Die Rückkehr in den Beruf nach der Elternzeit kann als schwierig empfunden werden. Dies gilt umso mehr für alle, die sich nicht nur wenige Monate, sondern deutlich länger ausschließlich der Care-Arbeit für die Familie gewidmet haben. Die gewohnten Abläufe bei der Arbeit sind nicht mehr vertraut, eventuell haben die Kollegen gewechselt und manch einer fragt sich, ob der alte Job noch passend ist. Wir haben die wichtigsten Tipps für einen erfolgreichen Wiedereinstieg nach der Elternzeit für dich gesammelt.
Das sind deine Rechte
Die meisten Väter kehren nach zwei bis drei Monaten Elternzeit wieder in ihren Job. Mütter nehmen oft ein Jahr Elternzeit. Nicht selten werden auch die kompletten drei Jahre Elternzeit ausgeschöpft. Je länger die Abwesenheit vom Arbeitsplatz dauert, desto mehr Gedanken machen sich Eltern über den Wiedereinstieg. Rechtlich gesehen ist alles gut geregelt. So besteht eine Garantie auf einen Arbeitsplatz nach der Elternzeit. Allerdings steht es dem Arbeitgeber aufgrund seiner Direktions- und Weisungsbefugnisse frei, Wiedereinsteiger auf einen neuen Posten zu setzen, sofern die Position gleichwertig ist und im Wesentlichen dem entspricht, was im Arbeitsvertrag festgelegt wurde. Geforderte Qualifikation, Bezahlung, Arbeitszeiten und Arbeitsort dürfen nicht ohne Absprache und Zustimmung geändert werden. Wenn du also vor der Elternzeit im Innendienst tätig warst, wirst du dich nicht plötzlich nach der Elternzeit im Außendienst wiederfinden.
Dein Anspruch auf Teilzeit
Viele Eltern schätzen die Möglichkeit, nach der Elternzeit in Teilzeit wieder einsteigen zu können. Dies kann die Wiederaufnahme des Arbeitsverhältnisses deutlich erleichtern, denn mit einem Kleinkind gibt es zu Hause immer genug zu tun und es gilt, eine gute Balance zwischen Job, Care-Arbeit und Familienzeit zu finden.
Einen Anspruch auf Teilzeit hat jeder Arbeitnehmer. Es müssen allerdings bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sein:
- Das Unternehmen muss mehr als 15 Arbeitnehmer beschäftigen
- Das Arbeitsverhältnis muss bereits seit mehr als sechs Monaten bestehen
- Betriebliche Gründe wie die Betriebssicherheit oder die Sicherstellung bestimmter Arbeitsabläufe dürfen dem Wunsch nach Teilzeit nicht entgegenstehen.
Wenn du in Teilzeit den Wiedereinstieg in deinen Job finden möchtest, musst du dies mindestens drei Monate vorher mündlich oder schriftlich anmelden. Du solltest dir sehr genau überlegen, mit wie vielen Stunden du wieder einsteigst. Wenn du deine Arbeitszeit reduziert hast, hast du keinen gesetzlichen Anspruch auf die Rückkehr zu deiner ursprünglichen Stundenzahl. Zudem wird sich diese Maßnahme nicht nur auf die aktuelle wirtschaftliche Lage deiner Familie, sondern auch auf deine Altersvorsorge auswirken. In diesem Sinne kann es hilfreich sein, sich zu überlegen, ob und wie du privat Geld zurücklegen kannst, um einen Ausgleich zu schaffen.
Neu ausrichten mit neuen Kompetenzen
Wenn du dich während deiner Elternzeit gefragt hast, ob dein alter Job überhaupt noch zu dir und deinem neuen Leben passt, dann solltest du dir überlegen, ob es sich lohnt, sich beruflich neu auszurichten oder umzuorientieren. Wenn du grundsätzlich gerne bei deinem alten Arbeitgeber oder in deiner Branche bleiben möchtest, kann eine Weiterbildung einen besseren Wiedereinstieg ins Berufsleben befördern. Durch gezielte Fortbildungen und Schulungen kannst du deine Fähigkeiten auffrischen und neue Kompetenzen erwerben, die dich für spezialisierte oder höhere Positionen qualifizieren. Dein Arbeitgeber wird es sicher gerne sehen, wenn du dir neue Kenntnisse im Projektmanagement oder bei neuen Technologien aneignest. Vielleicht unterstützt er dich sogar bei deinem Vorhaben. Du kannst dich aber auch schon während der Elternzeit weiterbilden. Besonders geeignet sind dafür Online-Seminare. Damit bleibst du flexibel.
