Close Babelli.deBabelli.de

Traumatische Geburtserfahrungen verarbeiten: Hilfe und Anlaufstellen

Traumatische Geburtserfahrungen: Hilfe bekommen
Geburtstraumata sind nicht so selten. Dennoch darfst du deine Gefühle ernst nehmen! / Bild © Westend61, Getty Images

Dieser Beitrag richtet sich an Frauen, die unter der Geburt unschöne Erlebnisse hatten, welche bis jetzt nachhallen.

Viele Frauen bleiben glücklicherweise von traumatischen Erlebnissen im Zusammenhang mit der Geburt verschont. Andere haben eine Weile an den Erinnerungen des Erlebten zu knabbern. Wieder andere entwickeln Ängste oder negative Gefühle bis hin zu einer postpartalen Depression (zum Selbsttest) – alles Folgen, die deine Beziehung zum Kind oder weitere Schwangerschaften belasten können.

Wenn du eine traumatische Geburtserfahrung hattest, empfehlen wir, sie zu bearbeiten. Tragen wir Menschen ein unbearbeitetes Trauma oder eine starke Belastung langfristig mit uns herum, kann das unser ganzes Leben und unsere Gesundheit beeinflussen. Dieser Prozess dauert seine Zeit und braucht oft Unterstützung. Aber: Jede Frau ist anders. Es gibt keine „richtige“ oder „falsche“ Art und Weise, damit umzugehen.

Der babelli Wochenbettkurs

Hier sind einige Schritte, die dir bei der Verarbeitung helfen können:

1. Akzeptiere deine Gefühle

Erlaube dir, deine Gefühle anzunehmen, ohne sie zu verurteilen. Wenn du sie wahrnimmst und erst einmal da sein lässt, beschäftigst du dich mit ihnen. Das kann dir dabei helfen, sie eines Tages auch wieder loszulassen. Traumatische Geburtserfahrungen können Schuld-, Scham- oder Angstgefühle auslösen. All diese Gefühle dürfen sein. Praktiziere Selbstmitgefühl und erkenne an, dass du in dieser Situation dein Bestes getan hast. Und dass die Geschehnisse dennoch Folgen hatten, die sich belastend und ungut für dich anfühlen. Lass dir deine Gefühle von niemandem kleinreden. Buchtipp unserer Hebamme Emely: „Es ist vorbei – ich weiß es nur noch nicht“ von Sahib, T. (2016).

Manchen Betroffenen hilft es, den Geburtsbericht aus dem Krankenhausarchiv anzufordern. Kliniken müssen diese Dokumente 10 Jahre lang aufbewahren, du hast also Zeit. Solltest du dich beschweren wollen, ist der Geburtsbericht ein wichtiges Beweisdokument. Wenn möglich, bist du beim Lesen nicht allein.

Hast du Sorge, dass dann alles wieder hochkommt? Auch das ist verständlich und okay. Entscheide einfach nach Bauchgefühl, ob du ihn lesen möchtest oder lieber doch nicht.

Vielleicht hilft es dir auch, wenn du ihn gemeinsam mit deiner Hebamme durchgehst. Sie kann dir helfen, das Geschehene besser einzuordnen und dich gut auffangen. Du kannst auch einen Termin in der Klinik mit Arzt/Ärztin und der dich nachbetreuenden Hebamme vereinbaren, bei dem der Geburtsverlauf nachbesprochen wird.

2. Tu dir Gutes

Du hast so viel geleistet. Nimm dir nun, so oft es geht, bewusst Zeit für Selbstfürsorge. Ob du lernst, wie du persönlich am besten entspannst, ein gutes Buch liest oder anderes – was auch immer dein Nervensystem langfristig wieder reguliert und beruhigt, ist jetzt hilfreich. Auch leichter Sport wie Yin Yoga, sanftes Pilates, Schwimmen oder Spazierengehen kann nach dem Wochenbett unglaublich guttun. Höre ruhig auf die Stimme deiner Seele. Dein Körper will dir helfen, zu heilen.

3. Suche jemanden zum Reden

Der Austausch von Gefühlen und Erfahrungen kann entlastend sein. Sprich mit Menschen, denen du vertraust, sei es Hebamme, Partner, Freunde oder Familienmitglieder: Menschen, bei denen du deine Gefühle offen aussprechen kannst, ohne dass sie diese bewerten. Menschen, die dir gerne zuhören und genügend Raum schenken. Nicht alle Personen in deinem Umfeld werden deine Gefühle nachvollziehen können. Manche kompensieren eigene Erfahrungen, indem sie besonders hart zu sich selbst oder anderen sind. Aber es gibt immer Menschen, die sich gut einfühlen können. Höre auf die Stimme deines Herzens, sie wird dir sagen, welche Menschen aus deinem Umfeld das sind.

4. Professionelle Hilfe bekommst du hier

Erwäge psychologische Unterstützung in Form einer Traumatherapie. Speziell dafür ausgebildete Menschen können dir helfen, deine Gefühle zu verstehen und Strategien zur Bewältigung zu entwickeln. Eine Verordnung bekommst du in der Frauenarzt- oder Hausarztpraxis. Mit Dringlichkeitsvermerk und fehlenden Therapieplätzen bei Kassentherapeutinnen, zahlen Krankenkassen oft auch private Therapien. Das kannst du vorher telefonisch erfragen.

Andere Anlaufstellen:

Die Verarbeitung von traumatischen Geburtserfahrungen ist individuell und braucht Zeit. Wenn dich das Geschehene stark belastet, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Du bist nicht allein, und es gibt Menschen, die dich auf dem Weg der Heilung begleiten können. Damit du die Babyzeit und, wenn gewünscht, auch eine neue Schwangerschaft möglichst entspannt genießen kannst.

8f8137d51f474942acda6ddc4f941d96 - Traumatische Geburtserfahrungen verarbeiten: Hilfe und Anlaufstellen

Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 28.12.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

2 Kommentare anderer Nutzer

  1. Liebe Autorin!
    In Ihrem Artikel zu diesem sehr wichtigen und leider nicht genug beachteten Thema fehlt mir der Link zum Verein „Mother Hood“, der auch ein Hilfetelefon anbietet.
    Ich würde mich freuen, wenn Sie die Liste am Ende Ihres Artikels dahingehend vervollständigen würden!
    Herzliche Grüße
    Muriel Schatz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert