Gesundheit ist das höchste Gut, sagt man. Während aber Erkältungskrankheiten und dergleichen vergleichsweise einfach zu bekämpfen sind, braucht es bei anderen Krankheitsbildern die Anwendung von speziellen Therapieformen. Die photodynamische Therapie ist eine solche Möglichkeit. Was das ist, wo man sie einsetzt, welche Risiken und Kosten damit verbunden sind, erfährst du hier.
Was versteht man unter der photodynamischen Therapie?
Spricht dein Arzt als Therapiemöglichkeit von der photodynamischen Therapie, kurz PDT, meint er damit eine spezielle Lichttherapie, welche krankhafte Zellen (Tumorzellen) zerstört. Durch eine Kombination aus Licht und einer lichtsensibilierenden Substanz werden photochemische Prozesse im Körper ausgelöst. Bei diesen Reaktionen werden Stoffe ausgeschüttet, die für eine bestimmte Art von Zellen giftig sind. Die Folge: krankhafte Zellen werden zerstört.
Einige Hautärzte raten davon ab, die photodynamische Therapie während der Schwangerschaft und der Stillzeit durchzuführen. Denn unter anderem kann es zu Wassereinlagerungen (Ödeme) kommen. Als mögliche Nebenwirkung für andere Patienten eher harmlos, für dich als Schwangere hingegen ein vermeidbares Übel. Lass dich also besser umfassend beraten, um das Risiko für dich und dein Kind so gering wie möglich zu halten.
Die photodynamische Therapie gilt als minimalinvasiv. Das bedeutet, dass gesunde Zellen bei diesem Lichttherapieverfahren nicht angegriffen oder geschädigt werden.
Anwendungsbereiche
Insbesondere bei dermatologischen Krankheitsbildern in Form von
- Hautkrebs wie Basalzellkarzinom oder Basaliom (heller Hautkrebs), aktinische Keratosen, Plattenepithelkarzinom, Kaposi-Sarkom, Morbus Bowen, Mycosis fungoides
- Hautmetastasen
- Schuppenflechten (Psoriasis vulgaris)
- Akne (Acne vulgaris)
- Warzen (Verrucae), die durch eine Infektion mit humanen Papillomaviren entstanden sind
wird die photodynamische Therapie im Rahmen einer hautärztlichen Behandlung angewendet.
Darüber hinaus ist die PDT auch für die palliative Onkologie von wirkungsvoller Bedeutung. Allerdings liegt der Schwerpunkt in diesem Anwendungsbereich überwiegend auf den durch die Krebserkrankung hervorgerufenen Symptomen und deren Linderung. Die photodynamische Therapieform hat sich bei folgenden Krebsarten bewährt:
- Blasenkarzinom
- Lungen- und Speiseröhrenkarzinom im Frühstadium
- Gallengangskarzinom
- Mammakarzinom
- Gehirntumor
Auch im Fachbereich der Augenheilkunde wird die Lichttherapie PDT bei der Behandlung altersbedingter Sehstörungen wie der Makuladegeneration erfolgreich eingesetzt.
Die Vorteile
Als minimalinvasive Therapieform bringt die PDT viele Vorteile mit sich.
- Sie kann in der Regel ambulant (beispielsweise in Stadtpraxen) durchgeführt werden.
- Ein operativer Eingriff ist unnötig.
- Die Zerstörung krankhafter Zellen gelingt gezielt und nachhaltig.
- Das umliegende gesunde Gewebe wird nicht in Mitleidenschaft gezogen.
- Noch nicht sichtbare Tumorzellen werden automatisch gleich mit zerstört.
- Die Behandlungsdauer ist vergleichsweise kurz.
- In der Regel entstehen keine Narben.
- Auch größere Hautflächen können damit in einer Therapiesitzung behandelt werden.
Wann darf die photodynamische Therapieform nicht angewendet werden?
Bei
- einer Porphyrie (erbliche Stoffwechselerkrankung)
- einer diagnostizierten Lichtkrankheit
- Einnahme von Medikamenten wie bestimmte Arten von Antibiotika oder Schmerzmitteln sowie Johanniskrautpräparaten
- einer Schwangerschaft
- Allergien
sollte keine PDT angewendet werden.
Diese Kontraindikationen werden vor der Behandlung im Arztgespräch durch den Fachmediziner festgestellt und ausgeschlossen.
