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Gleiches Recht für alle: Auch Kinder brauchen (Kita-)Urlaub!

Auch Kinder brauchen (Kita-)Urlaub!
Auch Kinder sind irgendwann urlaubsreif / Bild © Catherine Falls Commercial, Gettyimages

Betreuungsanspruch hin oder her: Kinder brauchen wenigstens einmal im Jahr einen größeren Urlaub. Mindestens zwei Wochen am Stück, besser noch drei. Kids in die bereitgestellte Notbetreuung zu geben, während man sich selbst vom Alltagsstress erholt, ist unserer Meinung nach ein No-Go! Gleiches Recht für alle: Auch Kinder brauchen (Kita-)Urlaub!

Immer häufiger hört man, dass Eltern ihre Kinder für die Notbetreuung anmelden, wenn die Kita-Schließzeiten im Sommer näher rücken. Viele scheinen dabei aber zwei wichtige Dinge zu vergessen. Erstens, dass ihre Kinder mindestens ebenso urlaubsreif sind wie sie selbst. Zweitens, dass dieses Betreuungsangebot explizit für jene Mütter und Väter ins Leben gerufen wurde, die in dieser Zeit keinen Urlaub bekommen oder anderweitig keine Betreuung sicherstellen können. 

Mit Kita-Urlaub sind NICHT einzelne Tage gemeint, an denen dein Kind die Kita nicht besucht. Es geht hier um zusammenhängende freie Tage – Urlaub eben, so wie man ihn als Erwachsener für sich einfordert und braucht. 

Kita-Urlaub: Schon kleine Kinder sind irgendwann urlaubsreif

Dein Kind ist von einem kleinen Sonnenschein zu einem:

  • übellaunigen Mini-Monster,
  • müden Murmeltier,
  • lustlosen Meckerköpfchen,
  • aggressiven Wutteufelchen,
  • weinerlichen Häufchen Unglück,
  • erschöpften Dauernörgler,
  • durchgedrehten Dickköpfchen,
  • unkonzentrierten Spring-ins-Feld

oder gar einer gelangweilten Spaßbremse mutiert? Dann ist es mit ziemlicher Sicherheit urlaubsreif! Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass es vielleicht schon seit mehreren Monaten jeden Tag in die Kita gegangen ist. 

Ohne Urlaub durch das Kita-Jahr? Das führt bei Kindern schnell zur Überforderung mit nachhaltigen Folgen für die kindgerechte Entwicklung.

Nach wie vielen Wochen im Job fühlst du dich selbst ausgepowert, müde, schlapp, gereizt und unglücklich? Die Antwort darauf können wir dir natürlich nicht geben, denn dieser Zeitraum ist unterschiedlich und hängt von sehr vielen individuellen Faktoren ab. Aber du wirst diesen Zustand schnell mit dem Ausspruch “Ich bin urlaubsreif” definieren. Als Erwachsene haben wir aber das Gefühl der Urlaubsreife nicht für uns allein gepachtet. Unseren kleinen Mäusen geht es genauso. Denn auch Kinder haben praktisch eine Art Fulltime-Job, nur eben in der Kita.

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Manchmal braucht es einen Perspektivenwechsel

Mal Hand aufs Herz: Wie oft hast du dir schon gewünscht, lieber in die Kita zu gehen anstatt zur Arbeit? Im stressigen Berufsalltag ist das aus der Sicht eines Erwachsenen sicher für jeden nachvollziehbar. Häufig liegt das daran, dass wir die eigenen Kindheitserinnerungen an unsere eigene Kita-Zeit ein wenig verklärt betrachten. Spielen, toben und Spaß haben hat sich in unserem Gedächtnis verankert. Fragt man Eltern, welche Empfindung bei dem Gedanken an die persönliche Kita-Zeit ausgelöst wird, so ist es in den meisten Fällen “Unbeschwertheit”. Wenngleich man an dieser Stelle auch zugeben muss, dass viele der heutigen Erwachsenen in dieser Phase ihres Lebens das Gefühl des Trennungsschmerzes von den Eltern kennengelernt haben. Allerdings gibt es nur wenige, die in der Kita diese Trennungsängste bis zur Einschulung verspürten. Am Ende überwiegt bei den meisten die Erinnerung an unbeschwerte Kindertage.

