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Warum Kinder Süßigkeiten essen sollten (und Eltern auch!)

Warum Kinder Suessigkeiten essen sollten und Eltern auch 2 - Warum Kinder Süßigkeiten essen sollten (und Eltern auch!)
Eine Hand voll Süßigkeiten schadet niemandem. / Bild ©kittyfly, Adobe Stock

Wir erklären, was Süßes für Kinder so spannend macht und was wir Eltern damit zu tun haben.

Kinder sollen im ersten Lebensjahr gar keinen Zucker essen. Viele Eltern verteufeln ihn aber auch danach. Süßigkeiten nur als Ausnahme oder am besten gleich ganz zuckerfrei – das leben immer mehr Familien. Wir können aber noch so sehr dagegen ankämpfen: Kinder wollen immer Süßes! Das ist auch gut, denn die Natur hat es so eingerichtet, dass wir so Gesundes von Giftigem unterscheiden können. Wer sich jetzt wundert, hat recht – hier hat die Natur natürlich nicht mit der Lebensmittelindustrie gerechnet und den Hunger auf Süß für Früchte vorgesehen. Eine ausgewogene Ernährung funktioniert aber auch trotz Süßigkeiten. Und deshalb sollten Eltern und Kinder einfach welche essen. 

Süßigkeiten sind ungesund! Oder?

Süßigkeiten beschädigen die Zähne, machen dick und krank. Das stimmt natürlich, wenn wir diese unkontrolliert futtern und unseren Hunger damit stillen wollen. Zur Erhaltung der Zahngesundheit sollten Süßigkeiten laut der Verbraucherzentrale auch nicht über den Tag gegessen werden, sondern nur ein- bis zweimal täglich. Und nie mehr als eine Kinderhand voll. 

Auch die Inhaltsstoffe spielen eine Rolle. Denn hoch verarbeitete Lebensmittel enthalten oft Stoffe, auf die der ein oder andere empfindlich reagieren kann. Bei Kindern wissen Eltern das oft (noch) nicht. Und auch logisch: je unnatürlicher ein Lebensmittel verarbeitet wird und je unnatürlicher die Zutaten in Süßigkeiten sind, desto ungesünder sind diese. 

Die Verbraucherzentrale klärt auch hier auf: „Die Zutat, die an erster Stelle genannt wird, hat den größten Anteil im Produkt, die an zweiter Stelle den zweitgrößten Anteil und so weiter. Zucker verbirgt sich zudem hinter vielen verschiedenen Namen, zum Beispiel Glukose, Fruktose, Dextrose, Maltodextrin, Glukosesirup, Fruchtzucker, Traubenzucker, Saccharose, Maltose, Invertzuckersirup. Die Verwendung verschiedenster Zuckerarten macht es Eltern nicht leicht, den Gesamtzuckergehalt eines Produktes zu erkennen.”

Zucker ist natürlich und per se nicht ungesund

Wie bei allem sollte er einfach in Maßen genossen und ein natürlicher Umgang gefunden werden. Zucker zu verbieten ist nicht der richtige Weg, meinen auch Ernährungsexperten wie Julia Litschko. Die Autorin und ihre Kollegin Katharina Fantl haben ein ganzes Buch zum Thema geschrieben und raten darin zu einem entspannten Umgang mit Süßigkeiten.

Für sie gehört Zucker zu unserem Leben dazu: „Die Kontrolle, die wir ausüben, um unsere Kinder vom Zucker fernzuhalten, macht Süßigkeiten zu etwas Besonderem. ‚Nur noch zwei Gummibärchen, dann ist Schluss!‘ ist beispielsweise so ein Satz, den wir im Buch aufgreifen. Wahrscheinlich sind diese Worte vielen Eltern schon über die Lippen gekommen. ‚Nur noch zwei Stück Gurke, dann reicht es aber!‘ habe ich Eltern allerdings noch nicht sagen hören …“, sagt Julia Litschko in einem Interview

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Warum wollen Kinder so viel Süßes? 

Julia Litschko meint, unsere Kinder essen zu viel Zucker, weil wir ihn begrenzen und damit auf einen Sockel heben: „Sie essen das, was ihnen gut bekommt, immer dann, wenn sie hungrig sind. Wenn sie dann spüren, dass Gummibärchen reglementiert werden, Gurke aber im Überfluss gegessen werden darf, dann denken sich Kinder: Hey, das Süße muss was Besonderes sein! Und schon liegt ein Fokus auf Gummibärchen, der da eigentlich nicht hingehört ….”

