Close Babelli.deBabelli.de

Wie bringe ich meinem Kind selbstständiges Spielen bei?

Wie bringe ich meinem Kind selbstständiges Spielen bei?
Kann ich meinem Kleinkind beibringen, alleine zu spielen? / © Ersin, Stock Adobe

Irgendwann wird bei Eltern der Wunsch größer, dass das Kleinkind sich auch mal ohne sie beschäftigt. Aber ab welchem Alter können Kinder alleine spielen? Wir klären auf und geben dir 7 Tipps, die das selbstständige Spielen deines Kindes aktiv fördern!

Alleine spielen als wichtiger Entwicklungsschritt

Gemeinsames Spielen fördert die Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft von Kindern, aber auch alleine zu spielen ist für Kinder wichtig. Denn wenn sich Kinder alleine beschäftigen, entdecken sie darüber auch sich selbst.

Kreative Verstecke aus Decken und Kissen, selbst gebastelte Papierwelten und Türmchenlandschaften entstehen erst dann, wenn du dich als Elternteil zurückziehst und das alleine Spielen aus sicherer Entfernung beobachtest.

Für kleine Kinder sind angeleitete Spiele natürlich einfacher. Durch unsere eigenen festen Vorstellungen davon, wie ein Türmchen aus Bausteinen auszusehen hat, wird die Kreativität von Kindern aber recht schnell in feste Bahnen gelenkt.

Noch ein Bonus entsteht aus dem freien Spiel eines Kindes, nämlich die Möglichkeit, dass du als Elternteil dich gelegentlich zurücklehnen kannst. Erfahren Kinder von Anfang an, dass sich Mama und Papa mal nicht als Spielpartner zur Verfügung stehen, lernen sie sich selbst zu beschäftigen.

<span style="align:center; font-size: 18px">Video-Empfehlung:</span> <style> native-player { aspect-ratio: 16/9; display: block; } </style> <script type="text/javascript" src="//syndication.target-video.com/native-player.js" async=""></script> <native-player></native-player>

Ab welchem Alter können Kinder alleine spielen?

Die meisten Kinder haben schon im Babyalter kurze Momente, in denen sie sich alleine mit einem Gegenstand oder ihrem Körper (etwa den Füßchen) beschäftigen, ohne, dass sie die Aufmerksamkeit der Eltern suchen. Sobald sie brabbeln, krabbeln, robben oder laufen, werden diese Zeitfenster immer länger, da sie automatisch selbstständiger werden. 

Wieder andere Kinder haben keine Eile damit, sich alleine zu beschäftigen und sind auf die Bespaßung und das gemeinsame Spiel mit MaPa scheinbar angewiesen.

Du siehst: Wie so vieles im Leben verläuft auch das selbstständige Spielen individuell und im Tempo des Kindes. Du kannst es dem Kind also nicht beibringen, sondern es muss das selbst (aus eigener Motivation heraus) auch wollen. Allerdings kannst du versuchen, deinem Kind Angebote zu machen und das selbstständige Spiel auf diese Weise zu fördern. 

Wir zeigen dir mit unseren 7 Tipps, wie das aussehen kann.

Unsere 5 Tipps für selbstständiges Spielen!

1. Tipp: spannendes Spielzeug

Besorge am besten interessantes Spielzeug, das gut in der Kinderhand liegt, eine Herausforderung bietet und gleichzeitig Spaß macht. Da du dein Kind und seine Spiel-Vorlieben kennst, kannst du beim Einkaufen vielleicht eine Vorauswahl treffen oder es direkt selbst sein Spielzeug aussuchen lassen. Das stärkt das kindliche Selbstbewusstsein. Unsere Empfehlung:

  • Alltagsgegenstände sind für Kinder häufig besonders spannend! Hierfür kannst du etwa Holz-Kochgeschirr, Plastik- und Tupperdosen, Untersetzer, Handtücher, Bade-Enten usw. bereitlegen. Schaue vorab, ob sie sauber und ungefährlich sind, damit sie unter Umständen auch in den Mund genommen werden könnten (Stichwort: orale Phase). 
  • Greife ansonsten auf beliebte Spielzeuge, wie Kuscheltiere, Bälle, Holzspielzeug, Klötzchen, Malbücher, Kinderbücher, Kostüme (Rollenspiel) usw. zurück.
  • Lass dein Kind sich alleine mit dem neuen Spielzeug beschäftigen. So entdeckt es selbst, ob da etwas raschelt, knistert, sich Türen öffnen oder Teile zusammenstecken lassen.
Mehr zum Thema

