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Hyperemesis gravidarum: Übermäßiges Erbrechen in der Schwangerschaft

Hyperemesis gravidarum: Erbrechen in der Schwangerschaft

Eine gewisse Übelkeit durchleiden viele Schwangere, insbesondere in den ersten 12 Wochen. Etwa 2 Prozent von ihnen trifft es dabei aber besonders hart. Sie erbrechen sich mehrmals täglich. In der Medizin spricht man dann von Hyperemesis gravidarum. Wann Erbrechen in der Schwangerschaft krankhaft wird, was hilft und wie es therapiert wird, erfährst du hier.

Was ist Hyperemesis gravidarum?

Übersetzt bedeutet Hyperemesis gravidarum: übermäßiges Erbrechen in der Schwangerschaft. Diese extreme Form der Schwangerschaftsübelkeit plagt zum Glück nur etwa 2 Prozent der werdenden Mütter. Eins der prominentesten „Opfer“ ist wohl Herzogin Kate von Cambridge. Bei allen drei Schwangerschaften musste sie wegen unstillbarer Übelkeit und häufigen Erbrechens medizinisch behandelt werden. Das zeigt zumindest: Es kann (leider) jede treffen, unabhängig vom sozialen Status, dem Zugang zu Medikamenten und Therapien oder den Erfahrungen aus bisherigen Schwangerschaften.

Wann hört es auf?

Anders als die übliche Schwangerschaftsübelkeit, die sich meist auf die Frühschwangerschaft konzentriert, hält die extreme Form oft länger an. Die Symptome zeigen sich in der Regel in der 6. SSW und nehmen bis zur 16. SSW zu. Nach spätestens 22 Wochen klingen sie meist spontan ab. Bei etwa jeder 10. Betroffenen hält die Übelkeit jedoch bis zur Geburt in Schüben an.

Symptome & Diagnose

Übelkeit ist niemals schön und Erbrechen erst recht nicht. Im Rahmen einer Schwangerschaft gehören sie jedoch in gewisser Hinsicht zu den üblichen Begleiterscheinungen. Das müssen wir manchmal einfach durch. Oftmals helfen altbewährte Tipps und Hausmittel schon, die Beschwerden erträglicher zu machen. Die Hyperemesis überschreitet jedoch jedes Maß von „Normalität“. Die Betroffenen leiden sehr und scheinbar nichts scheint ihnen zu helfen. Zu den wichtigsten Symptomen der Hyperemesis gravidarum gehören:

  • mehr als 5 x Erbrechen pro Tag, unabhängig von der Tages- und Nachtzeit sowie der Art der Nahrung
  • Gewichtsverlust von mehr als 5 Prozent des Körpergewichts von vor der Schwangerschaft
  • Dehydrierung mit den typischen Anzeichen: starker Durst, verringerter Urin, trockene Schleimhäute, stehenbleibende Hautfalten, eingefallene Augen, Schwäche und Schwindel, im Extremfall Herzrasen
  • übel riechender Atem

Dazu kommen bestimmte Merkmale im Urin und Blut, die bei der ärztlichen Untersuchung festgestellt werden können. Dazu zählen insbesondere Ketonkörper im Urin (Ketose), Auffälligkeiten bei den Leber- und Nierenwerten sowie Mangelzustände wichtiger Nährstoffe und Vitamine.

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Ursachen & Risikofaktoren

Warum manche Frauen eine Hyperemesis gravidarum entwickeln und andere nicht, scheint nun geklärt. Es handelt sich demnach um eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Hormon-Konstellationen. Schuld wäre das Hormon GDF15 – ein Wachstumshormon – das sowohl von der Schwangeren als auch vom Fötus selbst in individuell unterschiedlichen Mengen produziert wird. Hatte die Mutter aufgrund ihrer Gene bisher nur wenig des Hormons, ist ihr Körper nicht daran gewöhnt. Bildet das Kind deutlich mehr davon, weil es die Genbesonderheit nicht geerbt hat, kann die Mutter mit starker Übelkeit reagieren.

