Scharlach ist eine Kinderkrankheit? Stimmt leider nicht ganz. Denn Scharlach kann gerade in der Schwangerschaft ein Problem werden. Warum das so ist, woran du Scharlach erkennst und wie er sich behandeln lässt, erfährst du jetzt.
Was ist Scharlach?
Scharlach ist zwar eine Kinderkrankheit, kann aber auch Erwachsene treffen. Gerade, wenn sie schon Kinder haben oder mit Kindern zusammenarbeiten. Schwangere sind wegen ihres geschwächten Immunsystems besonders gefährdet. Sie stecken sich leichter an.
Es handelt sich bei Scharlach um eine hochansteckende Infektion mit Bakterien aus der Streptokokken-Familie, genauer den A-Streptokokken. Die Bakterien bilden Gifte, die beim Menschen die typischen Symptome verursachen. Gegen diese Gifte kannst du immun werden oder sein. Leider gibt es verschiedene Erregerstämme. Daher kann dich Scharlach auch mehrmals im Leben erwischen. Es gibt keine Impfung dagegen.
Wenn du als Schwangere vermutest, Scharlach zu haben, geh bitte zum Arzt!
Die häufigsten Scharlach-Symptome bei Schwangeren
Symptome bei Schwangeren sind oft etwas unklarer als bei Kindern. Sie setzen etwa ein bis drei Tage nach der Infektion ziemlich plötzlich ein. Ist das der Fall, bist du schon ansteckend. Das häufigste und erste Symptom ist eine dicke Halsentzündung mit Schluckbeschwerden. Der Rachen ist stark gerötet. Die Zunge ist nach einem Tag weiß belegt. Die Mandeln können weiße Stippchen ausweisen. Auch Fieber ist nicht selten. Wie bei vielen bakteriellen Infektionen kann es mäßig ausfallen oder ganz unter der Fiebergrenze von 38 Grad bleiben.
Bei einer Erstinfektion sind oft die Lymphknoten geschwollen. Die Himbeer- oder Erdbeerzunge ist, wenn überhaupt, erst nach etwa zwei bis vier Tagen zu sehen. Manchmal kommen Schüttelfrost und/oder Erbrechen dazu.
Vorher entdecken Infizierte oft einen Hautausschlag, der durch die Bakteriengifte ausgelöst wird. Er geht von Leisten und Achseln aus und verteilt sich dann über den Körper. Die Haut ist rötlich und fühlt sich durch die vielen kleinen erhabenen Flecken samtig an. Erst sind die Pickel hellrot, dann werden sie dunkler. Der Ausschlag juckt nicht und verblasst, wenn man darauf drückt. Er kann auch abgeschwächt sein oder gänzlich fehlen. Nämlich dann, wenn du schon einmal in deinem Leben mit demselben Bakterienstamm infiziert warst. In diesem Fall lässt oft nur die Halsentzündung aufhorchen.
Ist Scharlach in der Schwangerschaft gefährlich?
Jein. Die Krankheit selbst verursacht keine bleibenden Schäden. Weder bei dir noch bei deinem Ungeborenen. ABER: Scharlach ist problematisch, weil es Komplikationen geben kann, wenn er nicht behandelt wird.
Bleibt Scharlach unentdeckt, kann das gut gehen. Muss aber nicht. Denn werden die Bakterien nicht zuverlässig abgetötet, können noch Wochen später schwere Entzündungen folgen. Der Körper entwickelt eine Art Allergie auf das Gift und reagiert über.
Nierenentzündungen oder Entzündungen am Herzen (Herzbeutel, -muskel oder -innenhaut) bergen dabei das größte Risiko für Schwangere und Baby. Denn schließlich muss dein Körper nicht nur dich, sondern auch dein Kind mit ausreichendem und sauberem Blut versorgen. Auch rheumatisches Fieber ist möglich, wenn auch selten.
Wie wird Scharlach bei Schwangeren diagnostiziert & behandelt?
Wenn du vermutest, mit Scharlach infiziert zu sein, geh bitte schnell in die Hausarztpraxis. Sag, dass du 1. schwanger bist und 2. einen berechtigten Verdacht hast. Sonst wird bei Erwachsenen nicht immer ausreichend getestet. Je früher der Scharlach bei Schwangeren behandelt wird, desto geringer das Risiko!
Leider ist der Rachenabstrich (Schnelltest) bei Erwachsenen nicht immer aussagekräftig. Etwa 20% tragen den Erreger im Rachen, ohne daran zu erkranken. Andersherum bedeutet ein negativer Test nicht automatisch, dass es kein Scharlach ist. Deshalb wird die Ärztin auch immer weitere Fragen stellen und dich genau untersuchen. Zusätzlich kann sie Blut und Urin auf Entzündungswerte untersuchen und den Abstrich zur weiteren Untersuchung einschicken.
