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Vermächtnisstudie 2023: Kinder sind eine Hürde für die Gleichstellung – deswegen wollen junge Frauen keine mehr

Vermaechtnisstudie 2023 Kinder sind eine Huerde fuer die Gleichstellung – deswegen wollen junge Frauen keine mehr 2 - Vermächtnisstudie 2023: Kinder sind eine Hürde für die Gleichstellung – deswegen wollen junge Frauen keine mehr
Traurige Ergebnisse: Vor allem junge Frauen entscheiden sich eher gegen Kinder, um gleichberechtigt leben zu können. / Bild ©Marco2811, Adobe Stock

Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist leider noch immer ein großes Problem unserer Gesellschaft. Vor allem für Frauen. Diese entscheiden sich erstmals deswegen eher für den Job und gegen Kinder, zeigt eine repräsentative Studie.

Es ist eine erschreckende Entwicklung: „Wir sehen zum ersten Mal, dass die Bedeutung von Kindern bei den Befragten sinkt“, sagt Jutta Allmendinger, Leiterin der Vermächtnisstudie 2023.

Abschied von der Vereinbarkeit

Die Befragung vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), der ZEIT und infas (Institut für angewandte Sozialwissenschaft) wird seit 2015 regelmäßig durchgeführt und zeigt jetzt aber erstmalig, dass es vor allem für junge Frauen heutzutage um die Wahl zwischen Familie oder Job geht. Arbeit und Kinder zu vereinbaren, erscheint vielen unmöglich.

„Nach den Erfahrungen in der Pandemie mit einer extremen Mental Load gilt den jungen Frauen anscheinend die Erwerbsarbeit als der Ort, wo sie einigermaßen gleichberechtigt leben können“, erklärt WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger weiter.

Care Arbeit und Haushalt machen hauptsächlich Frauen

Flexible Arbeitszeiten, Teilzeitarbeit, Homeoffice und Kinderbetreuung helfen, sind aber anscheinend nicht genug. Die Hauptarbeit zu Hause liegt, laut den 4.200 Befragten, nämlich auch noch immer hauptsächlich bei den Frauen.

Im Interview mit dem WDR Fernsehen erklärt Jutta Allmendinger sogar: Die Studie zeige „dramatische Ausmaße“ der einseitigen Belastung besonders von jungen Müttern. Diese Belastung lasse sich nicht in Stunden messen, denn es seien die Mütter, die sich „nachts im Bett wälzen und überlegen, wann muss ich zum Arzt mit dem Kind, was mache ich, wenn die Kita ausfällt“.

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Auswirkungen von Elternzeit auf das berufliche Fortkommen

Eine der Fragen der Erhebung war, warum nicht alle Väter in Deutschland so viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, wie sie gerne möchten. Auch hier erscheinen die Antworten wie aus der Zeit gefallen: Vorherrschende Rollenbilder, Egoismus und Desinteresse der Väter werden tatsächlich als wichtige Hindernisse wahrgenommen. So steht es in der Veröffentlichung zur Studie. Karriere und die Wünsche und das Verhalten von Müttern sehen außerdem mehr als 10 Prozent der Befragten als Hindernis.

Und leider ist in den Antworten auch zu sehen, dass sich Elternzeit immer noch negativ auf die Karriere auswirken kann. Vor allem bei Männern. Etwa die Hälfte der Befragten im Alter von 23 bis 65 Jahren sagten das. Auch Frauen sehen Männer durch Elternzeit sogar stärker benachteiligt als sich selbst. Laut Allmendinger brauche es viel mehr „Väter-Politik“, damit diese Ungleichheit in den frühen Jahren etwas mehr auf zwei Schultern verteilt werden kann. Nur rund 30 Prozent denken dagegen, dass Mütter, die in Deutschland in der Regel 12 Monate Elternzeit nehmen, negative Auswirkungen beim beruflichen Fortkommen haben.

In Deutschland ist man sich der Doppelbelastung von Frauen und der Barrieren, die sie im Arbeitsleben haben, bewusst

Die Arbeitswelt für Frauen wird bedauerlicherweise auch von den Teilnehmern der Studie im Allgemeinen als unfair gesehen. Frauen müssten mehr leisten, um gleich weit zu kommen wie männliche Kollegen. Männer würden in Organisationen, die „Wert auf Leistung und einheitliche Bewertungsstandards“ legen, möglicherweise ungerechtfertigt bevorzugt.

In Unternehmen, die sich „Frauenförderung“ oder „Förderung von Chancengleichheit“ auf die Fahnen schreiben, wird die Beförderung von Frauen übrigens generell als fairer angesehen als die Beförderung von Männern.

Wie sind eure Erfahrungen in puncto Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Was sagt ihr zur Chancengleichheit? Gibt es die überhaupt? Schreibt gerne Kommentare dazu.

Quellen

Veröffentlicht von Nina Gaglio

Nina ist Mama eines Grundschulkindes und seit 25 Jahren leidenschaftliche Reporterin und Redakteurin. Angefangen hat alles beim Fernsehen, wo Nina neben ihrem Germanistik, Anglistik und Medienwissenschaften Studium erste Erfahrungen sammeln konnte und dann 12 Jahre blieb. Danach kam viel PR und der Onlinejournalismus dazu. Familien- und Kinderthemen und die Arbeit mit Experten aus diesen Bereichen gehörte auch zum Redaktionsalltag. Und so war es nur logisch, dass Nina nach dem Mutterwerden auch für Parenting-Magazine schrieb.

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