Übrigens hilft auch der Staat beim Wiedereinstieg. Das Bundesfamilienministerium und die Agentur für Arbeit haben die ‚Perspektive Wiedereinstieg‘ als Anlaufstelle für Wiedereinsteiger gegründet. Im Rahmen des Projekts gibt es Schulungen, Coachings und Beratungen.
Neue Wege einschlagen durch ein Studium
Wenn du Lust hast, nach der Elternzeit noch einmal etwas ganz Neues zu lernen, ist ein Studium ein guter Weg. Ein Studium kann deine Karriere sprunghaft nach vorn bringen und eine äußerst effektive Strategie für einen erfolgreichen Wiedereinstieg ins Berufsleben sein. Durch die Wahl eines Studiengangs, der sowohl deinen eigenen Interessen als auch den Anforderungen des Arbeitsmarktes entspricht, kannst du deine beruflichen Perspektiven erweitern und besser bezahlte Anstellungen bekommen.
Als Elternteil ist man in der Regel stärker örtlich gebunden und auf einen Studienplatz in der Nähe angewiesen. Wenn du keinen Platz an deiner Wunschuni bekommst, kann eine Studienplatzklage eine Lösung sein. Häufig schöpfen die Unis ihre Kapazitäten nicht voll aus und mit einer Studienplatzklage werden solche „versteckten“ Studienplätze aufgedeckt.
Du darfst nicht vergessen, dass ein Studium dich Zeit und Kraft kosten wird. Aber langfristig macht es sich im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt. Flexible Studienmodelle, wie ein Teilzeit- oder ein Fernstudium können den Bedürfnissen von Eltern gerecht werden und ermöglichen es dir, eine Balance zwischen Familie und Studium zu halten.
Ein erfolgreich abgeschlossenes Studium verleiht nicht nur einen formalen Abschluss, sondern zeugt von Engagement und der Bereitschaft, sich neuen Herausforderungen zu stellen – allesamt wichtige Eigenschaften für einen erfolgreichen Wiedereinstieg.
Von der Elternzeit zur Selbstständigkeit
Wer sich beruflich neu orientieren möchte, kann die Elternzeit nutzen, um den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen. Während du Elterngeld beziehst, hast du das notwendige Netz und den doppelten Boden, um relativ risikoarm die Selbstständigkeit auszutesten. Hat das Kind einen Betreuungsplatz, kannst du deine selbstständige Tätigkeit nach und nach steigern.
Wichtig ist, dass du die mit der Selbstständigkeit verbundene Arbeit nicht unterschätzen darfst. Wenn du auf diese Weise einmal dein Einkommen generieren möchtest, brauchst du vor allem in der Anfangszeit nicht nur eine gute Idee, sondern Zeit, Motivation und ein sehr gutes Ressourcenmanagement. Unterstützung und Rückhalt von deiner Familie und deinen Freunden sind wichtig. Zudem solltest du dich von Fachleuten und Menschen, die selbst diesen Weg gegangen sind, beraten lassen. Ansprechpartner für Gründer findest du bei der IHK sowie bei der Bundesagentur für Arbeit und in Fortbildungszentren. Überdies gibt es zahlreiche Programme für Gründer und Gründerplattformen.
Ist der Weg in die Selbstständigkeit erst einmal erfolgreich geschafft, kann diese Art des Arbeitens eine wunderbare Möglichkeit sein, um Familienleben und Job zu vereinbaren.
Quellen
- Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Teilzeit – Alles was Recht ist
https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/a263-teilzeit-alles-was-recht-ist.pdf?__blob=publicationFile&v=1 (abgerufen am 30.01.2024) - Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Beruflicher Wiedereinstieg
https://www.perspektiven-schaffen.de/ps-de/fuer-erwerbstaetige-und-wiedereinsteigende/beruflicher-wiedereinstieg (abgerufen am 30.01.2024)