was im ersten Moment wie eine vernünftige finanzielle Entscheidung zwischen den Partnern aussieht, erweist sich auf lange Sicht für Mütter als Armutsfalle.

Rentenausgleich durch Kindererziehungszeiten

Wenn Mütter wegen der Erziehung ihrer Kinder in den ersten drei Lebensjahren beruflich pausieren und deshalb nicht in die Rente einzahlen, übernimmt das der Staat für sie. In diesen sogenannten Kindererziehungszeiten erhalten sie einen Rentenpunkt pro Jahr. Ein Rentenpunkt entspricht einem Durchschnittslohn. Wenn du bisher sehr gut verdient hast, schmälert das deine Rente ein wenig. Geringverdienerinnen profitieren. Aber am wichtigsten: Für diese Zeiten bekommst du Rente.

Kindererziehungszeiten werden nur einem Elternteil gutgeschrieben, und zwar dem, der die Kinder überwiegend betreut. In der Regel ist das die Mutter. Ihr könnt die Kindererziehungszeiten aber auch dem Vater gutschreiben, wenn er mit dem Kind zu Hause bleibt.

Lange Pausen schmälern berufliche Chancen

Doch es sind meist nicht diese drei Rentenpunkte, die Müttern berufliche Nachteile verschaffen. Lange berufliche Pausen – und da rechnen Arbeitgeber ja gleich mit weiteren, nachdem die erste rum ist – verschlechtern die Chancen auf Weiterentwicklung, Beförderung und damit eben auch deutliche finanzielle Verbesserungen.

Frauen, die wieder in den Beruf zurückkehren, arbeiten oft viele Jahre in Teilzeit, um der Familie gerecht werden zu können – und verzichten auf wertvolle Rentenpunkte und Aufstiegschancen. Denn Abteilungsleiterstellen sind selten auf fünf Stunden begrenzt.

Wenn Mütter ohnehin in typischen (schlechter bezahlten) Frauenberufen wie Pflege oder Kinderbetreuung arbeiten, ist eine auskömmliche Rente bei längerer Teilzeit eigentlich kaum noch möglich. Eine Erzieherin, die von ihrem 21. bis zum 59. Lebensjahr ununterbrochen Vollzeit gearbeitet hat und dabei im Schnitt 2.500 Euro brutto verdient hat, erhält weniger als 900 Euro Rente.

Mütter fehlen häufiger im Job

Selbst wenn Mütter wieder im Job sind, hat es sich oft zwischen den Paaren so eingespielt, dass Mütter einen großen Teil der unbezahlten Familienarbeit übernehmen (und dafür weniger arbeiten). So nehmen Mütter viermal häufiger Kinderkrankentage in Anspruch, als Männer. Diese sind zum einen mit 90 % Verdienstausgleich etwas schlechter bezahlt. Zum anderen entstehen Müttern auch hier wieder berufliche Nachteile.

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Männer sind keine Altersvorsorge

Klingt fast so, als lohne es sich für Frauen ohnehin nicht arbeiten zu gehen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Das Problem ist, dass Frauen in der Regel beruflich stark zurückstecken – für die Familie. Dass ihre Partner das finanzielle Ungleichgewicht, das dabei entsteht ausbalancieren, nutzt ihnen leider weder für die Rente, noch für ihre eigene berufliche Zukunft und finanzielle Unabhängigkeit.

Es reicht einfach nicht, wenn der Mann einen höheren Anteil an der Miete zahlt oder das Haushaltsgeld aufstockt. Denn dieses Geld investiert nicht in die Zukunft der Mutter. Wohingegen Männer, die keine größeren beruflichen Auszeiten nehmen konstant in ihren Karriereweg und ihre Altersvorsorge investieren.

Selbiges gilt selbstverständlich für den umgekehrten Fall, wenn der Vater zu Hause das Kind betreut und die Mutter arbeitet.

40% aller Ehen werden geschieden

Frauen, die sich langfristig auf den Partner als Versorger verlassen, leben mit einem sehr hohen Risiko, im Alter zu verarmen. Denn wenn die Ehe geschieden wird, gehen sie leer aus. Einen Unterhalt müssen geschiedene Partner schon lang nicht mehr zahlen. Frauen, die seit Jahren nicht gearbeitet haben, stehen dann nicht nur ohne Geld da, sondern eben auch ohne berufliche Perspektiven. Und das ist eben besonders schade, weil sie diesen Weg meist selbst in Aufopferung für die Familie gewählt haben.

Die Abhängigkeit vom Partner ist außerdem meist nicht nur finanzieller, sondern auch materieller Natur. Der Partner zahlt Haus, Auto und die Einkäufe und das macht in Zweifelsfall auch etwas mit der Beziehungsdynamik. Denn die unbezahlte Familienarbeit, die die Mutter leistet, ist eben nicht messbar und kann nicht einfach in ein Haus umgerechnet werden. Die Einkünfte des Mannes schon.

Was bedeutet das für junge Eltern?

Sollen also Mütter am besten nur noch strikt sechs Monate Elternzeit nehmen und danach wieder voll arbeiten gehen und die Familie so nebenbei managen? Müssen sie sich zerreißen, die Kinder so schnell wie möglich in die Betreuung geben und ihre Karriere so schnell wie möglich vorantreiben? Sollen Familien im Zweifelsfall auf das wesentlich höhere Einkommen der Väter verzichten? Nein. Darum geht es nicht.

Es ist allein eure Entscheidung

  • ob du überhaupt arbeiten oder dich ganz deiner Familie widmen möchtest.
  • ob du eine Karriere anstrebst, in der du viel Geld verdienen kannst.
  • ob du deine Kinder zuhause betreust oder fremdbetreuen lässt.
  • ob und in welchem Umfang jeder von euch in das Familieneinkommen einzahlt

Jede Familie ist anders und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Jede Mutter, jeder Vater und jedes Kind ist anders und was für die einen gut funktioniert, das passt eben für die anderen nicht. Wir können deshalb nicht empfehlen, nach wie vielen Monaten Mütter in den Job zurückkehren sollten, ob sie dann erstmal noch eine Beförderung anstreben und wie lange sie dann bis zum zweiten Kind warten sollten. Da gibt es hunderte von Optionen und alle können funktionieren oder auch nicht. Was wir aber ALLEN Eltern, die lange wegen der Kinder zu Hause bleiben empfehlen möchten:

Plane deine persönliche Zukunft und sichere dich ab!

Manche Dinge lassen sich schwer planen. Vielleicht klappt die Kita-Eingewöhnung nicht, weil dein Kind einfach noch nicht soweit ist. Dein Job hat dich eh nicht so ausgefüllt, dein Partner wird befördert und dann entscheidet ihr, dass du deine Elternzeit verlängerst. Vielleicht gehst du in Teilzeit, weil die Familienarbeit mit Kind jetzt einfach mehr Zeit in Anspruch nimmt oder einfach, um mehr Zeit mit deinem Kind zu verbringen.

Beachte dabei immer: Deine Arbeit in der Familie wird nicht bezahlt. Und es ist auch keine Freizeit, dass du das Kind betreust, während dein Partner arbeitet. Denn diese Zeit kannst du nicht in die Karriere investieren. Du kannst nicht für deine Rente ansparen und du bildest dich nicht weiter. Die Zeit, in der du zu Hause wäschst, Windeln wechselst und dein Kind erziehst, ist ein großes finanzielles Minusgeschäft für dich. Auf der emotionalen und persönlichen Seite bekommst du dafür natürlich auch viel zurück, aber das wird dir im Alter nicht das Essen bezahlen.

Deshalb: Wenn du mit deinem Kind über die bezahlte Elternzeit hinaus zu Hause bleibst, überlege gemeinsam mit deinem Partner oder deiner Partnerin, wie ihr diese finanzielle Lücke, die dir entsteht und sich in der Zukunft möglicherweise vergrößert, ausgleichen könnt.

Dabei könnt ihr euch zum Beispiel folgende Fragen stellen:

  • Wie bist du abgesichert im Falle einer Trennung?
  • Wie bist du abgesichert, falls deinem Partner oder deiner Partnerin etwas passiert?
  • Wem gehören die materiellen Güter (im Falle einer Trennung)?
  • Wie hoch wird die Rente deines Partners ausfallen und wie hoch deine?
  • Hast du eine private Altersvorsorge?
  • Welche beruflichen Ziele möchtest du verwirklichen und kann dein Partner dich unterstützen?
  • Wie sehen deine beruflichen Chancen nach der Auszeit aus?
  • Möchtest du dich noch einmal weiterbilden und wenn ja, was brauchst du dafür?

Wenn Mütter länger als drei Jahre zu Hause bleiben, zahlen sie nicht in die Rentenkasse ein. Diese Beiträge sollten dann aus dem Familieneinkommen privat geleistet werden. Wenn nur der Mann arbeitet, ist es logisch, dass er dafür aufkommt. Auch Minijobs und Teilzeit-Arbeit mindern die Rente. Wie könnte eine faire Regelung mit deinem Partner aussehen?

Absichern mit dem Ehe- und Partnerschaftsvertrag

Wenn du oder dein Partner vor der Entscheidung stehst, eine lange berufliche Auszeit für die Familie zu nehmen, solltet ihr euch innerhalb der Partnerschaft vertraglich absichern. Das klingt nicht gerade romantisch, aber es ist erwachsen und vernünftig. Ihr zeigt damit, dass ihr als Paar kommunizieren könnt und für euch einsteht. Das sind auch Werte, die ihr eurem Kind vorlebt.

Beratungen in Anspruch nehmen

Eine unabhängige Finanzberatung für Eltern kann euch dabei helfen, individuelle Lösungen zu finden. Partnerschaftsverträge könnt ihr in den meisten Fällen relativ unbürokratisch sogar ohne Notar schließen. Ein Ehevertrag muss beglaubigt werden.

Auch die Rentenversicherung bietet kostenlose Beratungen an.

Regelmäßig über Finanzen und Berufliches sprechen

Wünsche und Vorstellungen verändern sich im Laufe der Zeit. Das gilt für die Vision, die ihr von eurer Familie habt, wie für deine persönlichen, beruflichen und finanziellen Ziele. Was hat sich verändert? Seid ihr weiterhin zufrieden mit der Aufteilung der Arbeit und Familienzeit? Welche großen finanziellen Anschaffungen möchtet ihr euch als Familie leisten? Setzt euch regelmäßig zusammen und sprecht über diese Dinge. Jeder ist für seine finanzielle Zukunft verantwortlich, das gilt auch innerhalb der Partnerschaft.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 25.09.2023
Dieser Artikel wurde von Yvonne Nagel geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Sibylle Grenz

Als Mutter eines quirligen Kleinkindes schreibt Sibylle leidenschaftlich gern über Erziehungsthemen, aber auch Themen aus der Schwangerschaft. Gemeinsam mit unserem Hebammen- und Pädagoginnen-Team arbeitet sie Fragen der babelli-Community auf und beantwortet sie fundiert und praxisnah.

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