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Sinneswahrnehmung im Mutterleib: Was dein Baby in deinem Bauch empfindet

Sinneswahrnehmungen im Mutterleib

Babys nehmen im Mutterleib mehr wahr, als viele vermuten. Jeden Tag sammeln sie neue Sinneseindrücke. Manche davon prägen das Kind ein Leben lang. Bereits in Mamas Bauch werden somit einige Grundlagen für die Persönlichkeit eines Babys gelegt. Wir erklären dir, was dein Baby bereits von der Welt mitbekommt und was es dabei empfindet.

Schon im Mutterleib nehmen Babys ihre Umgebung wahr. Sie reagieren auf Reize, Geräusche, Gerüche, Geschmäcker und Licht. Sogar die Gefühle der Mutter lösen Reaktionen beim Baby aus. Bereits in der 8. SSW entwickeln sich im Gehirn die Areale, die für die Sinneswahrnehmung und Emotionen zuständig sind. Nach und nach bilden sie sich weiter aus.

Je nach Schwangerschaftsstadium kann dein Ungeborenes also fühlen, hören, riechen, schmecken und sogar sehen. Was genau dein Baby dabei tatsächlich von seiner Umwelt mitbekommt, erklären wir dir Schritt für Schritt und nach Sinneswahrnehmungen geordnet.

Tasten und Fühlen

Bereits ab der 7. SSW reagiert die Haut eines Babys auf Reize. Und davon gibt es im Mutterleib einige. Dein Kind fühlt das Fruchtwasser auf seiner Haut, es spürt den Rhythmus deiner inneren Organe und nimmt das Klopfen deines Herzens wahr. Selbst Temperaturunterschiede wird es im Laufe der Schwangerschaft wahrnehmen können.

Vor allem die Lippen bilden ein wichtiges „Instrument“ des Babys, um seine Umgebung zu fühlen. Denn in den Lippen laufen besonders viele Nerven zusammen. Auch nach der Geburt bilden die Lippen und die Zunge das bevorzugte Tastorgan eines Babys. Das erkennst du daran, dass Babys in den ersten Wochen und Monaten alles zuerst in den Mund stecken, bevor sie damit spielen.

Etwa ab der 12. SSW ist ein Baby dazu in der Lage, auch mit seinen winzigen Fingerchen erste Sinnesreize wahrzunehmen. Bereits in diesem frühen Schwangerschaftsstadium sind die Finger von empfindlichen Tastzellen durchzogen. Sie ermöglichen es deinem Kind, seine Umgebung zu ertasten und zu spüren. Bis zur 17. SSW dehnt sich das Berührungsempfinden auf den ganzen Körper des Babys aus.

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Um die 21. SSW herum nimmt dein Baby deine Berührungen von außen immer mehr wahr. Es spürt, wenn du die Hand auf deinen Bauch legst. Probiere es aus! Versuche eine Stelle zu ertasten, die sich nach Köpfchen oder Rücken anfühlt und streichle sanft darüber. Viele Babys drücken sich an die Bauchdecke und genießen die Streicheleinheiten.

Umgekehrt können Ungeborene aber auch Schmerzen empfinden. Es ist heute kaum vorstellbar, dass man Babys im Mutterleib noch in den 70er Jahren ein Schmerzempfinden absprach. Frühgeborene Babys wurden damals sogar ohne Narkose operiert. Heute weiß man, wie schrecklich das war. Ab wann das Schmerzempfinden genau einsetzt, ist wissenschaftlich aber immer noch umstritten. Ältere Studien gehen von der 24. SSW aus. Einige neuere Studien vermuten hingegen, dass das Schmerzempfinden beim Fötus deutlich früher einsetzt, etwa ab der 12. SSW.

Der Tastsinn nach der Geburt:

Der Tastsinn ist bei der Geburt der am besten entwickelte Sinn. Er ermöglicht es deinem Baby von Anfang an, seine Welt zu erkunden.

Schmecken

Etwa ab der 11. SSW bilden sich auf der Zunge eines Babys die ersten Geschmacksknospen aus. Um die 12. SSW herum beginnt es, Fruchtwasser zu trinken. Es dauert jedoch bis zur 20. SSW, bis sich die Geschmackszellen vollständig entwickelt haben.

