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Tagesmutter statt Kita? Das Wichtigste zur Kindertagespflege

Tagesmutter mit Kindern

Bei der Wahl der richtigen Betreuung für dein Kind stehst du zunächst vor der Entscheidung: Kindertagesstätte oder Kindertagespflege? Wo liegen überhaupt die Unterschiede? Wir haben das Wichtigste zum Thema Tagesmutter hier für dich zusammengefasst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kindertagespflege ist eine gesetzlich gleichwertige Alternative zur Kita.
  • Die Besonderheit ist die familienähnliche Betreuungssituation.
  • Sie eignet sich vor allem für Kinder unter 3 Jahren.
  • Tageseltern benötigen eine Pflegeerlaubnis vom Jugendamt.
  • Ihre Kurzausbildung umfasst aktuell 160 Kursstunden.
  • Es werden maximal 5 Kinder pro Tagesmutter oder Tagesvater betreut.
  • Die Betreuung erfolgt im privaten Haushalt oder in angemieteten Räumen.
  • Es gibt Vertretungsregelungen bei Ausfall durch Krankheit oder Urlaub.

Irgendwann ist es so weit: Die Elternzeit neigt sich dem Ende, der Job ruft. Spätestens jetzt brauchst du eine regelmäßige Betreuung für dein Kind. Für die meisten Eltern ist ein wahnsinnig großer und emotionaler Schritt, den kleinen Schatz ab sofort zeitweise in fremde Hände zu geben. Da hilft es, sich mit allen Varianten vertraut zu machen und ganz individuell zu entscheiden, welchen Weg ihr als Familie in Sachen Kinderbetreuung gehen wollt. 

Unabhängig vom pädagogischen Konzept hast du erst einmal zwei Möglichkeiten: Entweder, du meldest dein Kind in einer öffentlichen oder privaten Kindertagesstätte (Kita) an. Oder du entscheidest dich für die Kindertagespflege und damit die Betreuung durch eine Tagesmutter oder einen Tagesvater.

Kindertagespflege: Was ist das?

Bei der Kindertagespflege betreut eine Tagesmutter oder ein Tagesvater stundenweise bis zu fünf Kinder im eigenen Haushalt oder in extra dafür angemieteten Räumen. Je nach Bundesland kann die Anzahl der erlaubten Tagespflegekinder aber variieren. Es gibt es auch Modelle, in denen zwei oder drei Tagespfleger gemeinsam mehr als fünf Kinder betreuen (Großtagespflege). Die Tageseltern haben eine grundlegende pädagogische Ausbildung und werden von den zuständigen Jugendämtern ausgewählt, beraten und kontrolliert. 

Auch, wenn sie in der Realität sicherlich oft dafür herhalten muss: Von der Idee her ist die Kindertagespflege nicht bloß als Übergangslösung gedacht für Eltern, die (noch) keinen Kita-Platz gefunden haben. Im Gegenteil, sie ist eine gesetzlich gleichwertige, familiennahe Alternative zur Kita. 

Für welche Kinder ist die Kindertagespflege geeignet?

Rein pädagogisch gesehen ist die Betreuung durch eine Tagesmutter oder einen Tagesvater vor allem für Kinder unter drei Jahren interessant. Gründe dafür sind hauptsächlich die kleinen Gruppen, die stabile Bezugsperson und das häusliche, familiäre Umfeld. Das erleichtert den Kleinen den Einstieg in die Fremdbetreuung.

Spätestens ab drei Jahren empfiehlt sich aber der Wechsel zum „aufregenderen“ Kindergarten mit neuen Reizen, neuen Kindern und mehr pädagogischen Angeboten. Außerdem bietet der Kindergarten strukturell die optimale Vorbereitung auf die Schule: Er findet außerhalb des häuslichen Umfelds statt, es gibt mehr Kinder pro Gruppe und auch mehr Bezugspersonen. Die meisten Tageseltern setzen deshalb den dritten Geburtstag als Altersgrenze für ihre Tagespflegekinder. Wobei es hier meistens noch einige Monate Spielraum gibt, bis der benötigte Kindergartenplatz frei ist. 

Unabhängig vom Alter ist die Betreuung durch eine Tagesmutter oder einen Tagesvater für jedes Kind geeignet. Besonders sehr junge Kinder (unter einem Jahr) und Kinder, die noch viel Nähe zu Erwachsenen brauchen, könnten sich zu in der Tagespflege wohler fühlen als in der Kinderkrippe.

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Welche Voraussetzungen gibt es für Tageseltern?

Natürlich kann nicht jeder einfach entscheiden: Ab heute betreue ich fremde Kinder. Die Tagespflege ist mittlerweile ein öffentlich reguliertes Betreuungs- und Förderangebot für Kinder. Sie unterliegt Gesetzen und Regelungen.

