Bäuerchen machen nach der Milchmahlzeit hat lange Tradition in der Babypflege. Früher ging man davon aus, dass Babys nach dem Füttern unbedingt aufstoßen müssen. Heute sieht man das nicht mehr so eng. Woran du erkennst, ob dein Baby ein Bäuerchen braucht und wie du es dabei unterstützen kannst, erfährst du hier.
Warum Bäuerchen machen kein Muss ist
Das Baby ist satt, jetzt kommt das Bäuerchen. Du läufst eine gefühlte Ewigkeit durch die Wohnung, streichelst und klopfst, aber das Bäuerchen will nicht kommen? Mach dir keine Sorgen, das ist überhaupt kein Problem. Das Aufstoßen nach der Milchmahlzeit ist längst nicht so wichtig, wie es noch vor einigen Jahren angenommen wurde. Inzwischen sieht man das Ganze etwas lockerer.
Tipp: Schau dir auch unseren Onlinekurs „Baby 1×1 für werdende Eltern“ hier im Kursbereich von babelli an. Das ist die perfekte Vorbereitung auf die Babyzeit für Erstlingseltern.
Heute weiß man: Das Luft-Schlucken beim Trinken ist ein überschätztes Problem bei Neugeborenen und Säuglingen. Nicht immer und nicht alle Babys schlucken derart viel Luft an der Brust oder Flasche, dass sie nach jeder Mahlzeit aufstoßen müssen. Und wenn doch, schaffen sie das meist ganz allein, sobald sie in eine aufrechte Position gebracht werden.
Es spricht nichts dagegen, wenn du nach der Mahlzeit versuchst, ihm ein Bäuerchen zu entlocken. Vor allem, wenn sich dein Baby sichtlich unwohl fühlt. Ist es aber entspannt und stößt nicht innerhalb kürzester Zeit auf, braucht es offensichtlich kein Bäuerchen. Statt es weiter zu bearbeiten, bis du den erlösenden Rülpser hörst, kannst du es unbesorgt ablegen.
Kann mein Baby ohne Bäuerchen ersticken?
Die Angst vieler Eltern rührt daher, dass sie fürchten, überschüssige Luft im Magen könnte zum Spucken führen. Doch das ist nicht wahr. Ob dein Baby Milch spuckt oder nicht, hat vermutlich nichts mit dem Bäuerchen zu tun.
Es könnte sogar sein, dass das erzwungene Bäuerchen eher Milch nach draußen befördert, die andernfalls drinnen geblieben wäre. Hinweise darauf gab zumindest eine Studie aus Indien aus dem Jahr 2014. Im Untersuchungszeitraum spuckten Babys, die regelmäßig zum Bäuerchen gebracht wurden, deutlich mehr als die Gruppe ohne Bäuerchen-Ritual nach den Mahlzeiten.
Wenn du dich damit besser fühlst, dann gib deinem Baby nach der Mahlzeit ein, zwei Minuten Zeit, ein Bäuerchen zu machen. Wenn keins kommt, kannst du dir aber sicher sein, dass es nicht wegen überschüssiger Luft im Bauch spucken wird.
Wann ein Bäuerchen helfen kann
Mit dem Bäuerchen ist es so: Es bringt im Grund nur dann etwas, wenn dein Baby beim Trinken an der Brust oder Flasche zu viel Luft geschluckt hat. Ob das der Fall ist, merkst du normalerweise gut, wenn du dein Baby beim Trinken beobachtest:
- Trinkt es sehr hastig?
- Lässt es die Brust oder die Flasche häufiger los?
- Verschluckt es sich beim Trinken?
- Zeigt es während oder unmittelbar nach der Mahlzeit Unbehagen, weint, windet oder streckt sich durch?
Dann könnte es ihm helfen, kurz aufzustoßen. Trinkt der Nachwuchs jedoch ganz entspannt an der Brust oder Flasche und/oder schläft dabei sogar ein, kannst du davon ausgehen: Hier stört keine Luft im Bauch. Du kannst es entspannt ablegen und beruhigt weiterschlafen lassen.
Richtig Bäuerchen machen: Tipps
1. Nutze natürliche Pausen
Erzwinge keine Pause beim Füttern, indem du deinem Baby die Flasche oder die Brust entziehst. Das verunsichert dein Baby nur, es wird sich hektisch auf die Suche nach der Nahrung machen und dann vielleicht noch schneller trinken. Nutze eher die natürlichen Pausen. Lässt dein Baby die Flasche oder die Brust los oder wechselst du die Seite zum Stillen, dann ist der richtige Zeitpunkt für ein Bäuerchen.
2. Eine günstige Position finden
Manchmal sagt es dir die Intuition: Mein Baby quält sich mit dem Bäuerchen und es kommt einfach nicht raus. Da gibt es einige Tricks in Sachen Haltung, die es beim Bäuerchen machen unterstützen können. Der Klassiker ist es, das Baby aufrecht an deinen Oberkörper zu legen. Sein Kopf ruht dabei auf deiner Schulter. Nun streichelst oder klopfst du mit der flachen Hand sanft (!) von unten nach oben auf seinen Rücken. Das kann dabei helfen, die Luft besser entweichen zu lassen. Es gibt aber noch andere Haltungen, die das Bäuerchen fördern können:
- Auf die Knie setzen: Setze dein Kleines seitlich auf deinen Schoß. Halte es mit einer Hand unter der Brust, stütze sei Kinn dabei auf deiner Hand ab oder halte sein Köpfchen mit Daumen und Zeigefinger. Beuge es jetzt sanft nach vorn. Die andere Hand sichert und streichelt oder klopft sanft zwischen den Schulterblättern.
