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Immer mehr Kinderverbotszonen: Ist das nicht unfair?

Immer mehr Kinderverbotszonen Ist das nicht unfair 2 - Immer mehr Kinderverbotszonen: Ist das nicht unfair?
Kinderfreie Zonen gibt es leider immer mehr. Woran liegt das? / Bild ©Jonas Wakewood, Adobe Stock

Kinder werden gefühlt in viel mehr Bereichen ausgeschlossen. Damit Erwachsene ihre Ruhe haben. Eine gute Idee oder unangebracht? 

Adults only Hotels und Pools, Cafés in denen Kinder nicht erwünscht sind und jetzt auch noch eine Airline, die einen Bereich ohne Kinder und nur für Erwachsene schafft. Dazu begegnen mir neuerdings auch noch Kinder sind willkommen-Sticker. Braucht es die inzwischen auch schon, weil wir davon ausgehen müssen, dass Kinder nicht überall willkommen sind? Sind diese kinderfreien Zonen nicht einfach unfair oder muss es die geben, frage ich mich. 

Warum brauchen wir kinderfreie Zonen?

Zugegeben, ich bin beruflich auch schon viel gependelt und war dann froh in Ruhe im Zug oder Flieger arbeiten zu können. Obwohl mich Lautstärke dabei grundsätzlich nicht ablenkt (ich weiß aber, dass es vielen anders geht), ist Kinderlärm und vor allem das Streiten und Weinen von Kindern ein wunder Punkt. Spätestens seit ich selbst Mutter bin, berühren mich diese Geräusche ganz anders und nehmen mich auch emotional mit. An Arbeiten ist dann nicht zu denken. So geht es vielen. 

Und: Unsere Welt wird immer lauter und schnelllebiger. Die Sehnsucht nach Ruhe und Entspannung ist groß. Deshalb suchen wir vor allem in der Freizeit nach Entspannung, Erholung und auch Stille.

Das Dilemma ist immer da vorprogrammiert, wo verschiedene Bedürfnisse aufeinander treffen

Andersherum können die Familien genauso wenig etwas für die Not im Flieger oder Zug arbeiten zu müssen, wie die Arbeitenden den normalen Geräuschpegel verurteilen dürfen, den Kinder nun mal mit sich bringen. 

Beim Frühstück im Café hat bestimmt auch jeder von uns schon Kinder angetroffen, die eine gewisse dauerhafte Lautstärke an den Tag legen und, sagen wir es mal dezent, den Laden auseinander nehmen, während ihre Eltern vermeintlich seelenruhig zusehen. Oder aufgegeben haben? Ein Kaffeeklatsch wird dann auch für alle am Nachbartisch zur Herausforderung.    

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Sind kinderfreie Zonen gerecht?

Im Wellnessbereich eines Hotels oder am Pool kann ich das Bedürfnis nach kinderfreien Zonen manchmal nachvollziehen. Und ich bin mir sicher, dass gerade Eltern ihre MeTtime nicht mit dem Gebrüll fremder Kinder verbringen wollen. (Damit meine ich aber wirklich Gebrüll! Nicht die pure Anwesenheit von Kindern und den normalen Geräuschpegel, den das mit sich bringt!)

Wir waren mal in einem tollen Familienhotel, das jede Menge Angebote für Eltern und Kinder hatte. UND: Neben Pools und Wasserrutschen für Kinder auch einen Pool- und Saunabereich nur für Erwachsene sowie ältere Kinder (ab 14 meine ich). Ein ganz tolles und gerechtes Angebot. Während die Kinder betreut machen konnten, was sie wollten, konnten Eltern einfach mal etwas nur für sich tun. Ganz in Ruhe.  

Schauen wir uns aber die Idee der Airline genauer an, scheint diese nicht ganz zu Ende gedacht: Reisen an sich kann schon stressig genug sein. Platzmangel, Stress und sogar Flugangst sind nicht selten, und hier können Reisen mit Kindern nicht nur zur Herausforderung für die eigenen Eltern werden, sondern auch für fremde Mitreisende. 

