Als Elternteil eines Kleinkindes ist dir Stress beim Essen gehen bestimmt bekannt. Wir haben 5 Tipps, wie du beim nächsten Restaurantbesuch vorbeugen kannst …
Essen gehen ohne Schweißausbrüche – mit Kleinkind möglich?
Ihr seid im Restaurant essen. Dein Kleinkind hat keinen Hunger, das Essen schmeckt nicht, ihm ist langweilig oder aber es beginnt (im wahrsten Sinne des Wortes) über Bänke und Stühle zu steigen. Du bist mit Engelszungen dabei, dein Kind zu beruhigen, wodurch du selbst kaum zum Essen kommst oder ruhig bleiben kannst. Vielleicht endet das Ganze sogar in einem großen Streit zwischen dir und deinem Kind.
Gut, dass du auf diesen Artikel geklickt hast. Denn hier bekommst du 5 Tipps, wie das Essen gehen mit Kleinkind demnächst stressfrei klappen kann.
Wie immer können wir keine Versprechungen machen, allerdings sind wir uns sicher, dass diese Tipps zumindest für deutlich mehr Gelassenheit sorgen können …
Die Sicht des Kindes verstehen
Doch um solche Restaurantbesuche zukünftig vermeiden zu können, ist es zunächst wichtig zu verstehen, warum das Drama überhaupt zustande kommt.
Dafür machen wir einmal einen Ausflug in die Sichtweise deines Kindes.
- Dein Kleinkind hat im Restaurant viele neue Reize und eine neue Umgebung zu verarbeiten. Es möchte seine Umwelt erkunden. Im Restaurant ist das nur bedingt möglich. Also muss es sich den Gegebenheiten anpassen.
- Außerdem hat es Riesenhunger. Doch es dauert noch, bis das Essen kommt.
- Vielleicht seid ihr in Gespräche vertieft, denen dein Kind nicht folgen kann. Schließlich steht es auf, um zu schauen, was an den anderen Tischen passiert. Du bestärkst es, sitzenzubleiben, um die anderen Gäste nicht zu stören.
- Beim Essen selbst merkt dein Kind, dass es keinen Hunger mehr hat. Ihr hingegen schon. Also muss es warten.
- Eigentlich hat dein Kind das drängende Bedürfnis, sich ganz viel zu bewegen. Seine innere Unzufriedenheit wird größer. Es beginnt, euch im Gespräch zu unterbrechen.
- Du bittest dein Kind, ruhiger zu werden, was seine Frustration verstärkt. Das kann so weit gehen, dass es weint oder schreit, weil es die Gefühle, die in ihm sind, nicht mehr aushalten kann.
- Es spürt nur noch: „Ich will hier raus. Ich will etwas anderes machen.“ Diese innere Frustration auszuhalten, kann für ein Kleinkind eine große Herausforderung sein.
Worauf wir hinaus wollen …
Bedenke immer: Dein Kind möchte dich nicht ärgern. Seine Bedürfnisse werden in manchen Umgebungen einfach nicht gestillt. Hinzu kommt, dass es sich in Situationen wie diesen stark an die Bedürfnisse seiner Bindungspersonen (in der Regel die Eltern) anpassen muss. Wenn sein Maß dann zu voll wird, kann es diesen Zustand nicht mehr aushalten.
Da du das jetzt weißt, kann es dir helfen, Restaurantbesuche in Zukunft so vorzubereiten, dass die Bedürfnisse deines Kindes genauso viel Raum bekommen, wie deine eigenen.
5 Tipps für stressfreie Restaurantbesuche mit Kleinkind
1. Deine innere Haltung entscheidet
Es ist nicht nur völlig verständlich, sondern auch absolut altersentsprechend, dass ein Kleinkind Schwierigkeiten damit hat, im Restaurant einfach nur dazusitzen, zu essen und ruhig bei sich zu bleiben.
Anstatt jetzt also das kindliche Verhalten steuern zu wollen (Spoiler: Das funktioniert ohnehin nicht) ist viel eher unsere innere Haltung als Elternteil entscheidend.
Wir empfehlen:
- Lass jede Erwartung an dein Kind los: Sie dient dir und euch absolut nicht, sondern setzt dich nur unter Druck, das Verhalten deines Kindes zu regulieren. Dein Kleinkind ist nicht auf dieser Welt, um „stillzusitzen“. Es möchte sich hier erfahren und seine Umwelt entdecken. Das zeigt sich auch bei einem Restaurantbesuch.
- Lass deine Scham los: Du darfst du dir klarmachen, dass in es in einem öffentlichen Raum vollkommen legitim ist, wenn dein Kind auch mal etwas lauter wird, etwa beim Essen, Erzählen oder Spielen. Es lernt gerade erst, sich auszudrücken und das dann auch zu regulieren. Darauf können und sollten gerade Menschen, die das bereits verinnerlicht haben, ebenfalls Rücksicht nehmen. Häufig ist es unsere innere Prägung, bloß nicht aufzufallen, die uns hier im Weg steht.
