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Warum du mit deinem Baby nach dem 6. Monat nicht in Babysprache sprechen solltest

Babysprache solltet ihr (wenn überhaupt) nur im ersten halben Jahr einsetzen
Babysprache solltet ihr (wenn überhaupt) nur im ersten halben Jahr einsetzen © Lumos sp, Adobe Stock

„Wau wau Bussi geben?“ – Wenn das Kind über das Brabbeln und Gurren auf Babysprache antwortet, lässt das Elternherzen höher schlagen. Je älter das Kind allerdings wird, desto problematischer kann Babysprache für die Sprachentwicklung werden! Warum das so ist und was Eltern stattdessen machen können, erfährst du jetzt!

Zuckersüße Verniedlichungen und ein piepsiger Singsang ergeben sich automatisch, wenn das eigene Kind vor einem liegt und man sein Glück kaum fassen kann. Um mit dem kleinen Wunder zu sprechen, benutzen wir Erwachsene intuitiv die Babysprache. Teilweise ist das bei Verwandten und Freunden noch beliebter, als bei den Eltern des Kindes. Der Unterton dabei: „Ich habe dich lieb und möchte dir das mitteilen!“ Über Babysprache soll die Aufmerksamkeit des Babys gewonnen werden.

Wieso sprechen wir so? Brumm-Brumm, Tutzi-Tutzi und Co. 

Die Absicht kommt an! Nicht selten reagiert das Baby irgendwann mit Glucksen, Gurren, Brabbeln und Lachen auf die Babysprache. Hier entsteht eine Kommunikation auf Augenhöhe!

Babysprache oder auf Englisch „infant directed speech“ hat demnach viele Vorteile. Verschiedenste Studien fanden heraus, dass diese Kommunikation mit dem Baby die Sprachentwicklung fördern kann. Kinder, mit denen anfangs über Babysprache kommuniziert wurde, sind später offener, ihre Stimme zu benutzen.

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Das liegt vor allem an den Details, die Babysprache ausmachen:

  • Helle Stimmlage
  • Langsames Sprechtempo
  • Positive Stimmmelodie
  • Kurze Sätze
  • zusätzliche Interaktion über Mimik und Gestik
  • liebevolle Ansprache des Babys 

Allerdings ist es mit der Babysprache so, wie mit vielen Dingen: Weniger ist mehr! Denn du willst natürlich nicht, dass dein Kind auf Dauer zu Hunden „Wau wau“ oder zum Essen „Happa happa“ sagt und die richtigen Begriffe eines Tages noch mal neu lernen muss, oder?

„Wau wau Eiei macht?“ – Ab wann Babysprache grenzwertig ist!

„Mama, Kacki-Macki in Schlüpfi!“ – wenn du das 2,5-jährige Kleinkind aus der Kita abholst und es so reagiert, solltest du deine Sprache hinterfragen. Das Kind ist in diesem Alter schon dazu in der Lage, in ganzen Sätzen zu sprechen. Wenn ihr Zuhause weiterhin über Babysprache kommuniziert, verhinderst du, dass es altersentsprechende Erfahrungen machen kann.

Die Folge?

  • Das Kind kann sich mit anderen Kindern und Erwachsenen nur gehemmt austauschen.
  • Viele Begriffe und Sätze, die es hört, kann es nicht verstehen.
  • Es gelingt ihm nicht, auf Aufforderungen oder Fragen zu reagieren.
  • Es vermeidet soziale Kontakte.
  • Das Kind möchte nur noch mit den Personen sprechen, welche die Babysprache benutzen. Das kann bis zur Trennungsangst, Rückzug und Isolation führen.
  • Der Spracherwerb und die Motivation, selbst zu sprechen, verringern sich.
  • Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein werden kleiner oder können sich nicht entwickeln.

Also: Ab einem gewissen Zeitpunkt solltest du von Babysprache auf normale Sprache umschwenken, damit du deinem Kind nicht wichtige soziale Erfahrungen und Entwicklungsschritte verwehrst.

Das Ablaufdatum von Babysprache erkennen

Babysprache hat ein Ablaufdatum! Wann der Zeitpunkt da ist, hängt vom Kind und dem Entwicklungsstand ab. Für viele Eltern ist es schwierig zu erkennen, wie viel ihr Kleinkind schon versteht und was sie ihm zumuten können.

