Erster, zweiter und dritter Ultraschall in der Schwangerschaft – die meisten werdenden Eltern freuen sich auf diese großen Vorsorgeuntersuchungen. Endlich dürfen sie ihr Baby sehen. Viele spüren dabei eine neue tiefe Verbindung zu ihrem Ungeborenen, weil sie jetzt realisieren, dass ihr kleines Wunder real ist. Dir geht es sicher nicht anders, auch wenn du vielleicht viele Fragen hast. Wir erklären dir alles, was du wissen musst rund um den Ultraschall in der Schwangerschaft.
Wie viele Ultraschalluntersuchungen gibt es in der Schwangerschaft?
Zur regulären Schwangerschaftsvorsorge gehören drei Basis-Ultraschalluntersuchungen, die für alle Frauen von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden:
- 1. Ultraschall: zwischen 9. und 12. SSW
- 2. Ultraschall: zwischen 19. und 22. SSW
- 3. Ultraschall: zwischen 29. und 32. SSW
In der Realität zeigt sich aber, dass oft häufiger als diese drei Male geschallt wird, auch bei einer unauffälligen Schwangerschaft. Es ist also durchaus möglich, dass dein Arzt oder deine Ärztin auch zwischen den großen Screenings das Ultraschallgerät nutzt. Das sollte dich nicht verunsichern. Er oder sie möchte einfach sichergehen, dass auch wirklich nichts übersehen wird.
Handelt es sich um eine Risikoschwangerschaft oder gibt es bei den drei Basis-Untersuchungen Auffälligkeiten, kommt der Ultraschall auf jeden Fall häufiger zum Einsatz.
Warum überhaupt Ultraschall in der Schwangerschaft?
Mithilfe des Ultraschalls kann das Innere deines Bauches sichtbar gemacht werden. Er ist für deinen Frauenarzt oder deine Frauenärztin deshalb eines der wichtigsten Werkzeuge, um deine Schwangerschaft zu überwachen.
Der Ultraschall ermöglicht es nicht nur, die Entwicklung deines ungeborenen Babys und seine Versorgung durch die Plazenta im gesamten Schwangerschaftsverlauf zu kontrollieren. Er ist auch von großer Bedeutung, wenn es darum geht, frühzeitig seltene Störungen der Schwangerschaft oder etwaige Risikofaktoren zu erkennen, die unentdeckt die Gesundheit von dir und deinem Baby beeinträchtigen könnten.
Aber: Es ist dein Körper, deine Schwangerschaft und dein Baby. Du hast das Recht darauf, auf Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft zu verzichten, egal aus welchem Grund.
Informiere deinen Arzt oder deine Ärztin über deine Entscheidung. Das gilt auch für den Fall, dass du zwar Ultraschalluntersuchungen in Anspruch nehmen, aber nicht über mögliche Fehlbildungen des Kindes informiert werden möchtest.
Wie funktioniert die Untersuchung per Ultraschall?
Der Schallkopf des Ultraschallgeräts sendet Schallwellen aus, die von den Gewebeschichten im Körper unterschiedlich stark zurückgeworfen werden. Diese Echos werden im Gerät in Bilder umgewandelt. Normalerweise wird in 2D geschallt, das reicht oftmals, um die relevanten Messdaten zu erfassen.
3D/4D-Ultraschall
Beim 3D-Ultraschall werden viele 2D-Bilder zu einem dreidimensionalen Bild zusammengesetzt. Es entsteht ein noch deutlicheres Bild vom Baby. Hilfreich ist das zum Beispiel, um Anomalien im Gesicht zu erkennen. Zudem lassen sich die Blutflüsse in der Plazenta und im Herzen des Babys mittels 3D-Ultraschall besser darstellen.
Der 4D-Ultraschall liefert dreidimensionale Bilder in Echtzeit. Bei dieser bewegten Darstellung können Details unter Umständen noch besser erkannt werden.
