Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem du ohne dein Baby oder Kleinkind ausgehen möchtest. Die Emotionen schwanken zwischen Vorfreude, Nervosität und bisweilen sogar Schuldgefühlen. Hier kommen ein paar Gedanken und Tipps, um kleine Auszeiten vom Elternsein entspannt und locker zu meistern.
Der beste Zeitpunkt
Wann die perfekte Zeit für den ersten Ausflug ohne dein Baby kommt, ist ganz individuell und hängt nicht nur von der Persönlichkeit deines Kindes ab, sondern auch davon, wer als Ersatz-Bezugsperson einspringen kann. Ist es der Partner oder Partnerin, gibt es meist kaum Probleme. Auch nicht, wenn Oma und Opa im Familienalltag bisher immer mit dabei waren. Anders liegt der Fall, als wenn ihr vorher nur wenig Kontakt hattet, weil die infrage kommenden Personen weniger involviert sind, nicht um die Ecke wohnen oder andere Umstände verhindert haben, dass dein Baby sie gut kennenlernen konnten.
Mit etwa acht bis neun Monaten wissen die meisten Babys, dass Menschen und Dinge nicht weg sind, wenn sie aus dem Blickfeld verschwinden. Zur selben Zeit beginnt jedoch auch die Fremdelphase. Denn, wer weiß, dass seine Lieblingsmenschen weggehen können, will solche Unerhörtheit am liebsten vermeiden. Jetzt sind besonders liebevolle und einfühlsame Bindungspersonen gefragt.
Wähle deshalb einen Babysitter, dem du voll und ganz vertraust und den dein Baby bereits gut kennt. Das kann ein Familienmitglied, ein guter Freund oder auch eine professionelle Betreuungsperson sein. Wichtig ist, dass du dich selbst damit wohlfühlst und dein Baby in guten Händen weißt. Am besten übst du den Abschied in kleinen Schritten, indem du die Zeiten immer ein klein wenig verlängerst. Außerhalb einer Krankheitsphase oder eines Entwicklungssprungs klappt es oft am besten.
Der Countdown beginnt
Wochenlang hast du darüber nachgedacht: Vielleicht steht ein romantisches Dinner oder Konzert an, eine längst überfällige Verabredung mit Freunden oder einfach nur ein paar Stunden für dich selbst. Egal, welcher Anlass es ist, du bist wahrscheinlich etwas aufgeregt? Die Vorstellung, das Haus ohne deinen kleinen Liebling zu verlassen, kann beängstigend sein. Aber keine Sorge, du bist nicht allein, den meisten Eltern ging es schon so!
Planung kann vieles erleichtern
Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Vielleicht möchtest du vorher Muttermilch abpumpen, falls du stillst? Dafür bräuchtest du etwas Übung. Lies gern unseren Artikel mit Hebamme Emely dazu. Erstelle zudem eine Liste mit allen wichtigen Informationen: Fütterungszeiten, Schlafgewohnheiten, Lieblingsspielzeuge und besondere Eigenheiten.
Je mehr die betreuende Person über die aktuellen Bedürfnisse deines kleinen Schatzes weiß, desto entspannter kannst du deinen Abend genießen.
Kommunikation ist alles
Bevor du gehst, sprich ausführlich mit dem Babysitter. Geht die Liste gemeinsam durch und klärt alle offenen Fragen. Vergiss nicht, deine Handynummer zu hinterlassen und die Adresse des Ortes, an dem du sein wirst. Das gibt sowohl dir als auch dem Babysitter ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit. Wenn es der eigene Partner ist, besprecht auch den kommenden Tag.
Denn wer aus war, sollte nicht gleich früh um sechs wieder zu einhundert Prozent auf der Matte stehen müssen. Die Erholungsphase gehört zur Auszeit nämlich dazu.
Der große Moment: Auf Wiedersehen sagen
Der Abschied kann emotional sein, sowohl für dich als auch für dein Baby. Versuche, ihn kurz und positiv zu gestalten. Ein langer, tränenreicher Abschied macht es nur schwerer für beide Seiten. Ein fröhliches „Bis später!“, eine kurze Umarmung und ein Kuss zeigen deinem Baby, dass es dir wichtig ist und dass du es gleichzeitig ernst meinst. Einfach wegzuschleichen kann dagegen ungünstig für das Sicherheitsgefühl sein.
Wenn du mit deiner Entscheidung, heute ohne Kind auszugehen, klar und innerlich gefestigt bist, strahlst du das auch aus. So kann dein Baby vertrauen, dass es auch ohne deine Begleitung eine gute Zeit haben wird.
Mach dir vor der Verabschiedung also immer klar: “Welche Haltung zu heute Abend habe ich eigentlich?” – denn diese innere Haltung ist es, die dein Kind ganz genau spürt und dir womöglich spiegelt. Und falls du dein Kind mit gemischten Gefühlen verabschiedest, übe dich darin, vor ihm die Haltung „Es ist okay.“ zu transportieren (Hier gilt: „Fake it ‘til you make it.“).
Zeit für dich
Nun ist es Zeit, die Welt (oder zumindest den Abend) wieder allein oder als Paar zu genießen. Lass dein Handy nicht zum Hauptakteur des Abends werden. Klar, ein oder zwei Checks sind gerade in den ersten Stunden und zwischendurch in Ordnung, aber vertraue darauf, dass alles gut läuft. Nutze die Zeit, um dich zu entspannen und wieder aufzutanken. Bleib aber für den Notfall erreichbar und fahrtüchtig.
Flexibel im Kopf
Nicht immer klappt alles so wie gedacht. Das bedeutet nicht, dass du sofort zurückfahren musst, wenn dein Baby kurz weint. Steigert es sich jedoch hinein und ist nicht zu beruhigen, darfst du durchaus abbrechen, wenn dir das nötig erscheint. Verlasse dich am besten ganz auf deine elterliche Intuition (und nicht auf die der anderen). Wahrscheinlich geht alles gut, aber falls nicht, hat niemand daran Schuld – weder du noch dein Kind. Du hast auch nicht zu sehr geklammert, falls man dir das einreden will. Probiere es einfach in einer Weile noch mal. Und denke daran: Allein wegzugehen ist ein Kann, aber kein Muss.
Das Heimkommen
Das Wiedersehen mit deinem Baby wird wunderschön sein. Egal, ob es friedlich schläft, quengelig ist oder dich mit einem strahlenden Lächeln begrüßt – dieser Moment ist unbezahlbar. Das feste Band zwischen dir und deinem Baby hast du sicher die ganze Zeit über gespürt. Diese Verbundenheit kann euch keiner nehmen. Frage den Babysitter, wie es gelaufen ist, aber mach dir keine Sorgen und bitte erst recht keine Vorwürfe, wenn nicht alles perfekt war. Übt einfach kleinschrittig weiter, damit sich sowohl dein Kind als auch du an solche Situationen gewöhnen können.
Fazit
Das erste Mal ohne Baby wegzugehen, ist ein großer Schritt für jede Familie. Mit der richtigen Vorbereitung und einer positiven Einstellung kannst du diesen Moment genießen und als wertvolle Erfahrung in deiner Elternreise betrachten. Denke daran, dass auch du eine Pause verdient hast. Es tut gut, mal abzuschalten und sich wieder auf dich selbst (oder die Beziehung) zu konzentrieren. Und wer weiß, vielleicht wird dieser erste Abend ohne Baby der Beginn einer wunderbaren Tradition! In welchem Tempo es weitergeht, bestimmst aber du.
Quellen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: „Denkschritte“ im ersten Lebensjahr: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/entwicklung/0-12-monate/denkschritte/ (abgerufen am 22.05.2024)