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Eisenmangel in der Schwangerschaft: Symptome, Risiken und Therapie

Eisenmangel in der Schwangerschaft: Eisenhaltige Lebensmittel

Bei Schwangeren steigt der Eisenbedarf ganz automatisch an, weil der Körper mehr Blut bilden muss. Schätzungen zufolge leidet jedoch jede zweite Frau in der Schwangerschaft an Eisenmangel. Jede 10. Schwangere entwickelt infolgedessen eine Blutarmut (Anämie), die unbehandelt zu Komplikationen führen kann. Wie sich ein Eisenmangel zeigt, welche Risiken er birgt und was du dagegen tun kannst, erfährst du hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Eisenbedarf steigt in der Schwangerschaft von 15 mg auf 20 bis 30 mg pro Tag.
  • Anzeichen für einen Eisenmangel sind Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
  • Während der Schwangerschaft wird dein Eisenwert regelmäßig per Blutabnahme und die Bestimmung deines Hämoglobin (Hb) Wertes kontrolliert.
  • Eisenmangel kann je nach Ausmaß zu Wachstumsstörungen sowie Früh- und Fehlgeburten führen.
  • Eine ausgewogene, eisenreiche Ernährung kann einem Mangel vorbeugen. Meist kann der Bedarf aber nicht durch die Ernährung allein gedeckt werden.
  • Bei Eisenmangel helfen Eisenpräparate effektiv, die Eisenversorgung zu normalisieren.

Eisen spielt in unserem Körper eine wichtige Rolle für die Blutbildung. Normalerweise können wir unseren natürlichen Eisenbedarf über eine ausgewogene Ernährung decken. In der Schwangerschaft steigt der Bedarf jedoch deutlich an. Und zwar so sehr, dass es Frauen unter Umständen nicht schaffen, die erforderlichen Eisenmengen allein über die Nahrung zu sich zu nehmen. So kann es zum Eisenmangel kommen, der unbehandelt ernste Folgen für das ungeborene Kind haben kann. Die gute Nachricht: Eisenmangel in der Schwangerschaft kann man vorbeugen und bei Bedarf auch gut behandeln.

Eisenmangel Symptome: Wie macht er sich bemerkbar?

Folgende Anzeichen deuten auf einen Eisenmangel hin:

  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Anfälligkeit für Infekte  („schwaches Immunsystem“)
  • Verminderte körperliche Leistungsfähigkeit

Hast du eines oder mehrere dieser Symptome, könnte ein Eisenmangel dahinterstecken. Die Beschwerden können aber auch andere Ursachen haben. Nur eine Blutuntersuchung kann Klarheit darüber schaffen, wie es gut oder schlecht es um deinen Eisenwert bestellt ist.

Welche Folgen hat Eisenmangel in der Schwangerschaft?

Wie schlimm ist ein Eisenmangel in der Schwangerschaft? Eine Unterversorgung des Körpers mit Eisen kann mehr als bloß unangenehme Beschwerden für die werdende Mutter verursachen. Eisenmangel ist zu Beispiel ein Risikofaktor für Frühgeburten. Er stört das Wachstum, sodass die Kinder häufig mit einem niedrigen Geburtsgewicht zur Welt kommen. Auch später bleiben sie oftmals kleiner und leichter als gleichaltrige Kinder. Zudem besteht das Risiko, dass die betroffenen Kinder eine verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zeigen und anfällig für Infekte sind.

Aus einem Eisenmangel kann sich eine Eisenmangelanämie entwickeln

Bleibt ein Eisenmangel in der Schwangerschaft unentdeckt oder unbehandelt, kann sich daraus eine Eisenmangelanämie entwickeln, also eine Blutarmut. Eisenmangel gehört zu den häufigsten Ursachen einer Anämie. Ihre Symptome sind eine Weiterführung der Symptome eines Eisenmangels:

  • Blasse, trockene Haut und Schleimhäute
  • Eingerissene Mundwinkel
  • Brüchige Haare und Fingernägel
  • Haarausfall
  • Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrensausen
  • Konzentrationsstörungen
  • Kurzatmigkeit bei körperlicher Belastung
  • Herzrasen

Wie gefährlich ist eine Eisenmangelanämie in der Schwangerschaft?

Eine unbehandelte Anämie in der Schwangerschaft birgt große Risiken. Sie führt zu einer Sauerstoffunterversorgung der Plazenta und des Babys. Die Folgen können Wachstumsstörungen sowie Fehl-, Früh- und Totgeburten sein. Eine Blutarmut im Wochenbett kann depressive Stimmungen verursachen oder verstärken.

Deshalb ist wichtig, einen Eisenmangel frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

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Wann spricht man von einem Eisenmangel in der Schwangerschaft?

Ein Eisenmangel liegt vor, wenn der Eisenbedarf des Körpers nicht gedeckt ist. Frauen haben unter normalen Umständen einen Eisenbedarf von etwa 15 mg pro Tag. In der Schwangerschaft verdoppelt er sich auf 30 mg pro Tag. Das liegt daran, dass neben dem Körper der Mutter nun auch die Gebärmutter, die Plazenta und das heranwachsende Baby mit Eisen versorgt werden müssen. Stillende benötigen übrigens noch 20 mg Eisen pro Tag.

