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Vergiftung beim Baby erkennen und richtig handeln

Vergiftungen beim Baby erkennen

Babys und kleine Kinder stecken oft alles in den Mund. Nicht immer können Eltern das verhindern. Leider finden sich sowohl im Haushalt als auch in der Natur unzählige Dinge, die so giftig sind, dass sie der Gesundheit deines Kindes ernsthaft Schaden zufügen können. Im schlimmsten Fall kann eine Vergiftung zum Tod führen. Deshalb ist es wichtig, dass du Vergiftungsanzeichen früh erkennst und weißt, wie du im Ernstfall richtig reagierst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Symptome einer Vergiftung können sehr vielfältig sein. Ruf bei Verdacht deshalb immer sofort eine Giftnotrufzentrale oder 112 an.
  • Führe kein Erbrechen herbei und gib keinesfalls Milch zu trinken!
  • In Haushalt und Umgebung lauern viele Gefahren, die uns oft nicht bewusst sind.
  • Vergiftungen können zum Tod führen, sei daher lieber übervorsichtig als zu sorglos.
  • Wenn dein Kind bewusstlos wird oder die Atmung aussetzt, musst du sofort handeln!
  • Tipp: Lerne in unserem Online Videokurs, wie du deinem Baby im Fall der Fälle das Leben retten kannst.

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Lade dir hier kostenfrei unsere Info-Blätter herunter. Druck sie aus und hefte die Blätter zum Beispiel gut sichtbar an deinen Wickeltisch:

Erste Hilfe bei Vergiftungen

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Erste Hilfe bei Ersticken

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Das sind die Symptome einer Vergiftung

Eine Vergiftung geht oft mit Erbrechen oder Durchfall einher. Aber auch wenn dein Kind plötzlich wie ausgewechselt ist, also seltsam müde oder extrem aufgedreht und zittrig, sollten bei dir alle Alarmglocken läuten. Denn wenn die Möglichkeit besteht, dass es sich vergiftet haben könnte, ist schnelles Handeln wichtig.

Vergiftungssymptome sind sehr vielfältig, denn jedes Gift wirkt anders. Sie können einzeln oder zusammen auftreten. An diesen Symptomen lässt sich eine Vergiftung erkennen.

  • plötzliche Verhaltensänderung (Müdigkeit, Erregung, Zittern, Wanken)
  • gerötete Schleimhäute oder Mundbereich, eventuell Schluckbeschwerden
  • eventuell starker Mundgeruch oder verfärbter Speichel
  • vermehrter Speichelfluss
  • krampfartige Beschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • Kopfschmerzen, Schwindel
  • Bewusstseinseintrübung, Apathie, Bewusstlosigkeit
  • Atemstörung

Das musst du bei Vergiftung tun

Zuallererst gilt es, tief durchzuatmen und Ruhe zu bewahren. Denn wer zu aufgeregt ist, kann nicht klar denken. Wenn du annimmst, dass sich dein Kind vergiftet haben könnte, solltest du Folgendes tun:

  • Wähle die Nummer irgendeiner Giftnotrufzentrale, wenn es bis jetzt keine Vergiftungserscheinungen gibt. Die Mitarbeiter dort werden dir genau erklären, was zu tun ist. Es gibt eine stets aktuelle App des BfR (Bundesamt für Risikobewertung), die du vorher installieren kannst.
  • Wenn es bereits deutliche Anzeichen gibt, ruf die 112 an oder fahre sofort ins nächste Krankenhaus. Sichere Pflanzenteile und/oder Erbrochenes, nimm etwaige Medikamentenverpackungen mit.
  • Gib deinem Kind Wasser oder dünnen Tee zu trinken.
    Die meisten Gifte lassen sich so verdünnen und aus dem Körper leiten. Bei Medikamenten ist allerdings Vorsicht angebracht. Befrage daher vorher besser die Experten.
  • Gib deinem Kind bei einer Vergiftung KEINE Milch!
    Die Milch sorgt dafür, dass das Gift unter Umständen schneller vom Körper aufgenommen wird.
  • Führe KEIN Erbrechen herbei! Gerade bei ätzenden Substanzen kann Erbrechen dazu führen, dass die Speiseröhre noch mehr geschädigt wird. Außerdem können Erbrochenes oder entstehende Dämpfe in die Lunge geraten und sie nachhaltig schädigen.

