Ist das Baby endlich da, möchten es die meisten Mütter einfach nur ganz nah bei sich haben, es an sich drücken und ihm ganz viele Küsschen geben. Das ist nicht nur die Freude und Liebe, die da wie eine warme Welle über uns schwappt. Nein, es ist auch reine Wissenschaft. Denn dein Kleines zu küssen hat neben hormonellen Vorteilen noch eine ganz andere Funktion: es verändert die Muttermilch für dein Baby. Wie genau, folgt nun.
Muttermilch als Medizin
Wer Babelli kennt, weiß, dass wir Stillfans sind. Das liegt vor allem daran, dass Muttermilch so ein unglaubliches Stöffchen ist, welches sich dem Baby immer wieder anpasst. Eine ihrer besonderen Eigenschaften ist die Weitergabe von Abwehrstoffen wie Antikörpern, Immunglobulinen und Stammzellen der Mutter – nicht nur zu Anfang, gleich nach der Geburt, sondern über die gesamte Zeit des Stillens hinweg. Muttermilch schützt Babys also vor vielen (nicht allen!) Krankheiten.
Babys bekommen ihren Nestschutz also nicht nur vor der Geburt über das mütterliche Blut, sondern auch danach. Wie das Küssen da reinspielt? Dazu kommen wir jetzt.
Wie der Schutz durch Küssen funktioniert
Sobald dein Baby auf der Welt ist, muss es sich mit Erregern aus seiner Umgebung auseinandersetzen. Und die finden sich auch auf seiner Haut. Je öfter du dein Kleines also küsst, desto mehr dieser Erreger nimmst du selbst auf. Und weil du ein erwachsenes Immunsystem hast, bildest du innerhalb weniger Tage Abwehrstoffe, die du beim Stillen an dein Baby weitergibst.
Kennt dein Körper den Keim schon, geht es noch schneller. Innerhalb kürzester Zeit steigt die Konzentration der winzig kleinen Helferlein in der Milch an, um dein Baby vor dem Übeltäter zu schützen.
Aber Neugeborene auf den Mund zu küssen ist doch verpönt?
Das ist richtig und hat mehrere gute Gründe. Denn wir Erwachsenen sind wahre Keimschleudern, was Bakterien und Viren angeht, und Babys Immunsystem ist in den ersten 3 Monaten noch sehr schwach. Streptokokken, die Karies und vieles mehr verursachen, andere Bakterien wie Meningokokken sowie Viren – wie beispielsweise Herpes Simplex oder Genitalis – besiedeln bei vielen von uns die Schleimhäute, ohne dass wir erkranken. Die sollten wir einem Neugeborenen wirklich nicht in rauen Mengen weitergeben, denn sie können gefährlich werden. Ganz lässt es sich natürlich nicht vermeiden und das muss es auch gar nicht.
Also: Wenn küssen, dann möglichst in der Babyzeit nicht auf den Mund. Mit akuten Infektionen vorübergehend auch nicht an anderen Stellen!
Was, wenn ich nicht stille? Funktioniert das trotzdem?
Babys, die ausschließlich mit Milchnahrung gefüttert werden, profitieren leider nicht von den hilfreichen Eigenschaften der Muttermilch. Glücklicherweise bedeutet das nicht, dass sie kein Immunsystem entwickeln. Sie tun es nur über andere Wege und kommen ebenfalls mit einem Teil des Nestschutzes auf die Welt.
Für alle anderen gilt: Es stimmt schon, dass es nicht komplett egal ist, auf welchem Weg dein Baby deine Muttermilch bekommt. Denn der Austausch der Botenstoffe über die Brustwarze findet bei anderen Füttermethoden verringert oder gar nicht statt. Dennoch verändert sich deine Milch eben allein schon durch das Küssen deines Babys. Auch wenn du abpumpst oder zufütterst, bekommt es eine Menge Abwehrstoffe über die Muttermilch. Jeder Tropfen ist in diesem Fall also besser als gar keiner.
Natürlich stärkt Küssen auch einfach eure Bindung. Darum frisch und frei losgeküsst!
Quellen
- La Leche Liga: Muttermilch und das starke Immunsystem: https://www.llli.org/muttermilch-und-das-starke-immunsystem/ (abgerufen am 16.02.2023)
- Kinderärzte im Netz: Mit Lippenherpes kein Baby küssen! https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/mit-lippenherpes-kein-baby-kuessen/ (abgerufen am 14.04.2024)