Funktionsweise
Im Rahmen einer dermatologischen Behandlungssitzung wird zunächst ein ausführliches Gespräch stattfinden, bei dem dein behandelnder Arzt Vorerkrankungen erfragt und gegebenenfalls Kontraindikationen wie Allergien und Schwangerschaft ausschließt. Ergeben sich keine Risikofaktoren, läuft die photodynamische Therapie wie folgt ab:
- die betroffenen Stellen werden zunächst von Hautschuppen und / oder Krusten, die durch die krankhaften Hautveränderungen entstanden sind, gereinigt
- auf die betroffene Hautpartie wird eine MAOP-Creme aufgetragen und anschließend luftdicht und lichtundurchlässig abgedeckt
- nach einer Einwirkzeit von 3 Stunden wird die überschüssige Creme entfernt und die Hautstellen mit einem roten Kaltlicht bestrahlt
Wirkungsweise der MAOP-Creme
Die für die Lichttherapie verwendete MAOP-Creme enthält den Wirkstoff Methyl-[5-amino-4-oxo-pentanoat], abgekürzt MAOP. Mit einer Eindringtiefe von 3 Millimetern ist dieser Sensibilisator optimal, um seine Zytotoxizität nutzen zu können.
Durch das Auftragen dieses Lichtsensibilisators wird in den Hautzellen übermäßig viel an Protoporphyrin IX, kurz PP9 gebildet. Die Zellen werden durch diese körpereigene chemische Verbindung ergo lichtempfindlicher gemacht. Da jedoch krankhafte Zellen (Tumorzellen beziehungsweise Zellen in krankhaften Gewebeveränderungen) einen höheren Stoffwechsel aufweisen, nehmen sie den Wirkstoff der MAOP-Creme deutlich schneller und verstärkt auf, wodurch es in diesen Zellen zu einer weitaus höheren Bildung an Protoporphyrin IX kommt. Das wiederum führt zu einer Aktivierung der Überempfindlichkeit auf das anschließend eingesetzte rote Kaltlicht oder Tageslicht.
Bei der Fluoreszenzdiagnostik wird ebenfalls ein Photosensibilisator verwendet. Allerdings macht er in diesem Bereich Tumorzellen sichtbar, indem die Moleküle des Sensibilisators durch die anschließende Bestrahlung fluoreszieren.
Behandlungsdauer
Die Dauer einer Behandlungssitzung setzt sich wie folgt zusammen:
1 | 2 |
---|---|
Reinigung der betroffenen Hautpartien, Auftragen der MAOP-Creme / des Methyl-Aminolevulinats, Verband anlegen, Einwirkzeit | etwas mehr als 3 Stunden |
Entfernen der überschüssigen Creme, Belichtung / Bestrahlung | etwa zwischen 8 und 12 Minuten |
In der Regel wird dieser Ablauf dieser Behandlungssitzung nach einer Woche wiederholt.
Nebenwirkungen
Auch wenn sie bei der minimalinvasiven Behandlungsmethode nur selten auftreten: es kann bei der photodynamischen Therapie zu Nebenwirkungen kommen.
Dazu zählen unter anderem:
- Erytheme (Hautrötungen)
- Kribbeln
- leicht brennendes Hitzegefühl, was jedoch tatsächlich nur ein Gefühl ist
- Schmerzen während der Belichtung
- Ödeme (Wassereinlagerungen)
- Pusteln
- Erosionen (leichte Hautverletzungen an der Oberfläche)
- Hyperpigmentierungen (dunkle Hautverfärbungen)
- allergische Reaktionen durch die MAOP-Creme (Photosensibilisator)
- Krustenbildung, die durch das Abstoßen zerstörter Zellschichten entsteht
- in einigen Fällen leichte Narbenbildung
Das solltest du nach einer PDT-Anwendung beachten
Nach einer photodynamischen Therapie braucht die Haut in erster Linie Zeit, um sich zu erholen, alte und zerstörte Hautzellen abzustoßen und durch neue zu ersetzen. Während dieses Heilungsprozesses können Abwehrreaktionen auftreten, die jedoch vollkommen normal und in der Regel sowohl zeitlich als auch örtlich begrenzt sind.