Diese Infos solltest du für den Notdienst parat haben:

  1. Welches Gift
    • Name des Medikaments, Packung bereithalten
    • Beschreibung der Pflanze, Beeren oder Pflanzenteile sichern
  2. Menge des Gifts
    • Zahl der Beeren, Blätter
    • wie viel vom Pilz maximal
    • wie viel vom Medikament
  3. Symptome
    • welches Verhalten
    • Erbrechen, Durchfall
  4. Zeitpunkt der Einnahme
    • wie lange ist es her
  5. Gewicht und Alter des Kindes
  6. Wurden schon Maßnahmen ergriffen?

Das gehört in deine Hausapotheke:

Aktivkohle
Bei vielen Vergiftungen hilft Aktivkohle, um die Gifte zu binden und aus dem Körper zu leiten. Verabreiche diese allerdings nur, wenn dir die Mitarbeiter der Vergiftungszentrale dazu geraten haben. Als Faustregel gilt 1 Gramm Aktivkohle pro Kilogramm Körpergewicht.

Entschäumungsmittel
Wenn ein Kind schäumende Substanzen wie z.B. Waschmittel zu sich genommen hat, kann der sich bildende Schaum in die Lunge geraten und diese schädigen. In solchen Fällen hilft ein Entschäumungsmittel wie Sab Simplex. Je nach schaumbildender Substanz wird auch zu Brot mit viel Butter geraten. Beides sorgt dafür, dass sich die Luftblasen wieder verbinden.

Erste Hilfe bei schweren Nebenwirkungen einer Vergiftung

Wenn dein Kind so viel von dem Gift eingenommen hat, dass es bewusstlos geworden ist oder ein Atemstillstand eingetreten ist, musst du handeln, bevor der Notarzt eintrifft.

Kind atmet nicht mehr

Wenn das Kind nicht mehr atmet, hat es einen Kreislaufstillstand und muss sofort wiederbelebt werden. Denn schon ab 3 Minuten ohne Sauerstoff kann vor allem das Gehirn ernsthaft Schaden nehmen.

  1. Leg dein Kind auf den Rücken
    Bis zu einem Jahr wird der Kopf nicht überstreckt. Ab einem Jahr muss der Kopf überstreckt werden, damit die Zunge nicht in die Luftröhre rutscht. Öffne den Mund leicht und überprüfe den Mundraum. Wenn sich Erbrochenes darin befindet, räume es aus.
  2. Prüfe maximal 10 Sekunden lang die Atmung
    Siehst du, dass sich der Brustkorb hebt? Hörst du Atemzüge? Spürst du einen Luftstrom an der Wange? Wenn nichts davon zutrifft, musst du reanimieren.
  3. Beatme nun dein Kind zuerst 5 Mal so, dass sich sein Brustkorb hebt.
    Bei Babys umschließt der Mund des Reanimierenden dabei Nase und Mund des Babys. Ab Kleinkindalter wird stattdessen die Nase zugehalten, damit keine Luft entweichen kann.
  4. Führe dann die Herzdruckmassage 30 Mal aus.
    Dazu muss das Baby auf einer harten Unterlage liegen. Bei Babys musst du den Brustkorb auf Brustbeinhöhe mit zwei Fingern 2-3 cm eindrücken.
    Für die Wiederbelebung von Kindern reicht eine Hand für die Druckmassage aus.
    Bei größeren Kindern und Erwachsenen wird mit zwei Händen übereinander gedrückt.
  5. Beatme jetzt immer nur noch 2 Mal.
    Die fünf Atemhübe am Anfang sind wegen des höheren Sauerstoffbedarfs von Kindern nötig. Danach reichen 2 Atemhübe aus.
  6. Wechsle möglichst schnell zwischen Beatmung und Herzdruckmassage.
    Je kürzer der Abstand, desto besser die Sauerstoffversorgung!
  7. Mach so lange weiter, bis dein Kind wieder atmet oder der Notarzt eintrifft.
    Fahre im Verhältnis 2 zu 30 so lange es geht fort. Wechselt euch ab, sofern ein anderer Erwachsener zur Verfügung steht.
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Kind ist bewusstlos – atmet aber

