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2 magische Worte, die einen Wutanfall bei einem Kleinkind sofort entschärfen können

Mutter beschwichtigt Kleinkind: Wutanfall verhindern mit Spiegelung

Du sitzt mit deiner Familie am Abendtisch, schneidest deiner Tochter eine Scheibe Brot ab, verteilst etwas Frischkäse darauf und dann begehst du einen Kapitalfehler. Du schneidest die Brotscheibe, die viel zu groß für die kleinen Kinderhände ist in zwei Hälften. Als du das Entsetzen in den Augen deines Kindes siehst, wird dir klar, dass du dir dein entspanntes Abendessen vorerst abschminken kannst.

Und was jetzt kommt, ist ziemlich nervig für alle Beteiligten. Dein Kind weint, schreit und tobt. Du überlegst fieberhaft, wie du die Stulle zusammenkleben könntest, nachdem dein Kind das Angebot einer identischen Stulle mit einem wütenden NEIIIIN abgelehnt hat. Dein Partner wiederholt aus dem Off hilflose Sätze wie „Das ist doch nicht so schlimm“, „Jetzt beruhige dich endlich“. Leider denkt dein Kind trotz des sehr konstruktiven Vorschlages gar nicht daran, sich jetzt endlich zu beruhigen. Irgendwann bekommst du einen Schlag direkt auf die Nase und dann ist der Abend endgültig im Eimer.

Warum Reden nicht hilft

In einem Wutanfall steckt dein Kind fest in seinem emotionalen Gehirn. Logische Erklärungen kann es jetzt gar nicht verarbeiten. Du kannst dir also lange Erklärungen sparen, warum die zweigeteilte Stulle viel besser ist und warum Hauen keine gute Möglichkeit ist, Frust rauszulassen.

Zwei magische Worte, die einen Wutanfall sofort entschärfen können

Statt deinem Kind also lang und breit zu erklären, warum sein Verhalten unlogisch ist, kannst du zwei magische Worte nutzen. Vielleicht hast du Glück und kannst den Wutanfall mit diesen Worten sogar verhindern. Hat dein Kind sich schon in Rage geschrien, ist es schon zu spät. Aber gerade zu Beginn, wenn dein Kind sich über etwas ärgert, dann ist es sehr hilfreich, wenn du in kurzen einfachen Worten seinen Wunsch validierst.

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Die Worte, die du dafür nutzen kannst, sind: Du willst oder du wolltest

Meistens fangen wir sofort an, unserem Kind zu erklären, warum XY nicht geht. Doch dabei vergessen wir einen wichtigen Schritt. Denn unser Kind muss erstmal wissen, dass wir das Problem verstehen. Ja, auch wenn es für dich eine Banalität ist, kann eine geschnittene Stulle (zerbrochener Keks, falsches Glas, …) für dein Kind ein handfestes Problem sein. Wenn dein Kind denkt, dass du nicht verstehst, was das Problem ist, wird es das so oft wiederholen, bis du es verstanden hast. Dabei gerät es dann noch mehr in Rage. Und irgendwann hört es deine Beschwichtigungsversuche gar nicht mehr. Sein emotionales Hirn hat die Kontrolle übernommen.

Das Erste, was du also sagen kannst, wenn dein Kind sich aufregt:

Du wolltest / Du willst… (einsetzen, was dein Kind wollte).

„Du wolltest eine ganze Stulle und ich habe sie zerschnitten. Du wolltest NICHT zwei Hälften, sondern eine ganze Stulle, die nicht zerschnitten ist.“

Jetzt weiß dein Kind, dass du verstehst, was eigentlich das Problem ist. Es hilft ihm nicht, wenn du das Problem kleinredest. Denn das Gefühl dahinter bleibt genauso stark. Das Gefühl (emotionales Gehirn) kannst du nicht mit Logik (kognitives Gehirn) wegreden. Es möchte gehört werden.

Achte darauf, dass das was du sagst zu deiner Gestik und Mimik passt. Wenn du halb belustigt sagst „Du wolltest wohl eine heile Stulle“, wird deine Botschaft nicht ankommen. Deshalb schlage ruhig einen aufgeregten Tonfall an und ziehe die Augenbrauen zusammen, wenn du sagst „Oh man!!! Jetzt ist die Stulle durchgeschnitten. Dabei wolltest du doch unbedingt eine ganze Stulle. Was machen wir denn jetzt?“.

Jetzt fühlt sich dein Kind verstanden. Probier es aus. Je öfter du diese Methode nutzt, desto besser wird sie funktionieren. Du kannst zwar nicht jedes Problem lösen, aber dein Kind fühlt sich verstanden.

Das Prinzip des Spiegelns

Die Strategie zu sagen „Du wolltest…“ basiert auf dem psychologischen Prinzip der emotionalen Spiegelung. Spiegeln ist die Fähigkeit, die Gefühle eines anderen Menschen zu erfassen und ihm das mimisch, gestisch und verbal mitzuteilen. Indem du sagst „Du wolltest…“ teilst du dem Kind verbal mit, dass du seinen Wunsch verstanden hast. Wenn du dazu ein wütendes oder trauriges Gesicht machst und einen entsprechenden Tonfall anschlägst, dann deckt sich deine Mimik mit dem Gesagten und kommt auch wirklich an.

Je häufiger du die Technik anwendest, desto besser wird sie funktionieren. Auch du lernst immer besser, die Wünsche und Gefühle deines Kindes zu deuten und zu verbalisieren. Spiegeln kannst du auch während eines Wutanfalls. Benenne in knappen einfachen Sätzen, wie es deinem Kind gerade geht und passe deine Stimme und deine Mimik an. Du kannst sagen „Du bist traurig, wütend, enttäuscht… Du sagst nein…“ Du wirst merken, wenn du ins Schwarze getroffen hast und dein Kind sich langsam beruhigt.

Es kann auch passieren, dass du die Gefühle falsch deutest. Vielleicht wird dein Kind dann noch wütender. Macht nichts. Du kannst es einfach noch einmal versuchen. Noch mehr zum Thema kindliche Wutanfälle und wie du auf sie reagieren kannst, findest du hier.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 23.08.2022
Dieser Artikel wurde von Janett Scheck geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Sibylle Grenz

Als Mutter eines quirligen Kleinkindes schreibt Sibylle leidenschaftlich gern über Erziehungsthemen, aber auch Themen aus der Schwangerschaft. Gemeinsam mit unserem Hebammen- und Pädagoginnen-Team arbeitet sie Fragen der babelli-Community auf und beantwortet sie fundiert und praxisnah.

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