Für berufstätige Eltern sind Ferien und Schließzeiten eine Herausforderung: Statt Familienzeit gibt es wenig Urlaubstage, kaum bezahlbare Feriencamps und wenig Hilfe bei der Betreuung.
Endlich Sommer, endlich Ferien! Richtig freuen können sich darüber aber nicht alle Familien. Denn während die Lebenshaltungskosten immer weiter steigen, wird das Freizeitvergnügen auch immer teurer. Urlaub kann sich nicht jede Familie einfach so leisten. Und dann ist da noch das Problem mit den Urlaubstagen: Wer kann schon drei bis sechs Wochen einfach so freinehmen? (An dieser Stelle DANKE an meinen verständnisvollen Chef!) Diese eigentlich schöne Zeit und Pause vom Hamsterrad wird also zur organisatorischen Herausforderung für Eltern und Kinder.
Wenn Kita-Schließzeiten zum Problem werden
Bei dieser Ankündigung können Eltern schnell panisch werden: Drei Wochen Kita-Schließzeit. Nicht jeder hat Familie und die Großeltern der Kinder in der Nähe. Und wenn doch, müssen diese auch noch fit genug und Willens sein, die Enkelkinder in den Ferien zu bespaßen. Können Oma und Opa einspringen, haben wir Eltern Glück, den ein oder anderen Kita-Schließtag rumzubekommen. Aber das schlechte Gewissen, doch selbst gerne etwas mit den eigenen Kindern in den Ferien zu machen, einfach für unseren Nachwuchs da sein, schwingt auch immer mit. Innere Zerrissenheit ist in diesen Tagen vorprogrammiert. Also wird hier und da ein Ausflug oder ein paar Tage Urlaub eingebaut.
Danach müssen wieder die Großeltern ran oder die Kinder müssen anderweitig weg organisiert oder mit zur Arbeit genommen werden (aber wer kann das schon wirklich?). In jedem Fall sind die Ferien eine logistische Meisterleistung und mit erheblichem finanziellem Einsatz verbunden. So dass Eltern nach der Kita-Schließzeit eigentlich Urlaub brauchen. Manch eine geschlossene Kita bietet Betreuungsplätze in einer Partner-Kita an: Aber welches Kind lässt sich ohne Eingewöhnung da einfach so abgeben? Und stellen wir uns mal vor, was die Kita-Schließzeit oder der Urlaub der Tagesmutter für Alleinerziehende, Geringverdiener und Aufstocker mit mehreren Jobs (weil der Lohn des einen nicht reicht) bedeutet.
Sechs (!) Wochen Sommerferien
Vielleicht habt ihr auch schon ein Grundschulkind und müsst jeden Sommer sogar sechs Wochen Ferien rumkriegen. Feriencamps werden teilweise bezuschusst und auch Familienurlaube könnt ihr rechtzeitig in den Familienferienstätten subventioniert bekommen. Trotzdem sind und bleiben es sechs Wochen. In Österreich sind es übrigens neun und in Italien sogar 13 Wochen Sommerferien.
Wünschen wir uns nicht alle eigentlich für unsere Kinder Ferien in Form von Sommertagen am See oder im Schwimmbad, verschlafene Morgen mit Frühstück im Bett und Zeit, sich einfach durch die lauen Sommertage treiben zu lassen? Stattdessen ist der Struggle sechs Wochen lang real.
Das Missverhältnis von Urlaubstagen zu Ferienzeiten
Welcher Arbeitgeber kann sechs Wochen auf seine Angestellten verzichten, welche Selbstständige kann sich das erlauben und welche Chefin selbst so lange abwesend sein? Was hat sich unsere Gesellschaft bei diesem Missverhältnis von Urlaubstagen zu Ferienzeiten eigentlich gedacht? 75 Werktage einschließlich zwölf Samstage haben Schulkinder durchschnittlich frei in Deutschland, Arbeitnehmer aber nur zwischen 20 und 30 Urlaubstage je nach Tagewoche. Klar, es gibt Ferienbetreuung und wir können auch dankbar dafür sein.
Ein gutes Angebot wäre eine durchgehende Ferienbetreuung. Aber: Kinder brauchen auch Auszeiten und Pausen von pädagogischen Einrichtungen und Fremdbetreuung. Kinder brauchen Zeit zum Träumen und Freisein. Und Zeit mit ihren Eltern. Im Idealfall mit der ganzen Familie zusammen. Man darf doch wohl noch träumen dürfen… In meiner Erinnerung waren die Sommerferien immer mit die schönste Zeit in meiner Kindheit.
Es sind Frauen, die auch in den Ferien zurückstecken
Meistens sind es in den Ferien und während der Schließtage von Kita und Tagesmutter auch wieder die Frauen, die Betreuung und Care-Arbeit übernehmen. Nicht, weil die Partner sich nicht einbringen wollen, sondern weil es sich in unserem System samt Gender Pay Gap und gegebenenfalls mit Müttern in Teilzeit einfach so eingebürgert hat – und eher rechnet. Und auch beim Thema Mental Load gibt es in Ferienzeiten keine Auszeit: Denn vom sich Kümmern und Dran Denken gibt es keinen Urlaub.
Wenn ihr hier jetzt Positivbeispiele habt, wie ihr das anders macht, wie es sich rechnet, freuen wir uns über eure Anregungen in den Kommentaren unten. Vielleicht habt ihr auch Lust, uns zu verraten, wie ihr das in den Ferien macht und was ihr euch wünschen würdet, um die Ferien und Schließzeiten besser verbringen zu können?
Unser Vorschlag: Sich auch Gleichgesinnte suchen und mit befreundeten Familien und Kindern gemeinsam versuchen, durch die betreuungsfreie Zeit zu kommen.
Quellen
- BAG Erholung: Urlaubszuschuss:
https://bag-familienerholung.de/urlaubszuschuss/ (abgerufen am 10.07.2023)
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Nina ist Mama eines Grundschulkindes und seit 25 Jahren leidenschaftliche Reporterin und Redakteurin. Angefangen hat alles beim Fernsehen, wo Nina neben ihrem Germanistik, Anglistik und Medienwissenschaften Studium erste Erfahrungen sammeln konnte und dann 12 Jahre blieb. Danach kam viel PR und der Onlinejournalismus dazu. Familien- und Kinderthemen und die Arbeit mit Experten aus diesen Bereichen gehörte auch zum Redaktionsalltag. Und so war es nur logisch, dass Nina nach dem Mutterwerden auch für Parenting-Magazine schrieb.