Wenn ein Kind atmen kann, aber bewusstlos ist, solltest du es in eine stabile Lage bringen. Dies verhindert, dass die Atemwege wegen der Zunge blockieren und sorgt dafür, dass Erbrochenes abfließen kann.

Bis Schulalter – stabile Bauchlage
Dazu legst du das Kind vorsichtig auf den Bauch (Kopf stützen) und drehst seinen Kopf behutsam zur Seite. Öffne seinen Mund leicht, damit etwaiges Erbrochenes abfließen kann. Sollte sich bereits Erbrochenes im Mundraum befinden, räume es aus.

babelli erstehilfe seitenlage - Vergiftung beim Baby erkennen und richtig handeln

Ab Schulalter – stabile Seitenlage
Leg das Kind auf den Rücken. Knie dich daneben und winkle den nahen Arm des Kindes nach oben an, sodass der Arm neben dem Kopf liegt. Greife nun den fernen Arm und ziehe ihn zu dir. Die Handfläche kommt unter der gegenüberliegenden Wange des Kindes zum liegen. Greife nun das ferne Bein und winkle es an. Ziehe es sanft zu dir, sodass das Knie auf dem Boden zum liegen kommt. Der Körper des Kindes wird dabei gedreht.

Diese Dinge können für dein Kind gefährlich werden

Gifte im Haus

  • Zigaretten und Zigarettenstummel, Tabak, generell Drogen
  • Alkohol
  • Medikamente
  • Kosmetika und Parfüm, Nagellack, Nagellackentferner
  • Batterien, vor allem Knopfbatterien
  • Malerfarben und Bastelfarben
  • Lampenöl und Feuerzeugbenzin

Giftige Reinigungsmittel

(giftig, ätzend, reizend oder schäumend)

  • Waschmittel und Weichspüler
  • Geschirrspültabs
  • Geschirrspülmittel
  • Sanitär-Reiniger
  • Allzweckreiniger
  • Bleiche
  • Desinfektionsmittel
  • Waschbenzin
  • Lösungsmittel

Giftiges Gemüse und Obst

  • Rohe Bohnen
  • Rohe Kartoffeln
  • Apfelkerne
  • Grüne Tomaten
  • Rohe und unreife Auberginen
  • Roher Rhabarber
  • Bitterer Kürbis oder Zucchini

Giftige Beeren, Früchte und Samen

  • Tollkirsche
  • Eiben-Beeren
  • Efeu-Beeren
  • Maiglöckchen-Beeren
  • Stechapfel
  • Lupinensamen
  • Beeren des Pfaffenhütchens
  • rohe Holunderbeeren
  • holunderähnliche Sorten

Giftige Pilze

  • Grüner und weißer Knollenblätterpilz
  • Pantherpilz
  • Fliegenpilz und viele mehr
  • Rohe Pilze (außer Champignons)

Giftige Zimmerpflanzen

  • Dieffenbachie
  • Efeutute
  • Weihnachtsstern
  • Amarillis
  • Gummibaum (Ficus)
  • Ritterstern

Giftige Garten-Zierpflanzen

  • Buchsbaum
  • Eibe
  • Seidelbast
  • Fingerhut
  • Eisenhut
  • Goldregen
  • Efeu
  • Maiglöckchen
  • Herbstzeitlose
  • Wolfsmilchgewächse
  • Wunderbaum (Rizinus)
  • Engelstrompete
  • Oleander
  • Herbstzeitlose
  • Lebensbaum (Thuja)
  • Rhododendron
  • Christrose
  • Pfaffenhütchen
  • Aronstab
  • Rittersporn
  • Gefleckter Schierling
  • Riesenbärenklau
  • Ambrosia