Um als Tagesmutter oder Tagesvater zu arbeiten, braucht man eine Pflegeerlaubnis vom zuständigen Jugendamt. Die Interessierten müssen dafür ein polizeiliches Führungszeugnis, einen Gesundheitsnachweis und einen Nachweis über die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs an Babys und Kleinkindern vorzeigen. In Gesprächen wird außerdem die Eignung des Kandidaten für die Arbeit mit Kindern geprüft. Seine physische und psychische Gesundheit spielt dabei zum Beispiel eine Rolle, genauso wie seine Motivation und sein Verantwortungsbewusstsein. Tagespflegepersonen müssen sich außerdem verpflichten, regelmäßig an Weiterbildungen und an Erste-Hilfe-Kursen teilnehmen.

Gibt das Jugendamt sein Go, kann mit der pädagogischen Kurzausbildung (ca. 160 Stunden) begonnen werden. In den Kursstunden lernen die zukünftigen Tagespflegepersonen zum Beispiel die Grundlagen der kindlichen Entwicklung kennen, erhalten Informationen zum Umgang mit Konfliktsituationen und den Eltern aber auch zu rechtlichen und finanziellen Grundlagen. Zukünftig wird der Standard der Ausbildung aber angehoben. Der Kurs soll dann 300 Unterrichtsstunden sowie verschiedene Praktika und Selbstlerneinheiten umfassen.

Haben sie die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, prüft das Jugendamt noch die Räumlichkeiten, in denen die Kinder in Zukunft betreut werden sollen. Egal, ob im privaten Haushalt oder in angemieteten Räumen wird dabei vor allem auf die Kindersicherheit geachtet und darauf, dass ausreichend Platz, Spielmaterialien und Schlafgelegenheiten vorhanden sind.

Was passiert, wenn die Tagesmutter Urlaub macht oder krank ist?

Fällt eine Fachkraft in der Kita aus, können das die verbleibenden Erzieher und Erzieherinnen in der Regel ausgleichen. In der Kindertagespflege mit nur einer betreuenden Person sieht das natürlich anders aus. Damit die Eltern und Kinder in solchen Fällen nicht im Regen stehen, gibt es verschiedene Vertretungsmodelle, zum Beispiel „Tagespflege-Springer“ ohne eigene Gruppe, die im Falle des Falles einspringen können. Außerdem gibt es verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen mehreren Tageseltern, die sich im Zweifel aushelfen können.

Die größte Hürde hierbei ist, dass die Kleinen (und die Eltern!) vorher die Chance haben müssen, ihre Vertretungsperson kennenzulernen sowie Vertrauen und eine Bindung zu ihr aufzubauen. Dafür muss es regelmäßig Kontakt zu ihr geben, zum Beispiel durch gemeinsame Aktivitäten oder Spielnachmittage. Das wird in den verschiedenen Vertretungsmodellen berücksichtigt. Du brauchst dir also in aller Regel keine Sorgen zu machen, dass dein Schatz zu wildfremden Personen kommt, wenn seine Tagesmutter oder sein Tagesvater ausfällt. 

Die Vorteile: Was spricht für die Kindertagespflege?

  • Geringe Gruppengröße: Ein Vorteil ist mit Sicherheit die geringe Gruppengröße von maximal fünf Kindern pro Betreuer. Im Baby- und Kleinkindalter brauchen die Kleinen noch jede Menge Aufmerksamkeit und Unterstützung im Alltag. Durch die überschaubare Gruppengröße können die Betreuenden individuell auf jedes Kind eingehen. Außerdem herrscht so in der Regel ruhigere Atmosphäre als es zumeist in einer wuseligen Krippengruppe der Fall ist. Dabei können die Kinder erste soziale Kontakte knüpfen, die durch die kleine und stabile Konstellation der Gruppe fast eine Ähnlichkeit zu Geschwisterbeziehungen erreichen können.
  • Eine feste Bezugsperson: Statt mehrerer Erzieherinnen, die gegebenenfalls noch im Schichtsystem wechseln, haben die Kinder mit der Tagesmutter bzw. dem Tagesvater eine verlässliche, feste Bezugsperson – fast wie Tante/Onkel oder Oma/Opa. Das erleichtert den Kleinen, eine Bindung und Vertrauen zu ihren Tageseltern aufzubauen. Und auch die Eltern profitieren von der engen Bindung zu den Tageseltern. Der Informationsaustausch ist in der Regel unkomplizierter und persönlicher.
  • Familiennahe Situation: Die Betreuung im häuslichen Umfeld oder familiär eingerichteten Räumen kann den Vertauens- und Wohlfühl-Effekt noch verstärken. Die Kleinen fühlen sich sozusagen (fast) wie zuhause. 
  • Flexible Betreuungszeiten: Je nach Angebot der Tageseltern können die Betreuungszeiten flexibler sein als in der Kita, was für Eltern mit unregelmäßigen Arbeitszeiten von Vorteil wäre.