Eisenwert bestimmen: Hämoglobin und Ferritin

Um herauszufinden, ob dein Körper ausreichend mit Eisen versorgt ist, kontrollieren Frauenärztin oder Frauenarzt zu Beginn der Schwangerschaft und ab der 24. SSW monatlich deine Blutwerte. Dabei sind zwei Werte interessant: die Hämoglobin-Konzentration (Hb) und der Ferritinwert: 

Ferritin ist ein Protein, das im Körper als Eisenspeicher dient. Der Ferritinwert gibt also an, wie viel Reserven du noch hast. Anhand des Hb-Werts lässt sich ablesen, ob die Blutbildung bereits gestört ist. 

Erst, wenn der Eisenspeicher leer ist, hat das Auswirkungen auf die Blutbildung. Der Ferritinwert ist damit interessanter, wenn es darum geht, einen Eisenmangel frühzeitig zu erkennen. Es gelten folgende Grenzwerte:

Hb-Grenzwerte während der Schwangerschaft:

  • 1. und 3. Trimester: Hb unter 11 g/dl ist zu niedrig
  • 2. Trimester: Hb unter 10,5 g/dl ist zu niedrig

FerritinGrenzwerte:

  • unter 15 μg/l: Eisenspeicher entleert
  • 15 bis 30 μg/l: knappe Eisenspeicher
  • 30 bis 50 μg/l: Grauzone
  • über 50 μg/l: genügend Eisenspeicher

Eine Eisenmangelanämie besteht, wenn der Hb unter 10,5 g/dl und das Ferritin unter 30 μg/l liegen.

Mögliche Ursachen für einen Eisenmangel

Als Ursachen für einen Eisenmangel kommen infrage:

  1. Blutverlust
  2. Ungenügende Eisenzufuhr
  3. Mangelnde Eisenaufnahme
  4. Gesteigerter Eisenbedarf

Im Fall einer Schwangerschaft sorgt insbesondere der gesteigerte Eisenbedarf für Mangelzustände. Vor allem, wenn zusätzlich einer oder mehrere dieser Risikofaktoren vorliegen:

  • Niedrige Eisenwerte schon vor der Schwangerschaft
  • Vegetarierin oder Veganerin
  • Mehrere Geburten in kurzen Zeitabständen
  • Mehrlingsschwangerschaft

Eisenmangel vorbeugen mit der richtigen Ernährung

Um einem Eisenmangel vorzubeugen, empfehlen Ärztinnen und Ärzte Schwangeren bewusst 30 bis 40 mg Eisen zusammen mit der Nahrung täglich zu sich zu nehmen, vorzugsweise über die Ernährung. Eine gezielte Auswahl an eisenhaltigen Lebensmitteln kann die Versorgung von dir und deinem Kind sichern.

Die beste Eisenquellen

Zu einer der besten Eisenquellen gehört zunächst Fleisch. Es enthält nicht nur viel Eisen, sondern hat auch eine gute Bioverfügbarkeit. Das heißt, unser Körper kann Eisen aus Fleisch besser aufnehmen als Eisen aus pflanzlichen Quellen. 

Trotz alledem wird ein übermäßiger Konsum von Fleisch laut Gesundheitsbehörden nicht mehr empfohlen, um gesundheitliche Risiken zu mindern sowie die Ressourcen der Umwelt zu schonen. Höchstens 300 Gramm Fleisch und Wurst, zum Beispiel Rindfleisch, Schweinefleisch oder Hühnerfleisch sollten in der Woche konsumiert werden. 

Deshalb wird es umso wichtiger, gute pflanzliche Eisenquellen zu kennen wie:

  • Linsen, 
  • Kichererbsen, 
  • Haferflocken, 
  • Hirse und 
  • grüne Blattgemüse wie Spinat und Mangold. 

Manche Lebensmittel behindern die Aufnahme von Eisen, andere fördern sie. Lebensmittel geschickt zu kombinieren, ist also enorm wichtig. Außerdem können andere Mängel auch Eisenmangel begünstigen. Je vielseitiger du isst, desto besser.

Du musst nicht unbedingt Fleisch und Fisch essen, um einem Eisenmangel vorzubeugen. Jedoch solltest du dich als Vegetarierin oder Veganerin genau informieren. Denn wenn die Darmflora ungünstig verschoben ist oder die falschen Lebensmittel kombiniert werden, sind Veganismus und Vegetarismus ein Risikofaktor (DGE). Lass dich am besten beraten. Wichtig: Die Schwangerschaft ein ungünstiger Zeitpunkt, um mit vegetarischer oder veganer Ernährung anzufangen.

Bestimmte Schwangerschaftsgelüste können Anzeichen für einen Eisenmangel sein. Gib ihnen ruhig nach.

Weitere Eisenquellen und Tipps für eine bessere Eisenaufnahme

Im Sinne einer gesunden Eisenversorgung sollten grüne Gemüsesorten, Hülsen- und Trockenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte regelmäßig auf deinem Speiseplan stehen. Auch Kräuter wie Petersilie können dem Körper Eisen zuführen.

Um die Eisenaufnahme zu steigern, solltest du eisenhaltige Lebensmittel immer mit Vitamin C kombinieren. Vitamin C verbessert die Bioverfügbarkeit von Eisen aus Lebensmitteln. Das gilt besonders für pflanzliche Eisenquellen, aber auch für Fleisch. 

Viel Vitamin C findet sich in Beeren und Zitrusfrüchten. Zum Gemüse mit hohem Vitamin C Gehalt zählen unter anderem rohe Karotte, Paprika, Fenchel und bissfester Brokkoli. 
Gönne dir morgens zum Vollkornmüsli mit Nüssen und Früchten also gern ein Glas O-Saft und mittags viel Gemüse– oder Salat zum Fleisch/Fisch – als veganes Gericht beispielsweise Hirsesalat mit Linsen, Roter Bete, Petersilie und Paprika. Schon hast du deinem Körper etwas Gutes getan.

Achtung: Kaffee, schwarzer Tee, Milchprodukte, Kakao und Schokolade hemmen die Eisenaufnahme. Du solltest sie deshalb mindestens 2 Stunden vor oder erst 2 Stunden nach dem Essen zu dir nehmen – gern mit noch mehr Abstand. Einen guten Ratgeber für alle Ernährungstypen bekommst du auch als Buch.

Was essen bei Eisenmangel? Ausgewählte eisenhaltige Lebensmittel:

LebensmittelEisengehalt (mg/100g)
Schweineleber*22,1
Putenfleisch3,0
Rindfleisch2,9
Hühnereigelb7,2
Linsen6,9
Kichererbsen6,2
Hirse5,9
Haselnüsse4,7
Haferflocken4,6
Erbsen5,0
Spinat3,5
Fenchel2,5

Quelle: Eisen Netzwerk

* Leber enthält sehr viel Vitamin A und sollte deshalb nur in geringen Mengen konsumiert werden.

Eisenmangel-Therapie: Eisenpräparate in der Schwangerschaft

Weisen deine Eisenwerte auf einen deutlichen Eisenmangel oder eine Eisenmangelanämie hin, kannst du mit der Ernährung allein nicht mehr so viel ausrichten. Du müsstest über einen langen Zeitraum täglich Unmengen von eisenhaltigen Lebensmitteln essen, um die Eisenspeicher wieder zu füllen.

Um deinem Baby kein Risiko auszusetzen, ist eine schnelle Korrektur deiner Eisenversorgung nötig. Dafür gibt es Eisenpräparate, die deinen Eisenspeicher gezielt wieder füllen. Es gibt drei Möglichkeiten, die je nach Ausmaß des Eisenmangels infrage kommen:

  1. Eine orale Einnahme von Eisenpräparaten meist als Eisentabletten oder -säfte
  2. Eine intravenöse Eisengabe wenn du die orale Therapie nicht verträgst oder die Anämie schon fortgeschritten ist
  3. Eine Bluttransfusion – erfolgt nur in Ausnahmefällen und bei extremer Anämie

Bei einem Eisenmangel nimmt der Darm automatisch mehr Eisen auf als sonst. In der Regel reicht eine orale Therapie deshalb aus und deine Eisenwerte normalisieren sich innerhalb weniger Wochen wieder. Allerdings können Eisenpräparate unschöne Nebenwirkungen haben wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Sodbrennen, schwarzer Stuhl, Verstopfung oder Durchfall. 

Um die Nebenwirkungen gering zu halten, kannst du die Tablette statt nüchtern vor dem Frühstück auch 1 Stunde nach dem Essen einnehmen. Auch hier gilt: Vitamin C fördert die Eisenaufnahme und kann die Therapie unterstützen. Solltest du noch weitere Nahrungsergänzungsmittel wie zum Beispiel Magnesium einnehmen, empfiehlt es sich, einen Zeitabstand von 2 Stunden einzuhalten, damit die Aufnahme des Eisens nicht beeinträchtigt wird. Bei weiteren Medikamenten besprich dich am besten noch einmal mit deinem Arzt oder deiner Ärztin. Ebenso wenn Nebenwirkungen länger anhalten, kann über ein anderes Einnahmeintervall- oder Zeitpunkt (z.B. abends), ein anderes Präparat oder einen Eisensaft gesprochen werden.

Du solltest niemals auf eigene Faust Eisenpräparate zu dir nehmen, sondern immer erst nach Rücksprache mit deinem Frauenarzt und einer vorherigen Kontrolle deiner Blutwerte. Im Zweifel kann es sonst zu einer ungesunden Eisenüberversorgung kommen. Eisensupplementierung vor der Blutentnahme kann die Blutwerte kurzfristig so verändern, dass das Ergebnis verfälscht ist. Deshalb sind regelmäßige Kontrollen wichtig.

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Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 25.06.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist Mama einer Tochter im Kindergartenalter und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

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