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Grenzen des Kindes: Wann Kitzeln problematisch wird

Mutter kitzelt ihr Kind auf dem Sofa.
Hättest du gewusst, dass Kitzeln richtig problematisch werden kann? / Bild ©deagreez, Adobe Stock.

Es ist nichts dabei, sein Kind mal durchkitzeln? Von wegen! Wir erklären, warum Kitzeln auch problematisch sein kann.

Ihr albert herum und du beginnst, dein Kind aus Spaß durchzukitzeln. Eigentlich nichts dabei, oder?

Zuerst einmal: Gemeinsam Spaß zu haben und zu witzeln ist nicht nur toll, es stärkt auch eure Beziehung. Auch gegenseitiges Kitzeln kann ein Teil davon sein. 

Allerdings solltest du hierbei immer bedenken:

Lachen heißt nicht gleich Spaß!

Denn, hast du dein Kind vorher gefragt, ob es durchgekitzelt werden möchte?

Vermutlich hast du es schon oft in unseren Artikeln gelesen und auch beim Kitzeln gilt: Der Körper eines anderen Menschen gehört nur dem anderen Menschen.

Wenn du dein Kind einfach durchkitzelst, wie du es gerade für richtig hältst, riskierst du …

  • dass du die (Körper-)Grenze deines Kindes übergehst, weil es vor lauter Lachen keine Grenze setzen kann
  • dass du das wichtige „Stopp“ oder „Hör auf.“ deines Kindes überhörst. Und ja, auch wenn dein Kind dabei lachen sollte (schließlich wird es ja gerade gekitzelt), solltest du ernst nehmen, was es sagt! Wenn dein Kind möchte, dass du aufhörst, solltest du das immer tun. 
  • dass dein Kind Schmerzen und Angst vom Kitzeln bekommt oder sogar Luftnot. Auch hier ist es für dein Kind natürlich unmöglich, dir währenddessen mitzuteilen, dass du aufhören sollst (Kitzeln soll zu Mittelalterzeiten mitunter auch als Foltermethode eingesetzt worden sein).
  • dass es beim Kitzeln irgendwo herunterfällt, sich vor Lachen nicht mehr koordinieren oder abfangen kann und sich womöglich verletzt. 
  • dass dein Kind dir weniger vertraut und eure Eltern-Kind-Bindung darunter leidet, wenn du seine Grenzen übergehst (vor allem, wenn das regelmäßig vorkommt).

Sprich: Wenn du dein Kind einfach so und nach deinem Willen durchkitzelst, ohne es vorher zu fragen, verhältst du dich ihm gegenüber übergriffig. Auch, wenn das natürlich nicht deine Absicht ist. 

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Obendrein vermittelst du ihm sogar noch, dass du seine Worte nicht respektierst und einfach so über seinen Körper bestimmst. Da dein Kind – gerade bis zum 7. Lebensjahr – alles, was du tust, zunächst auf sich bezieht, denkt es womöglich:

  • „Mein Körper und meine Grenzen sind nicht wichtig.“
  • „Mama/Papa hören mir nicht zu, wenn ich sage, dass ich etwas nicht möchte. Sie übergehen meine Worte und mich.“
  • „Ich kann Mama/Papa nicht mehr vertrauen, dass sie meine Grenzen einhalten.“

Je öfter du dein Kind einfach so durchkitzelst, desto mehr kann sich der Effekt verstärken und dein Kind womöglich diese negativen Glaubenssätze verinnerlichen. 

Beim Baby ist es noch riskanter …

Das Baby nicht durchkitzeln!

Da sich dein Baby bisher nicht äußern kann, kann es dir nämlich nicht „Stopp!“, „Hör auf!“ oder „Ich möchte das nicht.“ sagen. Wenn es Kitzeln als unangenehm empfindet, du es aber munter weiter durchkitzelst, übergehst du in diesem Fall wieder seine Grenzen, ohne es zu merken. Da es feine Antennen hat und auf Reize seiner Umwelt sensibel reagiert, solltest du hier besonders vorsichtig sein.

Wir möchten hier keineswegs ein allgemeines „Kitzel-Verbot“ aussprechen. Wenn du aufs gegenseitige Kitzeln nicht verzichten möchtest, empfehlen wir, etwa so vorzugehen …

Signale erkennen & Vorsicht: unsere Kitzel-Empfehlung

Beim Baby solltest du es eher vorsichtig berühren, wenn du schauen möchtest, wie es erstmalig auf ein kleines Kitzeln reagiert. Durchkitzeln solltest du dein Baby ohnehin nicht! Wenn es zügig lacht oder gluckst und du spürst, es macht ihm Spaß, bist du auf der sicheren Seite. Selbst dann solltest du aber weiterhin wachsam bei Babys Signalen bleiben und vorsichtig vorangehen. 

Dasselbe gilt für dein Kleinkind. Das Kitzeln muss beiden Seiten Spaß machen, von beiden gewollt sein und eine Grenze muss gewahrt werden. Also frage es am besten vorher: „Möchtest du, dass ich dich kitzele?“ – respektiere, wenn es „Nein“ sagt oder aber, wenn es möchte, dass du mit dem Kitzeln aufhörst. 

Denn du würdest ja auch nicht wollen, dass dich jemand kitzelt, wenn du das eigentlich nicht willst, oder? Und du möchtest ja genauso, dass dein Kind damit aufhört, dich zu kitzeln, wenn du „Stopp“ sagst, richtig?

Wenn ihr euch gerne gegenseitig kitzelt, empfehlen wir, vorher klar zu besprechen, dass „Stopp!“ oder „Hör auf.“, auch genau das bedeutet – auf beiden Seiten. 

Und das Lachen beim Kitzeln kein Signal ist für Ich will mehr.“ 

Dadurch gibst du deinem Kind von Anfang an wichtige Werte mit auf dem Weg. Nämlich, dass persönliche Grenzen immer gewahrt werden sollten. Und dass nur man selbst darüber bestimmen darf, was mit dem eigenen Körper passiert. 

Quellen

Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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