3D- und 4D-Ultraschall gehören aber nicht zu den Standard-Untersuchungsmethoden. Sie kommen nur zum Einsatz, wenn es einen berechtigten Grund gibt. Dazu zählt auch das sichere Ausschließen bestimmter Fehlbildungen. Also bitte keine Angst haben, wenn dein Arzt oder deine Ärztin plötzlich in 3D schallt. Genieße lieber diese einmaligen Aufnahmen deines ungeborenen Babys!
Was wird bei den einzelnen UItraschalluntersuchungen gemacht?
Bei allen Terminen wird dein Baby vermessen und es werden verschiedene Merkmale festgestellt, wie zum Beispiel:
- der Sitz und die Struktur der Plazenta
- die Fruchtwassermenge
- die Kindslage
- die Körperform
Alle Daten werden jeweils in deinen Mutterpass eingetragen.
Beim zweiten Ultraschall kannst du dich für eine erweiterte Untersuchung entscheiden, bei der auch die Organe deines Babys untersucht werden.
Genaueres zu den einzelnen Untersuchungen erfährst du in unseren Artikeln, die wir dir oben verlinkt haben.
Kann ich mir auch weitere Ultraschalluntersuchungen wünschen?
Jein. Seit der Neufassung der Strahlenschutzverordnung im Januar 2021 sind zusätzliche Ultraschalls in der Schwangerschaft nicht mehr erlaubt, wenn sie keinem medizinischen Zweck dienen. Das Verbot zielt auf das sogenannte “Baby-Kino”, das nur dazu dient, Bilder und Filme vom Ungeborenen zu erstellen. Nur aus Neugier schallen? Nein, das geht nicht.
Im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge sind zusätzliche Ultraschalluntersuchungen aber weiterhin erlaubt. Dazu zählen nicht nur das Ersttrimester-Screening oder die Feindiagnostik. Auch bei den regulären Vorsorgeuntersuchungen kann unter Umständen auf eigenen Wunsch zusätzlich geschallt werden. Bedingung ist jedoch, dass es einen vertretbaren medizinischen Grund dafür gibt. Hier können Kosten für dich anfallen.
Die Kosten für zusätzliche Ultraschalls als IGeL (Selbstzahlerleistung) liegen zwischen 20 und 200 Euro.
Wenn du dich für zusätzliche Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft entscheidest, solltest du vorher mit deinem Partner besprechen, was mögliche Konsequenzen für euch wären. Eine gute Grundlage für eure Überlegungen kann das Beratungsgespräch mit dem Arzt oder der Ärztin sein.
Wenn du mehr darüber erfahren willst, was nun erlaubt und was verboten ist, empfehlen wir dir an dieser Stelle einen Artikel vom Gynäkologen Dr. Bernd Berschick zu “Strahlenschutzverordnung und Ultraschalluntersuchungen”.
Wie viele Ultraschallbilder bekomme ich in der Schwangerschaft?
Normalerweise bekommst du nach jeder Untersuchung ein bis drei Ausdrucke fürs Familienalbum. Möchtest du mehr, kann es sein, dass du diese in der Praxis bezahlen musst.
Wann lässt sich auf dem Ultraschallbild das Geschlecht erkennen?
Auch wenn die äußeren Geschlechtsorgane deines Babys schon recht früh ausgebildet sind, lässt sich das Geschlecht erst während der 2. Ultraschalluntersuchung erkennen.
Chancen und Grenzen des Ultraschalls
Die gute Nachricht vorweg: Es werden weitaus weniger Krankheiten oder Fehlentwicklungen bei ungeborenen Kindern festgestellt, als es Ultraschalluntersuchungen bei Schwangeren gibt. Du musst auch nicht sofort in Panik verfallen, wenn dein Arzt oder deine Ärztin beispielsweise eine zusätzliche Untersuchung vornimmt oder dich für weitere Screenings an ein spezialisiertes Zentrum überweist. Diese Termine dienen oft nur der Absicherung.
Was du aber auch wissen musst: Nicht alle Erkrankungen können mit einem (Basis-)Ultraschall entdeckt werden. Auch kann es passieren, dass die Ergebnisse nicht eindeutig sind und dich unnötig verunsichern. Etwa eine von 100 Frauen muss beim Ultraschall mit einem falschen Ergebnis rechnen, schreibt der Gemeinsame Bundesausschuss in seinen Patienteninformationen.
Ebenso wichtig zu wissen: Nicht jede Auffälligkeit hat automatisch schlimmste Folgen für die Gesundheit deines Babys. Einige Probleme können noch während der Schwangerschaft therapiert werden. Oder aber das Wissen um die Fehlentwicklung kann dabei helfen, die Geburt und die anschließende Therapie optimal vorzubereiten. Gerade bei Herzfehlern sind die Befunde aus den Ultraschalluntersuchungen enorm hilfreich, um die kleinen Patienten nach der Geburt schnell und gezielt zu behandeln.
Fazit zum Ultraschall in der Schwangerschaft
Ultraschalluntersuchungen sind ein wichtiges Instrument in der Schwangerschaftsvorsorge. Sie helfen dabei, die Entwicklung und Gesundheit deines Babys zu überwachen. Erkrankungen und Fehlentwicklungen können damit (in der Regel) frühzeitig erkannt werden.
Leider sind die Ultraschall-Ergebnisse aber nicht immer eindeutig, was Verunsicherung, Sorgen und Ängste schüren kann. Das kann für Eltern eine emotionale Herausforderung sein. Dir muss im Vorfeld bewusst sein, dass der medizinische Ultraschall kein Baby-Kino ist und unter Umständen wichtige Entscheidungen nach sich ziehen kann.
Trotzdem kannst und sollst du dich auf diese regelmäßigen „Rendezvous“ mit deinem Baby freuen. Schließlich sind diese einmaligen Einblicke in deinen Bauch etwas ganz Besonderes. Wir wünschen dir für deine Schwangerschaft nur das Beste!
Quellen
- Gemeinsamer Bundesausschuss: Basis-Ultraschalluntersuchungen für Frauen in der Schwangerschaft. Informationen zum Angebot der gesetzlichen Krankenversicherung. https://www.g-ba.de/downloads/17-98-3476/2023-09-21_G-BA_Versicherteninformation_Basis-Ultraschalluntersuchungen_bf.pdf (abgerufen am 04.07.2024)
- BZgA (familienplanung.de): Ultraschall-Untersuchungen in der Schwangerschaft. https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/schwangerschaftsvorsorge/ultraschall/ (abgerufen am 24.07.2024)
- DEGUM Mitteilung: Strahlenschutzverordnung und „Babykino“: Medizinisch indizierter Ultraschall bei Schwangeren stellt keine Ordnungswidrigkeit dar. https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/a-1404-6286 (abgerufen am 24.07.2024)
- BVNP: Strahlenschutzverordnung und Ultraschalluntersuchungen. https://www.bvnp.de/strahlenschutzverordnung-und-ultraschalluntersuchungen/ (abgerufen am 09.07.2024)
- IGeL Monitor: Ultraschall in der Schwangerschaft (ergänzende Untersuchungen) https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/ultraschall-in-der-schwangerschaft-ergaenzende-untersuchungen.html (abgerufen am 24.07.2024)
- R. Schäfers et al: Ultraschall- und CTG Kontrollen in der Schwangerschaft: Vorgaben in den Mutterschafts-Richtlinien und Versorgungswirklichkeit. https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-2311-9934 (abgerufen am 24.07.2024)
- Frauenärzte im Netz: 3D/4D-Ultraschall. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/diagnostik/ultraschall-untersuchungen/3d4d-ultraschall/#c229. (abgerufen am 24.07.2024)
- Instituto Bernabeu: Ultraschall 3D/4D. https://www.institutobernabeu.com/de/3d-4d-ultrasound-scanning/ (abgerufen am 24.07.2024)
- Bild: 707780632 Natalia Deriabina / Shutterstock.com