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Wann beginnt das Baby, seine Persönlichkeit zu zeigen?

Wann beginnt das Baby, seine Persönlichkeit zu zeigen?
Ab wann und woran können Eltern erste Persönlichkeitszüge beim Baby erkennen? Bild © pololia, Adobe Stock

Wann und woran erkennt man beim kleinen Wunder eigentlich die ersten, individuellen Persönlichkeitszüge? In diesem Artikel findest du Antworten!

Das Wichtigste in Kürze

  • Erste Persönlichkeitstendenzen zeigen sich auch schon im Babyalter.
  • Es gibt verschiedene Faktoren, an denen Eltern diese Merkmale erkennen können.
  • Wenn sie ihr Baby anhand bestimmter Punkte beobachten, sich das Ganze notieren und dann gegenseitig darüber austauschen, können Eltern Babys Persönlichkeitszüge interpretieren.
  • Wichtig ist das Bewusstsein, dass die eigene Sicht auf bestimmte Charaktermerkmale beeinflusst sein kann.

Hat mein Baby schon jetzt eine Persönlichkeit?

Ganz gleich, wie viele Wochen dein Baby nun alt ist: Ja, es besitzt bereits jetzt ein ganz individuelles Wesen. Vielleicht hattest du ja auch schon während der Schwangerschaft das Gefühl, bestimmte Charakterzüge bereits spüren zu können. 

Wichtig zu wissen ist, dass es sich bei deinem Baby aktuell eher um Persönlichkeits-Tendenzen handelt und um Merkmale, die sich gerade erst entwickeln.

Um das zu verstehen, machen wir einen kurzen Ausflug in die Welt der Entwicklungspsychologie. 

Denn die Persönlichkeitsbildung eines Menschen ist ein Zusammenspiel aus …

  1. Der genetischen Veranlagung: Manche Persönlichkeitsmerkmale, Neigungen oder Interessen wird dein Baby von Mama und/oder Papa als genetische Anlage vererbt bekommen haben. 
  2. Frühkindliche Erfahrungen: Die ersten 3 Lebensjahre eines Kindes bilden die Basis für sein weiteres Leben. Denn hier entwickelt sich sein Urvertrauen in sich selbst und diese Welt. All die Erfahrungen, die dein Baby also schon jetzt täglich macht, prägen seine individuelle Persönlichkeit. 
  3. Soziales Umfeld: Die sozialen Interaktionen deines Babys, also die Kontakte zu dir und euch als Eltern, zu Geschwistern, Großeltern, Freunden und Co., beeinflussen seine Fähigkeit, soziale Bindungen einzugehen und zu halten. 
  4. Umgebung und Kultur: Die Normen, Werte und Strukturen einer Kultur haben ebenso Einfluss auf das Baby. Je nachdem, wie du oder ihr sie in eurem Alltag lebt, wird das Baby sie in sich aufnehmen und eines Tages nach Außen hin spiegeln. 
  5. Biologische Faktoren: Die Gehirnstruktur deines Kindes, sowie neurologische oder entwicklungsbezogene Abläufe im Körper, sind ebenfalls ein Bestandteil der Persönlichkeit. Jede Erkrankung, jeder Meilenstein in der Entwicklung und jede neue erlernte Fähigkeit trägt zu Babys Wesen bei. 
  6. Temperament & Anlage: Manche Babys sind von Natur aus eher lebhaft und aktiv, andere eher bedachter und ruhiger. Das ist das individuelle Temperament, also die Anlage des Kindes, die es im Mutterleib bereits in sich trägt. 
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Aber Achtung: Wir Menschen neigen dazu, Merkmale zu schnell in „Schwarz/Weiß“-Denken zu unterteilen. Kein Mensch auf der Welt, und ebenso kein Baby ist ausschließlich lebhaft oder ständig nur leise. Temperamente und Veranlagungen spiegeln eher die individuellen Tendenzen eines Menschen wider. 

Hinzu kommt, dass Charaktereigenschaften veränderbar sind, das wirst du von dir selbst als Erwachsener vielleicht auch kennen. 