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Zu den Risikofaktoren, die übermäßiges Schwangerschaftserbrechen begünstigen könnten, gehören:

  • Hyperemesis gravidarum in vorangegangenen Schwangerschaft(en)
  • Mehrlingsschwangerschaften, weil der GDF15-Spiegel dann höher ist
  • Schilddrüsenerkrankungen (möglicherweise Folge der Genmutation)
  • Übergewicht (möglicherweise Folge von Schilddrüsenproblemen)

Hyperemesis gravidarum: Therapie

Was hilft bei Hyperemesis gravidarum? Die Maßnahmen richten sich momentan in erster Linie nach der Schwere der Symptome und dem Zustand der Betroffenen. Spezifische Behandlungsmöglichkeiten gegen die GDF15-Empfindlichkeit (siehe oben) gibt es leider noch nicht. Eine leichte Form kann aber mit den üblichen Tipps gegen Schwangerschaftsübelkeit schon in den Griff bekommen werden, etwa mit einer Änderung der Ernährung und des Lebensstils, mit Akupunktur, Akupressur oder Ingwer.

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Wenn diese Maßnahmen nichts bringen, können im letzten Schritt Medikamente (Antihistaminika, Anticholinergika und Antiemetika) zum Einsatz kommen. Welche genau, das entscheidet der Arzt oder die Ärztin von Fall zu Fall.

Da die Betroffenen nicht arbeitsfähig sind, werden sie in der Regel krankgeschrieben. Ein Beschäftigungsverbot ist bei Hyperemesis gravidarum nicht üblich.

In seltenen Fällen kann eine mehrtägige Behandlung im Krankenhaus nötig sein. Nämlich dann, wenn die Schwangere immer weiter erbricht, an Gewicht verliert und/oder bereits stark dehydriert ist. In der Klinik wird dann weiter versucht, den Brechreiz zu stoppen. Dafür kann es nötig sein, einige Tage ganz auf das Essen und Trinken zu verzichten. Per Infusionen werden dann der Flüssigkeitshaushalt aufgefüllt und der Nährstoffmangel behoben. Normalerweise stabilisiert sich die Lage schnell, sodass die Betroffene schon bald wieder die ersten Schlucke Flüssigkeit trinken und kleinen Mahlzeiten zu sich nehmen kann. 

Wichtig: Zwischen all den klinischen Faktoren und Werten, die man messen und kontrollieren kann, darf auch die psychische Gesundheit nicht vergessen werden. Viele Betroffene benötigen Unterstützung, um mit der Situation zurechtzukommen und das Licht am Ende des Tunnels nicht aus den Augen zu verlieren. Bist du betroffen und weißt nicht weiter, wende dich bitte unbedingt an die behandelnden Ärzte. Sie können dir auch therapeutische Unterstützung verordnen.

Ist häufiges Erbrechen in der Schwangerschaft gefährlich?

Musst du dich gelegentlich übergeben, ist das weder für dich, noch für dein Baby gefährlich. Bei übermäßigem Schwangerschaftserbrechen besteht jedoch das Risiko, dass dein Körper nach und nach austrocknet und es ihm bald an wichtigen Nährstoffen fehlt. Das kann zu Kreislaufproblemen und körperlicher Schwäche führen.

Der Vollständigkeit halber muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass ein unbehandeltes, extremes Erbrechen über mehrere Wochen hinweg zu ernsteren gesundheitlichen Problemen (körperlich und mental) der Mutter führen kann. Dazu zählen mögliche Schädigungen der Speiseröhre, der Leber und des Zahnfleischs. Außerdem ist der Zustand natürlich auch für die Psyche sehr belastend. Die gute Nachricht: Die Erfolgsaussichten der Behandlung sind im Allgemeinen gut und du wirst dich ganz bestimmt bald erholen.

Ein direkter Zusammenhang zwischen der Hyperemesis gravidarum und dem fetalen Outcome (wie dem Risiko für Frühgeburten, einem geringen Geburtsgewicht oder einem verringerten APGAR-Score) konnte bisher nicht festgestellt werden.

Hast du Erfahrungen mit Hyperemesis gravidarum gemacht, die du teilen möchtest? Oder hast du noch eine Frage zum übermäßigen Erbrechen in der Schwangerschaft? Dann schreib und gern einen Kommentar.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 21.12.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist Mama einer Tochter im Kindergartenalter und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

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