2. Tipp: selbstbestimmte Umgebung 

Manchmal verlangt dein Kind nach deiner Aufmerksamkeit und Beteiligung am Spiel, weil es sonst die gewünschten Spielsachen nicht erreichen kann. So landest du schnell in der Situation, in der du deinem Kind Spiele reichst oder Malsachen heraussuchst. Vom Anreichen der gewünschten Sachen bis zum Mitmachen ist es dann oft nur ein kleiner Schritt, auch wenn du dir das anders vorgestellt hattest.

Unsere Empfehlung:

  • Lege in den Räumen, in denen ihr euch am meisten aufhaltet, kleine Spielzeug-Kisten oder Ecken mit Spielzeug bereit. 3 bis 4 Spielzeuge sind hier häufig völlig ausreichend.
  • Platziere die Kiste oder die Ecke auf dem Boden so, dass dein Kind selbstständig an sie herankommen und sich sofort bedienen kann. Das ist insbesondere wichtig, wenn dein Kind krabbelt oder robbt.

So hilfst du ihm, sich selbst zu beschäftigen und selbst zu entscheiden, mit welchem Spielzeug es spielen möchte. Hier bedienen wir uns der Montessori Pädagogik.

Mehr zum Thema

3. Tipp: Geduld und kleine Schritte

Jetzt kannst du deinem Kind in kleinen Schritten Angebote machen. Ganz im Sinne von: Der Weg ist das Ziel.

  • Wichtig: Erkläre deinem Kind, dass du dich jetzt eine Zeit lang mit etwas anderem beschäftigst, damit es Bescheid weiß und sich nicht abgelehnt fühlt.
  • Beispiel: „Ich ruhe mich aus/arbeite/koche jetzt etwas. Möchtest du so lange etwas spielen?“
  • Für das allererste Mal empfehlen wir, die Spielzeuge direkt neben dich (am Schreibtisch, am Lernstuhl in der Küche, auf dem Sofa neben dir usw.) zu platzieren, damit dein Kind deine Sicherheit spürt.
  • Nun kannst du dein Kind erst mal ausprobieren lassen und schauen, wie es reagiert. 
  • Nimmt es das Angebot an? Dann kannst du dich deiner Aufgabe zuwenden und immer mal wieder schauen, wie vertieft das Kind im Spiel ist.
  • Lehnt es das Angebot ab? Dann probierst du es später oder morgen einfach noch mal!

Wenn dein Kind anfangs protestiert, kann das ganz schön anstrengend sein. Wir empfehlen dir, nicht zu früh aufzugeben, sondern dein Kind sanft an das selbstständige Spiel heranzuführen. Denn es ergibt sich häufig aus einer selbst und ständigen Beschäftigung. Das heißt, das Kind wird es irgendwann von sich aus machen, je mehr es sich daran gewöhnt und je öfter es alleine spielt.

Übrigens können diese Schritte logischerweise auch durch den Papa, die Großeltern, die Paten etc. übernommen werden. Alleine Spielen unter sanfter Anleitung ist nicht begrenzt auf die Mama, sondern kann von allen Bezugspersonen begleitet werden.

4. Tipp: Angebote statt Zwang

Wichtig ist, dass du dein Kind nicht zum selbstständigen Spielen zwingst. Denn dann könnte es sich langfristig nicht geliebt oder abgelehnt fühlen. 

Formuliere etwa kurze und verständliche Sätze als Angebote:

  • „Ich koche jetzt unser Essen. Möchtest du so lange mit der Ente neben mir spielen?“
  • „Ich räume jetzt das Wohnzimmer auf. Möchtest du in der Zeit das neue Buch lesen?“
  • „Jetzt setze ich mich an den Laptop zum Arbeiten. Neben mir steht unsere Spielkiste. Was meinst du, ist darin etwas Tolles zum Spielen?“

Im Rahmen dieser Angebote ergeben sich oft die ersten Situationen, bei denen Geschwisterkinder zusammen spielen. MaPa ist nicht unbedingt verfügbar, aber in der Nähe? Dann raufen sich die Geschwister zusammen, um sich mit Spielen gegenseitig zu unterhalten.