Je älter dein Kind wird, desto mehr bilden sich diese individuellen Tendenzen des Charakters aus. Doch um erkennen zu können, welche Persönlichkeitszüge das Baby schon jetzt hat, ist es wichtig zu wissen, wie und woran sie sich erkennen lassen.

Woran erkenne ich Babys Persönlichkeit? – 3 Schritte

1. Das Baby aufmerksam beobachten

Wie oben beschrieben, setzen sich individuelle Persönlichkeitsmerkmale aus unzähligen Dingen zusammen. Diese Punkte sind daher eher eine Anregung für deine Beobachtung. 

Beobachte bei deinem Baby gerne einmal …

  • Reaktion auf Reize: Wie reagiert das Baby auf Licht, Berührungen, Gegenstände, Personen (bekannt und unbekannt) und auf seine Umgebung? Lässt es sich durch Ansprache und Gegenstände beruhigen? 
  • (Nonverbale) Kommunikation: Hat es einen Blick, den es immer aufsetzt, wenn es ein bestimmtes Bedürfnis hat? Auf welche Weise kommuniziert das Kind mit dir und euch? Wie zeigt es seine Gefühle?
  • Bindungsverhalten: Wie reagiert das Baby auf Interaktionen mit Bezugspersonen? Wie auf Ansprache? Wie verhält es sich bei körperlicher Nähe zu dir und euch?
  • Temperament: Ist dein Kind eher präsent, oder eher zurückhaltend in seinem Wesen? Hast du schon während der Schwangerschaft das Gefühl gehabt, dass dein Baby „eher aktiver“ oder „eher ruhiger“ ist?
  • Babys Bewegung: Wie bewegt sich das Kind? Welche Bewegungen wiederholt es regelmäßig? Wie greift es nach Gegenständen?
  • Schlaf- und Essverhalten: Gibt es eine Tageszeit, in der dein Baby energievoller ist? Wie kommt es abends in den Schlaf? Wann hat dein Kind am meisten Hunger? Schlafmuster und Essgewohnheiten können unter anderem auch Anzeichen von individuellen Vorlieben deines Babys sein. 

Wichtig: All diese Dinge können dir Hinweise auf die individuellen Wesenszüge deines Babys geben, müssen es aber nicht zwingend. Jedes Merkmal kann auch schlichtweg auf ein unerfülltes Bedürfnis hinweisen oder aber nur phasenweise auftreten.

2. Aufschreiben, was du siehst

Jetzt kannst du aufschreiben, was du siehst und wahrnimmst. 

Versuche gerne, deine Beobachtungen sachlich zu notieren, ohne Bewertungen. Interpretieren darfst du natürlich trotzdem, wenn du dir klarmachst, dass eine Interpretation eben nicht die Wahrheit sein muss. Dadurch vermeidest du, dein kleines Wunder zu voreilig in eine Schublade zu stecken oder seine Verhaltensweisen in „gut“ oder „schlecht“ einzuteilen.    

Beispiele: 

  • Statt Lina trinkt mittags ganz gierig an der Brust.“ eher „Lina hat mittags einen großen Appetit.“
  • Statt Maxi ist glücklicher, wenn ich ihn anspreche, als wenn sein Papa das macht.“ eher „Ich habe beobachtet, dass Maxi stärker auf meine Stimme reagiert.“
  • Statt Alex schreit wie am Spieß, wenn ich ihn hinlege. Er ist einfach ein Schreibaby.“ eher „Alex kommt langsamer in den Schlaf und wirkt bei der Einschlafroutine traurig und ungehalten auf mich. Vielleicht können wir noch mal überlegen, was er noch von uns brauchen könnte, damit ihm das Einschlafen leichter fällt.“

3. Austausch mit anderem Elternteil

Nun könnt ihr euch untereinander darüber austauschen, was ihr aufgeschrieben habt.

Was ist ähnlich, was genau gleich und was vollkommen unterschiedlich? Habt ihr sogar etwas herausgefunden, was der andere noch gar nicht wahrgenommen hat? 

Das Gespräch darüber kann ein wundervoll verbindender Moment für euch als Eltern sein. 

