
Geduld! So bringst du deinen Kindern das Warten bei
„Haben haben haben!!!!“ schreit der kleine Ben in schrillem Ton und streckt seine Hände aus. Über ihm die Mama mit dem heißen Abendessen in der Hand. „Das muss noch abkühlen, Ben. Bitte hab Geduld“. Hat er aber nicht. Ben wütet, weint und stapft laut auf. Es scheint ihm unerträglich zu sein, noch diese zwei Minuten zu warten, bis das Essen abgekühlt ist. Warum ist das so und was kann seine Mutter tun, damit er geduldiger wird?
Wer warten kann, hat es leichter im Leben. Stell dir einfach eine Person vor, die regelmäßig wütend wird, wenn die Schlange im Supermarkt langsam voran geht und eine andere, die sich dadurch keineswegs aus der Ruhe bringen lässt. Wer glaubst du, ist grundsätzlich zufriedener in solchen alltäglichen Situationen? Sicher ist, dass deine Nerven und die deines Kindes weniger strapaziert würden, wenn es sich in Geduld üben könnte.
Und da sind wir schon mitten im Thema, denn wie die Redewendung sagt, lässt sich Geduld tatsächlich üben. Wichtig dabei ist, dass wir dir Geduld unserer Kinder „nicht überstrapazieren“. Denn anfänglich sind Kinder wirklich nur eine ganz kurze Zeit in der Lage zu warten. Erst mit der Zeit lernt dein Kind, auch längere Wartezeiten auszuhalten.
So lange können Kinder warten
Kinder haben noch kein akkurates Zeitgefühl und Wartezeit fühlt sich deutlich länger an, als für einen Erwachsenen. Etwa so lange können die meisten Kinder entsprechend ihres Alters warten:
Alter | Wartezeit |
---|---|
18 Monate | 30 Sekunden |
30 Monate | 2 Minuten |
3-5 Jahre | 15 Minuten |
Das ist eine enorme Leistung. Wie lange stehst du denn an der Bushaltestelle, ohne dein Handy zu zücken?
Alles zu seiner Zeit
Schreit ein Baby und gerade ein jüngeres, so hat es ein akutes Bedürfnis. Da es hilflos ist, ist es darauf angewiesen, dass seine Eltern reagieren und ihm helfen, sein Bedürfnis zu befriedigen. In diesem jungen Alter sollten Eltern auch grundsätzlich schnell auf das Weinen ihres Babys reagieren, denn ein Baby weint immer, weil es ein Problem hat. Dabei schadet es dem Kind nicht, wenn die Eltern mal einen Moment länger brauchen, etwa weil sie gerade mit dem Geschwisterlichen beschäftigt sind. In solchen Fällen ist es aber hilfreich zu signalisieren, dass sie da sind und bald kommen werden. Nicht entschuldigend oder gar hektisch „Jaja ich komme gleich, es tut mir Leid!“ sondern in ganz ruhigem entspanntem Ton, der dem Baby signalisiert, dass alles ok ist.
Etwa ab dem zweiten Lebensjahr merken kleine Kinder, dass sie neben Bedürfnissen auch Wünsche haben (ein bestimmtes Spielzeug haben, etwas machen, etc…). Dass andere nicht die gleichen Wünsche haben wie sie selbst, können sie sich allerdings noch nicht vorstellen. Jetzt ist es an der Zeit, dass deine Kinder einerseits lernen, dass diese Wünsche nicht immer und vor allem nicht immer sofort erfüllt werden. Mit ein bisschen Hilfe deinerseits haben sie jetzt die Gelegenheit Geduld zu lernen.
So lernen Kinder warten
Es ist wichtig, dass du dir darüber im Klaren bist, dass Fähigkeiten wie Geduld, Impulskontrolle und Belohnungsaufschub erst langsam erlernt werden und dass ihnen gewisse andere Fähigkeiten vorausgehen müssen. Man kann von einem knapp 2-Jährigen einfach noch nicht erwarten, dass er bewusst seine Impulse steuert und geduldig wartet, bis er an der Reihe ist. Aber man kann es in kleinen Schritten üben.
Daher ist es auch grundsätzlich wichtig, dass du die mangelnde Fähigkeit deines Kindes zur Geduld nicht als Defizit betrachtest und es vor allem auch nicht dafür beschämst. Es ist einfach eine Fähigkeit, zu der dein Kind aufgrund seines Alters kognitiv noch nicht in der Lage ist und die es noch nicht ausreichend geübt hat.
Sei verlässlich!
Wie du siehst, gibt es etliche Möglichkeiten, um mit deinen Kindern Geduld zu üben. Sie allein reichen aber nicht. Damit sie funktionieren, muss sich das Warten für deine Kinder lohnen. Daher ist es mindestens genauso wichtig, dass sich deine Kinder darauf verlassen können, dass am Ende des Wartens das Ersehnte auch eintritt. Versprichst du deinen Kindern, in den Zoo zu gehen nach dem Einkaufen, dann solltest du das eben auch tun und nicht kurzfristig die Pläne ändern, weil etwas anderes dazwischen gekommen ist. Sagst du deinen Kindern, dass es in 5 Minuten losgeht, sollten daraus nicht 15 werden. Je öfter du die Bemühungen deiner Kinder enttäuschst und die erwartete „Belohnung“ nicht eintritt, desto mehr werden sie lernen, dass sich Warten nicht lohnt. Daher solltest du ganz genau darauf achten, was du deinen Kindern versprichst und ob du es auch so einhalten kannst.
- Dr. Harvey Karp: Das glücklichste Kleinkind der Welt
Goldmann Verlag, deutsche Erstausgabe vom 8. Februar 2010 - Danielle Graf & Katja Seide: Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn: Der entspannte Weg durch Trotzphasen
Beltz; 9. Auflage vom 19.06.2017 - 3 Ways to Teach Kids Patience!
https://www.youtube.com/watch?v=F45lrFLRPIU (abgerufen am 25. April 2019)
Meine quirligen enkel. Ich versuche mich mit ihnen zubeschäftigen wie puzzeln ,buch an schauen ,spiele spielen oder jeder erzählt eine Geschichte. Danach tobe ich mit ihnen im Garten sie sind danach ruhiger und kuschelig. LG