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Diverses Spielzeug: übertrieben oder wichtig?

Wie wichtig diverses Spielzeug eigentlich ist.
Was ist eigentlich diverses Spielzeug?

Diverses Spielzeug – das beschreibt Spielzeug, das alle Lebensrealitäten von Menschen auf dieser Welt zeigt. Neben einer Barbie im Rollstuhl oder einer Puppe mit Trisomie 21 gibt es zahlreiche weitere Beispiele für diverses Spielzeug. Wie wir dazu stehen, erfährst du hier!

Was ist diverses Spielzeug?

Diverses Spielzeug meint insbesondere Spielzeugfiguren, die alle Lebensrealitäten von Menschen einbeziehen. Das Wort „Divers“ beschreibt hier „Vielfältigkeit“.

Denn: In den vergangenen Jahrzehnten ist diese Vielfalt bei Spielzeugfiguren deutlich zu kurz gekommen! Die meisten Spielzeugfiguren unterlagen dem immer selben Schema: Weiße Hautfarbe, ohne Behinderung, die immer gleiche Körperform und ein (geschlechtsspezifisches) Rollenklischee. Das spiegelt aber nur einen gewissen Teil der menschlichen Bevölkerung wider.

Beispiel für diverses Spielzeug
Beispiel: Fisher-Price Little People Alltagshelden-Figurenset

Beispiele für klischeebehaftete und nicht-diverse Spielzeugfiguren

  • Weibliche Puppen mit langen Haaren und weißer Hautfarbe. Die Bekleidung ist meist rosa oder pink. Sie werden häufig mitsamt Spiel-Kinderwagen, Waschmaschine oder Kochutensilien verkauft. Diese Tätigkeiten werden dadurch nur weiblichen Puppen zugeschrieben.
  • Männliche Spielzeughelden, die allesamt weiß, groß und muskulös gebaut sind und wiederum häufig blaue oder grüne Kleidung anhaben. Sie sind von Beruf meist Feuerwehrmann, Polizist oder Superheld.
  • Figuren, die in einem „Mutter-Vater-Kind“-Haushalt leben, in dem alle dieselbe weiße Hautfarbe haben und innerhalb eines Rollenklischees dargestellt werden. Andere Familienkonstellationen werden häufig nicht mitbedacht.
  • Durchweg gesunde, sportliche, schlanke und muskulöse Körperfiguren. Diese Darstellung spiegelt nicht die Realität wider und gibt wiederum eingeschränkte Rollenvorbilder für Kinder vor.
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Was sind eigentlich (geschlechtsspezifische) Rollenklischees?
Geschlechtsspezifische Rollenklischees meint Vorlieben und Verhaltensweisen, die einem bestimmten Geschlecht zugeschrieben werden. Dahinter verbergen sich schablonenhafte schwarz-weiß-Vorstellungen und Vorurteile.

Überzogenes Beispiel: Jungen werden mit ihrem Verhalten zügig als „echte Räuber“ und Mädchen als „brave Prinzessinnen“ abgestempelt.

Das hat häufig mit unserer Prägung innerhalb der Gesellschaft zu tun, da wir alle unbewusste Rollenvorstellungen von „männlich“ und „weiblich“ in uns tragen. Deswegen ist ein geschlechtersensibler Umgang mit sich selbst und mit dem eigenen Kind immer empfehlenswert. Den können Eltern beginnen, indem sie ihre eigenen Gedanken darüber hinterfragen.

Pro: Warum diverses Spielzeug wichtig ist

  • Kinder dürfen schon frühzeitig lernen, dass nicht jeder Mensch gleich aussieht, gleich lebt, gleich spricht, sich gleich bewegt usw. Hat ein Kind dieses Wissen verinnerlicht, wird es einzelne Merkmale von Menschen nicht abwerten, nur weil es andere sind als die eigenen.
  • Für die Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls ist es wichtig, dass die Lebensrealität eines jeden Kindes auf dieser Welt auch durch das Spielzeug dargestellt wird.
  • Kinder lernen hauptsächlich durch Nachahmung. Durch vielfältige Rollenvorbilder über diverses Spielzeug haben sie einen realistischeren Blick auf die Welt und viel mehr Möglichkeiten, sich zu identifizieren und in Rollenvorbildern wiederzuerkennen.
  • Diese Repräsentation schafft ein Zugehörigkeitsgefühl und stärkt auch die gegenseitige Liebe und Akzeptanz von Menschen untereinander. 

Contra: Ist diverses Spielzeug übertrieben?

Übertrieben ist diverses Spielzeug nur, wenn …

  • Eltern, ihrem Kind aufzuzwingen, damit zu spielen oder ausschließlich diverses Spielzeug kaufen.
  • Das Spiel mit diesem Spielzeug durch die Eltern nicht natürlich, sondern künstlich begleitet wird.
  • Sie abfällig darüber reden und das Kind damit negativ beeinflussen. 

Das Kind sollte also bei jeglichem Spielzeug immer eine Auswahl haben und selbst entscheiden dürfen, ob es damit spielt oder nicht. 

Die mögliche Folge von nicht-diversem Spielzeug

Kinder lernen im Spiel mit nicht-diversem Spielzeug – im schlimmsten Fall – dass Menschen nur so aussehen, wie einseitig dargestellte Spielzeugfiguren und dass alle anderen Lebensrealitäten, die sie im echten Leben beobachten, „anders“ oder „nicht so wie ich/wir“ sind. Das kann Diskriminierung und Ausgrenzung fördern.

Mittlerweile haben wir als Gesellschaft Gott sei Dank ein immer größer werdendes Bewusstsein für Prozesse des Ausschließens (Exklusion). Dazu gehört aber eben auch, dass wir dieses Bewusstsein in der Praxis umsetzen und an unsere Kinder (auch über diverses Spielzeug) weitergeben.

Unser Fazit

Diverses Spielzeug ist nicht nur wichtig, sondern dringend notwendig! Es schafft Identifikation, bildet Rollenvorbilder, verbindet Menschen und Lebenswelten miteinander und lehrt Kinder, dass es mehr Realitäten gibt, als nur das eigene Leben. Dadurch können Diskriminierung, Mobbing oder das Ausschließen bestimmter Menschen und Gruppen dauerhaft verringert werden. Diverses Spielzeug schafft nachhaltig neue Wege für Kommunikation, Bewusstsein und Verbindung auf dieser Welt.

e4db4fd8d60544bd813fb0bf5beb4a7d - Diverses Spielzeug: übertrieben oder wichtig?

Quellen

  • Graf, Danielle, Seide, Katja (2016). Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn. Der entspannte Weg durch Trotzphasen (12. Auflage 2017). Weinheim Basel: Verlagsgruppe Beltz.
  • Largo, Remo H. (2016). Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (18. Auflage). München/Berlin: Piper Verlag GmbH.
  • ManuEla Ritz, Simbi Schwarz (2022). Adultismus und kritisches Erwachsensein. Hinter (auf-)geschlossenen Türen. Münster: Unrast Verlag.
Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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