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„Wenn Erwachsene reden, haben Kinder ruhig zu sein!“

"Wenn Erwachsene reden, haben Kinder ruhig zu sein!"
"Hör auf zu weinen!" - Wie Adultismus aussieht. / Bild © Halfpoint, Stock Adobe

Warum dieses Zitat ein Beispiel dafür ist, wie Gespräche mit deinem Kind NICHT ablaufen sollten, erfährst du in diesem Artikel!

Was wir über das Kind-Sein denken

  • „Wenn der Kuchen redet, haben die Krümel Pause!“
  • „Das klären die Erwachsenen, du kannst das noch nicht.“
  • „Hör auf, so trotzig zu sein und benimm dich!“

Kommen dir diese Sätze aus deinem oder fremden Eltern-Mündern bekannt vor? Hier haben wir klassische Beispiele von „Adultismus“, also (unbewusste und häufig unabsichtliche) Diskriminierung gegenüber dem Kind.

So etwas gibt’s? Ohja und wie: „Adultismus“ ist ein Machtungleichgewicht zwischen zwei Altersgruppen. Es entsteht, weil Erwachsene davon ausgehen, dass sie wegen ihres Alters schlauer, besser und machtvoller sind als das Kind. Dadurch denken viele Eltern, das Kind müsse sich immer dem Willen von Erwachsenen beugen. Häufig ist uns dieses Verhalten gar nicht bewusst und wir geben es automatisch an unsere eigenen Kinder weiter, die wiederum so mit ihren Kindern umgehen. Und so wird Adultismus von Generation zu Generation weitergegeben.

„Adul-Was?“

Ja, Adul-tis-mus („adult“ für „Erwachsen“). Diese unbewusste Diskriminierung kann sowohl zwischen Eltern und Kind, als auch in Kita, Schule und Freizeit auftreten. Also überall, wo Erwachsene und Kinder zusammenkommen. Und wie das Wort „unbewusst“ schon sagt: Die Diskriminierung dahinter ist uns größtenteils nicht klar. Deswegen haben wir hier einige Beispiele für dich.

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Adultistische Worte:

  • „Hör auf zu weinen. Dafür gibt es keinen Grund!“
  • „Warum kannst du nicht einfach mal zur Ruhe kommen?“
  • „Das sind doch nur Steine, keine Schätze! Warum möchtest du die alle mitnehmen, das ist doch Quatsch!“

Adultistisches Verhalten:

  • Dem Kind werden in seinem Beisein Eigenschaften zugeschrieben und es wird mit anderen verglichen: „Maxi ist richtig zickig, dafür ist Alex ein kleiner Räuber!“
  • Ihr als Eltern sprecht mit den Großeltern über das Kind, während es im Raum ist. 
  • Du schnürst die Schuhe vom Kind aus Zeitgründen selbst, obwohl es das auch alleine kann. 

Wenn du die oben genannten Sätze oder Handlungen selbst schon mal genutzt hast, bist du auf jeden Fall nicht alleine! Adultismus geschieht überall (und meist unabsichtlich) und häufig haben MaPa's ihn in der eigenen Kindheit selbst erlebt. Du weißt jetzt, dass diese Worte und Taten adultistisch sind. Das bedeutet, du kannst den ersten Schritt zur Veränderung gehen! Und das ist doch eine tolle Erkenntnis, oder? Wir zeigen dir jetzt gute Alternativen dafür!

Gute Alternativen: Worte

Die meisten adultistischen Handlungen entstehen aus Druck, Überforderung oder Stress. Und das ist völlig okay und verständlich. Wichtig ist, dass du dir klarmachst, dass du trotz dessen immer eine Wahl hast, wie du mit deinem Kind umgehst. Wir haben hier einige Beispiele für dich, wie du deinem Kind auf Augenhöhe begegnen kannst:

„Hör auf zu weinen. Dafür gibt es keinen Grund!“

  • Alternative: „Du bist richtig traurig, kann das sein? Ich verstehe das sehr gut, mir geht es oft auch so. Möchtest du mit mir darüber sprechen?“
  • Denn: Du musst die Trauer deines Kindes nicht in jedem Moment nachvollziehen können. Sie ist da und dein Kind fühlt sie, deswegen ist sie immer berechtigt und sollte niemals kleingeredet werden. Dein Kind verlernt sonst, seinen Gefühlen zu vertrauen oder unterdrückt diese auf Dauer.

„Warum kannst du nicht einfach mal zur Ruhe kommen?“

  • „Dir fällt es gerade schwer zur Ruhe zu kommen, kann das sein? Was brauchst du, damit das gut funktioniert?“
  • Jetzt kannst du deinem Kind Angebote vorschlagen, damit es besser zur Ruhe kommt, wie etwa Kinderyoga, Tanzen, Lesen usw.

„Das sind doch nur Steine, keine Schätze. Warum möchtest du die alle mitnehmen, das ist doch Quatsch!“

  • Besser: „Dir sind die Steine sehr wichtig, das verstehe ich. Aber wir können zu Hause nicht alle Steine aufbewahren. Möchtest du dir 3 aussuchen, die du als Schätze mitnimmst?“
  • Du setzt hier gesunde Grenzen und stillst trotzdem das Bedürfnis deines Kindes, auch wenn es nicht dein eigenes ist. Ihr begegnet euch auf Augenhöhe, ohne dass du sein Bedürfnis abwertest.

Gute Alternativen: Taten

Dem Kind werden in seinem Beisein Eigenschaften zugeschrieben und es wird mit anderen verglichen: „Maxi ist richtig zickig, dafür ist Alex ein kleiner Räuber!“

  • Besser: Nicht vergleichen und Schubladen-Denken immer vermeiden! Nur weil dein Kind bestimmte Verhaltensweisen zeigt, ist es nicht automatisch ein Räuber oder eine Prinzessin. Es verändert sich, probiert sich aus und macht Erfahrungen. Den Eltern auch mal Widerworte zu geben oder „Nein“ zu sagen, gehört zur Entwicklung in der Kindheit dazu und ist gesund (du willst ja schließlich, dass dein Kind als Erwachsener auch mal „Nein“ sagen kann, oder?). Frage dich also lieber, warum du so über ein bestimmtes Verhalten denkst. 

Wenn ihr als Eltern mit den Großeltern über das Kind sprecht, während es im Raum ist.

  • Besser: Kindgerecht MIT dem Kind sprechen. Dein Kind hört nämlich, wenn über seinen Kopf hinweg gesprochen und es nicht einbezogen wird.
  • Beispiel: „Lina, wir sind so stolz, dass du jetzt aufs Töpfchen gehst. Willst du Oma und Opa mal davon erzählen?“
  • Übrigens: Auch ein „Nein, möchte ich nicht!“, ist hier okay. Das Kind muss nicht etwas erzählen, wenn es das nicht möchte. Das würdest du selbst doch auch nicht wollen, oder?

Du schnürst die Schuhe vom Kind aus Zeitgründen selbst, obwohl es das auch alleine kann.

  • Besser: Vorher mehr Zeit einplanen oder das Kind bei akutem Zeitdruck über diesen informieren und fragen, ob du das Schnüren übernehmen kannst.

Was für Eltern wichtig ist!

Um deinem Kind demnächst anders begegnen zu können, solltest du auch dein eigenes Gedankengut zu Kindern, zu Gesprächen mit Kindern und zur Erziehung überprüfen. Das wird dir helfen, Dinge in Zukunft anders zu sehen und machen. Wir empfehlen:

  • Setze dich mit deiner eigenen Erziehung auseinander! Was hat dich damals gestört, was lief besonders gut? Weißt du noch, wie du dich als Kind gefühlt hast?
  • Warum denkst du über dein Kind, wie du denkst? Kennst du das selbst von deinen Eltern? Wie kommst du etwa zu der Annahme, dein Kind sei zickig?
  • Denkst du, du musst jeden Konflikt mit dem Kind „gewinnen“? Ständig recht zu haben oder zu sagen, was richtig oder falsch ist, hat nicht unbedingt etwas mit Erziehung zu tun. Dein Kind soll lernen dürfen, eine eigene Meinung zu haben und Kompromisse zu bilden. Dafür musst du mit gutem Beispiel vorangehen.
  • Glaubst du, du musst immerzu die Kontrolle und „Macht“ über das Verhalten des Kindes beibehalten? Spoiler: Das ist schier unmöglich! Dein Kind hat seinen eigenen Kopf und ist keine Maschine, die es zu beherrschen gilt. 
  • Kennst du die Kinderrechte? Wenn du dich mit dem Thema Adultismus weiter beschäftigen möchtest, hilft es, wenn du über die Kinderrechte Bescheid weißt. Sie werden dir helfen, das ungleiche Machtverhältnis besser zu verstehen.

Aber: Sei nicht so hart mit dir!

Versuche hier möglichst liebevoll mit dir selbst zu sein. Hab kein allzu schlechtes Gewissen, wenn du eines der oben genannten Dinge schon mal gesagt oder getan hast. Das ist menschlich. Du hast im besten Willen gehandelt und wusstest es einfach nicht besser.

Wenn du spürst, dass du jetzt den Umgang mit deinem Kind verändern willst, bist du auf der sicheren Seite. Denn der Wille dahinter ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Gehe in kleinen Schritten und mit möglichst viel Geduld vor. Und vergiss niemals: Du bist als MaPa genau der richtige Elternteil für dein Kind! Du gibst stets dein Bestes und machst das wunderbar!

Für mehr Hintergründe zum Thema, schau doch mal in unserem Podcast vorbei!

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Wie ist es bei dir? Fällt dir auf, dass du deinem Kind manchmal ähnlich begegnest? Willst du das ändern? Hinterlasse uns gerne einen Kommentar!

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Quellen

  • ManuEla Ritz, Simbi Schwarz (2022). Adultismus und kritisches Erwachsensein. Hinter (auf-)geschlossenen Türen. Münster: Unrast Verlag.
Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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