Die Nachteile: Was spricht gegen die Kindertagespflege?

  • Pädagogik-Ausbildung als Crashkurs:  Zwar gibt es viele pädagogisch ausgebildete Tageseltern, die auch schon in Kitas gearbeitet haben und damit viel Erfahrung mitbringen. Um als Tagesmutter oder Tagesvater zu arbeiten, ist aber zum aktuellen Zeitpunkt lediglich ein „Crashkurs“ von ca. 160 Stunden vorgesehen. Als Grundlage für die Betreuung und Bildungsarbeit mit Kindern, gerade mit Kindern im sensiblen Alter von unter drei Jahren, ist das vielen Experten zu wenig, wie zum Beispiel Psychologin Inga Bodenburg in einem Interview mit Deutschlandfunk deutlich macht.

    Geplant ist bereits eine Erweiterung der Grundausbildung auf 300 Kursstunden. Zudem sollen Praktika in Kitas und Kindertagespflegen im Rahmen der Ausbildung zur Pflicht werden.

Man kann vielleicht in einen handwerklichen Bereich reinspringen, wo man sich die Grundfertigkeiten erwirbt für ein Handwerk. Und dann übt, während man dieses Handwerk ausführt. Aber wenn man einem Kind gegenübertritt, dann muss man den ganzen Hintergrund parat haben: ein Riesenrucksack von Selbsterfahrung, Fremderfahrung, Fachwissen vor allen Dingen und Selbstreflexion. Und Angebotsmöglichkeiten und Wissen um die Entwicklung der Kinder.

Dr. Inga Bodenburg, Psychologin u. Dozentin für Frühpädagogik
  • Eventuell höhere Kosten: Das kann aber nicht verallgemeinert werden. Je nach Bundesland und Kommune variieren die Kosten für die Kindertagespflege und können gleich oder höher sein als die Kosten für einen Kita-Platz. Der Stundensatz für Tageseltern liegt im Schnitt zwischen fünf und sechs Euro pro Kind. Dazu kommen die Kosten für die Verpflegung.
  • Keine soziale Kontrolle: Ein kritischer Punkt. Auch wenn sicherlich 99,9 Prozent der Tageseltern hochmotivierte und vertrauenswürdige Menschen sind, die die Arbeit mit den Kindern lieben, gibt es auch in dieser Branche schwarze Schafe. Anders als im Kindergarten, in dem sich mehrere pädagogische Fachkräfte aufhalten und im Zweifel kontrollieren können, betreuen die Tageseltern allein und ohne Kontrolle von anderen. Du musst der Tagesmutter oder dem Tagesvater deines Kindes also vollstens vertrauen können. Gibst du dein Kind mit einem schlechten Gefühl in der Kindertagespflege ab, solltest du dem dringend auf den Grund gehen und im Zweifel einen Wechsel in Betracht ziehen.
  • Ausfälle und Vertretung: Auch wenn es durchdachte Vertretungsmodelle gibt, ist der Ausfall der Tagespflegeeltern, vor allem spontane Ausfälle durch Krankheit, sicherlich herausfordernd für Eltern und Kind. Vor allem dann, wenn die Betreuung nicht in dem gewohnten Umfeld, sondern in anderen Räumlichkeiten stattfindet.
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Wie finde ich eine Tagesmutter oder einen Tagesvater?

Die gängigen Suchmaschinen im Internet sollten dir schon einen guten Überblick über das Angebot an Tagesmüttern und -vätern in deiner Nähe geben. Es gibt auch regionale Online-Tagespflegebörsen, auf denen Tageseltern Plätze anbieten und Eltern Plätze suchen können. Ansonsten ist das Jugendamt deine Anlaufstelle für Informationen rund um die örtliche Kindertagespflege.

Natürlich ist ein Kennenlernen vor Abschluss des Betreuungsvertrags ein Muss. Neben den wichtigen Punkten wie den Betreuungszeiten, der angebotenen Ernährung, den Vertretungslösungen und Kosten des Betreuungsplatzes spielt vor allem die Sympathie zwischen Eltern und Tageseltern eine große Rolle. Bei einer Besichtigung der Räumlichkeiten kannst du dir zudem einen Eindruck davon machen, wo und wie dein kleiner Schatz vor Ort betreut wird. 

Wir sind gespannt auf deine Meinung! Bist du Team Kita oder Team Tagespflege? Berichte uns in den Kommentaren, welche Erfahrungen du gemacht hast!

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Quellen

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist Mama einer Tochter im Kindergartenalter und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

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