Das ist natürlich durchaus richtig, denn Kinder müssen sich in der Regel nicht mit jenen Problemen und Herausforderungen auseinandersetzen, die uns Erwachsene häufig den Spaß am Leben ein wenig vermiesen. Stattdessen können die Kleinen üblicherweise unbeschwert ihre Kindheit genießen. Dennoch ist der Kita-Alltag für ein Kind ebenso stressig und anstrengend. Schließlich gibt es auch dort Regeln und klare Zeitabläufe, an die sich schon die Kleinsten halten müssen. Den eigenen Platz in der Gruppe zu finden, von den Eltern getrennt zu sein und sich mit den ganz alltäglichen Herausforderungen in der Kita auseinanderzusetzen, das ist für die Kleinen eine Herkulesaufgabe. Und nur mal so unter uns: der Lärmpegel in einer Kita ist keineswegs ein Faktor, der Erholung verspricht. 

Schon kleine Kinder sind also irgendwann urlaubsreif. Denn in der Kita wird eben nicht nur gespielt, getobt und herumgealbert. Vielmehr lernen schon die Kleinsten jeden Tag etwas Neues und müssen danach all die neuen Eindrücke irgendwann verarbeiten. Ein gesunder Schlaf oder ein Wochenende reichen dafür nur kurzzeitig. Wirkliche Erholung finden Kinder tatsächlich nur während des (Kita-)Urlaubs. 

Unser Tipp: Versetze dich einmal in den Lebensalltag deines Kita-Kindes hinein. Wie würdest du dich nach mehreren Wochen und Monaten in einem wuseligen und ständig lärmbelasteten Umfeld fühlen? Wie würdest du damit mental umgehen, jeden Morgen aufs Neue von Mama und Papa Abschied zu nehmen? Beantworte dir diese Frage ehrlich und suche keine Ausflüchte. Ein “ja, aber” gilt hier nicht! 

(Kita-)Urlaub: Das macht es mit deinem Kind

Urlaub ist eine ganz wichtige Zeitspanne, die jeder Mensch in gewissen Abständen braucht, um sich zu erholen – sowohl körperlich als auch seelisch. Für dein Kind ist diese Kita-freie Zeit also sehr wichtig.

Während es also im Urlaub abschalten, ausschlafen und zur Ruhe kommen kann, wird es all die neuen Dinge, die es in der Kita erlebt und gelernt hat, sehr viel besser verarbeiten und im Gehirn abspeichern können. Vieles davon ist die Basis für seine weitere Entwicklung (insbesondere der gesunden Gehirnentwicklung), anderes aber gehört zu jenen Erfahrungen, auf die dein Kind ein ganzes Leben lang zurückgreifen wird. 

Zudem ist der Kita-Urlaub perfekt dafür geeignet, wieder einmal mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Das reicht vom Ausschlafen, dem ausgedehnten und entspannten Frühstück über tolle Ferienerlebnisse bis hin zum abendlichen Kuscheln oder auch mal länger aufbleiben, für das im Alltag oft genug viel zu wenig Zeit bleibt.

Es ist für dein Kita-Kind aber ebenso wichtig, nach dem Urlaub bei seinen Kita-Freunden mit spannenden Abenteuern und Erzählungen zu punkten. Dabei geht es nicht nach dem Motto “Mein Haus, mein Auto, meine Yacht”. Kindern geht es dabei vielmehr darum, auch etwas Schönes erzählen zu können, anstatt den anderen Knirpsen nur zuhören zu müssen. Denn das würde ein Gefühl der Ausgrenzung erzeugen. Und das macht ganz besonders kleine Kinder traurig und unglücklich.

Alternativen, wenn es bei dir eng wird

Du kannst aktuell keinen längeren Urlaub machen, weil bei dir im Unternehmen Urlaubssperre herrscht oder du noch in der Probezeit bist und keinen Urlaub bekommst? Dann frage Oma und Opa, Tante und Onkel, ob sie deinen kleinen Liebling mit auf eine Ferienreise nehmen. Alternativ kannst du auch gleichgesinnte und befreundete Eltern fragen, ob sie dein Kind zusammen mit dem eigenen betreuen, während du arbeitest.

Du kannst dir im Moment keine Urlaubsreise leisten? Beim Kita-Urlaub geht es weniger um die lange Reise. Auch spannende Tagesausflüge sind ideal, damit dein Kind entspannen kann und ausreichend Erholung vom anstrengenden Kita-Alltag bekommt. Familienurlaub ist mit unseren 50 tollen Sommer-Aktivitäten auch zu Hause gut möglich. Dabei brauchst du kein schlechtes Gewissen haben. Denn Kinder genießen auch diese Tage. Wichtig für sie ist, dass sie frei haben und mit ihrer Familie zusammen sind. Außerdem bietet ein solcher Urlaub zu Hause so viele Möglichkeiten für all jene schönen Dinge, für die im hektischen Alltag so wenig Zeit ist.

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Die Kita-Schließzeit kollidiert mit deiner genehmigten Urlaubszeit? Um deinem Kind einen angemessenen Erholungsurlaub zu gönnen, muss er nicht immer während der Kita-Schließzeit stattfinden. Denkbar ist hier auch ein Familienurlaub vor oder nach der Schließzeit. 

Du möchtest einmal kinderfrei reisen oder in der Wellness-Oase Entspannung pur genießen? Ganz klar: Auch das brauchen Eltern ab und zu. In diesem Fall ist es aber sinnvoller (und gerechter), wenn dein kleiner Sonnenschein Urlaub bei Oma und Opa machen kann. Wenn das in deiner Familie nicht möglich ist, gibt es vielleicht auch andere Familienmitglieder oder gute Freunde, die dir wenigstens ein langes Wochenende ohne Kinder ermöglichen können.

Notbetreuung ist nur bedingt eine Alternative

Es steht außer Frage, dass Eltern, die beispielsweise während der Kita-Schließzeit keinen Urlaub nehmen oder das Kind selbst betreuen können (Krankheit, Weiterbildung usw.) Anspruch auf die Notbetreuung haben. In vielen Einrichtungen findet sie im gewohnten Umfeld statt, andere Kitas müssen auf die Betreuung in benachbarten Einrichtungen zurückgreifen.

Wie auch immer diese Notbetreuung individuell geregelt ist: Für die Kinder bedeutet diese Zeit zusätzlichen Stress. Veränderte Tagesabläufe, neue Erzieherinnen und Kinder oder gar neue Räumlichkeiten sind am ersten Tag vielleicht noch spannend und aufregend. Am Ende aber erzeugt das bei den Kleinen Stress bis hin zum körperlichen und seelischen Unwohlsein. 

Die Notbetreuung ist NICHT für Kinder von Eltern gedacht, die selbst eine Auszeit ohne Kinder wollen! 

Urlaubsreife Kinder brauchen (Kita-)Urlaub – auch ohne gesetzliche Vorgabe!

Während berufstätige Eltern per Gesetz einen jährlichen Urlaubsanspruch von 20 Tagen haben, können Kinder nur darauf hoffen, dass Mama und Papa hier als Gleichberechtigungsbeauftragte agieren. Wie so oft haben die Kleinsten leider keine starke Lobby. Es ist unsere Aufgabe als liebevolle und verständnisvolle Eltern, unseren Kindern auch in puncto Urlaub gleiches Recht für alle zuzusichern und ihnen einen (Kita-)Urlaub zu gönnen. 

Übrigens…

… fordern unter anderem auch der Alternative Wohlfahrtsverband SOAL, Erzieher und Kinderrechtler im Namen der Kinder das Recht auf Erholung ein. 

Was hältst du von dem Recht auf Erholung für Kinder? Gönnst du deinem Kind regelmäßig (Kita-)Urlaub? Hinterlasse uns gern einen Kommentar.

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Quellen

Veröffentlicht von Manuela Schneider

Schon als Erzieherin hat Manuela sich der kleinen und großen Dinge angenommen, die Vorschulkinder beschäftigen. Kreativ gestaltete sie für ihre Mäuse den Kindergartenalltag, sodass jeder Tag ein neues Abenteuer bereithielt. Als zweifache Mama hat sie sich diesen kreativen Einfallsreichtum ebenso beibehalten wie ihr besonderes Verständnis für das Gefühlsleben der Kleinen. Manuela sammelte unsagbar viele nützliche und wertvolle Erfahrungen in der Arbeit sowohl mit Kita-Kindern zwischen 3 und 6 Jahren als auch nach der Wende in Freizeiteinrichtungen für 6- bis 18-Jährige wie den Spielstuben, Kinderkreativ-Workshops und Jugendclubs der Stadt Chemnitz. Seit 2013 hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht und arbeitet als freiberufliche Autorin, die gefühlvoll in Worte fasst, was anderen nur auf der Zunge liegt.

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