Ist die Diagnose klar, bekommst du ein Antibiotikum. Wenn du schwanger bist meist Penicillin. Denn das ist für die Schwangerschaft zugelassen und macht auch beim Baby keine Probleme. Die gute Nachricht: Schon nach einem Tag Antibiotikum-Einnahme bist du für andere nicht mehr ansteckend!
Das Antibiotikum (kühl lagern!) musst du bitte trotzdem über den gesamten Zeitraum einnehmen. Auch wenn die Symptome schon längst weg sind. Sonst drohen eben jene Spätfolgen, die du vermeiden willst.
Mehr Tipps, wenn du dich mit Scharlach angesteckt hast
Ob Fieber oder nicht, achte bei Scharlach auf folgende Dinge:
- viel Ruhe
- mehr trinken als sonst, die Nieren müssen durchgespült werden
- das Antibiotikum genau nach Anweisung einnehmen und kühl lagern
- Antibiotika schwächen die Darmflora. Du kannst sie mit probiotischem Joghurt wieder aufbauen (zeitversetzt zum Medikament!)
- Bei Halsschmerzen: Mit Salzwasser oder Salbei gurgeln oder Quark-Halswickel machen (lassen)
Ansteckung mit Scharlach in der Schwangerschaft vermeiden
Dich nicht mit Scharlach anzustecken, wenn dein Kind erkrankt ist, ist gar nicht so leicht. Mundschutz zuhause? Würde helfen, ist aber unpraktisch. Kinder und Erwachsene mit Krankheitssymptomen außerhalb deines Haushalts solltest du meiden oder nur mit Abstand treffen. Frag am besten immer vorher nach, ob jemand krank ist.
Streptokokken werden per Tröpfchen- und auch per Schmierinfektion übertragen. Am besten versuchst du deine Abwehrkräfte mit einer gesunden Lebensweise zu stärken. Häufiges Händewaschen ist in der Schwangerschaft immer eine gute Idee. Bad regelmäßig putzen und Türgriffe abwischen auch. Handy- und Tablet-Displays nicht vergessen!
Schwangere Erzieherinnen oder Lehrerinnen
Arbeitest du in einer Betreuungseinrichtung oder Schule? Dass dort Scharlach auftreten könnte, ist kein Grund für ein generelles Beschäftigungsverbot, ABER: wenn es bestätigte Fälle gibt, darfst du vorübergehend zuhause bleiben. Nämlich so lange, bis es seit einer Woche keine neuen Fälle mehr gab.
Häufige Mythen rund um Scharlach in der Schwangerschaft
Mythos 1: Scharlach ist bei Schwangeren leicht zu erkennen
Manchmal ja, häufig nein. Denn eindeutige Symptome wie Erdbeerzunge oder Ausschlag können fehlen. Deshalb ist es wichtig, dass Ärzte bei Schwangeren besonders gründlich sind und die richtigen Fragen stellen.
Mythos 2: Erwachsene bekommen kaum Scharlach
Jein. Erwachsene stecken sich seltener an als Kinder, das ist richtig. Aber Scharlach bei Erwachsenen, die Kontakt mit Kindern haben, ist trotzdem recht häufig. Er wird manchmal nur nicht entdeckt. Schwangere sind noch dazu anfälliger für Infektionen.
Mythos 3: Wenn ich schon Scharlach hatte, bin ich immun
Schön wäre es! Stimmt nur leider nicht. Du magst zwar gegen die Gifte eines bestimmten Bakteriums immun sein. Aber leider gibt es von den A-Streptokokken einige Stämme. Du kannst dich also immer wieder anstecken. Und selbst wenn du immun bist, kannst du trotzdem eine fiese Halsentzündung bekommen, wenn dein Immunsystem gerade geschwächt ist.
Mythos 4: Bei einem milden Verlauf braucht man kein Antibiotikum
Es gibt ein paar naturheilkundlich ausgerichtete Ärzte, die das so sehen. Aber diese Einstellung ist riskant. Denn Scharlach ohne Antibiotika kann gut gehen, muss aber nicht. In der Schwangerschaft solltest du lieber nicht zu viel experimentieren.
Hast du noch eine Frage zum Thema Scharlach in der Schwangerschaft? Dann schreib uns gern einen Kommentar!
Quellen
- Kinderärzte im Netz: Scharlach – konsequente Ausheilung ist wichtig:
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/scharlach-konsequente-ausheilung-ist-wichtig/ - Scharlach: https://www.netdoktor.de/krankheiten/scharlach/
- Schulämter Hessen: Gefährdungsbeurteilung für Schwangere: https://schulaemter.hessen.de/sites/schulaemter.hessen.de/files/2017-08-11%20Gefährdungsbeurt%20Schwangere.pdf
- Scharlach in der Schwangerschaft:
https://rp-online.de/leben/gesundheit/medizin/scharlach/scharlach-in-der-schwangerschaft-infos-zu-moeglichen-risiken_iid-33443467#35 - Bild: Sick young woman suffering at home Elnur / Shutterstock.com