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Teamarbeit statt Eifersucht aufs Baby: Wie es allen besser geht 

Teamarbeit statt Eifersucht
Familienglück braucht Teamarbeit. / Bild © Gorica Poturak, Getty Images

Was tun, wenn der Vater eifersüchtig aufs Baby wird? Hier findest du echte Lösungen für ein bekanntes Problem.

Ein neues Baby bedeutet nicht nur eine erweiterte Familie, auch die Dynamik zwischen den Eltern verändert sich. Wo vorher Partner (oder Partnerin) im Zentrum der Aufmerksamkeit standen, verlangt nun das kleine Wesen einen großen Teil davon. Kein Wunder, schließlich kann es sich noch nicht selbst versorgen und ist von euch Eltern komplett abhängig. Die neuen Aufgaben rund ums Kind können so fordernd sein, dass weder Kraft noch Zeit für den anderen Elternteil übrigbleiben. Das ist normal, muss aber nicht sein. 

Wenn du als Mutter jetzt schnelle Tipps erwartest, wie du dem Vater wieder ein besseres Gefühl gibst, dann wirst du solche hier nicht finden. Denn obwohl auch Eifersucht – wie jedes menschliche Gefühl – da sein darf, liegt die Ursache nicht einfach darin, dass sich ein Baby „zwischen euch gedrängt hat“. Sondern das Problem geht tiefer.

Meist treten Eifersuchtsgefühle nämlich dann auf, wenn sich nur einer – warum auch immer – überwiegend um das Baby kümmert. Und der andere sich wie das fünfte Rad am Wagen vorkommt. Die Lösung:

Teilt euch die Sorgearbeit – von Anfang an!

Macht euch klar, dass die Verantwortung für das Baby nicht nur bei einem Menschen liegt. Ihr seid beide für das neue Menschlein verantwortlich. Wer das begriffen hat, plant ganz anders. 

Oft liest man Sätze wie „Die Mutter sollte den Vater mehr einbinden.“ Das ist falsch formuliert, denn das Einbinden ist nicht ihre Aufgabe. Beide Elternteile sollten sich selbst aktiv in die Pflege und Betreuung des Babys einbringen, also ohne auf die Aufforderung des anderen zu warten. Dann verschwindet auch das Außenseitergefühl, wenn das Baby ansonsten die ganze Zeit an Mamas Brust hängt. Es kann ein paar Monate dauern, bis auch der Papa in seine Vaterrolle hineingewachsen ist. Aber es lohnt sich, versprochen!

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Am leichtesten ist es, wenn Paare schon in der Schwangerschaft gemeinsam recherchieren, Entscheidungen treffen und sich auf die Veränderungen vorbereiten. Wenn der Vater Elternzeit nimmt – idealerweise mehr als nur zwei Monate – wird ihm der Übergang möglicherweise leichter fallen. Und klar, die Mama muss zulassen, dass der Papa ganz viel macht. (Wir benutzen absichtlich nicht das Wort „hilft“.) Dafür muss er ihr wiederum zeigen, dass er es wirklich will und sich darum bemüht, es richtig gut zu machen. Nachfragen ist übrigens erlaubt und erwünscht.

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Bei euch läuft es eher traditionell? Wenn alle damit zufrieden sind (also wirklich zufrieden), kann es so bleiben. Ist einer jedoch eifersüchtig oder unzufrieden oder der andere nur in Ansätzen überfordert, genervt oder was auch immer? Dann überdenkt, wie ihr als Familie zusammenleben wollt. Bedenkt auch, dass ihre eure Familienmuster automatisch an eure Kinder weitergebt. 

Klare Kommunikation ist entscheidend

Partnerschaft ist gepflastert mit Problemen und Lösungen, Diskussionen und Kompromissen. Und natürlich Missverständnissen, wohin das Auge blickt. Deshalb solltet ihr als Eltern möglichst oft und offen über eure Erwartungen, Ängste und Bedürfnisse sprechen. Der Austausch von Gefühlen ermöglicht es euch beiden, den anderen besser zu verstehen.

Wenn ihr es dann schafft, die Herausforderungen der Elternschaft als Team zu bewältigen, werdet ihr als Familie bestehen.

Natürlich erleichtert eine frühzeitige Planung der Aufgabenverteilung den Übergang zum Elternsein. Was aber, wenn Paare vorher eben nicht geklärt hatten, wer welche Aufgaben übernehmen wird? Weil sie schlichtweg nicht geahnt haben, was da auf sie zukommt? Oder weil sie unterschiedliche Vorstellungen von Familienleben hatten, die jetzt erst ans Licht kommen …?

Wir sagen: Es ist nie zu spät, euch neu zu erfinden!

Aufgaben sichtbar machen

Sorgearbeit gehört zu den wertvollsten, aber unsichtbarsten Aufgaben in unserer Gesellschaft. Bezahlt wird sie selten bis nie. Bisher.

Auch wenn schon mehr darüber gesprochen wird als früher: Zwischen Augenrollen der einen und politischen Feminismusdebatten der anderen ist wahnsinnig viel Raum für Verbesserungen im Alltag. Und die sind nötig, denn die alten Strukturen passen mit den heutigen Anforderungen einfach nicht mehr zusammen.

Rund um die Familie gibt es immer viel zu tun. Und das hört weder abends auf, noch wenn die Kinder älter werden. Mittlerweile gibt es Apps wie „Nipto“ oder „WhoCares“, die die Arbeitsteilung innerhalb der Familie erleichtern. Dort könnt ihr erfassen, wie lange welche Aufgaben etwa dauern und diese dann gerecht verteilen. Ihr werdet erstaunt sein, was alles zu Care Arbeit gehört. Aber Vorsicht, lasst es nicht in einen übertriebenen Wettbewerb ausarten. Es geht nicht darum, wer der bessere Partner ist! Im Gegenteil: Es geht darum, gemeinsam das „Projekt Familie“ am Laufen zu halten.

Wenn beide Elternteile aktiv in die Pflege und Betreuung involviert sind, entsteht ein Gefühl der Gemeinschaft und des Zusammenhalts. Eifersucht kann so von vornherein vermieden werden, da beide Partner das Gefühl haben, gleichermaßen am Familienleben teilzuhaben.

Tipps bei akuter Eifersucht auf das Baby

Mittelfristige und langfristige Änderungen sind gut und schön, aber was, wenn es euch gerade jetzt schlecht geht? Wenn ihr wegen der Eifersucht weder Partnerschaft noch Elternschaft genießen könnt und der Weg einfach lang und steinig erscheint? Ein paar Tipps haben wir dann doch für euch:

  1. Selbstreflexion: Versuche als Betroffener, deine eigenen Gefühle zu verstehen und zu reflektieren. Gefühle zu ignorieren, lässt sie nicht verschwinden. Im Gegenteil! Eifersucht ist oft das Ergebnis von Unsicherheit oder Verlustangst. Finde heraus, welche Gefühle hinter der Eifersucht stecken und woher sie möglicherweise kommen könnten. Oft spielt die eigene Kindheit auch eine Rolle.
  2. Offene Kommunikation: Sprecht über eure Gefühle. Teilt Unbehagen und Sorgen, damit der andere ein Verständnis dafür hat, was in euch vorgeht. Sprecht ruhig auch mit anderen Familienvätern oder -müttern darüber. Oft ergeben sich daraus wertvolle Erkenntnisse.
  3. Gemeinsame Zeit: Findet Möglichkeiten, gemeinsame Zeit als Familie zu verbringen. Das stärkt nicht nur die Bindung zum Kind, sondern auch eure als Eltern. Und es ermöglicht beiden, eine aktive Rolle in der Betreuung des Babys zu übernehmen. Natürlich würde auch eine Paarauszeit helfen, sobald es wieder möglich ist. Aber bis es so weit ist, können Monate bis Jahre vergehen und hier geht es um schnelle Hilfe.
  4. Eigene Aktivitäten: Ermöglicht jedem von euch, Zeit allein mit dem Baby zu verbringen. So kann auch der andere eine eigenständige Beziehung zum Kind aufbauen und die Eifersucht ist vergessen. Wichtig hier: Jeder macht Dinge anders, aber nicht unbedingt schlechter. Versucht, offenzubleiben.
  5. Unterstützung suchen: Akzeptiert, dass es normal ist, in der Anfangszeit eifersüchtige Gefühle zu haben, und sucht gegebenenfalls professionelle Hilfe. Ein Gespräch mit einer Familienberatung oder im Rahmen einer Psychotherapie kann dabei helfen, die Ursachen der Eifersucht zu verstehen und konstruktive Lösungen zu finden.
  6. Selbstfürsorge: Vergesst nicht die Bedeutung von Selbstfürsorge. Sich selbst ausreichend Zeit für Erholung und Entspannung zu geben, kann dazu beitragen, Stress abzubauen und die emotionale Balance wiederherzustellen.
  7. Gemeinsame Ziele setzen: Setzt euch als Eltern Ziele für die Zukunft. Überlegt, was für eine Familie ihr sein wollt. Blickt in dieselbe Richtung. Gemeinsame Werte und Ziele schaffen eine klare Perspektive und stärken die Partnerschaft.

Fazit

Die Ankunft eines Babys sollte – von Schlafmangel und anderen Anstrengungen mal abgesehen – eine Zeit der Freude und des Glücks sein. Ist sie das nicht, liegt das Problem oft tiefer. Um sicherzustellen, dass die Familienzeit nicht von eifersüchtigen Gefühlen überschattet wird, ist eine faire Aufgabenverteilung entscheidend. So wird niemand überfordert und niemand bleibt außen vor. Eltern sollten gemeinsam planen, kommunizieren und die Verantwortung teilen, um ein unterstützendes Umfeld für das Neugeborene und eine starke Partnerschaft zu schaffen. Gleichberechtigung von Anfang an legt den Grundstein für ein harmonisches Familienleben, das auch Krisen gut übersteht.

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Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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