Close Babelli.deBabelli.de

Ursache für Schwangerschaftsübelkeit gefunden: Neue Behandlungen werden denkbar

Studie zu Ursache von Schwangerschaftsübelkeit bis hin zu Hyperemesis Gravidarium
Neue Studienergebnisse lassen schwer betroffene Frauen hoffen. / Bild © Vesna Andjic, Getty Images

Übelkeit und Erbrechen gehören zu den häufigsten Begleiterscheinungen der Schwangerschaft. Jetzt haben Forschende endlich die Ursache dafür entdeckt: ein Hormon namens GDF15, das vom Baby selbst produziert wird.

Etwa sieben von zehn Schwangeren ist zu Anfang der Schwangerschaft oft übel, manchen auch länger. Bisher war die Ursache schleierhaft. Nun hat eine im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichte Studie ergeben, dass ein vom ungeborenen Kind produziertes Hormon maßgeblich für die Übelkeit verantwortlich ist. Frauen, die vor der Schwangerschaft niedrige Werte dieses Hormons hatten, trifft es häufig besonders hart. Einige müssen sogar an den Tropf, weil sie immerzu erbrechen. Die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse eröffnen ganz neue Möglichkeiten der Vermeidung und Behandlung solch schwerer Fälle.

Ursache: Unterschiedliche Hormonspiegel von Baby und Mutter 

Das Team um Dr. Marlena S. Fejzo hat herausgefunden, dass Föten während der Schwangerschaft individuell unterschiedliche Mengen des Wachstumsdifferenzierungshormons GDF15 freisetzen. Ein Hormon, das auch im Körper von Erwachsenen vorkommt, es wird vor allem bei Stress ausgeschüttet.

Wie die Schwangere darauf reagiert, hängt von ihrem eigenen Hormonhaushalt ab. Ist sie an das Hormon gewöhnt, weil sie selbst viel davon produziert oder phasenweise produziert hat, wird ihr nicht, kaum oder im normalen Rahmen übel sein. Hat die Schwangere aufgrund einer Genmutation sehr niedrige Werte, ihr ungeborenes Kind jedoch dieselbe Mutation, gibt es ebenfalls kein Problem. Nur wenn der Fötus deutlich mehr GDF15 ausschüttet als seine Mutter und ihr Körper davor wenig Kontakt mit dem Hormon hatte, kommt es zu behandlungsbedürftiger schwerer Schwangerschaftsübelkeit, Hyperemesis Gravidarum genannt.

Die Studie kurz erklärt

Die Konzentration des Hormons hatten die Forschenden neben anderen Werten vor und während der Schwangerschaft im Blut der Testpersonen gemessen. So konnten sie auch genetische Faktoren herausfiltern. Um die Zusammenhänge näher zu erforschen, verabreichten sie Mäusen im zweiten Schritt hohe Dosen von GDF15, um die Konzentrationen während einer Schwangerschaft zu simulieren. Die Mäuse zeigten Appetitlosigkeit, was darauf hinweist, dass ihnen übel war. Wenn jedoch niedrige Dosen verwendet und die Konzentrationen langsam gesteigert wurden, fraßen die Mäuse, die auf diese Weise an das Hormon gewöhnt wurden, auch bei hohen Konzentrationen normal.

Drei neue Behandlungsansätze könnten möglich werden

Bisher wurde Schwangerschaftsübelkeit mehr oder weniger erfolgreich mit Medikamenten gegen Übelkeit behandelt. Die Forschungsergebnisse eröffnen zukünftig drei neue Behandlungsoptionen, die jedoch noch nicht verfügbar sind:

  1. Man gewöhnt Frauen schon vor der Schwangerschaft an das Hormon
  2. oder man mildert die Auswirkungen während der Schwangerschaft, indem man den GDF15-Spiegel senkt, 
  3. oder man besetzt die Andockstellen für das Hormon im Gehirn mithilfe von Medikamenten und dämpft so die Übelkeit.

Nun muss weitergeforscht werden. Denn welche Rolle das Hormon während der Embryonalentwicklung und allgemein im menschlichen Körper spielt, ist bisher nicht vollständig geklärt. Die Studie gibt jedoch erste Hinweise darauf, dass ein niedriger GDF15-Spiegel für Mutter und Kind sicher sein könnte. 

Das würde auch bedeuten, dass sich Frauen ohne Schwangerschaftsübelkeit keine Sorgen machen müssen. Zukünftige Schwangere mit Hyperemesis Gravidarium und solche, die schon einmal darunter gelitten haben, können jedoch auf wirksamere Behandlungen hoffen. Die Forscherinnen und Forscher sind zuversichtlich, dass ihre Erkenntnisse den Weg dafür ebnen werden.

f9c01820702b4ca88f76dc20220fe595 - Ursache für Schwangerschaftsübelkeit gefunden: Neue Behandlungen werden denkbar

Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 15.12.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert