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Geständnis: „Ich bin viel zu oft am Handy und spiele nur passiv mit meiner Tochter“

Mutter ist am Handy, während ihr Kind mit ihr spielen möchte
Dieses Bild kennen viele Eltern wahrscheinlich gut / Bild © Westend61, Gettyimages

Was für viele Eltern willkommene Abwechslung ist, kann für die Kleinen frustrierend, nervig und mitunter auch gefährlich sein: der ständige Blick aufs Smartphone. Eine Mutter machte uns letztens ein Geständnis, in dem du dich möglicherweise auch wiederfindest…

Wenn die Handynutzung in Sucht ausartet

Sie begegnen uns mittlerweile überall: Eltern, deren Blick auf dem Handy zu kleben scheint, während die Kids auf dem Spielplatz toben, den Nuckel aus dem Kinderwagen werfen oder sogar mit ihnen reden.

Was sich manche nicht vorstellen können und wollen, ist für andere ganz normal, wie das Geständnis einer jungen Mutter zeigt. Sie hat uns folgende Zeilen geschrieben:


„Ja, ich bin eigentlich irgendwie immer am Handy. Dabei merke ich oft gar nicht, wie sehr sich meine fünfjährige Tochter langweilt, wenn ich sie aus der Kita abgeholt habe. Sie zieht und zerrt dann so lange an meinem Arm, bis ich mit ihr was spiele. Aber ganz oft ist es so, dass spätestens nach fünf Minuten wieder dieses ‘ping’ ertönt und ich unbedingt nachschauen muss, wer mich angeschrieben hat oder auf Insta etwas Neues gepostet hat. Dann bin ich nicht mehr bei der Sache. Letztens hat sie sogar wütend das Memory-Spiel vom Tisch gefegt und ich musste schimpfen. Das macht man ja nicht.

Aber mal ehrlich: Ich bin doch nicht nur Mutter, sondern habe auch eigene Interessen. Und Dinge wie Tiktok und Insta interessieren mich nun einmal sehr. Außerdem sehe ich meine Freunde nicht mehr so oft wie früher, da will ich doch auf dem Laufenden bleiben.

Klar, ich habe schon oft gehört, dass ich süchtig nach meinem Handy bin. Ist wohl auch so. Das kann ich aber auch nicht ändern. Andere gehen zum Fußball oder haben irgendwelche Hobbys. Ich amüsiere mich halt lieber am Handy, zocke oder schreib meinen Freunden. Außerdem finde ich, dass meine Tochter mit 5 Jahren auch gut und gerne mal alleine was spielen kann.


Erkennst du dich darin auch etwas wieder? So wie dieser Mutter geht es auch vielen anderen Müttern – und auch Vätern. Doch was macht das eigentlich mit einem Kind, wenn Mama oder Papa ständig am Handy sind?

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Unterschätzte Folgen

Zunächst einmal sei gesagt: Der Blick aufs Handy wird erst dann zum Problem, wenn während der direkten Kinderbetreuung die Smartphone-Nutzung zu lange dauert. Denn dann fehlt die bewusste Interaktion mit deinem Kind. Und ohne diese wird auf Dauer die Mutter-Kind- oder Vater-Kind-Bindung leiden.

Selbst Babys reagieren darauf schon, wie das Video über ein privates Still-face-Experiment zeigt. Ursprünglich wurde dieses Experiment von dem amerikanischen Forscher Edward Tronick durchgeführt, der damit beweisen wollte, wie sich die fehlende Mimik beziehungsweise Interaktion auf die Gemütsverfassung von Babys auswirkt.

Durch die steinerne Mimik der Eltern und die fehlende Aufmerksamkeit reagieren Kinder unter anderem häufig mit:

  • Weinen
  • Schreien
  • Stress
  • Hilflosigkeit
  • Trotz
  • Wut
  • Aggression 
  • Traurigkeit

Es kann bei Kleinkindern und auch größeren Kindern schon mal passieren, dass sie Spielsachen durch den Raum schmeißen oder sich selbst auf den Boden werfen und wütend mit den Beinen strampeln. Manche Kinder ziehen sich aber sehr stark in sich selbst zurück, weil sie traurig sind und sich trotz elterlicher Nähe einsam fühlen.

