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High-Need-Baby: Wie du dich stabilisieren & stärken kannst

Bedürfnisstarkes Baby? Lass dir helfen!
Für Eltern von bedürfnisstarken Babys ist es besonders wichtig, sich verstanden zu fühlen. / Bild © LIGHTFIELD STUDIOS, Adobe Stock

High-Need-Babys – auch bedürfnisstarke Babys genannt – fordern ihre Eltern so, dass diese schnell an ihre Grenzen stoßen und an sich zweifeln. Warum das normal ist und wie du wieder in deine Kraft kommst, folgt nun.

Hast du ein bedürfnisstarkes Baby? Etwa zwei von zehn Babys brauchen deutlich mehr Nähe und Aufmerksamkeit als andere, sind unruhiger, fordernder und schneller überreizt – nicht nur phasenweise. Das bringt Eltern oft innerhalb kurzer Zeit an ihre Grenzen und darüber hinaus. Erstlingseltern wissen nicht immer, dass sie selbst betroffen sind. Schließlich haben sie wenig Vergleichsmöglichkeiten. 

Der Begriff „High-Need-Baby“ ist keine „Diagnose“, auch wenn ihn ein Arzt und achtfacher Vater – Dr. William Sears – geprägt hat. Das heißt, es gibt keine wissenschaftlich anerkannten „Kriterien“. Dennoch gibt es Eigenschaften, die solche Babys vereinen.

Wir sprechen im folgenden Artikel von „du“ und nicht von „ihr“, weil wir Alleinerziehende und andere Einzelkämpfer und Einzelkämpferinnen nicht ausschließen möchten. Nicht, weil wir meinen, dass Frauen den Alltag mit Baby allein wuppen sollten. Die Fürsorge für ein High-Need-Baby – wie auch für jedes andere Kind – liegt bei Paaren natürlich in den Händen beider Eltern. Dass der Alltag leider auch da oft anders aussieht, wissen wir, und möchten mit jedem Wort zur nötigen Veränderung beitragen.

Tipps von High-Need-Baby-Eltern für andere Betroffene

Hier sind nun einige Tipps, wie du dich stabilisieren und stärken kannst, wenn du tatsächlich ein „High-Need-Baby“ hast (und auch, wenn nicht):

1. Anderssein akzeptieren

Akzeptiere, dass dein Baby deine Aufmerksamkeit mehr fordert als andere und dass niemand daran Schuld hat. Es ist in Ordnung und wichtig, um Hilfe zu bitten, bevor du zusammenbrichst. Und es ist wichtig, realistische Erwartungen an dich selbst zu haben. Natürlich wachsen Eltern in der Babyzeit über sich hinaus, aber es gibt durchaus Grenzen. Wettbewerb mit anderen Eltern ist hier fehl am Platz. Ignoriere bitte Stimmen, die deiner Intuition widersprechen und meinen, dass Babys eben so seien. Denn meist können es nur Eltern nachvollziehen, die es selbst erlebt haben. Umgib dich mit Menschen, die dir guttun.

2. Nicht allein durchziehen

Du musst und sollst nicht alles allein machen! In einer Partnerschaft sollten Aufgaben fair verteilt sein. Falls das bisher nicht der Fall ist, versucht das bitte unbedingt zu ändern. Je mehr sich das einschleift, desto schwerer ist es aufzubrechen. Sprich auch mit Freunden oder anderen Familienmitgliedern darüber, wie sie helfen können. Lass dich öfter in den Arm nehmen! Eine unterstützende Gemeinschaft kann einen großen Unterschied machen – auch, aber nicht nur, wenn du alleinerziehend bist. Wusstest du, dass es Familienhilfen gibt, die der Staat oder die Krankenkasse übernehmen? Falls nicht, findest du hier eine Übersicht über alle Hilfsangebote in Schwangerschaft, Babyzeit und darüber hinaus.

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3. Dich selbst pflegen, wann immer es geht 

Es ist wichtig, auf dich selbst zu achten. Finde Zeit für kurze Pausen, um aufzutanken. Dies könnte bedeuten, dass du öfter tief durchatmest, einen kurzen Spaziergang machst, ein Bad nimmst oder einfach bewusst auf der Couch liegst und nichts tust, wenn dein Baby eine halbe Stunde schläft. Entspannungstechniken wie Atemübungen oder Meditation können helfen Stress abzubauen und deine innere Ruhe zu bewahren, auch wenn es um dich herum chaotisch ist. Ziehe auch eine Eltern-Kind-Kur in Betracht, bei vielen kann eine Begleitperson zur Unterstützung mitkommen.

4. Organisation anpassen

Strukturiere den Tag so gut wie es eben geht. Plane – so weit überhaupt möglich – grobe Zeitfenster für Mahlzeiten, Schlafenszeiten und Aktivitäten ein, um einen gewissen Grad an Vorhersehbarkeit für dich und dein Baby zu schaffen. Packe die Tage dabei nicht zu voll und lasse vor allem an den Abenden viel Raum für Clusterfeeding.
Identifiziere die wichtigsten Aufgaben und konzentriere dich darauf, nur diese zu erledigen oder jemand anderen erledigen zu lassen. Es ist völlig in Ordnung, alle unwichtigen Dinge – wie beispielsweise Dankeskarten oder andere „macht man so“-Verpflichtungen aus dem Elternkosmos – aufzuschieben, bis wirklich Zeit dafür ist.

5. Offen kommunizieren

Sprich offen mit deinem Partner über deine Bedürfnisse und Gefühle. Gute Kommunikation fördert das Verständnis und stärkt die Zusammenarbeit. Beide Partner – sofern du in einer Partnerschaft lebst – sollten sich zum Thema informieren. Nur so lässt sich vermeiden, dass ein Partner zusätzlich zur übergroßen Belastung auch noch gegen den anderen ankämpfen muss, weil derjenige meint, es sei doch alles in bester Ordnung. Auch könnt ihr so klären, wer welche Aufgaben am besten übernehmen kann, ohne die eigenen Grenzen zu überschreiten. Denn jeder reagiert aufgrund der eigenen Prägung individuell auf forderndes Verhalten eines Babys. Wenn kein oder kein unterstützender Partner da ist, findest du bestimmt Freunde oder andere Betroffene, die dir zumindest emotional Kraft geben.

6. Gesunde Grenzen setzen

Gehe ruhig auf die Bedürfnisse deines Babys ein, statt dagegen innerlich anzukämpfen. Viel tragen, nach Bedarf füttern und Co-Sleeping können schon einen großen Unterschied machen. Aber: Setze klare Grenzen, wenn es um deine eigenen Bedürfnisse geht. Auch ein bedürfnisstarkes Baby muss nach und nach lernen, ein wenig zurückzustecken, besonders falls es Geschwisterkinder gibt. Und auch dein Umfeld muss lernen, dass du nur begrenzte Kapazitäten hast. Es ist wichtig, zu wissen, wann du unbedingt eine Pause brauchst. Denn deinem Baby hilft es nicht, wenn du zusammenbrichst. Bevor du beispielsweise aus Überforderung ausrastest (bitte niemals schütteln!), lege es sicher ab und verlasse den Raum, um dich abzuregen – auch wenn das bedeutet, dass dein Baby weint. Übernimm dich nicht, indem du perfekt sein willst. Erlaube dir selbst „Ich kann nicht mehr“ zu sagen. Weinen ist übrigens kein Zeichen von Schwäche, sondern baut Stresshormone ab.

7. Professionelle Hilfe in Betracht ziehen

Scheue dich nicht davor, mit einem bedürfnisstarken Baby professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Gespräch mit anderen Betroffenen, einer Beraterin oder Therapeutin kann schon helfen. Gut zu wissen: Das Verhalten eines High-Need-Babys ist manchmal Teil einer Besonderheit wie ADHS, Autismus oder beispielsweise eines körperlichen oder seelischen Geburtstraumas. Je früher du in der Kinderarztpraxis darauf aufmerksam machst, desto besser lassen sich rechtzeitig Therapien finden, sollte das nötig werden. Höre auf dein elterliches Bauchgefühl und lass dich nicht abwimmeln. 

8. Zuversichtlich bleiben

Auch wenn es schwerfällt: Erinnere dich daran, dass die Bedürfnisse deines Babys nicht ewig so intensiv sein werden. Babys durchlaufen verschiedene Entwicklungsphasen. Mit der Zeit wird es einfacher, selbst bei High-Need-Babys. Denn auch sie können und werden lernen, mit ihren Bedürfnissen umzugehen. Sie brauchen dazu eventuell nur mehr Zeit und Unterstützung als andere.

Unser Wunsch für dich

Wir hoffen, dass dir unsere Tipps weiterhelfen. Bitte behalte immer im Hinterkopf: Es ist nicht deine Schuld, dass dein Baby so ist, wie es eben ist. Und auch nicht seine. Aber es ist völlig normal, mit einem bedürfnisstarken Kind überlastet zu sein – keinesfalls ein Zeichen von Schwäche oder elterlichem Fehlverhalten. Deshalb ist es umso wichtiger, Hilfe zu suchen und anzunehmen, damit ihr die schwierige Zeit gemeinsam gut übersteht. Wir wünschen dir, dass ihr euren Weg findet und die Zeit als Familie bald in vollen Zügen genießen könnt.

Hast du selbst ein High-Need-Baby oder hast du diesen Artikel rein aus Interesse gelesen? Schreib uns gern deine Gedanken in den Kommentaren.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 11.01.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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