Wir empfehlen: Gerade Babys sind sehr aufmerksam. Deshalb ahmen sie Sprache, Mimik, Gestik, Stimmungen und Handlungen von Bezugspersonen über kleinste Signale und Reaktionen nach. Das kannst du an der Art erkennen, wie dein Baby dich ansieht, brabbelt, gurrt, lacht oder Geräusche macht. Häufig ist das ab einem Alter von 6 Monaten der Fall. Danach übt das Baby diese neuen Kommunikationsmittel intuitiv ein. Spätestens ab etwa 9-10 Monaten kannst du daher damit anfangen, in ganzen Sätzen zu sprechen und die richtigen Begriffe zu nutzen.

Gut zu wissen: Wenn es normal ist, versteht auch das 9 Monate alte Baby schon, dass „Hund“ dasselbe ist wie vorher der „Wauwau“. Je authentischer du mit ihm sprichst, desto besser!

Keine Sorge: Das Verringern von Babysprache schließt das Betüddeln nicht aus! Aufrichtige Elternliebe kann ein Kind nie genug haben. Ab jetzt solltest du einfach etwas aufmerksamer und bewusster mit deiner eigenen Sprache sein.

Der Weg dahin

Die Umstellung von Babysprache auf die Alltagssprache kann Schritt für Schritt geschehen. Probiere es doch mal so: 

  • Tausche Begriffe wie „Wau Wau“ und „Brumm-Brumm“ gegen die richtigen Begriffe aus.
  • Verstelle dich nicht, sondern vermittle deinem Kind Authentizität.
  • Nutze kurze, aber ganze Sätze und behalte die liebevolle Stimmmelodie bei.
  • Sprich weiterhin langsam und deutlich.
  • Bleibe aufmerksam und im Blickkontakt mit deinem Kind, wenn du es ansprichst.
  • Beschreibe, was du tust! Etwa im Alltag und in Pflegesituationen mit dem Kind.
  • Gib ihm Zeit, das, was du sagst, zu verstehen und dir Signale und Antworten zu geben. 
  • Lese deinem Kind (altersentsprechende) Bilderbücher vor.

Dein Kind wird dich und deine Sprechweise aufsaugen wie ein Schwamm und irgendwann nachahmen. Die Erfahrungen, die es jetzt mit Sprache macht, bilden deshalb den Grundstein seiner späteren Kommunikation. Sorge also dafür, dass du selbst glücklich bist und dieses Glück in deiner Sprache mit dem Kind versprühst. Denn: Glückliche Eltern tragen maßgeblich zur gesunden Entwicklung des Kindes bei.

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Sprechen mit Baby & Kleinkind – Beispiele

Achte weiterhin darauf, mit deinem Baby oder Kleinkind wertschätzend und liebevoll zu sprechen. Die Sätze sollten immer noch kurz sein, aber inhaltlich richtig.

Beispiele Aussagen & Fragen:

  • „Aua aua gemacht?“ – „Hast du dir weh getan?“
  • „Heia Bubu machen?“ – „Wollen wir uns schlafen legen?“, „Bist du müde?“ oder „Jetzt ist Schlafenszeit!“
  • „Kacki Macki in Schlüpfi?“ – „Hast du etwas in die Windel/in den Schlüpfer gemacht, Lina*?“ 
  • „Gleich gibts Happa Happa!“ – „Jetzt gleich ist das Mittagessen fertig. Dann können wir zusammen essen.“
  • „Jetzt gehts ins Brumm-Brumm!“ – „Wir steigen jetzt ins Auto und dann fahren wir damit los!“

*setze hier den Namen deines Kindes ein. Eine direkte Ansprache unterstützt das Selbstbewusstsein und die Ich-Entwicklung.

Beispiele Beschreibungen:

  • „Jetzt wechsele ich dir die Windel, Max.“
  • „Ich reibe dich mit Creme ein. Die Haut am Fuß ist etwas rauh.“
  • „Jetzt können wir mit dem Hund draußen spazieren gehen.“
  • „Ich backe einen Kuchen, weil Oma gleich kommt.“
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Fazit

Babysprache unterstützt die Sprachentwicklung bei Säuglingen, sollte spätestens ab dem Kleinkindalter aber verringert werden. Babysprache wegzulassen geht allerdings auch, ohne die Herzlichkeit zu verlieren!

Beschreibe deinem Kind dafür, was du tust und beobachtest. Sei offen für seine Reaktion und Signale. Behalte den Augenkontakt bei und auch die positive Stimmmelodie. Lediglich einzelne Begriffe solltest du austauschen und in ganzen, aber kurzen Sätzen sprechen, dann bist du auf der sicheren Seite. Probiere es doch gleich mal aus!

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Quellen

Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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