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Wochenbettdepression: Symptome, Ursachen und Hilfe

Wochenbettdepression

Endlich das Baby im Arm halten – lang ersehnt und das größte Glück. Und trotzdem fühlen sich viele Mütter leer und antriebslos. Eine Wochenbettdepression? Vielleicht! Woran du eine postpartale Depression erkennst und was du dagegen tun kannst, erfährst du jetzt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Klassische Symptome einer Wochenbettdepression sind Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit, Schlafstörungen, Ängste und Schuldgefühle.
  • Bei leichten Formen der postpartalen Depression genügt es häufig, wenn die betroffenen Frauen Unterstützung im Alltag erhalten (Stichwort: „Frühe Hilfen“).
  • Bei mittelschweren bis schweren Fällen kommen eine psychotherapeutische und/oder eine medikamentöse Behandlung infrage. Die Einnahme von Antidepressiva ist meist nur in schweren Fällen nötig.
  • In der Regel ist eine Wochenbettdepression gut behandelbar.
Der babelli Wochenbettkurs

Definition: Was ist eine Wochenbettdepression

Eine Wochenbettdepression ist eine seelische Erkrankung nach der Geburt. Sie wird auch als postpartale Depression (PPD) oder „Postpartum-Depression“ bezeichnet. „Partus“ ist das lateinische Wort für Entbindung.

Im Internet findest du auch unter dem Begriff „postnatale“ Depression Informationen zur Wochenbettdepression. „Postnatal“ beschreibt jedoch genau genommen die Zeit nach der Geburt in Bezug auf das Kind. „Postpartal“ beschreibt hingegen die Zeit nach der Geburt bezogen auf die Mutter und ist somit die korrekte Bezeichnung.

Symptome: Woran du eine Wochenbettdepression erkennst

Eine Wochenbettdepression kann sich durch viele Symptome äußern. Aber nicht jedes Symptom ist auch gleich Zeichen einer Depression. Immerhin sind Schwangerschaft und Geburt für deinen Körper anstrengend und ein Neugeborenes zu versorgen ist genauso herausfordernd. Stichwort: Schlafentzug. Aber wenn mehrere Symptome zusammen länger als zwei Wochen auftreten, solltest du hellhörig werden.

Mögliche Symptome sind:

  • Du fühlst dich traurig und leer.
  • Du hast Schuldgefühle und fühlst dich für alles verantwortlich, das schiefgeht.
  • Nichts kann dich aufheitern oder motivieren, du verharrst in einem Stimmungstief.
  • Dein Leben erscheint dir nicht lebenswert.
  • Am liebsten würdest du dich den ganzen Tag im Bett verkriechen.
  • Ein Gefühl von innerer Unruhe lässt dich nicht schlafen, obwohl du hundemüde bist.
  • Du fühlst dich gereizt oder hast Stimmungsschwankungen.
  • Die Sorge um deine Gesundheit oder die deines Babys frisst dich auf.
  • Du verspürst Angst oder bist aus unerfindlichen Gründen besorgt.
  • Alles überfordert dich.
  • Du kannst dich vor Erschöpfung kaum konzentrieren und vergisst alles.
  • Du hast ambivalente Gefühle deinem Kind gegenüber oder dein Baby fühlt sich fremd an.
  • Du bist appetitlos oder hast Fressattacken.
  • Manchmal wünschst du dir, du könntest einfach verschwinden.

Tipp: Du erkennst dich in einigen Punkten wieder? Dann nutze unseren Wochendepression-Test, um herauszufinden, ob du möglicherweise von einer Wochenbettdepression betroffen bist. Der Test ist angelehnt an den sogenannte Edinburgh-Postnatal-Depression-Scale (EPDS) und dient der ersten Selbsteinschätzung. Er hilft dir, dein Risiko, an einer Wochenbettdepression zu leiden, besser einzuschätzen.