Der kinderfreie Bereich im Flugzeug befindet sich im vorderen Teil des Flugzeugs und ist durch Vorhänge und Wände vom restlichen Passagierbereich abgetrennt. So werde die Privatsphäre und die Ruhe der Reisenden (ohne Kinder) gewährleistet. Weiterhin argumentieren die Pressesprecher und Pressesprecherinnen der Airline: Der Bedarf nach einer entspannten Flugerfahrung, insbesondere auf Langstreckenflügen, wird immer wichtiger. Aber sollte das dann nicht auch für alle Passagiere gelten? 

Was ist mit Bereichen extra für Eltern und Kinder?

Wie wäre es also im anderen Teil des Fliegers mit wirklich kinderfreundlichen Zonen in Form von Spielecken und Wickeltischen? Größere Toiletten. Das wäre doch wirklich mal gerecht, oder?

Die Bahn bietet Familienabteile und Ruhebereiche an, was das Problem dezent löst. Wer laute Kinder hat, wird die Ruhezonen eher nicht aufsuchen. Doch das funktioniert bekanntermaßen bei stark ausgebuchten Zügen in Ferienzeiten eher schlecht. Und Familien mit Kindern landen dann auch in den Zonen, wo andere sich Ruhe erhoffen. Aber ehrlich gesagt treffe ich dort auch immer wieder laut telefonierende oder Musik hörende Erwachsene an. Von wirklicher Ruhe kann keine Rede sein. 

Rücksicht statt Verbotszonen für Kinder

In den sogenannten Ruhezonen der Bahn können Erwachsene sowie Kinder ganz freundlich auf den Ruhebereich aufmerksam gemacht werden. Damit könnten wir vielleicht Rücksicht schaffen. In Ausnahmesituationen bietet es sich auch an, Mutter oder Vater der Kinder zu fragen, ob man helfen kann, wenn das Kind nonstop weint oder schreit. 

Und für mich persönlich ist es auch selbstverständlich, bestimmte Bereiche zu verlassen, wenn mein Nachwuchs andere unangebracht stört. Denn wenn wir ganz ehrlich sind, muss kein Kind den Salzstreuer hunderttausend Mal auf den Tisch hauen, um 7 Uhr morgens schon in der Wohnung Fußballspielen oder im Restaurant laut auf dem Handy einen Film gucken oder zocken. Denn Kinder können auch Rücksicht lernen. Das heißt nicht, dass sie mucksmäuschenstill sein sollen. Sie dürfen Kind sein. Aber keine rücksichtslosen Tyrannen. Vielleicht sind das dann später die Erwachsenen, die genauso wenig Rücksicht nehmen. 

Und auch die Gesellschaft muss Rücksicht auf Kinder nehmen. Sie gehören dazu, sind gleichwertig und haben genauso ein Recht auf freie Entfaltung wie wir Erwachsenen. Eine Gesellschaft muss lernen, mit Kindern zu leben, genauso wie Kinder lernen müssen, sich in Gesellschaft zu bewegen. Also bitte mehr Miteinander als getrennte Bereiche schaffen. Und schließlich nicht vergessen: Wir waren alle mal Kinder!

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Quellen

Veröffentlicht von Nina Gaglio

Nina ist Mama eines Grundschulkindes und seit 25 Jahren leidenschaftliche Reporterin und Redakteurin. Angefangen hat alles beim Fernsehen, wo Nina neben ihrem Germanistik, Anglistik und Medienwissenschaften Studium erste Erfahrungen sammeln konnte und dann 12 Jahre blieb. Danach kam viel PR und der Onlinejournalismus dazu. Familien- und Kinderthemen und die Arbeit mit Experten aus diesen Bereichen gehörte auch zum Redaktionsalltag. Und so war es nur logisch, dass Nina nach dem Mutterwerden auch für Parenting-Magazine schrieb.

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