Ab der 24. SSW kann dein Baby zwischen Geschmäckern differenzieren und entwickelt erste Vorlieben. Es kann Süßes, Bitteres oder Gewürze im Fruchtwasser schmecken. Das Fruchtwasser ist im Grunde wie eine Suppe für dein Baby, die in ihrer Geschmacksrichtung variiert. Alles, was du isst, kommt bei deinem Baby an. Hierzu gibt es verschiedene wissenschaftliche Studien. Sie belegen, dass Frucht­wasser den Geschmack der Speisen annimmt, die die Mutter zu sich nimmt. Wenn du dich in der Schwangerschaft gesund und ausgewogen ernährst, legst du einen guten Grundstein für die späteren Ernährungsgewohnheiten deines Kindes.

Der Geschmackssinn nach der Geburt:

Bei der Geburt sind die Geschmacksknospen bereits ausgeprägt. Der Geschmackssinn ist voll funktionsfähig. Aber: Die geschmacklichen Differenzierungsmöglichkeiten lernt ein Baby erst nach der Geburt kennen. Soll heißen: Das Gehirn muss Erfahrungen sammeln und lernen, wie es die Geschmäcker, die die Zunge ihm übermittelt, ein- und zuordnet.

Babys mögen Süßes!

Experimente mit Saccharin-Injektionen ins Fruchtwasser zeigten, dass Babys Süßes bereits im Mutterleib bevorzugen. Für diese Studien wurde dem Fruchtwasser durch eine Kanüle zunächst eine bitter schmeckende Substanz hinzugefügt. Die ungeborenen Babys hörten direkt mit dem Trinken auf. Wurde hingegen eine sterile Zuckerlösung zugefügt, schluckten die Babys häufiger.

Ein ganz natürlicher Instinkt, der sich aus evolutionsbiologischer Sicht leicht erklären lässt. Giftige Pflanzen oder unreife Früchte schmecken bitter. Bitter ist quasi der angeborene „Warnmechanismus“ für Gefahr.

Riechen

Bereits in der 8. SSW bilden sich in der Nase erste Riechknopsen. Auch die Anlagen im Gehirn für den Geruchssinn bilden sich aus. Babys riechen zu diesem frühen Zeitpunkt aber noch nichts.

Erst ab der 28. SSW sind Babys dazu in der Lage, in ihrer flüssigen Umgebung Gerüche wahrzunehmen. Allerdings vermischen sich diese Eindrücke mit den Eindrücken, die sie durch das Schmecken sammeln. Das ist nicht weiter schlimm. Der Geruchssinn wird erst wichtig, wenn ein Baby auf der Welt ist.

Der Geruchssinn nach der Geburt:

Im Mutterleib kann der Geruchssinn durch die flüssige Umgebung noch nicht richtig eingesetzt werden. Nach der Geburt funktioniert der Geruchssinn einwandfrei und auf dein Baby kommen olfaktorisch sehr viele neue Eindrücke zu.

Babys finden die Brustwarze von allein!

Obwohl sich der Geruchssinn im Mutterleib mit dem Geschmackssinn vermischt, sind Babys nach der Geburt in der Lage, anhand des Geruches der Muttermilch schnell die Brustwarzen zu finden. Wissenschaftlerinnen vermuten, dass auch der Geruch des Öls, das die Montgomery-Drüsen produzieren, dazu beiträgt, dass Babys die Brust allein „ansteuern“. Der Geruch des Öls soll dem des Fruchtwassers ähneln. Ein cleverer Trick der Natur.

Hören

Etwa in der 12. SSW verknöchern die Gehörknöchelchen. Ab der 15. SSW ist ein Baby in der Lage, zu hören. Aber: In der ersten Zeit nimmt es Schallwellen noch nicht mit den Ohren auf. Die Wirbelsäule und die Schädelknochen transportieren die Schallwellen direkt zum Innenohr.

Etwa ab der 25. SSW ist das Gehör eines Babys ausgereift. Nun nimmt es die Geräusche nicht mehr nur über den Schädelknochen, sondern über die Ohren wahr. In erster Linie hören Babys die Geräusche, die durch das Atmen, den Darm und den Kreislauf der Mutter erzeugt werden. Dein Kind hört also das Schlagen deines Herzens, das Rauschen deines Blutes – selbst deine Verdauungsgeräusche nimmt es wahr. Das alles ist sehr laut. Der Lärm im Innern deines Körpers erreicht einen Pegel von rund 85 Dezibel – das ist vergleichbar mit Verkehrslärm.

Dein Kind reagiert daher in erster Linie auf sehr laute Geräusche von außen, die trotz des Lärms im Inneren deines Körpers zu deinem Baby durchdringen. Bei einem lauten Knall wie dem Zufallen einer Autotür spürst du vielleicht, wie es in deinem Bauch zusammenzuckt. Durch das Fruchtwasser werden die lauten Geräusche aber etwas gedämpft.

Du fragst dich, wie dein Baby deine Stimme wahrnehmen kann, wenn die Geräuschkulisse im Innern deines Körpers so groß ist? Die Stimme der Mutter bildet eine Ausnahme. Babys nehmen sie über die sogenannte Knochenleitung wahr. Das bedeutet: Deine Stimme gelangt über die Wirbelsäule und den Beckenknochen direkt zu deinem Kind. Aber auch die Stimme deines Partners wird dein Baby wahrnehmen, wenn er mit normaler Lautstärke in der Nähe deines Bauches spricht. Tiefe Frequenzen wie Männerstimmen dringen gut zu Babys durch. Gegen Ende der Schwangerschaft kann dein Baby gut zwischen deiner Stimme und der Stimme deines Partners unterscheiden.

Der Gehörsinn nach der Geburt:

Der Gehörsinn ist bei der Geburt voll funktionsfähig. Aber auch hier muss das Gehirn erst noch lernen, unbekannte Geräusche zu verarbeiten und zuzuordnen.

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Babys können das Gehörte abspeichern!

Babys haben im Endstadium der Schwangerschaft die Fähigkeit, das Gehörte abzuspeichern. Dein Baby wird den Klang deiner Stimme nach der Geburt wiedererkennen. Wenn du deinem Baby in der Schwangerschaft immer ein bestimmtes Lied vorsingst, wird ihm auch die Melodie vertraut sein. Nach der Geburt kann dir die Melodie helfen, dein Baby zu beruhigen.

Sehen

Um die 12. SSW herum kann ein Baby durch die geschlossenen Lider Hell und Dunkel wahrnehmen. Erst ab der 25. SSW wird dein Baby zum ersten Mal seine Augen öffnen. Inwiefern ein ungeborenes Baby tatsächlich bereits sehen kann, ist nicht vollständig erforscht. Dass eine Lichtstimulation stattfindet, gilt jedoch als gesichert. Schließlich reagieren Babys nachweislich auf Lichtreize. Wenn du eine Taschenlampe auf deinen Bauch richtest, schaut dein Baby neugierig in diese Richtung. Das machen sich Hebammen manchmal zunutze. Sie versuchen Babys, die nicht in der richtigen Geburtsposition liegen, mithilfe einer Taschenlampe zur Drehung zu bewegen.

Der Sehsinn nach der Geburt:

Im Mutterleib ist die Entwicklung des Sehvermögens noch nicht abgeschlossen. Nach der Geburt entwickelt es sich noch längere Zeit entscheidend weiter. Das Gehirn des Babys muss das Sehen lernen, indem es über optische Sinnesreize Erfahrungen sammelt und die zum Verarbeiten der Informationen notwendigen Nervenverbindungen bildet. Auch das Blickfeld ist nach der Geburt noch sehr begrenzt. Erst mit rund drei Monaten können Säuglinge ein bewegtes Objekt mit dem Blick verfolgen, denn erst dann entwickelt sich das beidäugige Sehen. Bis ein Kleinkind die Tiefe eines Raumes oder Entfernungen abschätzen kann, vergehen Jahre. Der Sehsinn entwickelt sich somit lange nach der Geburt noch weiter aus. Er ist bei der Geburt der unreifste Sinn von allen.

Dein Baby spürt, wie es dir geht

Babys bekommen im Mutterleib sehr viel mit. Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt, ob dein Baby auch deine Gefühle spürt. Die Antwort lautet: Ja!

Das Gehirn eines Babys ist schon früh empfänglich für Botenstoffe, die durch die Emotionen der Mutter ausgelöst werden. Diese Botenstoffe gibt die Plazenta über die Nabelschnur an das Kind weiter.

Wenn du beispielsweise gestresst bist, steigt dein Cortisolspiegel. Cortisol ist ein körpereigenes Hormon, das an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt ist und bei Stress vermehrt freigesetzt wird. Über die Nabelschnur erreicht das Cortisol dein Baby – und zwar bereits nach wenigen Pulsschlägen. Das fanden Mediziner bei Messungen des Nabelschnurblutes heraus. Das Cortisol sorgt dann auch bei deinem Baby für Unruhe. Manche Babys bewegen sich nervös hin und her. Andere ziehen Arme und Beine ganz dicht an den Körper und machen sich klein.

Rezeptoren für Glücksbotenstoffe im embryonalen Gehirn bereits früh gut ausgereift

Umgekehrt gelangen aber auch deine Endorphine und andere Glückshormone zu deinem Kind, wenn du glücklich und entspannt bist. Du teilst also auch deine Freude mit deinem Baby. Es merkt, dass es dir gut geht – und fühlt sich ebenfalls pudelwohl. Embryologen fanden im Rahmen einer Studie heraus, dass die Rezeptoren für die Glücksbotenstoffe im embryonalen Gehirn bereits früh gut ausgereift sind. Für die Studie baten die Forscher Mütter, sich eine besonders schöne Situation vorzustellen. Dabei wurden die Gehirnströme der Ungeborenen gemessen. Die Messungen zeigten, dass die Ausschläge der Kurven kleiner wurden, nachdem die werdenden Mütter an etwas Schönes gedacht hatten. Die Babys konnten die schönen Gedanken ihrer Mütter also ebenfalls genießen.

Auch negative Gefühle sind wichtig

Ein seelisches Auf und Ab ist in der Schwangerschaft normal. Sicher haben auch dir deine Hormone schon das ein oder andere Schnippchen geschlagen und für Gefühlschaos gesorgt. Du musst deswegen kein schlechtes Gewissen haben. Pränatal-Psychologen stimmen darin überein, dass negative Gefühle wichtig für ein Kind sind. So lernt das Gehirn eines Babys bereits im Mutterleib, auch weniger schöne Eindrücke zu verarbeiten. Nachdem sich dein Gefühlschaos wieder gelegt hat, werden die negativen Empfindungen bei deinem Baby direkt gelöscht. Denn: Babys leben im Mutterleib sehr im Augenblick. Sobald die Mütter fröhlich sind, sind sie es auch – und die negativen Gefühle schwinden.

Ungefiltert kommen negative Botenstoffe wie Cortisol ohnehin nicht bei deinem Kind an. Der weibliche Körper verfügt über clevere Schutzmechanismen, um das Ungeborene vor Stress zu schützen. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel entwickelt sich in der Plazenta ein Enzym, das Cortisol bis zu einem bestimmten Grad entschärfen kann.

Stress sollte kein Dauerzustand sein

Du darfst also ruhig auch einmal wütend oder traurig sein. Das hat keine negativen Folgen. Nur wenn der Stress zum Dauerzustand wird, versagen die Schutzmechanismen deines Körpers.

Wenn du merkst, dass du nur noch gestresst bist, solltest du etwas unternehmen. Schwangerschaftsyoga führt zu mehr Ausgeglichenheit – probiere es aus. Auch Hypnobirthing hilft, dem Stress zu begegnen. In Hypnobirthing-Kursen lernst du verschiedene Techniken kennen, wie du dich selbst auch in schwierigen Situationen beruhigen kannst.

Hast du weitere Fragen zur Sinneswahrnehmung im Mutterleib? Dann schreib uns gern einen Kommentar!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 12.05.2022
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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