5. Tipp: Selbstvertrauen + Natürlichkeit 

Das wichtigste, damit dein Kind selbstständig spielen kann: Du musst es ihm zutrauen! Denn wenn du zu viel Sorge hast, spürt dein Kind das sofort. Gerade Babys und Kleinkinder lernen zum Großteil über die Nachahmung ihrer Bezugspersonen. Die Frage, ab wann Kinder alleine spielen können, betrifft also auch deine innere Haltung als Elternteil. Überlege also vorher, ob du es gut allein spielen lassen kannst und wenn nicht, warum das so ist. 

Zudem sammelt dein Kind natürlich viel mehr Eigenständigkeit und Selbstvertrauen, wenn es Dinge auch mal alleine macht und schafft. Das ist besonders für die Kleinkind-Zeit und Trotzphase (Autonomiephase) wichtig! Wenn sich Kinder alleine beschäftigen, üben sie automatisch die vielen wichtigen motorischen und kognitiven Fertigkeiten, die ihnen beim Aufwachsen helfen.

Obendrein solltest du darauf achten, dass du die Situationen so natürlich wie möglich begleitest. Alleine spielen oder sich alleine beschäftigen ist ein Teil der kindlichen Entwicklung. In den meisten Fällen beginnen Kinder automatisch von sich aus damit und du musst das Ganze nur bestärken. Dabei werden dir Geduld, Ruhe und Vertrauen ins Kind die größten Helfer sein.

6. Tipp: Freie Zeiten schaffen

Oft ist der Alltag mit Kursen und Terminen straff organisiert. Da bleibt nur selten genug Freiraum, um ausgiebig alleine zu spielen. Halte euch wenigstens ein oder zwei Nachmittage in der Woche frei, an denen dein Kind sich auch mit sich selbst beschäftigen kann, ohne ständig Spielangebote von außen zu erhalten.

Halte dich mit eigenen Spielideen zurück und überlass deinem Kind die Entscheidung, wie es seine freie Zeit gestalten möchte. Vor allem ältere Kleinkinder brauchen die Gelegenheit zum freien Spiel ohne Zeitplan, um ein starkes Selbstbewusstsein zu entwickeln.

Tipp: Lebe deinem Kind vor, dass sich terminfreie Stunden mit einer geliebten Beschäftigung füllen lassen. Auch wenn es manchmal schwerfällt und der Haushalt oder die Arbeit warten, ist dein Vorbild für dein Kind wichtig. Zeig ihm, dass auch viel beschäftigte Erwachsene ab und an spielen, malen, lesen oder sich anderweitig entspannt die Zeit vertreiben.

7. Tipp: Vertraute Orte wählen

Für Babys und Kleinkinder ist es völlig normal, dass sie sich in ungewohnter Umgebung bevorzugt in der Nähe ihrer Hauptbezugsperson aufhalten. Das führt dann auch oft dazu, dass sie sich nicht alleine beschäftigen, sondern deine Aufmerksamkeit beim Spielen einfordern.

Anders sieht das aus, wenn du mit deinem Kind vertraute Orte aufsuchst: Dann fühlt sich dein Kind wohler und wird viel eher von sich aus auf Entdeckungsreise gehen. Der Lieblingsspielplatz mit nur einem Sandkasten ist deshalb der besser geeignete Ort anstelle neuer Spielplätze, wenn du dein Kind zum freien Spiel animieren möchtest.

Tipp: Auch wenn Babys und Kleinkinder oft noch keine tiefen Freundschaften schließen, ergeben sich durch regelmäßige Treffen auf neutralem Boden wie einem Spielplatz doch Gelegenheiten dazu, ohne elterliche Hilfe mit anderen Kindern Spielideen zu entwickeln.

Wie ist es bei dir? Spielt dein Kind schon selbstständig? Hast du weitere Tipps, wie Eltern das selbstständige Spielen fördern können? Hinterlasse uns gerne einen Kommentar! 

0b7728908b8847d5980a0c24068999e6 - Wie bringe ich meinem Kind selbstständiges Spielen bei?
Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert