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Dürfen Kinder im öffentlichen Raum nackig sein?

Duerfen Kinder im oeffentlichen Raum nackig sein - Dürfen Kinder im öffentlichen Raum nackig sein?
Bade- und Spielspass im Sommer ist inzwischen ein Spagat zwischen Freiheit und Schutz für Kinder. / Bild ©eunikas, Adobe Stock

Im Sommer sind Babys und Kleinkinder draußen gerne nackt unterwegs. Doch das kann Ermahnungen, besorgte oder sogar unangebrachte Blicke mit sich bringen. Eltern sind zunehmend verunsichert darüber, wie viel Nacktheit in der Öffentlichkeit noch geht. 

Der eine findet das ganz natürlich und wichtig für das Körpergefühl der Kleinen, der andere fühlt sich gestört oder findet die Kinder nicht genug geschützt vor unangebrachten Blicken: Wenn es um nackte Babys und Kleinkinder am See, im Park oder Schwimmbad geht, scheiden sich die Geister. Wieso ist unsere Gesellschaft beim Thema Nacktsein und Kinder gefühlt unentspannter geworden und was ist eigentlich erlaubt?

Das Bewusstsein für Kindesmissbrauch ist stärker geworden 

Neulich im Schwimmbad schien sich die Familie neben mir plötzlich unwohl zu fühlen. Die Mutter machte mich dann auf einen vollständig und dazu für das Wetter sehr unpassend bekleideten Badegast aufmerksam, der wohl schon eine längere Zeit durch die Liegewiesen schlich. Ich hatte mir nichts dabei gedacht, bis die Mama meinte, dass dieser Schwimmbadbesucher in voller Montur für ihren Geschmack zu viele Runden drehte und sie sich samt Kindern beobachtet fühle. In unserer Nähe habe ich jetzt kein vollkommen nacktes Kind gesehen, konnte die Bedenken aber nachvollziehen. Immerhin haben Babys oft nicht mehr als eine Schwimmwindel an und auch Kleinkinder sind manchmal auch schon in Bikinis unterwegs, die ich aus Modemagazinen für Erwachsene kenne. Das kann unangebrachte Blicke auf sich ziehen. Traurigerweise.

Durch die mediale Berichterstattung über Missbrauch an Kindern und Verbreitung von Kinderpornografie, die ständige Präsenz von Handys mit Kameras sind wir alle sensibler geworden, wenn es um den Schutz unserer Privatsphäre und die unserer Kinder geht. Die Welt und unsere Lebensrealität haben sich verändert. Während in meiner Kindheit Nacktheit am Badesee noch nicht diskutiert wurde, ist heute das Bewusstsein eher dafür da, Kinder zu schützen. 

Die Badeordnung gibt im Schwimmbad den Ton an

Im Freibad handelt es sich nicht um öffentlichen Raum, hier gilt deshalb immer das Hausrecht des Betreibers. Erwachsene können bei fehlender Kleidung des Grundstücks verwiesen werden und es kann ein Bußgeld wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses geben. Grundsätzlich gibt es keine einheitlichen Regelungen für Badeanstalten, aber schon aus hygienischen Gründen ist bei Babys mindestens eine Windel anzuziehen, Kindern eine Badehose. So manche Schwimmbadordnung soll Kinder auch schützen, indem Nacktsein untersagt ist.

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Wie nackig dürfen Kinder in der Öffentlichkeit sein?

Damit ist jetzt auch der Spielplatz, Badesee, der Park oder öffentliche Strand gemeint. Niemand kann euch hier verbieten, euer Kind ohne Badebekleidung oder Windel spielen zu lassen. Dazu gibt es keine eindeutigen Gesetze. Nacktsein ist für Kinder eine wundervolle Erfahrung. Am Strand und im Meer ist der Kontakt mit den Mineralien aus Sand und Meer für die Haut gesund. Und sich immer verdecken zu müssen, kann Kindern unter Umständen auch vermitteln, dass mit ihrem Körper etwas nicht in Ordnung wäre. Das sind gute Argumente für das Nacktsein, wenn dabei auf angemessenen Sonnenschutz geachtet wird. 

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Das Recht auf Schutz der Privatsphäre greift auch bei Kindern

Aber vielleicht könnt ihr euch fragen, wie ihr es finden würdet, wenn eure Eltern euch heutzutage nackt in die Öffentlichkeit lassen würden. Schließlich haben eure Kinder auch ein Recht auf den Schutz ihrer Privatsphäre, können das selbst aber noch nicht überschauen und auch nicht einfordern.

Wo hört die Freiheit auf und fängt der Schutz der Kleinen an? Und es gibt auch andere Menschen, die sich durch Nacktheit gestört fühlen. Dazu ist öffentlicher Raum, wie ein öffentlicher Strand zum Beispiel laut Gesetz kein gegen Einblick besonders geschützter Raum und als nicht höchstpersönlicher Lebensbereich anzusehen. Das bedeutet auch, jeder kann von euren Kindern Fotos am Strand machen und diese verbreiten. Damit wäre allerdings das Recht am eigenen Bild und das Persönlichkeitsrecht verletzt.

Ein bisschen nackt darf sein

Jeder von uns hat bestimmt ein gutes Gefühl dafür, wann das Nacktsein für unsere Kinder ok ist. Beim Heranwachsen können wir ihnen als Eltern helfen, ein gesundes Gefühl für ihren Körper und auch Schamgefühl zu entwickeln. Beides ist wichtig, um sich später selbst gut schützen und auch Freiheiten zugestehen zu können. Vielleicht ist das mit der Windel in der Öffentlichkeit und unter vielen Menschen für die Kleinsten ein guter Kompromiss? Oder eine Badehose? Ein Schlüppi? Der Sinn erschließt sich hier für Groß und Klein, ohne die Kinder zu sehr einzuengen. Man gesteht den Kindern größtmögliche Freiheit bei besserem Schutz im öffentlichen und ungeschützten Raum zu.

Nach dem Baden eignet sich zum Beispiel ein leichtes und längeres Shirt zum Bedecken der Scham oder ein luftiger Badeponcho. Und es gibt bestimmt auch genug Möglichkeiten, eure Kinder unbeobachtet ganz nackig sein zu lassen. Hört auf euer Bauchgefühl. Draußen sind euer Balkon, der Garten oder private Pool Orte, die vor fremden Einblicken gut geschützt werden können. Damit ist die Privatsphäre eurer Kinder dann auch gewahrt. 

Wie ist eure Meinung zum Thema Nacktheit bei Kindern zwischen Schutz und Freiheit?

Quellen

Veröffentlicht von Nina Gaglio

Nina ist Mama eines Grundschulkindes und seit 25 Jahren leidenschaftliche Reporterin und Redakteurin. Angefangen hat alles beim Fernsehen, wo Nina neben ihrem Germanistik, Anglistik und Medienwissenschaften Studium erste Erfahrungen sammeln konnte und dann 12 Jahre blieb. Danach kam viel PR und der Onlinejournalismus dazu. Familien- und Kinderthemen und die Arbeit mit Experten aus diesen Bereichen gehörte auch zum Redaktionsalltag. Und so war es nur logisch, dass Nina nach dem Mutterwerden auch für Parenting-Magazine schrieb.

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