- Im Liegen: Lege dein Baby bäuchlings auf deinen Schoß. Seinen Kopf stützt du mit der Hand. Die andere Hand kann sanft den Rücken streicheln und klopfen. Manchmal hilft auch der Fliegergriff.
- Schaukeln: Setze dein Baby mit Blickrichtung zu dir auf deinen Schoß. Halte es dabei gut unter den Armen fest. Bei Neugeborenen stützen deine Hände dabei das Köpfchen. Jetzt wiegst du es langsam und vorsichtig von rechts nach links. Du kannst seinen Oberkörper in dieser Position und langsam kreisen. Die Bewegung und Streckung des Oberkörpers kann festsitzende Luft zügig nach draußen befördern.
- Pezziball: Halte dein Baby aufrecht an deiner Schulter. Nun wippst du sanft auf und ab. Halte dein Baby dabei sicher an deinem Oberkörper.
Du wirst schnell feststellen, welche Position für dein Baby besonders erleichternd ist.
3. Spucktuch nicht vergessen
Mitunter befördert das Bäuerchen auch einen Schwall Milch mit nach draußen. Um deine Kleidung zu schützen, lege dir vor dem Bäuerchen ein Spucktuch über die Schulter.
Häufige Fragen zum Bäuerchen
Müssen Babys Bäuerchen machen?
Nein, zumindest nicht immer. Hat es viel Luft geschluckt durch hastiges Trinken beispielsweise, kann ein Bäuerchen zwischendurch oder am Ende der Mahlzeit nötig sein. Ob dein Baby eins braucht, erkennst du daran, dass sich es unwohl fühlt, sich streckt oder windet.
Hilft das Bäuerchen gegen Koliken?
Das wurde bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Theoretisch soll durch das Bäuerchen verhindert werden, dass verschluckte Luft Bauchschmerzen und Blähungen verursacht. Doch es ist davon auszugehen, dass der größte Teil der Gasansammlungen im Babybauch bei der Verdauung entsteht. Ob das Bäuerchen einen bedeutenden Unterschied macht, ist fraglich.
Soll mein Baby Bäuerchen auch nachts machen?
Wie am Tag gilt auch in der Nacht: Ein Bäuerchen muss nur sein, wenn dein Baby sichtlich mit verschluckter Luft zu kämpfen hat. Nachts trinken Babys meistens entspannter. Wenn alles ruhig und die Umgebung abgedunkelt ist, sind sie weniger abgelenkt. Ein Bäuerchen braucht es dann nur selten. Vor allem, wenn dein Kind an deiner Brust schon eingeschlafen ist, lass es am besten weiterschlafen. Den Schlaf jetzt zu unterbrechen, um unbedingt ein Bäuerchen zu provozieren, würde es wahrscheinlich wecken und sehr ärgern.
Mein Baby macht kein Bäuerchen – und nun?
Mach dir keine Sorgen, dein Baby muss anscheinend gerade nicht aufstoßen. Wenn du es ein, zwei Minuten versucht hast, dann lass deinen Schatz erstmal in Ruhe. Vielleicht kommt das Bäuerchen später noch oder gar nicht. Sollte dein Baby nach der Mahlzeit unzufrieden sein und nicht aufstoßen, könnte auch eine andere Ursache hinter seinen Symptomen stecken. Tritt das Problem häufiger auf, solltest du deine Hebamme und/oder kinderärztlichen Rat einholen.
Mein Baby weint nach dem Bäuerchen, warum?
Mit dem Bäuerchen entweicht Luft, die zuvor im Bauch gedrückt hat. Nach dem Aufstoßen ist dieses Völlegefühl weg und plötzlich wieder Platz im Bauch. Dein Baby verspürt also vielleicht noch Hunger. Biete ihm also ruhig noch einmal die Brust oder den Rest des Fläschchens an.
Hast du weitere Bäuerchen-Tipps? Dann schreib sie uns in die Kommentare!
Quellen
- A. Nolden, S. H. Nolte: Das große Buch für Babys erstes Jahr: Das Standardwerk für die ersten 12 Monate. Erschienen im GU Verlag, 1. Auflage 2013
- R. Gresens: Intuitives Stillen: Einfach und entspannt – Dem eigenen Gefühl vertrauen – Die Beziehung zum Baby stärken. Erschienen im Kösel-Verlag, 3. Auflage 2016
- V. Weigert: Stillen. Das Begleitbuch für eine glückliche Stillzeit. Alles Wichtige auf einen Blick. Erschienen im Kusel Verlag, 1. Auflage 2010.
- H. Chilton: Baby on Board. Erschienen bei Booktopia Editions, 4th Edition 2020.
- R. Kaur, B. Bharti, S. K. Saini: A randomized controlled trial of burping for the prevention of colic and regurgitation in healthy infants. https://doi.org/10.1111/cch.12166 (abgerufen am 21.06.2022)
- R. Gresens (stillkinder.de): Muss ein Baby immer Bäuerchen machen? https://www.stillkinder.de/muss-ein-baby-immer-baeuerchen-machen/ (abgerufen am 21.06.2022)
- Bilder: 2125329284 Natalia Bostan, 2024025350 Colorfuel Studio / shutterstock.com