Einer Vergiftung vorbeugen – so geht es

  • Räume sämtliche Reinigungsmittel konsequent in die oberen Fächer. Wenn möglich, verschließe die Schränke zusätzlich mit Kindersicherungen.
  • Wirf giftige Reste nicht einfach in Mülleimer oder Papierkorb. Dein Kind wird sie finden!
  • Füll giftige Substanzen nie in Nahrungsmittelbehälter um. Die Verwechslungsgefahr ist zu groß!
  • Achte bei der Benutzung von Reinigern und Co. immer auf die Warn- und Anwendungshinweise. Du musst wissen, womit du es zu tun hast, um das Risiko abschätzen zu können.
  • Bring auch im Bad Kindersicherungen an. Denn auch Seife, Parfüm, Nagellack und Co. haben großes Vergiftungspotenzial.
  • Verschließe Arzneimittel immer im Arzneimittelschrank und bring diesen in einer Höhe an, wo dein Kind nicht herankommt. Denke auch an Medikamente im Kühlschrank, in der Handtasche oder in der Jackentasche!
  • Wenn du oder nahestehende Personen Raucher ist, achte sehr darauf, dass nie Zigaretten herumliegen. Auch die Stummel sind hochgiftig. Entsorge sie daher in der Wohnung und auch draußen immer sofort. Denk auch an Tabak, Shisha-Tabak und Liquids für die E-Zigarette.
  • Verbanne hochgiftige Pflanzen aus Wohnung und Garten. Behalte dein Kind immer im Auge. Manchmal wachsen auch im Garten Pilze oder Pflanzen, mit denen du nicht gerechnet hast.
  • Erziehe dein Kind früh durch dein Vorbild dazu, nichts von draußen in den Mund zu nehmen. Wenn du gern Beeren sammelst oder Früchte pflückst, iss diese nie direkt vom Baum/Strauch. Kinder können noch nicht unterscheiden, was essbar ist und was nicht.
  • Achte darauf, dass auch Babysitter, Großeltern und sonstige Betreuungspersonen die Regeln beachten. Gerade Oma und Opa nehmen oft eine bunte Mischung an Pillen ein, die interessant sein könnte und haben manchmal eine zu lockere Einstellung Giften gegenüber.

In diesen Situationen ist besondere Vorsicht geboten

  • beim Hausputz
  • bei Bastelarbeiten
  • wenn jemand an der Tür klingelt oder das Telefon läutet
  • wenn Handwerker im Haus sind
  • bei Besuch, der mitgebrachte Medikamente herumliegen lässt oder wenn du bei jemandem zu Besuch bist.
  • wenn jemand akut erkrankt ist und Medikamente herumstehen
  • bei Reise- oder Umzugsvorbereitungen

Fazit

Vergiftungen können nicht immer vermieden werden. Das ist richtig. Aber gut informiert lässt sich zumindest das Risiko deutlich verringern. Ist es dann doch passiert, hilft es, die Symptome zu kennen und richtig handeln zu können. Bei Vergiftungen gilt: nicht abwarten, sondern kompetente Hilfe holen. Meist, aber nicht immer, genügt ein Anruf bei der Vergiftungszentrale, um das Richtige zu tun. Manchmal muss aber auch der Notarzt helfen. Zum Glück sind tödliche Vergiftungen bei Babys und Kleinkindern mittlerweile selten. Dennoch halte besser stets die Augen offen und mach die Wohnung so kindersicher wie möglich.

Denk am besten auch über einen speziellen Erste-Hilfe-Kurs nach, um Handgriffe und Abläufe üben zu können, damit das Gelernte in einer Notsituation schnell abrufbar ist. Dazu empfehlen wir unseren Onlinekurs für Erste Hilfe am Baby & Kind.

Der wichtigste Kurs für Eltern

Hast du noch eine Frage zum Thema „Vergiftungen bei Babys“? Dann schreib uns gern einen Kommentar!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 27.06.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Susanne Schaller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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