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Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote: Wer dir bei einer Wochenbettdepression helfen kann

Das Gemeine an Depressionen: Betroffene fühlen sich mut- und antriebslos. Sie glauben nicht, dass ihnen jemand aus ihrem Stimmungstief helfen kann. Sie vertrauen sich deshalb weder dem Partner noch Angehörigen oder Freunden an, sondern versuchen, es mit sich selbst auszumachen. Auch wenn es schwerfällt, sprich mit einer kompetenten Person, der du vertraust über die Beschwerden. Das können Hausarzt, Frauenärztin, Hebamme oder sogar Kinderarzt sein. Sie können und werden dir in dieser Situation beistehen.

Du bist mit deinen Sorgen nicht allein. Wenn du dir helfen lässt, geht es dir bald besser!

Behandlungsmöglichkeiten

Die individuelle Behandlung der Wochenbettdepression hängt von deren Schweregrad ab. Bei leichten Formen kann es bereits helfen, wenn die betroffenen Frauen Unterstützung im Alltag erhalten (dazu gleich mehr). Ansonsten kommen infrage:

  • eine psychotherapeutische Behandlung: In vielen Fällen genügt eine Gesprächstherapie, um die Beschwerden zu lindern.
  • eine medikamentöse Behandlung: In schwereren Fällen kann zusätzlich zur Psychotherapie eine medikamentöse Behandlung nötig sein. (Antidepressiva gibt es auch in stillfreundlich!)
  • eine stationäre Behandlung: In besonders schweren Fällen kann auch eine stationäre Behandlung erforderlich sein. Es gibt Mutter-Kind-Kliniken, in denen Mütter zusammen mit ihren Babys stationär betreut werden.

Bitte betrachte es als Chance, wenn dich deine Ärztin in eine psychiatrische Praxis überweist. Denn nur diese Berufsgruppe darf auch Medikamente verschreiben, wenn zusätzlich zur Psychotherapie eine medikamentöse Behandlung nötig wird. Oft braucht es aber gar keine Medikamente und eine Gesprächstherapie und/oder regelmäßiger Sport reichen aus, um die Beschwerden zu lindern. (Der positive Effekt von Sport wird auf die Ausschüttung von Glückshormonen im Gehirn zurückgeführt. Dadurch sinkt der Spiegel des Stresshormons Cortisol.)

Soforthilfe

Meist dauert es mindestens vier Wochen, manchmal auch mehrere Monate, bis der erste Gesprächstermin ansteht. Wenn dir das viel zu lang erscheint, kannst du dein Herz anonym und kostenlos am Telefon ausschütten (Siehe Info-Box).

Es gibt vier Hotlines zur Soforthilfe, die wir empfehlen können:

Scheue dich nicht, Soforthilfe in Anspruch zu nehmen. Das löst die Depression zwar nicht. Trotzdem wird es dir danach besser gehen. Auch die Homepage des Vereins Licht & Schatten e.V. können wir dir ans Herz legen. Dort gibt es eine umfangreiche Selbsthilfegruppen- und Beraterinnen-Liste.

Beratungs- und Hilfsangebote

Bei leichten Formen der postpartalen Depression kann es bereits helfen, wenn die betroffenen Mütter im Alltag entlastet werden. Betroffene Familien können hierzu spezielle Beratungs- und Hilfsangebote in Anspruch nehmen. Dazu gehören etwa Familienpaten oder Familienhebammen. Sie bieten wertvolle Unterstützung im Alltag.

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Welche Hilfen es noch gibt, erfährst du hier.

Dauer der Wochenbettdepression: Wie lange der Zustand anhält

Eine unbehandelte Wochenbettdepression kann sich ziehen. Oft halten die Symptome über mehrere Monate an. Eine Wochenbettdepression kann auch wiederkehren und sogar chronisch werden. Und auch dein Baby passt sein Verhalten deinem an. Manchen Kindern stark depressiver Mütter fällt es schwer, zu lächeln, sich an Dingen zu erfreuen, zur Ruhe zu kommen und Spaß am Leben zu haben.

Beginnst du jedoch eine Therapie – sei es mit Medikamenten oder ohne – wirst du schon nach wenigen Wochen merken, dass es dir besser geht. Und davon profitiert auch dein Baby. Bis eine ausgeprägte Depression Geschichte ist, kann es eine Weile dauern. Aber Schritt für Schritt wird es dir besser gehen.

