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6 Wochen bezahlter Vaterschaftsurlaub für alle! Oder sogar noch mehr?

Vater mit Neugeborenen
Wie viel bezahlten Urlaub sollten Partner nach der Geburt ihres Kindes bekommen? / Bild ©pololiv, Adobe Stock

Einen Tag Sonderurlaub für die Geburt eines Kindes. Ist das noch zeitgemäß? SAP sagt Nein und gibt Mitarbeitenden 6 Wochen. 

Was die Regierung noch diskutiert, hat der Konzern SAP jetzt wahr gemacht: 6 Wochen bekommen Väter (oder Partnerinnen) ab 2024 bezahlt frei, um sich nach der Geburt des Kindes auch um den Nachwuchs und die Mutter kümmern zu können: „Wir wollen damit zeigen, dass Familienvereinbarkeit und Karrieremachen keine Widersprüche sind“, so Personalchef Cawa Younosi, SAP Deutschland.

Ob das jetzt Imagepflege ist oder eine wirklich gut gemeinte Maßnahme, muss jeder selbst für sich sehen. Es ist ein guter Schritt und der Softwareriese macht wenigstens etwas. Viele frischgebackene Mütter und Väter, und jene, die es noch werden wollen, werden es zu schätzen wissen.

Unsere Hebamme Emely Hoppe meint: Die ersten 6 bis 8 Wochen nach der Geburt sind eine sehr sensible Zeit für Familien.

Hier wäre es hilfreich, wenn der Partner da wäre und die Familien dadurch keinen finanziellen Druck haben: „Es braucht Zeit, die Geburt zu verarbeiten, sich in die neue Rolle einzufinden und sich gegenseitig gut zu unterstützen. Besonders, wenn nicht alles reibungslos bei der Geburt verlief oder danach funktioniert. Dabei sind die Partner die wichtigste Stütze und Teil des Prozesses. Und sollten nicht nur am Anfang und am Ende des Tages mal kurz da sein können.“

Eine zweiwöchige vergütete Freistellung steht zwar im Koalitionsvertrag der Regierung, der Gesetzentwurf lässt aber noch immer auf sich warten. 

Erst vergangene Woche sprach Bundesfamilienministerin Lisa Paus über die sogenannte Familienstartzeit. Der Ansatz sieht auch vor, der Familie Zeit zu geben, sich um die gebärende Mutter zu kümmern und sie während ihrer Genesung zu unterstützen. Lisa Paus meinte, der Gesetzentwurf befinde sich derzeit in der Beratung innerhalb der Bundesregierung.

Und während unsere Regierung sich noch berät, sind vielleicht auch weitere Konzerne in Deutschland nicht abgeneigt, die bezahlte Zeit nach der Geburt von sich aus zu geben. Andere wollen die Freistellung aus Steuermitteln finanziert und nicht den Arbeitgebern aufgebürdet sehen, steht bei tagesschau.de. Und Spanien macht gleich vor, wie es noch besser geht:

Spanien gibt gleich 16 Wochen bezahlte Elternzeit nach der Geburt

Die spanische Regierung hat Rahmenbedingungen geschaffen für eine 16 Wochen, vom Staat voll bezahlte Elternzeit, für die Mutter und den Vater. Und das scheint anzukommen, denn die Sozialversicherungszahlen zeigen, 2022 nahmen Väter fast genauso viel Elternzeit wie Mütter. Das sind im Durchschnitt 104 Tage Vaterschaftsurlaub bei 111 Tagen Mutterschaftsurlaub.

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Sonderurlaub für Väter? Wo gibt's denn sowas?

Nur vier Prozent der Unternehmen in Deutschland gewähren mehr als zwei Tage Sonderurlaub nach der Geburt eines Kindes. Tatsächlich gibt es in fast der Hälfte der Unternehmen nicht einen einzigen Tag Sonderurlaub für die Geburt eines Kindes. Das Institut für Demoskopie Allensbach hat im Auftrag des Familienministeriums herausgefunden: 26 Prozent der befragten Unternehmen geben (Ironie on: netterweise) einen Tag, wie es der § 616 Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) ermöglicht (vorübergehende Verhinderung). Oftmals ist auch im Arbeits- oder Tarifvertrag dazu eine Vereinbarung getroffen.) Bei weiteren 26 Prozent sind es zwei Tage. Was sagt das nur über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den Stellenwert der Familien in diesem Land aus? 

Wie viel bezahlte Zeit mit der Familien findet Ihr gerecht?

Quellen

Veröffentlicht von Nina Gaglio

Nina ist Mama eines Grundschulkindes und seit 25 Jahren leidenschaftliche Reporterin und Redakteurin. Angefangen hat alles beim Fernsehen, wo Nina neben ihrem Germanistik, Anglistik und Medienwissenschaften Studium erste Erfahrungen sammeln konnte und dann 12 Jahre blieb. Danach kam viel PR und der Onlinejournalismus dazu. Familien- und Kinderthemen und die Arbeit mit Experten aus diesen Bereichen gehörte auch zum Redaktionsalltag. Und so war es nur logisch, dass Nina nach dem Mutterwerden auch für Parenting-Magazine schrieb.

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