Zeitraum (nach der Behandlung) | Reaktion |
---|---|
4 bis 24 Stunden | leichte Schmerzen |
2 bis 4 Tage | Schwellungen |
2 bis 5 Tage | Krustenbildung |
1 bis 2 Wochen | Hautrötungen |
2 bis 4 Wochen | Hautverfärbungen |
Nach einer PDT solltest du unbedingt darauf achten, dass du dich und deinen Körper vor zu viel Sonneneinstrahlung schützt. Demzufolge solltest du lange Kleidung, Sonnenhut oder auch Sonnenbrille tragen, um dich vor UV-Strahlung zu schützen. Auch ein geeignetes Sonnenschutzmittel ist ein wirksames Mittel. Hier empfiehlt es sich aber LSF 50 zu verwenden.
Kosten
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine photodynamische Behandlung derzeit meist nur, wenn eine aktinische Keratose diagnostiziert wurde. Eine Lichttherapie im Rahmen einer Krebsbehandlung gehört aktuell noch nicht zu den Regelleistungen gesetzlicher Krankenversicherungen. Aber ein informelles Gespräch im Vorfeld kann dir in diesem Punkt Klarheit bringen.
Private Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine photodynamische Behandlung in der Regel in vollem Umfang. Aber auch hier empfiehlt sich die vorherige Nachfrage.
Entwicklungen und Trends bei der Photodynamischen Therapie
So neu ist die photodynamische Therapie nicht. Mit seiner Idee, krankhafte Hautveränderungen mit Hilfe eines Photosensibilisators zu behandeln, hat der aus München stammende Pharmakologe Hermann von Tappeiner die Grundlage für die heutige Lichttherapie gelegt. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts war er davon überzeugt, damit einen sehr wirksamen Therapieansatz zu schaffen.
Es brauchte dann noch einmal rund 100 Jahre, bis man die Wirksamkeit und die Vorteile dieser Therapieform neu entdeckte und weiterentwickelte. In den 1990er Jahren nutzte man noch Aminolävulinsäure (ALA) in Verbindung mit Rotlicht, um Hauttumore zu behandeln. Doch die Aminolävulinsäure war kein zugelassenes Präparat, sondern vielmehr eine in den Apotheken angemischte Chemikalie.
Die PDT war damals also eher experimentell. Aber diese Phase in der Entwicklung bei der Behandlung von Hautkrebsvorstufen, Keratosen und anderen Erkrankungen war aus heutiger Sicht notwendig. Schließlich haben die Erkenntnisse aus dieser Zeit maßgeblich dazu beigetragen, dass man eine lichtsensibilisierende Creme mit dem Wirkstoff Methyl-[5-amino-4-oxo-pentanoat] entwickeln konnte.
Die klassische Lichttherapie von heute setzt auf die zugelassene MAOP-Creme, bei welcher nachweislich gute Behandlungserfolge zu verzeichnen sind. Eine, wie man heute weiß, sehr viel sichere und verträgliche Methode.
Der Trend geht in diesem Bereich insbesondere bei Hauterkrankungen dahin, die Behandlungsoptionen von Hautkrebs, seinen diversen Vorstufen oder auch aktinische Keratosen, um eine Behandlung mit Tageslicht zu erweitern. Der Vorteil: Diese photodynamische Anwendung kann jeder Patient nach der ausführlichen Anleitung durch seinen Arzt auch selbst durchführen. Laut Dr. med. Roland Aschoff vom Universitätsklinikum Dresden wirkt die Behandlung mit Tageslicht, insbesondere bei aktinischen Keratosen, sehr viel besser als die klassische Methode.
Hast schon Erfahrungen mit dieser Therapieform gemacht? Oder hast du Fragen zur Photodynamischen Therapie? Dann hinterlasse uns gern einen Kommentar.
Quellen
- Ärzteblatt, „Photodynamische Therapie”, https://aerztliches-journal.de/2019/05/20/tageslicht-oder-klassische-photodynamische-therapie/, (abgerufen am 21.09.2023)
- Springer Medizin, “Phototherapeutische Medizin – Trends und neue Entwicklungen”, https://www.springermedizin.de/photodynamische-therapie/maligne-tumoren-der-haut/photodynamische-therapie-trends-und-neue-entwicklungen/18673098, (abgerufen am 20.02.2023)
- Ärztliches Journal, “Tageslicht- oder klassische photodynamische Therapie?”, https://www.aerztliches-journal.de/medizin/dermatologie/krebs/tageslicht-oder-klassische-photodynamische-therapie/796e50836645614a5579db03e6da0323/, (abgerufen am 20.02.2023)