Gesunde Ernährung und Süßes passen zusammen

Unsere Lust auf etwas Süßes hat eine wichtige Funktion, denn damit signalisiert uns unser Körper, dass er Kohlenhydrate, also Energie braucht. Dann sollte allerdings lieber zuerst etwas Vernünftiges gegessen werden.

Generell schützt uns unser Körper vor einer einseitigen Ernährung. Mal haben wir Hunger auf Süßes, mal nicht. Und das ist auch bei Kindern von Natur aus so. Wichtig ist ein gutes Angebot an gesunden Lebensmitteln im Haushalt. So können Kinder intuitiv essen. Das kennen wir Mütter doch noch aus der Schwangerschaft: Oft hatten wir Hunger auf etwas, das uns liefert, was unser Körper gerade braucht. Auf seinen Bauch hören, hat hier Priorität. 

Kindern im Umgang mit Süßem mehr vertrauen

Julia Litschko möchte, dass Eltern ihren Kindern vertrauen. Knabbereien und Süßes sollten nicht verteufelt oder verboten werden. Sonst essen Kinder heimlich.

Und den Nachwuchs außerdem selbst entscheiden lassen, was und wie viel vom angebotenen Essen gegessen wird bei den Mahlzeiten. Auch wichtig: Essen ohne Handy, TV und Tablet, bitte! Denn nur dann spüren Kinder auch die Sättigung und stopfen nicht wahllos in sich hinein oder träumen und essen zu wenig. 

Eltern sollten unbedingt Süßes essen

Am besten mit den Kindern zusammen. Denn wir Eltern können tatsächlich einen gesunden Süßigkeitenkonsum vorleben. Süßigkeiten sind Goodies, die wir uns gönnen dürfen. Eltern und Kinder. Denn nur wenn wir auch hier gute Vorbilder sind, lernen unsere Kinder den richtigen Umgang mit ihnen. Ein Problem ist nämlich auch das emotionale Essen: Manchmal wird zu Schokolade oder Gummibärchen gegriffen, weil Kinder gelangweilt, frustriert oder traurig sind. Zum Trösten geben viele Eltern einen Lutscher oder kaufen ein Eis. Frustfuttern und Kummerspeck sind keine Lösung und gelerntes Verhalten. Kinder können frühzeitig einen gesunden Umgang mit ihren Gefühlen lernen. Nur so schützen wir unsere Kinder auch vor einem ungesunden Essverhalten und sogar Essstörungen. 

Gesunde Süßigkeiten 

Zu den gesunden Süßigkeiten zählen bekanntermaßen Obst und Trockenfrüchte und selbst gemachte Gummibärchen. Aber auch solche aus dem Handel haben nicht nur schlechte Seiten. Schokolade und Kakao werden inzwischen sogar als Superfood gehandelt. Denn die Kakaobohne enthält neben Magnesium und Kalzium auch wertvolle Pflanzenstoffe. Und Forscher fanden kürzlich heraus: Menschen, die mehr als einmal pro Woche Schokolade aßen, hatten ein um acht Prozent geringeres Risiko für Herzerkrankungen: „Kakao – und damit Schokolade – enthält herzgesunde Inhaltsstoffe wie Polyphenole und Flavonoide, die unter anderem Entzündungen reduzieren können“, sagt Dr. Chayakrit Krittanawong, der dazu forscht. „Moderate Mengen scheinen die Arterien zu schützen, aber es ist wahrscheinlich, dass große Mengen dies nicht tun.“

Beim Naschen sollten übrigens für die ganze Familie die gleichen Regeln gelten. Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe, wie sie in zahlreichen Getränken, Süßigkeiten und Milchprodukten zu finden sind, gehören nicht zur Kinderernährung. 

Weniger ungesunde Süßigkeiten gibt es im Biomarkt. Wir achten auch immer auf unnatürliche Zusatzstoffe wie Farbstoffe mit E-Nummern in Süßigkeiten. Informationen dazu stehen bei CodeCheck.

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Quellen

Veröffentlicht von Nina Gaglio

Nina ist Mama eines Grundschulkindes und seit 25 Jahren leidenschaftliche Reporterin und Redakteurin. Angefangen hat alles beim Fernsehen, wo Nina neben ihrem Germanistik, Anglistik und Medienwissenschaften Studium erste Erfahrungen sammeln konnte und dann 12 Jahre blieb. Danach kam viel PR und der Onlinejournalismus dazu. Familien- und Kinderthemen und die Arbeit mit Experten aus diesen Bereichen gehörte auch zum Redaktionsalltag. Und so war es nur logisch, dass Nina nach dem Mutterwerden auch für Parenting-Magazine schrieb.

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