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Verkehrte Welt: Warum männliche Babys mehr quasseln als Mädchen

Verkehrte Welt bei Babys Jungs reden mehr als Maedchen - Verkehrte Welt: Warum männliche Babys mehr quasseln als Mädchen
Jungen produzieren in den ersten beiden Lebensjahren deutlich mehr sprachähnliche Lautäußerungen als Mädchen. / Bild ©Prostock-studio, Adobe Stock

Sprachbegabung und Redseligkeit sind eher weibliche Eigenschaften – eine neue Studie beweist jetzt aber, dass männliche Babys mehr „reden“. Um zu überleben!

Frauen haben einen sprachlichen Vorteil – das wird seit Jahrzehnten immer wieder mit diversen Studien bewiesen. Sie können tatsächlich besser mit Sprache umgehen und haben ein besseres Wortgedächtnis als Männer. „Frauen sind besser. Der weibliche Vorteil ist zwar relativ klein, aber zieht sich konsistent durch alle untersuchten Zeit- und Lebensabschnittsperioden“, erklärt Forscher Marco Hirnstein von der Universität Bergen. Deshalb wird auch allgemein angenommen, das weibliche Geschlecht redet gern und viel. Jetzt kommt ein Team von Sprachwissenschaftlern aber zu einer ganz neuen Erkenntnis:

Jungs plappern in den ersten beiden Lebensjahren mehr als Mädchen

Der Sprachforscher D. Kimbrough Oller hat mit seinem Team nun herausgefunden, dass männliche Babys redseliger sind als weibliche. Mit ein paar Monaten fangen beide Geschlechter an, vor sich hin zu brabbeln und produzieren dabei sprach ähnliche Laute. 6.000 Kinder haben an der Studie teilgenommen. Die Wissenschaftler der Universität Memphis, USA, haben 450.000 Stunden voll Babylaute erforscht und damit die bisher größte Datensammlung zur Sprachentwicklung am Lebensanfang. Alle nicht sprach ähnlichen Lautäußerungen wie Weinen, Lachen oder Schluckauf wurden übrigens vom Ergebnis abgezogen. Die verbliebenen sogenannten Protophone (frühe Vokalisation/Sprachlaute) zeigen deutlich: Jungs geben im ersten Jahr zehn Prozent mehr von sich als Mädchen.

Reden als Überlebensvorteil

Forscher behaupten, Jungs sind generell körperlich aktiver als Mädchen. Das könnte sich im ersten Lebensjahr auch durch die Redseligkeit zeigen. Außerdem sei das zufriedene Plappern eine Art, dem Nachwuchs einen Überlebensvorteil zu bescheren. Babys zeigen, dass es ihnen gut geht und es sich lohnt, sie weiter zu versorgen. Das erste Lebensjahr sei für männliche Säuglinge nämlich eine extrem kritische Phase, die Sterblichkeit deutlich höher als in den Folgejahren: „Jungs sind daher vermutlich unter einem sehr hohen Selektionsdruck“, erklärt Sprachforscher Oller. Durch das Nutzen von erster Sprache sichern sich männliche Babys in dieser heiklen Zeit die Zuwendung der Betreuungspersonen, lautet die These des Studienteams.

Im zweiten Lebensjahr holen Mädchen auf

Sobald echte sprachliche Elemente im Spiel sind, plaudern Mädchen dann doch wieder mehr. Etwa um den 16. Lebensmonat geht die sprachliche Aktivität bei den Jungs zurück. Mädchen plappern jetzt um sieben Prozent mehr, fanden die Forscher heraus.

Sprache ist für Menschenkinder übrigens grundsätzlich überlebenswichtig: Sie sind nämlich besonders lange auf die Fürsorge Erwachsener angewiesen.

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Quellen

Veröffentlicht von Nina Gaglio

Nina ist Mama eines Grundschulkindes und seit 25 Jahren leidenschaftliche Reporterin und Redakteurin. Angefangen hat alles beim Fernsehen, wo Nina neben ihrem Germanistik, Anglistik und Medienwissenschaften Studium erste Erfahrungen sammeln konnte und dann 12 Jahre blieb. Danach kam viel PR und der Onlinejournalismus dazu. Familien- und Kinderthemen und die Arbeit mit Experten aus diesen Bereichen gehörte auch zum Redaktionsalltag. Und so war es nur logisch, dass Nina nach dem Mutterwerden auch für Parenting-Magazine schrieb.

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