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Mögliche Ursachen: Was eine Wochenbettdepression auslösen kann

Eine Wochenbettdepression ist eine ernst zu nehmende Krankheit. Sie wird ausgelöst durch körperliche und psychische Ursachen. Körperliche Anzeichen einer Depression wie Schlafstörungen und Gewichtsverlust können nach der Geburt auch unabhängig von einer Depression auftreten. Schließlich erfordert das Baby viel Aufmerksamkeit, schläft wenig und hält Eltern auf Trab. Psychische Ursachen wie ein Gefühl von Niedergeschlagenheit und Antriebsmangel liefern deutlichere Hinweise auf eine postpartale Depression.

Ob du selbst eine Wochenbettdepression entwickeln wirst oder nicht, kann niemand vorhersehen. Es gibt jedoch Faktoren, die sie wahrscheinlicher machen.

Faktoren, die das Wochenbettdepressionsrisiko erhöhen:

  • Du lebst in schwierigen Verhältnissen (schwierige Partnerschaft, Jobverlust, finanzielle Probleme, viele Verpflichtungen oder Ähnliches).
  • Du bekommst wenig bis keine Unterstützung durch Familie oder Freunde oder fühlst dich einsam.
  • Dein Baby war kein Wunschkind.
  • Du hattest schon vor der Schwangerschaft depressive Phasen.
  • Du hattest Schwangerschaftsdiabetes.
  • Dein Baby ist zu früh auf die Welt gekommen.

Schon eins davon reicht manchmal. Kommen gleich mehrere zusammen, wird es schwieriger, damit umzugehen. Aber: Jeder Fall von postpartaler Depression ist einzigartig.

Selbst wenn nichts davon zutrifft: Wenn du den Verdacht hast, lass es nicht einfach so weiterlaufen. Denn von allein verschwindet die Depression eher nicht. Offenbare dich stattdessen deiner Hebamme oder deiner Ärztin. Beide können dir zuhören und helfen.

Wichtig für dich: Du bist keine schlechte Mutter, nur weil dich eine Wochenbettdepression erwischt hat. Weder du noch dein Kleines können etwas dafür!

Du bist nicht allein: Die postpartale Depression ist häufig

Die postpartale Depression tritt recht häufig auf. Etwa jede sechste Frau leidet darunter, oft ohne es zu ahnen. Ist doch normal, dass man mit Baby müde und kaputt ist, oder nicht? Jein. Es besteht ein großer Unterschied zwischen einem Babyblues und der Wochenbettdepression. Aber dazu gleich mehr.

Einige Frauen verspüren direkt nach der Geburt ihres Kindes erste Anzeichen. Andere trifft es innerhalb der ersten drei Monate oder bis zu zwei Jahre nach der Entbindung. Daher empfehlen Ärzte, im ersten Jahr mehrmals einen Wochenbettdepression-Selbsttest durchzuführen.

Übrigens: Auch Väter können von depressiven Verstimmungen betroffen sein! Etwa 10 Prozent zeigen Symptome einer Wochenbettdepression. Daher gibt es auch spezielle Selbsthilfegruppen und Beratungsangebote für Väter. Auch sie sollten keinesfalls aus Scham darauf verzichten, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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Einer Wochenbettdepression vorbeugen – geht das?

Ob du eine postpartale Depression bekommst oder nicht, kannst du kaum beeinflussen. Ein paar Dinge verringern das Risiko jedoch oder schwächen die Depression ab:

1. Achte auf deine Ernährung

Auch wenn es schwerfällt: Iss regelmäßig und gesund. Dein Körper braucht jetzt Energie und eine große Menge an Nährstoffen. Schokolade mag zwar kurzfristig helfen, aber wenn nur in kleinen Mengen. Wenn du keine Energie zum Kochen hast, versuch jemanden zu finden, der das für dich übernimmt oder nutze Lieferdienste. Geht es dir ganz schlecht, kannst du bei der Krankenkasse eine Haushaltshilfe beantragen, falls dir deine Frauenärztin ein Rezept ausstellt. Es liegt dann im Ermessen der Krankenkasse, wie viele Stunden und über welchen Zeitraum du eine Haushaltshilfe bekommst. Auch eine speziell ausgebildete Familienhebamme kann ohne Antrag zu euch kommen.

2. Bleib im Wochenbett und lass dir helfen

Wenn es irgendwie geht, versuche das Wochenbett ernst zu nehmen. Lass dir in den ersten Wochen nach der Entbindung von Freunden, Partner oder Familie helfen und verbringe so viel Zeit wie möglich im und am Bett. Dein Körper braucht die Wochen einfach, um sich zu erholen. Auch hier gilt: Du hast Anspruch auf eine Haushaltshilfe, wenn dir sonst niemand beistehen kann! Lass dir von deinem Arzt ein Rezept ausstellen und frage bei deiner Krankenkasse nach.

3. Geh an die frische Luft

Sobald du fit genug bist, geh so oft es geht spazieren. Bewegung und frische Luft tun dir und deinem Baby gut. Und eine Lichtdusche hebt die Laune. Auch Rückbildungsgymnastik kann dir helfen, vorausgesetzt dein Körper ist schon so weit. Das weiß deine Hebamme am besten.

4. Tausch dich mit anderen Eltern aus

Manchmal hilft es zu merken, dass du mit deinen Problemen nicht allein bist. Offene Gespräche mit anderen Eltern haben schon so manche depressive Verstimmung im Keim erstickt. Sie verstehen dich und können dir wertvolle Tipps geben. Wenn du noch keine passenden Freunde hast, findest du sie bei Babykursen oder einfach auf dem Spielplatz. Trau dich ruhig, ein sympathisches Exemplar anzusprechen. Vielen geht es ähnlich wie dir.

Wochenbettdepression: Unterschied zu Baby Blues oder Wochenbettpsychose

Wochenbettdepression und Baby Blues (medizinisch: Postpartale Dysphorie) sind nicht dasselbe, auch wenn beides häufig in einem Atemzug genannt wird. Der Babyblues kennzeichnet sich durch emotionale Instabilität mit deutlichen Stimmungsschwankungen. Rund 50 bis 70 Prozent der Wöchnerinnen zerfließen wenige Tage nach der Geburt in Tränen. Erschöpfung und Angst vor der Zukunft kommen zusammen. Die Hormone tun in dieser Situation ihr Übriges. Das Gute: dieser Zustand hält nicht lange an, die Beschwerden des Babyblues lassen nach. Meist ist der Spuk nach ein paar Stunden bis Tagen vorbei, manchmal auch erst nach zwei Wochen. Sorgen machen musst du dir nicht. Bleib mit deinem Baby im Bett, lade ungebetenen Besuch aus und lass dich von einem lieben Menschen verwöhnen. Dann wird das wieder.

Anders bei einer Wochenbettpsychose oder „postpartalen Psychose“. Denn die gibt es auch und auch sie unterscheidet sich von der Wochenbettdepression. Man erkennt eine Psychose an Wahrnehmungsstörungen, Sinnestäuschungen und zunehmendem Verlust des Interesses am Baby. Eine von tausend Frauen ereilt die „Stillpsychose“. Angehörige müssen schnell handeln, damit die betroffene Mutter weder sich selbst noch dem Kind schadet, denn das kommt leider vor. Eine solche psychotische Erkrankung kann nur mit Medikamenten behandelt werden.

Tipp: 🎧 Unser Podcast: #43 – Wie du eine belastende Geburt verarbeitest

Auch eine belastende Geburt kann eine Wochenbettdepression befeuern. Hör jetzt in unsere Podcastfolge mit Katharina Desery von Mother Hood e.V. rein. Sie hat Tipps, wie du eine schwierige Geburt verarbeiten kannst. Wenn dir unser Podcast gefällt, dann abonnier ihn doch direkt bei Spotify oder iTunes, um keine Folgen mehr zu verpassen.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 27.02.2024
Dieser Artikel wurde von Christine Müller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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