- Spüre deine eigenen Gedanken & Gefühle: Da du eine wichtige Bindungsperson für dein Kind bist, wird es deine Stimmungslage und Körpersprache genauestens erkennen – auch schon, bevor ihr das Restaurant betretet. Das bedeutet, dein Kind spiegelt dir womöglich, wenn du gereizt oder sorgenvoll in die Situation gehst.
2. Gelassen bleiben & Alternativen anbieten
Du kannst nicht kontrollieren, wie sich dein Kind im Restaurant verhält, denn es ist ein eigenständiger Mensch. Was du aber kontrollieren kannst, ist, wie du darauf reagierst.
Wenn dein Kind im Restaurant also wegen irgendetwas frustriert ist, biete ihm eine Alternative an. Bleibe dabei so gelassen wie möglich, damit du seine Unzufriedenheit nicht noch weiter verstärkst.
Beispiel: „Du hast gerade keine Lust hier zu sein, oder? Das verstehe ich. Wir essen gerade noch. Was brauchst du, um am Tisch sitzenzubleiben? Soll ich dein Buch aus der Tasche holen?“
Falls dein Kind schon vor dem Restaurantbesuch riesigen Hunger hat, bestelle sein Essen am besten sofort, wenn ihr ankommt. So beugst du vor, dass es allzu “hangry” wird.
Hangry = Wortneuschöpfung aus den englischen Wörtern hungry und angry, zu Deutsch: Hungrig und wütend.
3. Restaurant-Spielzeug einpacken
Überlege vorab gemeinsam mit deinem Kind, womit es gerne spielt und was es im Restaurant unbedingt dabeihaben möchte.
Für Kleinkinder können wir diese Spielzeuge für Restaurantbesuche empfehlen:
- Bilderbücher
- Malbücher und Stifte
- Fühlbücher oder Rätselbücher
- Altersgerechte Puzzles
- Kuscheltiere oder Spielfiguren
Ansonsten überlege, welche Spielzeuge dein Kind im Alltag nutzt, mit denen es sich ausgiebiger, alleine und im Sitzen beschäftigen kann. So bist du auf der sicheren Seite, dass du dich länger unterhalten und essen kannst, ohne direkt das Handy zücken zu müssen. Darauf gehen wir weiter unten ein.
4. Simple Snacks parat haben
Auch wenn die Speisekarte für Kinder im Restaurant häufig kindgerecht ist: Manchmal mag dein Kind es einfach nicht essen. Und das ist völlig in Ordnung. Damit es trotzdem nicht mit leerem Magen verweilen muss, ist eine gute, aber nicht allzu aufwendige Vorbereitung hier die halbe Miete.
Diese Snacks lassen sich prima in ein Restaurant mitnehmen:
- Reis-, Mais- oder Linsenwaffeln
- Rosinen oder getrocknete Früchte
- Gesunde Kekse oder Müsli-Riegel aus der Baby-Abteilung im Drogeriemarkt
- Bananen
Sicher sollte dein Kind sich nicht regelmäßig an Snacks satt essen. Falls das gelegentlich mal vorkommt, ist das aber absolut in Ordnung. Du könntest deinem Kind alternativ auch anbieten, dass es später zu Hause noch etwas Warmes essen kann, wenn es das möchte.
5. Zur Not: Medien
Handy, Tablet und Co. sind theoretisch erst dann einigermaßen unbedenklich, wenn dein Kind mindestens 24 Monate alt ist. Und auch dann nur in minimalen Dosen.
Falls im Restaurant aber mal gar nichts mehr geht, orientiere dich an dem Satz: „Ausnahmen bestätigen die Regel.“
Denn wenn dein Kind oder du kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehen, ist es Gold wert, eine Tonie-Box, ein Tablet oder Handy inklusive Kopfhörern dabei zu haben.
Am besten suchst du dir für diesen Fall vorab ein pädagogisch wertvolles Hörspiel oder eine Folge einer Kinderserie (Empfehlung: maximal 20 Minuten) heraus und lädst diese herunter.
Fazit
Da das individuelle Bedürfnis deines Kleinkindes in einer Umgebung wie einem Restaurant nicht immer gestillt werden kann, ist es möglich, dass es zügig frustriert oder gelangweilt ist.
Eine gute Vorbereitung, eine gelassene Grundhaltung und das Loslassen von inneren Erwartungen an dein Kind sind hier der Schlüssel zum Glück.
Wir hoffen, dass unsere Tipps dir dabei helfen, demnächst stressfreie Restaurantbesuche mit deinem Kleinkind zu erleben.
Quellen
- Davies, Uzodike, van Loon, Wirth (2022). Das Montessori Baby. Geborgen und mit offenen Sinnen ins Leben starten. Weinheim: Verlagsgruppe Beltz.
- Largo, Remo H. (2016). Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (18. Auflage). München/Berlin: Piper Verlag GmbH.
- Perls, Frederick S., Hefferline, Ralph F., Goodman, Paul (2015). Gestalttherapie. Grundlagen der Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung. (9. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.