Aber auch für Eltern hat die ständige Handynutzung Folgen. Abgesehen davon, dass sie vermutlich die schönsten Momente mit ihren Kindern verpassen, verlieren sie mitunter ihre Feinfühligkeit. Wie man in einer Studie des Leibniz-Instituts für Wissenschaft herausfand, reagieren Mamas und Papas oftmals weniger sensibel, wenn es um die Bedürfnisse der Kinder geht.

Die gleiche Studie deckte aber auch auf: Eltern fühlen sich schneller gestresst, wenn sie während der täglichen Kinderbetreuung gar nicht auf ihr Handy schauen. Denn durch die Nichtnutzung verlieren viele Mamas und Papas oftmals den Kontakt zu ihrem eigenen sozialen Umfeld. Wie sieht nun der Idealweg aus?

Unser Tipp

Handys sind Segen und Fluch zugleich, vor allem für Eltern. Wir wissen, wie schwer es ist, liebgewonnene Gewohnheiten zu ändern. Und auch wir kennen die kurze Flucht durchs Display aus dem stressigen Alltag. Von Besorgungen und Absprachen, die mittlerweile ja auch viel übers Handy laufen, reden wir gar nicht erst. Wie wäre es also hiermit:

Nutze das Handy, wie auch das Tablet bewusst und reflektiere dein Nutzungsverhalten regelmäßig. Ein kurzer Blick auf das Smartphone stellt noch kein Problem dar. Aber wirklich interessante Themen kannst du auch dann lesen, wenn dein Kind beispielsweise seinen Mittagsschlaf hält oder gerade sehr beschäftigt ist. Jede Informationsquelle im Internet ist auch zu einem späteren Zeitpunkt noch verfügbar. Und echte Freunde haben ohnehin Verständnis dafür, wenn du erst etwas später antwortest. Wie wäre es, wenn du dir feste Zeiten fürs Handy blockst und Freunden/Familie vorher Bescheid sagst? Vielleicht als zugegeben verspäteter guter Vorsatz fürs Neue Jahr?

Wir glauben nämlich: Wenn wir als Eltern unsere Kinder dann mit Liebe auftanken, wenn sie darum bitten, werden sie in den anderen Zeiten umso entspannter ihrer Wege gehen.

Fazit

Im digitalen Zeitalter ist es gar nicht so einfach, einen gesunden Mittelweg zwischen normaler Handynutzung und Handysucht zu finden. Dennoch ist es gut und richtig, das Smartphone öfter mal ganz bewusst aus der Hand zu legen, damit das Kind sich trotz deiner Nähe nicht ignoriert und einsam fühlt. Exklusivzeit ist wichtig für die Bindung und Entwicklung der Kinder. Und welche Eltern werden sich später wünschen, sie hätten mehr Zeit am Handy verbracht?

Oder wie Peter Lustig von Löwenzahn sagen würde: „Und jetzt: ausmachen!“ 😉

Du liest noch? Schreib uns gern, wie oft du auf dein Handy schaust, während du eigentlich Zeit mit deinem Kind verbringst.

762d406f2bea4cc098b76a05dccb5ce4 - Geständnis: „Ich bin viel zu oft am Handy und spiele nur passiv mit meiner Tochter“

Quellen

Veröffentlicht von Manuela Schneider

Schon als Erzieherin hat Manuela sich der kleinen und großen Dinge angenommen, die Vorschulkinder beschäftigen. Kreativ gestaltete sie für ihre Mäuse den Kindergartenalltag, sodass jeder Tag ein neues Abenteuer bereithielt. Als zweifache Mama hat sie sich diesen kreativen Einfallsreichtum ebenso beibehalten wie ihr besonderes Verständnis für das Gefühlsleben der Kleinen. Manuela sammelte unsagbar viele nützliche und wertvolle Erfahrungen in der Arbeit sowohl mit Kita-Kindern zwischen 3 und 6 Jahren als auch nach der Wende in Freizeiteinrichtungen für 6- bis 18-Jährige wie den Spielstuben, Kinderkreativ-Workshops und Jugendclubs der Stadt Chemnitz. Seit 2013 hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht und arbeitet als freiberufliche Autorin, die gefühlvoll in Worte fasst, was anderen nur auf der Zunge liegt.

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