Es bietet euch zusätzlich die Chance, noch mal zu schauen, ob ihr gewisse Dinge noch verändern oder anpassen könnt (Beispiel Einschlafroutine von „Alex“, siehe oben). Denn das Baby kommuniziert mit euch über sein Verhalten.

Überlegt dafür einmal:

  • Was für eine Botschaft könnte Verhalten XY des Babys für uns haben?
  • Welches unerfüllte Bedürfnis könnte dahinterstecken? 
  • Wie können wir darauf jetzt reagieren?

Ansonsten fragt ihr euch nach dem Gespräch vielleicht auch …

Bilde ich mir das nur ein oder ist es wirklich Babys Persönlichkeit?

Wir Menschen beeinflussen und werden beeinflusst. So ist es auch, wenn wir das eigene Baby beobachten, uns darüber austauschen und Charaktereigenschaften interpretieren. 

Da du selbst geprägt bist durch deine bisherige Entwicklung und die Erfahrungen, die du im Leben gemacht hast, wirst du bei deinem Baby vielleicht Charaktermerkmale beobachten, die du (unbewusst) auf es überträgst. 

Vielleicht sind es Dinge, die sich auch in dir, dem anderen Elternteil oder in Verwandten wiederfinden und die du magst, ablehnst oder die dir gleichgültig sind. Das heißt aber nicht direkt, dass du dir Babys Persönlichkeit nur einbildest. 

Bedenke: Wir sehen die Welt so, wie wir denken, dass sie ist und wie wir selbst sind. Wir können sie daher niemals so sehen, wie sie wirklich ist. Dasselbe gilt für die Menschen, die wir lieben. 

Wenn du dir bewusst machst, dass alles, was du beim Baby beobachtest, sich ausschließlich auf die Persönlichkeits-Tendenzen deines Kindes bezieht und zunächst eine Interpretation deinerseits ist, bist du auf der sicheren Seite.

Sobald dein Kind zu sprechen beginnt und aufrecht diese Welt erkundet, sieht das Ganze schon anders aus. Denn dann wirst du deutlicher einzelne Charaktereigenschaften beobachten können, einfach aus dem Grund, dass sich dein Kind dann mehr mitteilen kann und wird. Vielleicht wirst du etwa bei deinem Grundschulkind eines Tages Facetten erkennen, die sich auch schon im Babyalter abgezeichnet haben. Dafür können die oben genannten Notizen sehr hilfreich sein.

Dein Baby steht noch ganz am Anfang dieses wunderschönen Weges der Ich-Entwicklung. Wir wünschen dir und euch deshalb ganz viel Freude beim Kennenlernen der individuellen Persönlichkeit deines Kindes, die sich jeden Tag ein Stückchen mehr zeigen wird. 

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Quellen

  • Caby, Filip und Andrea (2011). Die kleine psychotherapeutische Schatzkiste. Tipps und Tricks für kleine und große Probleme vom Kindes- bis zum Erwachsenenalter. (2. Auflage). Dortmund: Borgmann Media
  • Graf, Danielle, Seide, Katja (2016). Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn. Der entspannte Weg durch Trotzphasen (12. Auflage 2017). Weinheim Basel: Verlagsgruppe Beltz.
  • Greving, Prof. Dr. Heinrich, Ondracek, Prof. Dr. Petr (2010): Handbuch Heilpädagogik. (2. Auflage) Troisdorf: Bildungsverlag EINS GmbH.
  • Largo, Remo H. (2016). Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (18. Auflage). München/Berlin: Piper Verlag GmbH
  • Perls, Frederick S., Hefferline, Ralph F., Goodman, Paul (2015). Gestalttherapie. Grundlagen der Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung. (9. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.
  • Siegel, Elaine V. (1997): Tanztherapie. Seelische und körperliche Entwicklung im Spiegel der Bewegung. Ein psychoanalytisches Konzept. (4. Auflage) Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.
  • Focus.de (2023): Was ist das Unterbewusstsein? Einfach erklärt. https://praxistipps.focus.de/was-ist-das-unterbewusstsein-einfach-erklaert_155515 (abgerufen am 30.10.2023).

✔ Inhaltlich geprüft am 17.11.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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